Europas wilde Seite - eine Reise nach Schottland

von Shania Tolinka
29.12.2021 19:48 Uhr
 

Wer das nördliche Europa erkunden will, wird bei seiner Reise nach Schottland von wunderschöner Natur, bestehender Kultur und vielen Mythen reich beschenkt werden. Auch wenn wir auf unserer Weltreise zu Fuß Schottland als doch sehr windig und verregnet erleben durften. So mangelte es aber nicht an der Herzlichkeit und Naturverbundenheit der Schotten, gerade als wir in ländlicheren Gegenden unterwegs waren. Sind jedoch zu viele Autos unterwegs, ist der Lärmpegel bei der einen oder anderen Besichtigung der vielen Sehenswürdigkeiten in Schottland etwas höher. Natürlich lernt ihr viele Städte mit einer großen Historie, faszinierende Kulturen, Sehenswürdigkeiten und schönen Strände ausgiebig kennen. Auch abseits der großen Touristenpfade überrascht der Kontinent mit überraschend viel Abwechslung.

Während unserer Schottlandreise war es überwiegend windig und an diesem Tag zum Glück ohne Regen.

Während unserer Schottlandreise war es überwiegend windig und an diesem Tag zum Glück ohne Regen.

 

Sagen und unverwechselbare Landschaften in Schottland

Schottland besteht aus so unterschiedlichen Regionen, dass es kaum möglich ist, allen auf einmal gerecht zu werden. Burgen, Schlösser, Städte mit einer beeindruckenden Historie und herrliche Landschaften wie die Highlands gilt es zu erkunden und zu entdecken. Um sich ganz auf die Entdeckung dieses Landstrichs zu konzentrieren, sollten man bei seinem Urlaub in Schottland schon vor der Reise eine Unterkunft suchen.

Ideal sind die gemütlichen Ferienwohnungen, die häufig an touristischen Attraktionen zu finden sind. Dabei dienen sie nicht nur als komfortable Unterkunft für die Familie oder eine Reisegruppe. Sie dienen auch als Ausgangspunkt für ausgedehnte Entdeckungen mit dem Auto. Die beliebteste Fährverbindung führt von Rotterdam nach Hull, denn von dort aus sind es 384 Kilometer, bis Reisende die beliebte Stadt Edinburgh erreichen. Die Alternative ist ein Flug in die Städte Edinburgh oder Glasgow, um dort ganz bequem einen Mietwagen zu leihen.

Wer sich bei seiner Reise nach Schottland abseits der Touristenpfade begibt, trifft auf Regionen wie Dumfries und Galloway, das gegenüber von Nordirland liegt. Diese ländliche Region bietet einen schönen Kontrast aus einer felsigen und sandigen Küste sowie bewaldeten sanften Hügeln. Ein Highlight für Naturfreunde ist der Galloway Forest Park, welcher als größter Waldpark des gesamten Vereinigten Königreichs gilt.

Bei einer Reise nach Schottland, kann man die Stadt Edinburgh sehr einfach per Fähre mit dem Auto erreichen.

Bei einer Reise nach Schottland, kann man die Stadt Edinburgh sehr einfach per Fähre mit dem Auto erreichen.

 

Zwischen exotischen Gärten und Jahrhunderte alten Bauwerken

Schottland besitzt nicht nur historische Bauten, sondern auch Jahrhunderte alte Gärten. Die Galloway House Gardens an der Südküste wurden bereits 1740 angelegt und laden zu langen Spaziergängen bei eurem Urlaub in Schottland durch eine faszinierende Parklandschaft ein. Aufgrund des vom Golfstrom beeinflussten Klimas gedeihen hier sogar ganz prächtig exotische Pflanzen. Weiter östlich steht an der Mündung der Nith das Caerlaverock Castle, eine große mittelalterliche Burgruine, die sogar über einen spektakulären Doppelturm verfügt.

 

Sonne satt im Osten Schottlands

Auf der anderen Seite Schottlands liegt East Lothian, eine traditionsreiche Grafschaft, die früher Haddingtonshire hieß. Das Gebiet befindet sich östlich der Hauptstadt Edinburgh und ist nicht nur wegen seiner Strände im Norden besuchenswert. Die Gegend gilt auch als sonnigste Region Schottlands.

