So schön ist das Pilgern in Deutschland!

von Franz Bujor
07.01.2014 01:32 Uhr
 

Die ersten Eindrücke vom schönen Pilgern in Deutschland

Heute bekamen wir schon mal einen ersten Eindruck davon, wie es ist, mit dem Pilgerwagen im Gebirge unterwegs zu sein. Um dem Jakobsweg einen gewissen Abwechslungsreichtum zu verpassen, hat man ihn auf jeden Berg und durch jedes Tal geführt, das es in dieser Gegend gibt. Wer konnte ahnen, dass das Pilgern in Deutschland zu Beginn so abwechslungsreich aber auch schön sein wird.

Unsere Pilgerwege in Deutschland führen uns durch Tal und Gebirge

Unsere Pilgerwege in Deutschland führen uns durch Tal und Gebirge

Von Heilsbronn, wo wir uns nach einem gemeinsamen Frühstück vom Uli verabschiedeten, ging es über Großhaslach, Reckersdorf und Forst nach Weihenzell. Eine Dame die wir unterwegs auf unserem schönen Pilgerweg in Deutschland trafen und die ein Stück durch den Wald neben uns her nordic walkte, warnte uns bereits, dass die Gegend immer hügeliger werden würde. Damit hatte sie nicht untertrieben. Bereits nach den ersten paar Kilometern waren wir so nass geschwitzt, als hätten wir in unserer Kleidung geduscht.

Der schlammige Boden, in dem die Reifen unserer Pilgerwagen zum Teil Zentimeter weit einsanken, machte die ganze Geschichte des Wanderns dabei nicht wirklich besser. Schließlich kamen wir sogar an einen Streckenabschnitt, der so voller Wurzeln, Steinen und Schlaglöchern war, dass wir die Wagen abhängen und vorsichtig über die Hindernisse bugsieren mussten. Ben hatte also recht gehabt, als er sagte, dass man mit den Wägen 97 % aller Wege gut befahren kann.

Manche Pilgerwege in Deutschland verwandeln sich in schnell Schlammwege

Manche Pilgerwege in Deutschland verwandeln sich in schnell Schlammwege

Die 100 km Marke wollte gefeiert werden

Trotz aller Strapazen war die Landschaft beim Wandern in Deutschland, heute bei weitem schöner und idyllischer als in den letzten Tagen. Gegen Mittag machten wir dann eine Rast an einem Friedhof auf einer Anhöhe und feierten das Überschreiten unserer 100 km Pilger Marke. Es ist ein gutes Gefühl, schonmal 100 Kilometer geschafft zu haben. Irgendwie fühlt es sich jetzt nicht mehr nach einem absoluten Anfang an, sondern so, als hätte man schon einiges geschafft. Dennoch wanderte unsere Stimmung auch heute wieder genauso steil auf und ab, wie beim Pilgern in Deutschland auf den Hügel Kämmen.

Herzliche Begegnungen auf unserem Pilgerweg in Bayern

Immer wieder spürten wir beim Wandern ein Gefühl der Freiheit und der Lebendigkeit auf dem Weg. Aber genauso oft kamen auch wieder Ängste, Zweifel und Anfälle von Melancholie, Traurigkeit und Gereiztheit auf. Doch der Pilgerweg in Deutschland wird immer mehr zu unserem Freund und beschenkt uns beim Wandern mit vielen sehr herzlichen Begegnungen. Gerade als wir schnaufend wie zwei alte Dampflokomotiven den Gipfel einer Anhöhe erreicht hatten, kamen zwei Frauen auf uns zu, die uns interessiert fragten, ob wir Pilger seien. Als wir bejahten, waren sie so begeistert, dass sie fast vor Freude in die Luft gesprungen wären. Sie erzählten uns, dass sie am Vortag den Film „Die Pilgerin“ gesehen hätten und sich schon seit Ewigkeiten wünschten, einmal echten Pilgern auf einem Wanderweg in Deutschland zu begegnen. Ihre Begeisterung und ihre Freude sprangen sofort auf uns über, wenn auch nur bis zu dem Moment, an dem wir am Fuße des nächsten Anstieges standen.

verkehrsspiegel

Unser Pilger - Spiegelbild

Ja, wir sind Pilger!

