6 Tipps: So kannst du Venedig besichtigen, ohne Geld auszugeben

von Heiko Gärtner
08.05.2019 20:10 Uhr

Über Venedig lässt sich vieles sagen, doch ganz sicher nicht, dass es sich bei dieser Stadt um ein günstiges Reiseziel handelt. Im Gegenteil! Wenn man hier nicht aufpasst, kann man innerhalb weniger Stunden ein komplettes Vermögen ausgeben und sich hinterher fragen, was man davon nun eigentlich gekauft hat. Denn die Stadt der Romantik ist vor allem auch eine Stadt der €uro-mantik. Mit anderen Worten, es gibt eigentlich nichts, wofür man hier kein Geld ausgeben kann. Trotzdem haben wir es geschafft, am Ende unseres Besuches mit einem Plus von 10 Euro ans Festland zurückzukehren. Und dies, obwohl wir uns wirklich nicht zurückgenommen haben. Wir haben alles besichtigt, was wir besichtigen wollten, haben gut gegessen und hatten eine angenehme, ruhige und gut gepflegte Unterkunft.

Wie das geht? Keine Sorge, wir verraten euch ein paar Tipps, mit denen ihr ebenfalls einiges an Geld sparen könnt.

Die bunten Lichter verleihen der Stadt der Liebe eine besondere Atmosphäre

Die bunten Lichter verleihen der Stadt der Liebe eine besondere Atmosphäre

1. Bette den Venedig-Urlaub in eine Pilgerreise ein

Wie wir oben bereits aufgezeigt haben, wird Venedig jedes Jahr mit einer Flutwelle des Massentourismus überschwemmt, gegen die sogar die häufigen Hochwasser harmlos sind. Das hat zur Folge, dass die Einheimischen hier ein sehr eigenes Bild von Touristen haben. Auf der einen Seite brauchen sie sie um Geld zu verdienen, auf der anderen Seite hassen sie sie dafür, dass sie ihre schöne, einzigartige Insel zerstören. Aus diesem Grund ist es schon mal eine sehr gute Voraussetzung für nahezu alles, was man in Venedig tun will, nicht als Tourist betrachtet zu werden. Ein Tourist ist hier einfach eine Art Maschine, aus der man so viel Geld wie möglich heraus melken muss. Das ist keine gute Basis für freundschaftliche Begegnungen, bei denen man sich im gegenseitigen Austausch unterstützt.

Der Dogenpalast von Oben

Der Dogenpalast von Oben

Eine gute Methode um kein Tourist zu sein, ist es Pilger zu sein. Und dies aber ernst zu nehmen. Das bedeutet, ihr braucht ein bisschen mehr Zeit und ihr lasst euch nicht direkt nach Venedig einfliegen, sondern besucht die Stadt zu Fuß. Optimal ist es, wenn ihr eure Reise zuvor offiziell bei einem Pilgerverein anmeldet und dafür eine Credenzial erhaltet. Dies ist ein Pilgerpass, in den ihr eure persönlichen Daten eintragt und mit dem ihr euch dann an allen Wegpunkten einen Stempel abholt. Auf diese Weise könnt ihr später klar beweisen, dass ihr wirklich Fußpilger und keine Standard-Touristen seid. Warum das wichtig ist, darauf kommen wir später noch einmal zurück.

Auch ohne Geld kann man in Venedig viel Spaß haben

Auch ohne Geld kann man in Venedig viel Spaß haben

2. Organisiere deine Übernachtung frühzeitig und mit bedacht

Natürlich ist es möglich, einfach nach Venedig zu reisen, und sich vor Ort ein Hotelzimmer zu suchen. Aber das ist aus einer Vielzahl von gründen absolut nicht sinnvoll. Zunächst einmal erinnert ihr euch sicher daran, was wir über die Menschenmassen gesagt haben. Wenn es also schlecht läuft, kann es sein, dass man tatsächlich kein einziges freies Zimmer findet. Und wenn, wird es unter Umständen so teuer sein, dass man sich ebenso gut auch einen Privatjet nehmen könnte, um kurz nach Hause und am morgen wieder zurückzufliegen. Hinzu kommt die Tatsache, dass ihr bei eurer Ankunft Gepäck dabei haben werdet, das ihr möglichst schnell loswerden wollt. Wenn es etwas gibt, das einen an Venedig wirklich nerven kann, dann ist es, gezwungen zu sein, stundenlang mit einem Koffer im Kreis zu rennen.

