Wie überführt man einen 40 Fuß Wohncontainer?


Wie ihr wahrscheinlich bereits aus früheren Artikeln wisst, sind wir inzwischen stolze Besitzer eines vierzig Fuß Wohncontainers der in naher Zukunft das Herzstück unseres Begleitfahrzeuges, also unserer mobilen Lebens-Basis ausmachen wird. Damit dies geschehen kann, musste der Container nur noch von seinem aktuellen Standort in Rumänien zu uns nach Postbauer-Heng und anschließend weiter zu Heiko nach Schweden transportiert, dort neu lackiert, isoliert, ausgebaut, mit Fenstern, Türen, Innenwänden und Möbeln versehen, auf einen geeigneten Anhänger gestellt und hinter eine leistungsfähige Zugmaschine gespannt werden. Keine große Sache also! Doch leider erwiesen sich bereits die ersten Schritte als deutlich schwieriger als erwartet. So stellte sich zunächst die Frage: Wie überführt man einen 40‘ Schiffscontainer von Rumänien nach Deutschland und wie bekommt man ihn von dort die gut 2000 km hinauf in den arktischen Norden Schwedens?
Die Überführung von Rumänien nach Deutschland
Das erste große Problem bestand darin, dass der Container zwar nun theoretisch uns gehörte, praktisch jedoch vollkommen außer Reichweite auf dem Hof eines Container-Haus-Herstellers in Rumänien stand. Ursprünglich war es so gedacht, dass er von hier aus direkt bis nach Skorped in Schweden gebracht werden sollte. Dabei ergaben sich jedoch zwei Probleme, die zunächst einmal wirkten, als wären sie für einander jeweils die perfekte Lösung.
Hinzu kam, dass die rumänischen Logistikunternehmen, die mit dem Verkäufer des Wohncontainers kooperierten, nach seinen Angaben nur Lizenzen für Süd- und Mitteleuropa hatten. Das heißt, um ganz bis nach Schweden zu kommen, musste der Container mindestens einmal von einem LKW auf einen anderen umgeladen und dann mit einem neuen Fahrer weitertransportiert werden.

Der Rumänische LKW kann nicht bis nach Schweden durchfahren, sondern muss den 40 Fuß Wohncontainer einmal abladen.
Das zweite Problem bestand darin, dass wir mit den regionalen Lebensmitteln von unseren heimischen Bauern, mit den Baumaterialien für Renovierung des Hauses und zum Ausbau des Containers, mit Kleidung und Möbeln, mit Werkzeugen, Alltagsgegenständen, Geschirr und allem, was wir sonst noch so brauchten, inzwischen mehrere Tonnen an Material zu Hause liegen hatten. Genaugenommen war dies natürlich kein Problem, sondern ein voller Erfolg und ein Umstand, der uns mit großer Dankbarkeit erfüllte. Aber es stellte uns auch vor das Problem, dass wir all dieses Material irgendwie nach Schweden transportieren mussten.
Die geniale Lösung: Der Container sollte von Rumänien nach Postbauer-Heng gebracht und dort mit all den Dingen befüllt werden, die wir für unser Arktik-Winter-Projekt brauchten. Dann konnte der neue Fahrer mit dem neuen LKW kommen und alles weiterbefördern.
Zumindest der erste Teil des Plans funktionierte einigermaßen wie gedacht. Das Problem lag lediglich darin, dass aufgrund der aktuellen, kritischen Lage die Grenzen zwischen dem inneren Kern von Europa, also den Ländern des Schengener Abkommens und den äußeren Staaten, zu denen auch Rumänien gehörte, weitgehend blockiert waren. Als LKW-Fahrer musste man teilweise mit zwei oder drei Tagen Wartezeit an der Grenze Rumänien nach Ungarn rechnen. Zum Glück befand sich die Firma, die uns den Container liefern sollte so nahe der Grenze, dass man hier die Situation abschätzen und einen günstigen Zeitpunkt wählen konnte, sodass es in unserem Fall letztlich „nur“ zu einer Verzögerung von mehreren Stunden kam.