Das schöne ist, jeder kann pilgern! Ob man nun mit seinem Hund im schönen Deutschland pilgern möchte, oder mit seinem Fahrrad, es gibt so viele individuelle Möglichkeiten dafür wie es Wege gibt. Lasst euch von der Pilgerkarte in Deutschland inspirieren. Sogar Frauen unter sich streben es manchmal an, das Pilgern für Frauen in Deutschland zu wählen, oder sie entscheiden sich für ein geführtes Pilgern, um sich ganz auf den Weg und die Ruhe zu fokussieren.

Als wir nach unserem mühseligen Pilgerweg in Deutschland Weihenzell erreichten, erfuhren wir, dass der Pfarrer zur Verabschiedung des Landesbischofs nach Ansbach gefahren war und dass wir hier keinen aus der Gemeinde antreffen würden. Also machten wir uns auf, um ins nächstgelegene Wernsbach zu wandern und dort unser Glück zu versuchen. Doch auch wenn wir noch nicht viele Kilometer auf dem Pilgerweg zurückgelegt hatten, hatten uns die Höhenmeter doch schon ordentlich geschafft. Auch in Wernsbach trafen wir keinen Pfarrer an. Wie ich später erfuhr, war er aber nicht nach Ansbach gefahren, sondern hatte sich an seinem ersten freien Tag nach dem Weihnachts-, Silvester- und Heilig-Drei-König Trubel aufs Ohr gehauen. Er hatte unser Klingeln zwar unterbewusst wahrgenommen, aber beschlossen, dass es ihn heute mal nichts anginge. Wir hingegen beschlossen, dass wir die Zeit bis zu seiner vermeintlichen Rückkehr mit der Nahrungssuche verbringen sollten.

Beim Containern reichte es nicht für ein Abendessen aus

Beim Containern reichte es nicht für ein Abendessen aus

In Weihenzell hatten wir eine Mango und eine Honigmelone im Container eines Supermarktes aufgetrieben, aber für ein Abendessen reichte das noch nicht aus. Wir folgten unserem Bauchgefühl und klingelten an der Tür zu einem Bauernhaus nahe dem Pilgerweg. Eine freundliche Frau und ihre Tochter öffneten uns und luden uns nach unserer Erklärung zu unserer Reise, auf einen Kaffee und eine Brotzeit ein. Wir verbrachten den Rest des Nachmittags bei der Familie und hatten bei guten Gesprächen die Gelegenheit, unsere geschundenen Glieder wieder etwas zu entspannen. Abends versuchten wir es dann noch einmal beim Pfarrer, der uns den Gemeindesaal als Schlafplatz anbot. Er lud uns außerdem auf ein Bier in die Kneipe gegenüber ein, wo er mir später von seinem Entspannungstag berichtete.

Der angetroffene Pfarrer war auch Seelsorger

Er erzählte auch, dass er nicht nur Pfarrer, sondern darüber hinaus Seelsorger in der Palliativstation des Krankenhauses war. Auch er berichtete uns von den gleichen Problemen, im Medizinwesen, die wir bereits von anderen Stellen gehört haben. Obwohl er und die Schwestern sich seit dreißig Jahren immer gleich gut um die Patienten kümmern, wurde vor kurzen eine Qualitätssicherung eingeführt, die jeden Mitarbeiter verpflichtet, alles nicht nur einmal, sondern dreimal zu dokumentieren. Das Ergebnis davon ist natürlich keine bessere Pflege, sondern mehr Stress für alle Mitarbeiter und weniger Zeit für die Patienten. Dafür werden dann aber als Ausgleich auch noch ein paar Gelder eingekürzt....

Gemeindesaal

Eine Übernachtung im Gemeindesaal

Der wiederentdeckte pilgern in Deutschland

Zum Abschluss erzählte er noch eine kurze Anekdote über den Jakobsweg in dieser Gegend. Er wurde erst vor einiger Zeit wiederentdeckt und von einem Vorgänger von Uli bekannt gemacht. Es gab allerdings große Zweifel daran, dass der Pilgerweg in Bayern, eine Stadt wie Ansbach ausgelassen hatte und stattdessen hier oben herumführte. Doch als sich die Ansbacher Gemeinden beschwerten, war der Weg bereits als Pilgerweg anerkannt.

Spruch des Tages: Wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergab.

Tagesetappe: 18,5 km

Gesamtstrecke111,37 km

 

Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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