Basilikata - Sehenswürdigkeiten, Tipps und Reiseführer
Seit einigen Tagen wandern wir nun bereits durch die Region Basilikata, bzw. Basilicata, wie sie auf italienisch geschrieben wird. Gerade als Wanderer setzt sie uns noch einmal vor völlig neue Herausforderungen, denn es handelt sich hier um die ärmste Region des Landes. Warum sie dennoch sehenswert ist und was ihr bei eurer Besichtigung beachten solltet, verraten wir euch nun in diesem Artikel.
Daten und Fakten über Basilicata
Zunächst ein paar Eckdaten über die Region, die mit ihren 9.995 km² ungefähr halb so groß ist, wie Schleswig-Holstein. Offiziell leben hier etwa 577.000 Einwohner, von denen gerade einmal 2,6 % Ausländer sein sollen. Warum dies wahrscheinlich nicht stimmt, verraten wir euch etwas weiter unten. Theoretisch hätte Basilicata damit nur etwa 60 Einwohner pro Quadratkilometer, also 20 weniger als Frankreich.
Da sich diese jedoch auf nur wenige besiedelte Fläche und vor allem auf wenige Straßen verteilen, nimmt man sie deutlich bewusster und intensiver war, als an vielen anderen Orten Europas. Potenza ist mit rund 67.000 Einwohnern sowohl die größte Stadt in der Region als auch die Hauptstadt. Hierüber können wir jedoch nur wenig sagen, da die Stadt in den Bergen liegt und wir uns bei unserer Wanderung auf die Ostküste konzentriert haben. Die bei weitem berühmteste und schönste Stadt der Region ist jedoch Matera, die vor allem für ihre historischen Höhlenbauten bekannt geworden ist.
Wandern in Basilicata
Anders als Apulien, das überwiegend aus einer großen Flachebene besteht, beträgt der flache Anteil von Basilikata gerade einmal 8 %. Der Rest des Landes besteht zu etwa der Hälfte aus Hügelland und zur anderen aus Gebirge. Als wir vor drei Jahren das letzte mal hier waren, haben wir und dafür entschieden, durch das Hügelland zu wandern. Dies bedeutete, dass wir jeden Tag rund 200 Höhenmeter hinunter und anschließend wieder hinaufsteigen mussten.
Denn wie für Italien typisch, wurden auch hier fast alle Städte und Dörfer auf die Gipfel oder zumindest die oberen Steilhänge der Berge und Hügel gebaut. Das sieht zwar von weitem durchaus recht urig aus, ist aber gerade für Wanderer nicht besonders praktisch. Jetzt im Sommer herrschen hier Temperaturen von bis zu 43°C im Schatten. Zumindest theoretisch, denn praktisch gibt es fast nirgendwo Schatten. Mehrere Hundert Höhenmeter wären daher nun also tödlich, weshalb wir dieses Mal den Weg am Meer entlang gewählt haben.
Ein Labyrinth aus Straßen und Flüssen
Wie sich herausstellte unterscheidet sich Basilikata aber auch in der Möglichkeit für die Wegführung sehr stark von den Regionen, die wir bisher durchwandert haben. Es ist nämlich schlichtweg unmöglich, einfach am Meer entlang zu wandern, da es hier keine durchgängigen Straßen gibt. Immer wieder ziehen sich Flüsse oder ausgetrocknete Flussbetten vom Landesinneren bis zum Meer und schneiden einem damit den Weg ab. Leider wurden Brücken über diese Flüsse fast ausschließlich für die Autobahn und die Zuglinie gebaut, während Radfahrer und Fußgänger das nachsehen haben. Dies führt dazu, dass man für jede Tagesetappe fast doppelt so weit unterwegs ist, wie die eigentlich Entfernung zwischen zwei Orten beträgt. Obwohl die gesamte Küstenlinie von Basilikata gerade einmal 50km lang ist, verbringen wir daher nun in Basilicata bereits fast genauso viel Zeit wie zuvor im deutlich größeren Apulien.
Auch sonst gibt es vielerorts keine Möglichkeit den Hauptstraßen auszuweichen, so dass man häufig mitten im Verkehr gehen muss. Auch dies führt dazu, dass man sich zumindest als Wanderer nur selten vorstellen kann, dass die Bevölkerungsdichte hier in Basilicata nur etwa ein Viertel von der des übrigen Italien beträgt. Sobald man jedoch nur ein kleines Stück von den Hauptrouten weg kommt, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Nun hat man wirklich das Gefühl, weitgehend alleine in diesem Land zu sein. Und genau das macht auch die Schönheit von Basilicata aus. Der Umstand, dass es hier tatsächlich noch einsame Strände, Wege und Gebirgsrouten gibt, auf denen man noch immer weitgehend seine Ruhe haben kann.