Besonders nachts ist Venedig beeindruckend

Besonders nachts ist Venedig beeindruckend

Übernachtungsbörsen nutzen

Und schließlich gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, mit denen man deutlich günstiger und besser fährt, wenn man sie frühzeitig nutzt. Zum einen wären da die Privatunterkünfte, die man z.B. über Airbnb finden kann, aber auch über Couchsurfing oder Warmshower. Unter Umständen ist es auch hierbei sinnvoll, auf Unterkünfte am Festland auszuweichen um Geld zu sparen.

Beim Spaziergang am Hafen kann man die Luxusyachten betrachten

Beim Spaziergang am Hafen kann man die Luxusyachten betrachten

Kirchliche Einrichtungen nutzen

Die andere Variante ist es, direkt in den Klöstern oder den Kirchengemeinden nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen. Hier ist es dann wieder wichtig, dass man ein Pilger ist, denn die Klöster und auch die Pfarrer sind selbstverständlich nicht dafür da, den Touristen eine kostenlose Unterkunft zu stellen. Es gibt aber beispielsweise ein Franziskanerkloster im Westen der Stadt, das regulär eine Pilgerherberge betreibt. Hier kann man kostenfrei übernachten, wenn man eine Credenzial über seine Pilgerreise vorlegen kann.

Venedig ohne Geld geht das

Venedig ohne Geld geht das

Aber auch die anderen Pfarrer, Mönche und Nonnen nehmen einen gerne auf, wenn sie erkenne, dass dies einen Sinn ergibt und wenn man sie freundlich fragt. Hier muss man lediglich ein wenig auf Googlemaps recherchieren. Um die richtigen Einträge zu finden, müsst ihr lediglich Venedig suchen und dann auf „In der Nähe suchen“ klicken. Dann gebt ihr als Stichworte „chiesa“, „parrocchia“, „convento“, „santuario“ oder „monastero“ ein und ruft unter den angegebenen Telefonnummern an. Hier sind Italienischkenntnisse natürlich von großem Vorteil. Zur Not kommt man aber auch mit Englisch einigermaßen zurecht.

Der Markusplatz im Dunkeln

Der Markusplatz im Dunkeln

3. Proviant mitnehmen und Restaurants vermeiden

Der zweite extreme Kostenpunkt bei einer Venedig-Besichtigung ist das Essen. Im Schnitt kann man hier für ein winziges Stückchen Pizza, mit ca. 10x10cm Kantenlänge rund 5-7€ ausgeben. Natürlich ist es romantisch, wenn man am Abend in Venedig schön mit seinem Partner Essen geht, während sich das Mondlicht in den Kanälen spiegelt. Aber es ist in jedem Fall sinnvoll, sich bewusst für eine solche Genuss-Zeit zu entscheiden und nicht gezwungen zu sein, die überteuerten Touristenpreise zahlen zu müssen, nur weil man Hunger hat. Die beste Lösung dafür ist es, sich gleich etwas zum Essen vom Festland mitzunehmen und in Venedig ein Picknick zu machen. Dies kann mitunter sogar noch deutlich romantischer sein, wenn man es beispielsweise in einer lauen Sommernacht weit ab des Trubels auf einer abgelegenen Marmortreppe oder im „Gardine della Biennale“ mit Blick auf die Lagune macht.

Falls ihr nicht ausreichend Essen dabei habt, lohnt es sich aber auf jeden Fall einen der kleinen Supermärkte im nördlichen Teil der Insel zu besuchen, in denen normalerweise vor allem die Einheimischen einkaufen. Auch die Märkte, die direkt von den Booten aus abgehalten werden, sind um einiges günstiger, als die Touristenstände und die Restaurants. Wichtig ist aber, dass ihr stets drei oder vier Möglichkeiten miteinander vergleicht. Denn die Preise können extrem schwanken und das auch in Richtungen, in die man es nicht erwarten würde. Am Bootsanleger beim Markusplatz beispielsweise gibt es Automaten mit Wasserflaschen. Diese sind zwar alles andere als günstig, kosten aber nicht einmal die Hälfte von dem, was man zahlt, wenn man die identischen Flaschen am Souvenirstand zwanzig Meter weiter kauft.

