Städtetrip nach Aachen
Bis wir Aachen erreichten verliefen die Tage relativ ereignislos. Es war eben eine typische Winterzeit im Norden von Deutschland, also Nieselregen, Ungemütlichkeit und Einheitsgrau in nahezu jeder Lebenslage.
Auch Aachen begrüßte uns auf diese Weise. Ich kannte die Stadt bereits aus meiner Uni Zeit, da wir damals mehrere Museen und Kulturveranstaltungen besucht hatten. Tatsächlich musste ich jedoch feststellen, dass ich mich an nichts erinnern konnte und dass ich nicht das Geringste über die Stadt wusste. Abgesehen von der Innenstadt rund um den Dom ist Aachen auch nicht unbedingt eine schöne Stadt. Vor allem aber ist sie bedeutend größer als ich es vermutet hätte und hat daher natürlich auch alle Großstadteigenschaften, die wir ja bekanntlich so schätzen.
Trotzdem lohnte sich der Besuch, denn der Dom, die Innenstadt und vor allem auch die Domschatzkammer sind definitiv einen Blick wert.
Als wir das Zentrum erreichten, flüchteten wir uns zunächst erstmal in das Domzentrum, wo es nicht nur warm und trocken war, sondern auch wertvolle Informationen über die Stadt und mögliche Schlafplätze gab. Die Mitarbeiter waren sehr bemüht, konnten aber zunächst niemanden erreichen, weshalb wir uns kurz darauf selbst aufmachten, um die von ihnen herausgesuchten Adressen abzuklappern.
Gleich der zweite Versuch war erfolgreich. Es war ein Krankenhaus der barmherzigen Brüder, das immer noch einen kleinen Bereich hatte, der den Brüdern selbst als Kloster zur Verfügung stand. In der Nacht zuvor hatten wir bereits ebenfalls in einem Kloster übernachtet. Auch dieses Kloster war nur noch spärlich besetzt gewesen, doch es war geradezu groß gegen das der barmherzigen Brüder.
Zurzeit lebten hier drei Mönche, von denen einer aber nur ein Gast aus Kornelimünster, also aus unserem Kloster von gestern war. Einer von ihnen, Bruder Damian lud uns zum Mittagessen in die Kantine ein, in der die Brüder auch eine Speisung für Obdachlose und sozial schwache Mitbürger anboten. Er erzählte uns, dass die barmherzigen Brüder eigentlich ein sehr reicher Orden sind, der direkt dem Vatikan untersteht und daher unabhängig von den Entscheidungen des örtlichen Bischofs ist. Bis heute gehören ihm unzählige Gebäude auch hier in Aachen, doch da kaum noch Brüder existieren, werden sie nach und nach verkauft.
Nach dem Essen machten wir uns an die Erkundung der Stadt. Zunächst besuchten wir den Dom, sowie einige weitere Kirchen im Zentrum, darunter auch eine äußerst beeindruckende orthodoxe. Eine kleine Gruppe aus Griechenland war hier gerade anwesend. Sie machte eine Art spirituellen Kurzurlaub in Aachen und hielten in der Kirche daher eine kleine Zeremonie ab.
Als sie uns sahen, hießen sie uns sofort willkommen und auch wenn wir kaum ein Wort miteinander sprechen konnten, spürte man doch eine herzliche und einzigartige Verbindung, die wir bis dato in dieser nasskalten, grauen Region noch nicht erlebt hatten.
Dank unserer Kontakte an der Touristeninformation durften wir im Anschluss auch den Domschatz kostenlos besichtigen. „Die attraktive junge Dame am Schalter ist meine Frau!“, sagte der Mann, am Informationsstand, „sagt ihr einfach ihr kommt von mir, dann ist das kein Problem!“
Aachen selbst hatte das Glück, dass man hier bereits vor mehr als 2000 Jahren rund 65 heiße Quellen fand, die die Stadt vor allem beim Adel und bei den einflussreichsten Gesellschaftsschichten sehr beliebt machte. Daher kamen immer wieder Könige in die Stadt, die jedes Mal auch einen Teil ihrer Schätze hier ließen. Der Klosterschatz, der heute im Dommuseum besichtigt werden kann geht zurück bis zu Karl dem Großen und ist tatsächlich einen Besuch wert.
Heute ist der alte Prunk der Stadt aber zu vielen Teilen dem natürlichen Alltagsgrau gewichen. So ist Aachen nun vor allem laut, wuselig und voll vom üblichen Stress einer Gesellschaft, die permanent hinter allem hinterher rast. Lediglich die Zigeuner und die Obdachlosen, die überall an den Straßenrändern sitzen und auf eine kleine Spende hoffen scheinen noch einigermaßen entspannt zu sein und finden teilweise sogar die Zeit, einen anzulächeln. Wir beschlossen, dass es durchaus wert war, diese immense Frustrationstoleranz zu würdigen und verschenkten die Maronen, die wir zuvor geschenkt bekommen hatten an einen Bettler.
Pünktlich zum Abendessen kehrten wir wieder von unserem Kurztrip in unser Krankenhauskloster zurück. Einen Besuch im berühmten Kurbezirk mit ausgedehntem Saunagang, der unseren Städtetrip durch Aachen in einen echten Wellnessurlaub verwandelt hätte, brachten wir leider nicht mehr unter.
Spruch des Tages: Ein Kurzurlaub in Aachen auf den Spuren der Könige
12.-14.12.2017
Höhenmeter 150 m / 180 m / 120 m / 90 m
Tagesetappe: 13 km / 18 km / 17 km / 10 km
Gesamtstrecke: 28.708,27 km
Wetter: Heiter bis Wolkig, Temperaturen knapp über null Grad, Schnee am Wegesrand
Etappenziel Tag 1536: Gemeindehaus der Kirche, Borgstena, Schweden
Etappenziel Tag 1537: Gemeindehaus der Kirche, Annelund, Schweden
Etappenziel Tag 1538: Kapelle, Faglavik, Schweden
Etappenziel Tag 1539: Gemeindehaus der Kirche, Larv, Schweden