Naturzerstörung bis ins Extremste
Wir schreiben hier bewusst „weitgehend“ denn eine echte, friedliche Stimmung gibt es hier in Basilikata ebenso wenig, wie wir sie sonst in Italien haben finden können. Zumindest nicht im Sommer. Hier haben die Italiener in ihrer jüngeren Geschichte leider ganze Arbeit geleistet und fast ihre gesamte Natur zerstört. Das jedenfalls bekommen wir immer wieder von verschiedenen Einheimischen berichtet. Wir selbst können ja nur eine Momentaufnahme machen, aber vor allem viele der Älteren haben Italien noch ganz anders erlebt. Einst muss es auch hier saftig grün und idyllisch gewesen sein, doch heute ist gerade Basilicata ein trockene, waldarme Region die eher an afrikanische Steppe als an ein europäisches Urlaubsparadies erinnert. Doch dadurch wurde nicht nur der fruchtbare Boden abgetragen, es hat sich auch eine neue Insekten-Population gebildet, die aus Millionen von Zirpen und Grillen besteht.
Die Natur als Lärmbelästigung
Diese Heuschreckenplage, die hier fast ein biblisches Ausmaß angenommen hat wurde mit der Zeit zu einem echten Problem. Nicht, weil sie wie in der Geschichte über die Sünden alles kahl frisst, was ihr begegnet, sondern weil die Insekten mit vereinten Kräften ein Dauerzirpen mit über 60dB erzeugen. Sie sind also lauter als ein normales Gespräch und etwa so laut, wie die Atmosphäre auf einem Marktplatz. Dabei beginnen sie ihr eintöniges Lied im Frühjahr und enden im Herbst. An einigen Orten geben sie Ruhe, sobald es Nacht wird, an anderen zirpen sie 24h durch.
Das fiese dabei ist, dass sie sich vorzugsweise in Bäumen aufhalten, also immer dort, wo es an sich eigentlich schön wäre. In den Olivenhainen, in Parks in kleinen Wäldern in Allen, in Grünstreifen neben der Strandpromenade und in den Gärten von Privathäusern und Hotel. Dies ist eine Sache, auf die man unbedingt achten sollte, wenn man einen Sommerurlaub in Süditalien und damit auch in Basilicata bucht. Denn sonst passiert es leicht, dass man viel Geld für ein wunderschönes Hotel ausgibt, aber den ganzen Urlaub über kein einziges Auge zumachen kann und den ganzen Tag nur an Flucht denkt.
Die ärmste Region Italiens
Dass Basilikata die ärmste Region Italiens ist, hätte man uns zuvor nicht unbedingt sagen müssen. Man braucht nur wenige Impressionen, um es selber zu merken. Wie gesagt, es gibt wunderschöne Ecken mit einsamen Stränden und es gibt auch einige faszinierende und sehenswerte Altstädte. Aber der überwiegende Teil des bewohnten Bereichs besteht aus heruntergekommenen Plattenbauten und Wohnbunkeranlagen, die eher an Brasilien oder Russland als an Italien denken lassen. Farbe scheint den meisten in Bezug auf Häuser ein absolutes Fremdwort zu sein.
Rost und abblätternder Putz hingegen nicht. Selbst viele Hotels wirken heruntergekommen und geben einem kein besonders gutes Gefühl, wenn man hier länger als ein paar Stunden verbringen soll. Dementsprechend gering ist auch der Anteil an ausländischen Touristen. Er beträgt gerade einmal 14 %, während 86 % der rund 533.000 jährlichen Urlaubsbuchungen aus Italien selbst kommen. Überwiegend sind es Bewohner des Innenlandes, die über die Sommerferien an die Küste wollen. Geschätzt kommt man damit dennoch auf knapp 2 Millionen Urlaubsübernachtungen pro Jahr. Das klingt nach einer Menge, ist aber in etwa das, was man in Venedig in einem schlechten Monat unterbringt.
Landwirtschaft mit zweifelhaften Methoden
Damit kommen wir nun zum wahrscheinlich dunkelsten Abschnitt über das kleine, heiße Bundesland. Die wirtschaftliche Situation gilt hier gemeinhin als eher zurückgeblieben, da es nur wenig Industrie, dafür aber umso mehr Landwirtschaft gibt. Ob das nun wirklich persé ein Nachteil ist, darüber kann man sich sicher streiten. Fakt ist jedoch, dass die Art und Weise, mit der unsere Nahrung hier angepflanzt wird nahezu niemandem gut tut. Zum einen verdankt es Basilikata seiner Landwirtschaft, dass so große Teile seiner ursprünglichen Natur heute zerstört und verwüstet sind.