Auch abseits der Cafes kann man es sich romantisch machen

Auch abseits der Cafes kann man es sich romantisch machen

4. Nicht besichtigen, sondern beten

Eine weitere Möglichkeit um schier unendlich viel Geld in Venedig zu lassen, sind die vielen Eintrittsgelder. Man zahlt hier für nahezu alles, auch für fast jede Kirche. Es gibt jedoch einen Weg, dies zu umgehen. Denn in Italien darf nur für das Besichtigen einer Kirche oder Kathedrale Geld verlangt werden. Besucht man sie hingegen zum Beten, ist der Eintritt umsonst. Man muss dies lediglich am Eingang mitteilen. Auch hierbei ist es durchaus wieder hilfreich, ein Pilger zu sein und dies bestätigen zu können, da dies die eigene Glaubwürdigkeit erhöht.

Der Markusdom von oben

Der Markusdom von oben

Man darf nun kostenfrei in die Kirche hinein und sollte sich auch wirkliche einen Moment Zeit für eine Andacht, ein Gebet oder eine Meditation nehmen. Erstens kann dies nicht schaden, vor allem nicht, wenn man in einer so turbulenten Stadt wie Venedig unterwegs ist. Und zweitens gibt es die Regel für Menschen, die eine Kirche zum Beten nutzen wollen. Dies schamlos und offensichtlich auszunutzen wird im schlimmsten Fall dazu führen, dass man sie abschafft, was viele Menschen schwer treffen würde. Niemand hat aber etwas dagegen, wenn man sich nach einem kurzen Gebet oder einem Moment der Stille und inneren Einkehr noch ein wenig in der Kirche umsieht.

Wenn man weiß wie kann man die Kirchen kostenlos besichtigen

Wenn man weiß wie kann man die Kirchen kostenlos besichtigen

5. Günstige Reisezeiten wählen

Zur Hauptsaison ist Venedig nicht nur gnadenlos überfüllt, sodass das Besichtigen ohnehin kaum noch Spaß macht, es ist auch noch einmal deutlich teurer. Zudem sind die meisten Menschen, die in diesem Wahnsinn arbeiten müssen, verständlicherweise vollkommen genervt und gestresst. Daher sind sie nicht besonders gut auf Menschen zu sprechen, die aus irgendeinem Grund eine Extrawurst haben wollen. Dies sieht zur Nebensaison, also im Herbst und im Frühjahr deutlich anders aus. Am besten ist es, wenn man sich etwas Zeit nehmen kann und es nicht auf den genauen Tag ankommt, an dem man die Stadt besichtigt. Denn dann kann man die Zeiten nutzen, in denen ein erhöhtes Überschwemmungsrisiko besteht und den Tag abpassen, an dem die Straßen gerade trocken sind. Dies sorgt dafür, dass deutlich weniger Menschen in der Stadt sind, als üblich. Somit haben auch die Angestellten an den Ticketschaltern Zeit und man kann mit ihnen quatschen. Wenn man nun noch eine gute Geschichte erzählen kann, die klarmacht, warum man kein normaler Tourist ist, sind bedeutend mehr Dinge möglich, als man sich vorstellen kann.

Venedig hat unzählige Sehenswürdigkeiten zu bieten

Venedig hat unzählige Sehenswürdigkeiten zu bieten

6. Kombitickets und Einheimischen-Infrastrukturen nutzen

Auch in Venedig gilt, dass man umso mehr Geld sparen kann, je besser man organisiert ist. Denn die Eintritte für einzelne Sehenswürdigkeiten sind bedeutend höher, als wenn man sie mithilfe von Kombitickets miteinander verbindet. Das Gilt auch für eventuelle Fähr- bzw. Bootsfahrten. Außerdem ist man bedeutend besser und günstiger dran, wenn man sich nicht wie ein Tourist, sondern wie ein Einheimischer verhält. Wer beispielsweise mit dem Auto anreist, muss am Eingang von Venedig schier unvorstellbar hohe Parkgebühren zahlen. Parkt man jedoch in Messina am Festland, findet man mit etwas Geschick sogar kostenlose Parkplätze und kann dann mit dem Bus über die Brücke fahren. Dieser kostet nur ein paar Euro und wird vor allem von den Menschen benutzt, die in Venedig arbeiten, sich dort aber keine Wohnung leisten können oder wollen.

Entspannen und genießen am Ufer der Stadt

Entspannen und genießen am Ufer der Stad

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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