Der Verwaltungssitz des Council Area liegt in Haddington, das Council spielte in der britischen Geschichte eine wichtige Rolle. Die Stadt wurde im Rahmen der englisch-schottischen Kriege mehrfach belagert. Der englische König Heinrich VIII. wollte so erreichen, dass die berühmte schottische Königin Maria Stuart seinen Sohn heiratete. Dazu kam es jedoch nicht.

Beim Reisen in Schottland findet man den ältesten Golfplatz von East Lothian in Musselburgh vor.

Beim Reisen in Schottland findet man den ältesten Golfplatz von East Lothian in Musselburgh vor.

Zu den Sehenswürdigkeiten in Schottland zählen der Amisfield Walled Garden, der im 18. Jahrhundert am östlichen Stadtrand von Haddington angelegt wurde. Südlich der Stadt liegt Lennoxlove House, das zu den wichtigsten Baudenkmälern Schottlands gehört. Besonders sehenswert sind die Sonnenuhr und das Gartentor, die zusätzlich zum Herrenhaus auf die Liste der Kategorie-A-Denkmäler aufgenommen wurden.

Die größte Gemeinde von East Lothian ist Musselburgh, das für den ältesten Golfplatz der Welt bekannt ist. Eine traumhafte Landschaft kann man bei seinem Urlaub in Schottland nördlich der Stadt am Firth of Forth vorfinden. Die Musselburgh Lagoons bieten gut zehn Kilometer von Edinburgh entfernt eine wunderbare wilde Landschaft am Wasser.

   

10 beliebte Sehenswürdigkeiten in Schottland

1. Die sagenhafte Burg Eilean Donan

Einer der eindrucksvollsten Orte in Schottland ist zweifellos die Eilean Donan Burg. Sie ist eine vor 800 Jahren erbaute Festung auf der kleinen Insel Eilean Donan (die nicht viel größer ist als die Burg selbst), die zwischen den Lochs Long, Duich und Alsh liegt. Die Aussicht auf die Burg bei Flut ist spektakulär. Wenn ihr jedoch in der Hochsaison kommt, solltet ihr euch darauf einstellen, dass es sehr voll sein kann. Trotzdem gehört die Burg eindeutig zu den Attraktionen, die man bei seinem Urlaub in Schottland gesehen haben muss.

Bei einem Urlaub in Schottland darf der Besuch der Burg Eilean Donan nicht fehlen.

Bei einem Urlaub in Schottland darf der Besuch der Burg Eilean Donan nicht fehlen.

 

2. Das Fairy Glen auf der Isle of Skye

Fairy Glen auf der Isle of Skye ist einer der magischsten Orte auf der Isle of Skye und ein Muss für jeden Besucher dieser schönen Insel bei der Reise nach Schottland. Dieses Märchental ist eine Ansammlung von begehbaren Hügeln, hinter denen sich von Besuchern geschaffene Steinzeichnungen verbergen. Zudem findet ihr kleine Felsen vor, auf die man klettern kann, wie z. B. der sogenannte Castle Even, weiter gehts mit schönen Seen und Wasserfällen sowie vielen Schafen, die in der Gegend frei und friedlich grasen.

3. Die Stadt Edinburgh

Edinburgh ist unbestritten die touristischste Stadt Schottlands, und jeder, der diese Stadt bei seiner Reise nach Schottland gesehen hat, wird euch berichten, dass ihr diese auf eurer Schottlandreise nicht verpassen dürft. In Edinburgh gibt es viele Sehenswürdigkeiten in Schottland, die man gesehen haben muss. Eine imposante Burg, die historische Royal Mile mit ihren Pubs oder den Calton Hill, von dem aus man einen der besten Ausblicke auf die großartige Stadt hat. Das Gute ist, dass man den historischen Teil oder auch die Altstadt an einem Tag bei seinem Urlaub in Schottland besichtigen kann.

Ein grüner Park und historische Gebäude mit der Burg im Hintergrund, so variationsreich sieht es in Edinburgh aus.

Ein grüner Park und historische Gebäude mit der Burg im Hintergrund, so variationsreich sieht es in Edinburgh aus.

 

4. Schloss und Kathedrale von St. Andrews

Viele andere Sehenswürdigkeiten in Schottland wie Schlösser und Ruinen, sind ohne jeden Zweifel sehenswert, aber die Ruinen der Kathedrale und vor allem die Ruinen von St Andrews Castle zu den ganz besonderen Orten. Die Möglichkeit, die Gänge zu besichtigen und zu sehen, wie die Gefangenen früher in der Burg lebten, oder einen Teil der Fassade einer Kathedrale zu sehen, die eine der beeindruckendsten der Welt gewesen sein muss, lässt der Fantasie freien Lauf und versetzt einen in andere Zeiten.