Doch das ist noch nicht alles. Denn die Landwirtschaft besteht hier zum größten Teil aus dem Anbau von Obst und Gemüse. Produkte also, die man nicht einfach mit einem Mähdrescher oder anderen Vollerntemaschinen einholen kann. Es geht nur mit der guten alten Handarbeit. Und die wäre heute natürlich zu teuer um mit hoch industrieller Landwirtschaft mitzuhalten. Es sei denn natürlich, man würde einen Weg finden, um menschliche Arbeitskraft nutzen zu können, ohne dafür viel Geld ausgeben zu müssen.
Moderne Sklavenarbeit auf den Feldern
Moment Mal! Die gibt es ja längst! Sie wird bereits seit der Antike benutzt und das sogar damals schon genau hier an dieser Stelle!
Ganz genau, wir reden von Sklavenarbeit, die sich seit dem Römischen Reich nur wenig verändert, definitiv aber nicht verbessert hat. Vor drei Jahren haben wir sie bereits bei unserer Überfahrt von Griechenland nach Brindisi miterlebt. Damals stammten die Gastarbeiter noch überwiegend aus Rumänien, Albanien, Serbien, Bulgarien und Mazedonien. Heute sind es hingegen vor allem Schwarzafrikaner, die uns fast immer und überall besuchen. Die meisten von ihnen sind illegale Einwanderer oder Flüchtlinge, die sich für ein paar Euro am Tag ihr Essensgeld auf den Feldern verdienen. Sie werden in speziellen Wohnblocks zusammengepfercht und haben dort in der Regel nicht einmal Wasser und Strom.
Leben am Rande der Existenz
Vor ein paar Tagen haben wir selbst eine intensive Erfahrung in einem Ort machen dürfen, der zu einem überwiegenden Anteil aus afrikanischen Sklavenarbeitern bestand. Der Pfarrer wollte uns dort einen Platz anbieten, den die Caritas eigentlich den Arbeitern als Aufenthaltsraum, zum Duschen und zum Laden ihrer Handys zur Verfügung stellte. Wir schlugen das Angebot aus, da wir niemandem etwas wegnehmen wollten, doch wir erfuhren dabei einiges über die Situation der Arbeiter. Wenn die Caritas in einem Ort nicht existierte bzw. keine Angebote zur Verfügung stellte, mussten sie auf Staatliche oder Private Hilfe zurückgreifen. Und beide verlangten für die Nutzung von Duschen und Stromanschlüssen auch noch Geld von den Arbeitern. Eben jenes Geld, das sie unter menschenunwürdigen Bedingungen in brütender Hitze und an mehr als 12 Stunden am Stück verdient hatten.
Teilweise wurden sie noch mitten in der Nacht hinaus auf die Felder gebracht, um im Dunkeln weiter zu arbeiten. Oder sie mussten ohne Lampen in völliger Dunkelheit an den Hauptstraßen entlang bis in ihre Baracken wandern, wenn sie spät Feierabend hatten. Dass es hier immer wieder zu Konflikten kommt und dass sich weder die Einheimischen noch die Arbeiter sicher fühlen, ist wohl naheliegend.
Die Strände in Basilicata
Aber auch die Strände und der Tourismus sind ein wichtiger Bestandteil von Basilicata und auch die wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten. Was die Stände anbelangt, lässt sich nun langsam sagen, dass es die Italiener einfach lieben, sich dicht an dicht ans Meer zu legen und ihre Sonnenschirme aufzuspannen. Es ist keine Folge des Massentourismus, sondern eher eine Art Fetisch der Einheimischen. Ebenso wie sie es lieben ihre Häuser so nah wie möglich aneinander zu bauen oder sich in kleine Wohnungen zu pferchen, obwohl ihr Land auch Platz für anständige Wohnsituationen bieten würde. Im Süden Basilicatas gibt es beispielsweise überwiegend Stein- und Kiesstrände, was aber dennoch niemanden abhält, um daraus Sonnenschimwiesen zu machen. Sobald man sich jedoch ein bisschen von den Ortschaften in Meeresnähe entfernt, hat man die Strände weitgehend für sich alleine.
