Städtetrip nach Aachen

von Heiko Gärtner
07.06.2018 06:15 Uhr

 

Bis wir Aachen erreichten verliefen die Tage relativ ereignislos. Es war eben eine typische Winterzeit im Norden von Deutschland, also Nieselregen, Ungemütlichkeit und Einheitsgrau in nahezu jeder Lebenslage.

Das Kloster Kornellimünster war unser letzter Schlafplatz bevor wir Aachen erreichten.

Das Kloster Kornelimünster war unser letzter Schlafplatz bevor wir Aachen erreichten.

 

Auch Aachen begrüßte uns auf diese Weise. Ich kannte die Stadt bereits aus meiner Uni Zeit, da wir damals mehrere Museen und Kulturveranstaltungen besucht hatten. Tatsächlich musste ich jedoch feststellen, dass ich mich an nichts erinnern konnte und dass ich nicht das Geringste über die Stadt wusste. Abgesehen von der Innenstadt rund um den Dom ist Aachen auch nicht unbedingt eine schöne Stadt. Vor allem aber ist sie bedeutend größer als ich es vermutet hätte und hat daher natürlich auch alle Großstadteigenschaften, die wir ja bekanntlich so schätzen.

Große Hauptstraßen führen mitten durch Aachen.

Große Hauptstraßen führen mitten durch Aachen.

 

Trotzdem lohnte sich der Besuch, denn der Dom, die Innenstadt und vor allem auch die Domschatzkammer sind definitiv einen Blick wert.

Der Marktplatz im Aachener Zentrum im Winter.

Der Marktplatz im Aachener Zentrum im Winter.

Als wir das Zentrum erreichten, flüchteten wir uns zunächst erstmal in das Domzentrum, wo es nicht nur warm und trocken war, sondern auch wertvolle Informationen über die Stadt und mögliche Schlafplätze gab. Die Mitarbeiter waren sehr bemüht, konnten aber zunächst niemanden erreichen, weshalb wir uns kurz darauf selbst aufmachten, um die von ihnen herausgesuchten Adressen abzuklappern.

Weihnachtsmarkt in Aachen

Weihnachtsmarkt in Aachen

Das Eingangsportal des Aachener Doms

Das Eingangsportal des Aachener Doms

Gleich der zweite Versuch war erfolgreich. Es war ein Krankenhaus der barmherzigen Brüder, das immer noch einen kleinen Bereich hatte, der den Brüdern selbst als Kloster zur Verfügung stand. In der Nacht zuvor hatten wir bereits ebenfalls in einem Kloster übernachtet. Auch dieses Kloster war nur noch spärlich besetzt gewesen, doch es war geradezu groß gegen das der barmherzigen Brüder.

Die Kathedrale in Aachen

Die Kathedrale in Aachen

Die aachener Innenstadt

Die Aachener Innenstadt

     

Zurzeit lebten hier drei Mönche, von denen einer aber nur ein Gast aus Kornelimünster, also aus unserem Kloster von gestern war. Einer von ihnen, Bruder Damian lud uns zum Mittagessen in die Kantine ein, in der die Brüder auch eine Speisung für Obdachlose und sozial schwache Mitbürger anboten. Er erzählte uns, dass die barmherzigen Brüder eigentlich ein sehr reicher Orden sind, der direkt dem Vatikan untersteht und daher unabhängig von den Entscheidungen des örtlichen Bischofs ist. Bis heute gehören ihm unzählige Gebäude auch hier in Aachen, doch da kaum noch Brüder existieren, werden sie nach und nach verkauft.

Eines von vielen Museen in Aachen

Eines von vielen Museen in Aachen

Nach dem Essen machten wir uns an die Erkundung der Stadt. Zunächst besuchten wir den Dom, sowie einige weitere Kirchen im Zentrum, darunter auch eine äußerst beeindruckende orthodoxe. Eine kleine Gruppe aus Griechenland war hier gerade anwesend. Sie machte eine Art spirituellen Kurzurlaub in Aachen und hielten in der Kirche daher eine kleine Zeremonie ab.

Der Dom bildet mit einigen weiteren Kirchen eine Art Zentrum des Glaubens in Aachen

Der Dom bildet mit einigen weiteren Kirchen eine Art Zentrum des Glaubens in Aachen.

Als sie uns sahen, hießen sie uns sofort willkommen und auch wenn wir kaum ein Wort miteinander sprechen konnten, spürte man doch eine herzliche und einzigartige Verbindung, die wir bis dato in dieser nasskalten, grauen Region noch nicht erlebt hatten.

Dank unserer Kontakte an der Touristeninformation durften wir im Anschluss auch den Domschatz kostenlos besichtigen. „Die attraktive junge Dame am Schalter ist meine Frau!“, sagte der Mann, am Informationsstand, „sagt ihr einfach ihr kommt von mir, dann ist das kein Problem!“

Aachen selbst hatte das Glück, dass man hier bereits vor mehr als 2000 Jahren rund 65 heiße Quellen fand, die die Stadt vor allem beim Adel und bei den einflussreichsten Gesellschaftsschichten sehr beliebt machte. Daher kamen immer wieder Könige in die Stadt, die jedes Mal auch einen Teil ihrer Schätze hier ließen. Der Klosterschatz, der heute im Dommuseum besichtigt werden kann geht zurück bis zu Karl dem Großen und ist tatsächlich einen Besuch wert.

Weihnachtsshopping in Aachen

Weihnachtsshopping in Aachen.

Heute ist der alte Prunk der Stadt aber zu vielen Teilen dem natürlichen Alltagsgrau gewichen. So ist Aachen nun vor allem laut, wuselig und voll vom üblichen Stress einer Gesellschaft, die permanent hinter allem hinterher rast. Lediglich die Zigeuner und die Obdachlosen, die überall an den Straßenrändern sitzen und auf eine kleine Spende hoffen scheinen noch einigermaßen entspannt zu sein und finden teilweise sogar die Zeit, einen anzulächeln. Wir beschlossen, dass es durchaus wert war, diese immense Frustrationstoleranz zu würdigen und verschenkten die Maronen, die wir zuvor geschenkt bekommen hatten an einen Bettler.

Pünktlich zum Abendessen kehrten wir wieder von unserem Kurztrip in unser Krankenhauskloster zurück. Einen Besuch im berühmten Kurbezirk mit ausgedehntem Saunagang, der unseren Städtetrip durch Aachen in einen echten Wellnessurlaub verwandelt hätte, brachten wir leider nicht mehr unter.

Die Arcaden in Aachen

Die Arcaden in Aachen.

Weihnachtsbaum im Einkaufszentrum

Weihnachtsbaum im Einkaufszentrum.

 

Spruch des Tages: Ein Kurzurlaub in Aachen auf den Spuren der Könige

12.-14.12.2017

Höhenmeter 150 m / 180 m / 120 m / 90 m

Tagesetappe: 13 km / 18 km / 17 km / 10 km

Gesamtstrecke: 28.708,27 km

Wetter: Heiter bis Wolkig, Temperaturen knapp über null Grad, Schnee am Wegesrand

Etappenziel Tag 1536: Gemeindehaus der Kirche, Borgstena, Schweden

Etappenziel Tag 1537: Gemeindehaus der Kirche, Annelund, Schweden

Etappenziel Tag 1538: Kapelle, Faglavik, Schweden

Etappenziel Tag 1539: Gemeindehaus der Kirche, Larv, Schweden

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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