5. Loch Ness und seine Umgebung

In einer Reise nach Schottland gibt es viele Seen zu sehen, aber keiner ist so mythisch wie Loch Ness. Nehmt euch mindestens einen Tag lang Zeit, um um das Loch herum zu wandern. Urquhart Castle zu besuchen, den Caledonian Canal in Fort Augustus zu besichtigen, die Stromschnellen und Wasserfälle von Plodda und Dog Falls zu bestaunen und die nahe gelegenen Lochs Cluanie, Loyne und Garry zu besichtigen, die jeweils weitere spektakuläre Ausblicke bieten. Und natürlich solltet ihr bei eurer Reise nach Schottland versuchen, Nessie zu finden, eines der wichtigsten Erlebnisse in Schottland.

Das berühmte und geheimnisvolle Loch Ness ist eines der beliebten Sehenswürdigkeiten in Schottland.

Das berühmte und geheimnisvolle Loch Ness ist eines der beliebten Sehenswürdigkeiten in Schottland.

 

6. Stirling: die Burg und seine Stadt

Sowohl die Burg als auch der Rest von Stirling gehören zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten in Schottland. Besonders die Burg bezaubert durch ihren einmaligen Charme. Die Straßen der Altstadt sind wunderschön und voller Ecken mit einer jahrhundertealten Geschichte und auch das historische Denkmal für William Wallace ist wirklich beeindruckend. Ein Besuch, den man auf seiner Reise nach Schottland auf keinen Fall verpassen sollte, da er weniger als eine Stunde von Edinburgh entfernt liegt.

7. Loch Lomond

Obwohl Loch Ness der berühmteste der schottischen Seen ist, ist Loch Lomond, zwischen Edinburgh und Fort William gelegen, vielleicht sogar der schönste von allen. Man kann diesen mit der Fähre oder auf der Straße umrunden und dabei Orte wie Balloc (dessen Park sich hervorragend für ein Picknick eignet), Inveruglas und seine seltsame Pyramide oder Luss besuchen, von wo aus man einen spektakulären Blick auf den See hat, oder sogar Wassersportarten wie Kajakfahren oder Segeln betreiben.

8. Die sehenswerte Burg Dunnottar

Die Dunnottar Burg, oder besser gesagt ihre Ruinen, sind eine weitere Attraktion, die man im Urlaub in Schottland unbedingt gesehen haben muss. Das im Osten des Landes gelegene Schloss wurde auf einem Hügel am Meer erbaut, so dass die Aussicht vom Schloss aus spektakulär ist. Das Schloss war bereits ein wichtiger Drehort für Glenn Close und Mel Gibsons Version von Hamlet und diente auch als Inspiration für den Disney-Zeichentrickfilm Brave.

9. Das unvergessliche Inverness

Inverness liegt an der Nordküste Schottlands und besticht durch den kulturellen Mittelpunkt der schottischen Highlands. Es ist eine Stadt voller Leben, aber auch voller ruhiger Orte wie dem Park mit seiner wunderschönen Naturlandschaft, der sich um die Isles of Ness erstreckt. Entlang der Kanäle, Seen und Wälder von Inverness gibt es zahlreiche Wander- und Fahrradwege unterschiedlicher Länge. Das Gute ist, dass man die Stadt in weniger als einem Tag zu Fuß erkunden kann, und das ist es auf jeden Fall wert. Bei einem Besuch des Stadtzentrums gelangt ihr zu den sehenswerten Marktplätzen aus dem viktorianischen Zeitalter, Kathedralen und Museen. Dort befinden sich aber auch einige der namhaftesten Whiskey-Destillerien und ihr könnt mehr über das Herstellungsverfahren von schottischem Whiskey erfahren und auch einige Single Malts testen.

Für viele die eine Reise nach Schottland machen gehört das Probieren eines typischen Single Malt mit dazu.

Für viele die eine Reise nach Schottland machen gehört das Probieren eines typischen Single Malt mit dazu.