Die zweite Schwierigkeit bestand darin, dass der Container vom LKW auf den Hof von Heikos Eltern gelangen musste, es aber keinen Transportservice mit integriertem Kran gab. Daher mussten wir letztlich selbst einen Kran organisieren, der den Container in die richtige Position brachte, aber davon hat euch Shania ja bereits erzählt.
Die Weitertransport-Krise
Zunächst sah es nun aus, als liefen die Dinge nun endlich rund. Wir konnten das Material im Container verstauen und hatten die feste Zusage, dass dieser binnen einer Woche wieder abgeholt werden würde. Doch wie ihr vielleicht ahnt, sollte es letztlich wieder einmal anders kommen. Denn anders als angekündigt, gab es kein Logistikunternehmen, das bereits für die Weiterfahrt gebucht war. Stattdessen bekamen wir mitgeteilt, dass sich der Verkäufer krankheitsbedingt nicht mehr weiter um den Fall kümmern könne. Es sei kein Grund zur Besorgnis, da es nach der Krankheit wie geplant weitergehen würde, aber es käme eben im Moment zu einer Verzögerung. Schnell zeichnete sich jedoch ab, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: Entweder wir freundeten uns damit an, dass der Container für den Rest seiner Tage bei Heikos Eltern im Hof stand, oder wir kümmerten uns selbst um den Transport.
Keinerlei hilfreiche Informationen
Wir entschieden uns für Variante zwei und begannen damit, uns zunächst einmal über verschiedene Möglichkeiten zu informieren. Was kostet es, eine Spedition mit dem Transport zu beauftragen? Wie teuer wäre eine Überführung mit der Bahn? Was kosten die Fährfahrten nach Schweden für einen LKW mit 18 m Länge und rund 20 Tonnen Gewicht?
Zu unserer großen Überraschung waren all diese Fragen alles andere als leicht zu beantworten. Immer wieder stießen wir auf Widerstand, mit dem wir nicht gerechnet hatten. So gibt es beispielsweise anders als bei Privatfahrten mit dem PKW, keine offizielle Preisliste für die Fährfahrten. Als Lastentransport kann man lediglich ein Formular ausfüllen und ein Angebot anfordern. Ob auch eines kommt, ist nicht garantiert. Je nach Fähre dauerte es zwischen zwei Tagen und drei Wochen und war oft erst nach mehrmaligem Nachhaken überhaupt möglich.
Ganz ähnlich verhielt es sich mit Angeboten von Speditionsfirmen oder von der Bahn. Grobe Zahlen zu bekommen war einfach, aber ein genaues Angebot schien unmöglich. Zumindest, sobald die Unternehmen hörten, dass hier lediglich ein Einmal-Transport geplant war. Geld verdient man anscheinen nur mit festen Dauerpartnern und somit ist alles andere nicht von Interesse.
Preiskategorie: Von übertrieben teuer bis unbezahlbar
Und noch etwas anderes zeichnete sich ab: Eine solche Überführung, sei es nun mit der Spedition, mit der Bahn, mit dem Schiff oder womit auch immer, war einfach extrem teuer. So teuer sogar, dass wir es uns nicht vorstellen konnten, wie es möglich war, dass man bei diesen Preisen Waren um die ganze Welt transportieren und anschließend immer noch billig verkaufen konnte.

Sogar über eine Container-Überführung mit dem Helikopter haben wir nachgedacht. Aber das war leider auch nicht günstiger...
Tatsächlich sollte der Transport, wenn wir ihn einfach regulär gebucht hätten, sogar mehr kosten, als wir insgesamt für den Container bezahlt hätten! Nicht bei allen Angeboten, aber doch bei einigen. Und dann standen wir noch immer vor dem Problem, dass wir nur einen Teil unseres Materials mitnehmen könnten, weil in der Regel mit LKW-Kränen gearbeitet wurde, die eine maximale Traglast von 5 bis 7 Tonnen haben. Das klingt viel, aber ihr wisst nicht, wie viel Material wir hatten!