Basilikatas Kulturhauptstadt Matera
Der wohl bemerkenswerteste Ort in Basilicata ist jedoch Matera. Die Stadt liegt im Norden der Region, direkt ander Grenze zu Apulien und war einst eine Höhlensiedlung. Hier haben die ursprünglichen Bewohner ihre Wohnungen nicht gebaut, sondern direkt in die Felsen geschlagen. Später entstand dann eine Stadt um diese Höhlenwohnungen herum, die auch noch einiges an sehenswerter Architektur zu bieten hat. Die Höhlen selber sind heute unbewohnt, beherbergen aber Musen und andere öffentliche Einrichtungen, so dass man sie besuchen und besichtigen kann. Was man definitiv auch tun sollte.
Wissenswertes über Matera:
Basilicatas Sehenswürdigkeiten und Reiseziele
Hier noch einmal die wichtigsten Reiseziele und Sehenswürdigkeiten von Basilicata im Überblick:
1. Sassi di Matera
Dies sind die bereits erwähnten berühmten Höhlenbehausungen von Matera. Sie zählen zu den ältesten Behausungen Europas und wurden den Archäologen zufolge bereits 7000 Jahre vor Christi bewohnt.
2. Castello Tramontano in Matera
Nicht ganz so alt, aber ebenfalls sehenswert ist das Castello von Matera. Auch dieses blickt auf eine einzigartige Geschichte zurück. Wurde es doch von seinem Erbauer, dem Grafen Carlo Tramontano von Matera nicht etwa zum Schutz der Stadt errichtet. Viel mehr ging es darum, um ihm die Möglichkeit zu geben, seine Untertanen leichter und bequemer zu kontrollieren. Dass dies als offizielles und anerkanntes Ziel nicht so gut ankam kann man sich vorstellen. Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass der gute Mann noch während der Bauzeit seiner Überwachungsburg auf offener Straße von seinen eigenen Leuten ermordet wurde. Das Schloss wurde daher nie wirklich vollendet.
3. Potenza
Die Hauptstadt der Basilicata bietet neben einer imposanten Kathedrale und einer recht ansprechenden Altstadt ein schönes Bergpanorama und einiges an kulturellen Schätzen.
4. Pietrapertosa
Hierbei handelt es sich um einen Kleinen Ort inmitten der Berge, der unter einem beeindruckenden Felsen beheimatet ist. Der Ortsname heißt übersetzt „Durchlöcherter Stein“ und beschreibt damit recht gut, was man hier zu sehen bekommt. Neben dem Naturkunstwerk jenes Felsens bietet der Ort zudem eine Auswahl an schönen und sehenswerten Kirchen.
5. Craco
Das antike kleine Städtchen Craco, das auf einem Hügel unweit der Küste thront, ist heute eine Geisterstadt. Dadurch wurde der Zustand wie vor einigen Hundert jahren konserviert und man kann gewissermaßen eine Zeitreise in längst vergessene Tage machen.
6. Metaponto
Dies ist die Kleinstadt, die heute überwiegend von Arbeitersklaven bewohnt wird. Abgesehen davon bietet sie jedoch auch einen sehr schönen Strand. Außerdem gibt es ein Archäologisches Museum in dem noch einige Überbleibsel aus der griechischen Antike zu sehen sind. Unter anderem erzählt die Sage, dass unter anderem der Erfinder des Trojanischen Pferdes hier gelebt und vielleicht sogar auch diese Stadt gegründet haben soll. Zudem wird erzählt, dass einst Pythagoras hier auf seine berühmte Formel für rechtwinklige Dreiecke kam.
Zusammenfassung
Basilicata ist mit Sicherheit nicht die erste Wahl für einen Italienurlaub. Die Region bietet aber dennoch deutlich mehr, als man im ersten Moment vermuten würde. Es ist eine Region der Gegensätze mit viel Armut und vielen Gegenden, die alles andere als Sehenswert sind. Aber es ist auch eine Region voller Geschichte und Kultur. Und es ist eine Region, in der man sehr klar erkennen kann, in welche Richtung sich Europa gerade bewegt. Definitiv ist nicht alles schön hier, aber Basilikata ist dennoch einen Besuch wert.
Die besten Reiseführer über Basilikata
Weitere spannende Informationen über Basilikata
Spruch des Tages: Jede Region hat ihre Sonnen- und ihre Schattenseiten.
- Etappe: 19 km, 180 Höhenmeter, Ziel: Pfarrhaus, Bernalda, Italien
- Etappe: Distanz: 15 km, Höhenunterschied: 150 m, Ziel: Pfarrhaus, Tinchi, Italien