 

10. Traditionelle Freude bei den Inverness Highland Games

Falls ihr im Juli euren Urlaub in Schottland erleben wollt, so solltet ihr auf keinen Fall die Highland Games verpassen. Dort erlebt ihr Live-Dudelsackmusik bei diesem jährlichen und traditionellen Sportfestival. In Inverness versammeln sich Sportler aus der ganzen Welt und treten in verschiedensten Disziplinen gegeneinander an. Bereits 1822 fanden diese statt, und auch heute noch erfreuen sich die Schotten jedes Jahr im Bught Park am Westufer des Flusses Ness an diesem Spiel. Hier taucht ihr in eine tobende Atmosphäre ein, voller Tanzaufführungen und Dudelsackmusik ein. Zu den Disziplinen der Inverness Highland Games gehören Baumstammwerfen, Weitsprung, Kugelstoßen und Wettlaufen.

 

Traditionelles Essen beim Urlaub in Schottland

Tradition für eine Reise nach Schottland: Schottische Scones mit Tee, Marmelade und Sahne.

Tradition für eine Reise nach Schottland: Schottische Scones mit Tee, Marmelade und Sahne.

Wer behauptet, dass schottisches Essen schlecht ist täuscht sich. Es stimmt, dass die Briten nicht wissen, wie man isst, aber das bedeutet nicht, dass sie keine guten Nahrungsmittel und manchmal auch keine köstlichen Gerichte haben. Man muss nur wissen, wie man die Lebensmittel findet und sie richtig zubereitet. In Städten wie Edinburgh, Stirling und Glasgow gibt es viele Restaurants, die Gerichte zubereiten, bei denen euch einfach das Wasser im Mund zusammen läuft. Hier findet ihr einige traditionelle schottische Gerichte, von denen es sich lohnt einige auf eurer Schottlandreise auszuprobieren.

1. Haggis Gericht

Haggis ist ein schottisches Nationalgericht und wurde als Arme-Leute-Essen ins Leben gerufen, denn es bestand zuerst aus den Resten des Lamms. Heutiger Haggis hat nichts mehr mit dem mittelalterlichen Rezept zu tun, das viel mehr Teile des Lamms enthielt als heute. Heute wird es mit Kartoffelpüree, Rübenpüree und Whiskysauce serviert.

Die Zeiten haben sich sehr geändert, und so wurde vor nicht allzu langer Zeit ein vegetarischer Haggis kreiert, der auch sehr spektakulär ist. Zudem könnt ihr alternativ in den örtlichen Supermärkten Haggis von guter Qualität zu einem sehr günstigen Preis kaufen.

2. Cullen Skink Suppe

In den kalten schottischen Gefilden braucht man beim Urlaub in Schottland immer etwas Warmes im Bauch, und was gibt es da Besseres als eine gute Suppe mit Brot und Butter. In fast jeder Kneipe oder jedem Restaurant, das ihr auf eurer Reise nach Schottland besucht, gibt es eine "Suppe des Tages", in der Regel eine hausgemachte Suppe mit einer Vielzahl von köstlichen Zutaten. Aber wenn es eine typisch schottische Suppe gibt, dann ist es die Cullen Skink, die aus Fisch, Kartoffeln und Milch besteht und lecker schmeckt.

Diese Suppe wird mit "Smoked Haddock" hergestellt, was übersetzt geräucherter Schellfisch bedeutet. Diese Fischart gehört zu den am häufigsten verzehrten auf den britischen Inseln und wird oft für die Herstellung der berühmten Fish & Chips verwendet. Er wird oft als Kabeljau vermarktet, da er ihm sehr ähnlich ist.

Eine traditionelle Fischsuppe mit Kartoffeln und Milch wird bei einem typtischen Urlaub in Schottland nicht ausbleiben.

Eine traditionelle Fischsuppe mit Kartoffeln und Milch wird bei einem typtischen Urlaub in Schottland nicht ausbleiben.

 

3. Schottischer Kuchen

Ein weiteres traditionelles schottisches Gericht ist Scotch Pie. Es handelt sich dabei um einen Eintopf aus Fleisch (Rind, Lamm, Schwein oder Huhn), der mit einem Blätterteig umhüllt ist, oder anders gesagt, ein Blätterteig, der mit geschmortem Fleisch gefüllt ist.

Natürlich kann man auch alle möglichen Füllungen machen, nur ist in den letzten Jahren die "Makkaroni-Käse-Pastete" ziemlich beliebt geworden, bei der Makkaroni und Käse mit Blätterteig überzogen werden.