Eine Containerüberführung selbst organisieren
Am Ende war klar, dass es nur eine einzige, sinnvolle Lösung gab: Wir mussten die Sache selbst in die Hand nehmen. Dafür brauchten wir lediglich einen Kran, einen Lkw mit Anhänger und einen LKW-Fahrer. Wieder klemmte ich mich tagelang ans Telefon und versuchte alles herauszufinden, was es hier zu wissen gab. Welche LKW-Miet-Services gab es und welche Konditionen hatten sie? Wer konnte uns beim Auf- und Abladen des Containers helfen? Wer in unserem Bekannten- und Freundeskreis hatte einen LKW-Führerschein? Und wer davon war Bereit und zeitlich in der Lage, eine solche Fahrt für uns zu machen? Wie sollten wir den Container bei uns in Schweden wieder vom Anhänger herunterbekommen? Die Fragen stapelten sich nur so in meinem Kopf und immer, wenn ich das Gefühl hatte, einen Punkt abgeklärt zu haben, tauchten drei neue Fragen dafür auf. Zum Glück hatte ich Heiko stets als Austauschpartner, der mir immer wieder neue Denkanstöße und Fragepunkte liefern konnte. Ohne diesen Austausch wäre ich schier verzweifelt. Doch mit jedem neuen Telefonat, zeichnete sich immer mehr ein Lösungsweg ab, auch wenn es am Anfang nicht so aussah.
Ein eigener LKW-Auflieger für die Containerüberführung
Schließlich kamen wir auf die Idee, uns einfach einen eigenen LKW-Auflieger zuzulegen, anstatt einen zu mieten und uns den Kopf über eine Technik zum Abladen zu zerbrechen. Denn früher oder später brauchten wir ja ohnehin einen Auflieger, mit dem wir den Container um die Welt ziehen konnten. Es sollte schließlich ein Mobilheim werden und dafür war eine gewisse Mobilität eine der Grundvoraussetzungen.
Nun war Heiko an der Reihe, denn das Auftreiben guter Angebote bei eBay, Onlinebörsen und anderen Händlern war definitiv sein Metier. Es dauerte noch einmal ein paar weitere Tage, aber dann hatte er einen geeigneten Auflieger gefunden, den es zu einem sehr humanen Preis geben sollte. Er war gebraucht und hatte bisher dazu gedient, Heuballen vom Feld zum Bauernhof zu transportieren. Aber er war in einem guten Zustand und hatte genau die Größe, die wir brauchten. Nämlich knapp eineinhalb Meter länger als unser Wohncontainer, sodass wir hier noch einen Minicontainer für unsere Wassertanks und andere Geräte dahinter platzieren konnten.
Außerdem war gleich eine sogenannte Dolly im Preis enthalten, also eine Art Adapter-Hänger mit deren Hilfe sich der große LKW Auflieger auch mit einem Traktor ziehen ließ. Auch dies war etwas, das wir früher oder später hätten auftreiben müssen.
Hilfe naht!
In der Zwischenzeit machte ich mich daran, einen Fahrer für unseren Container-Transport zu gewinnen. Eine erste Umfrage bei Facebook blieb weitgehend erfolglos. Wir bekamen zwar Antworten, doch handelte es sich in der Regel um professionelle Fahrer, die auch ebenso professionell dafür bezahlt werden wollten, sodass wir wiederum beim gleichen Preis gelandet wären, wie mit einem Logistik-Unternehmen.
Schließlich jedoch viel uns Schotti ein, ein ehemaliger Schüler von uns aus der Zeit als Wildnismentoren, der bei uns über ein Jahr hinweg in Ausbildung war. Dabei hatte er seine Leidenschaft zum Klettern entdeckt und wir hatten ihm geholfen, den Sprung vom LKW-Fahrer zum Industriekletterer zu machen.
Er freute sich sehr über unseren Anruf und war gleich bereit uns zu unterstützen. In den kommenden Tagen telefonierten wir täglich, bis wir gemeinsam einen Plan entwickelt hatten, mit dem unser Container-Transport nun doch endlich klappen konnte.
Der Masterplan für die Überführung des 40 Fuß Wohncontainers
Dieser Plan sah folgendermaßen aus.
Episode 1: Die Auflieger-Begutachtung
Maik, der Sohn von Schotti sollte gemeinsam mit Shania nach Münster fahren, wo der Anhänger mitsamt der Dolly zum Verkauf stand, um diesen zunächst einmal zu begutachten. Wenn dieser wirklich so gut war, wie er im Internet aussah, würden wir den Kauf eintüten und er sollte noch ein weiteres Mal die Reise dorthin unternehmen.
Episode 2: Der Auflieger-Kauf
Dieses Mal jedoch mit der Bahn und zunächst nach Dillenburg, wo er die Filiale von EURO-Leasing erreichen musste. Dort wurde dann ein LKW für ihn bereitgestellt, da sich EURO-Leasing bereiterklärt hatte, unser Projekt mit einem besonders günstigen Spezial-Tarif zu unterstützten.
Mit dem LKW würde es dann weiter nach Münster gehen, wo er zunächst den neuen Anhänger mitsamt der Dolly ankoppeln musste. Der Kaufvertrag würde zuvor bereits über E-Mail und Postversand abgewickelt werden, sodass der Trailer in zu diesem Zeitpunkt uns gehörte. Er musste dann jedoch gleich vor Ort umgemeldet werden, da er zu diesem Zeitpunkt lediglich eine landwirtschaftliche Zulassung für maximal 30 km/h hatte. Damit dies klappte, musste ein strenger Zeitplan eingehalten werden, da sonst der TÜV seine Pforten schloss, bevor Maik mitsamt dem Anhänger dort eintraf. Vorsichtshalber hatte ich den TÜV-Prüfer bereits über alles informiert und er hatte mir versichert, dass er notfalls auch ein wenig warten würde. Außerdem sei die ganze Angelegenheit ohnehin bloß eine Pro-Forma-Geschichte und so müssten wir uns keine Sorgen machen. Dies zumindest sollte also schon einmal glattlaufen. Anschließend würde Maik zurück zu uns nach Postbauer-Heng fahren.
Episode 3: 40 Fuß Wohncontainer aufsatteln und durchstarten
Gleich am nächsten Morgen hatten wir dann einen neuen Termin mit der Firma AllKran aus Allersberg arrangiert, die uns den Container auf den LKW-Anhänger heben wollten. Dann würde Anneliese den beiden Fahrern noch ein leckeres Mittagessen spendieren und im Anschluss ging es dann für Maik und Schotti auf zum Vater-Sohn-Roadtrip durch Nordeuropa. Zunächst nach Dänemark und von dort aus über die verschiedenen Meeresbrücken bis nach Schweden, wo sie etwa eineinhalb Tage später Skorped erreichen würden.
Episode 4: Container platzieren in Skorped
Wenn unsere beiden Fahrer mit dem Container in Skorped eingetroffen sind, gibt es natürlich erst einmal ein großes Willkommensessen. Dann wird der Anhänger mit Container so vor dem Haus platziert, dass er parallel zur Straße und damit nahezu waagerecht steht, sodass man optimal darin arbeiten kann. Nach einer Zwischenübernachtung und einem stärkenden Frühstück geht es für Maik und Schotti dann wieder an den Rückweg.
Episode 5: Die Heimreise nach Deutschland
Hierbei würden sie die ersten 1000 km mit der entlasteten LKW-Zugmaschine zurückfahren und diese dann in Hamburg bei einer weiteren Zweigfiliale von EURO-Leasing abgeben. Von dort aus ginge es dann weiter mit einem kleinen Leihwagen von StarCar, den wir dank Kostenfrei-Mieten-Service sogar vollkommen umsonst, inklusive einer Tankfüllung bekommen konnten, da er ohnehin nach Nürnberg überführt werden sollte. Damit wäre die Odyssee der Container-Überführung nach Schweden dann abgeschlossen und Heiko konnte bereits mit den ersten Vorbereitungen und Renovierungsarbeiten beginnen. Shania würde kurz darauf zumindest erst einmal für einige Zeit hochfahren, um ihn zu unterstützen und ich konnte Anfang Januar dann nachkommen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
So weit wie gesagt der Plan! Dass dann natürlich letztlich alles vollkommen anders kam und im Grunde nichts so verlief wie es hätte verlaufen sollen, war eigentlich nicht einmal besonders überraschend. Aber davon berichten wir euch in den kommenden Artikeln…