4. Hochlandmuscheln

Obwohl die Schotten vom Meer umgeben sind, mit Ausnahme im Süden des Landes, sind sie in diesen kalten Ländern keine großen Fischesser. Aber sie essen gerne Muscheln. Hochlandmuscheln sind ein typisch schottisches Gericht, wie man sie in fast jedem Pub oder Restaurant finden kann. Auch wenn man kein großer Fan von Miesmuscheln ist, aber so wie sie in Schottland zubereitet werden, sind sie unwiderstehlich. Vor allem, weil sie das "Wasser des Lebens" in sich tragen.

 

⇒ Das schottische Fazit

Die Dudelsackmusik ist Tradition in Schottland.

Die Dudelsackmusik und der schottische Kilt ist Tradition in Schottland.

Die Sehenswürdigkeiten in Schottland sind so vielfältig, dass jeder Urlauber auf seine Kosten kommt. Die Liste von Aktivitäten reicht vom Ausschau halten nach dem Monster von Loch Ness bis zum Besuch des Schauplatzes einer der blutigsten Schlachten in der Geschichte Schottlands. Dabei überrascht der nördliche Landesteil Großbritanniens auch abseits der ausgetretenen Touristenpfade.

Wer vor seiner Reise nach Schottland früh genug eine passende und gemütliche Unterkunft bucht, kann sich treiben lassen und alle Spektakel genießen. Viele Traditionen wie die Dudelsackmusik und das Tragen der schottischen Tartan und Kilts entführen euch in eine längst vergangene Zeit alten Ursprungs.

   

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Ankunft in Bellycastle

Der erste Eindruck von Ballycastle war bedeutend besser als der von Campbeltown. Auch hier wurde natürlich der Verkehr direkt an den Läden vorbei geleitet und zerstörte die Hafenatmosphäre so gut es nur ging. Doch der Gesamteindruck war ansprechender und alles wirkte heller und freundlicher.

Katholische Kirche von bellycastle

Katholische Kirche von bellycastle

Als Willkommensgeschenk in unserem 34. Land bekamen wir gleich je eine Pizza und ein Eis geschenkt, mit dem wir es uns in einem kleinen Park oberhalb des Hafens gemütlich machen konnten. So gemütlich, wie es bei Wind und Regen möglich war natürlich.

Dann verließen wir den Hafenbereich und machten uns auf den Weg zur katholischen Kirche. Immerhin hatten wir in letzter Zeit eine Trefferquote von 100% bei den katholischen Pfarrern gehabt und wenn es hier eine Chance auf einen Schlafplatz gab, dann war es diese.

Heiko und der Pfarrer

Leider entpuppte sich der Pfarrer als kleiner, griesgrämiger, seltsam eckig wirkender und äußerst unchristlicher Giftzwerg, der beschloss keinen Finger krumm zu machen, obwohl er eine leere, ungenutzte Halle direkt neben seinem Haus hatte, in der man nichts mehr hätte kaputt machen können.

„Es tut mir leid, da kann ich nicht Helfen und ich habe auch keine Zeit für Sie!“ lutete die knappe Antwort, bevor die Tür vor meiner Nase ins Schloss fiel.

Auf dem Parkplatz vor seinem Haus hatte ich wenige Minuten zuvor einen alten Mann getroffen, der mir mit der Wegbeschreibung geholfen hatte und sicher war, dass sein Pfarrer uns weiterhelfen würde. Als er nun von unserem Gespräch erfuhr konnte er es kaum glauben.

In der Kircbe von Bellycastle

In der Kircbe von Bellycastle

„Das ist aber ganz und gar nicht christlich von ihm!“ meinte er enttäuscht und man sah ihm an, dass der Pfarrer in seinem Ansehen gerade eine Leuchttumtreppe heruntergefallen war. „Vielleicht hat er ja gerade einen schlechten Tag, versuchte es die Situation vor sich selbst zu rechtfertigen, glaubte sich aber kein Wort davon. Um die Enttäuschung wieder gut zu machen, suchte er eine Alternativlösung und nahm mich zu einem Haus mit, in dem eine Nonne leben sollte, die er noch von früher kannte. „Sie ist eine liebe und warmherzige Frau, die euch bestimmt weiterhelfen wird!“ meinte er überzeugt, nur um kurz darauf ein weiteres Mal enttäuscht zu werden. Die Nonne seines Vertrauens war durch eine Nachfolgerin ersetzt worden, dessen einziger Vorschlag es war, sich an den Pfarrer zu wenden. Größer hätte die Enttäuschung und Desillusionierung des alten Mannes heute kaum werden können.

Damit war er übrigens nicht der einzige, denn während ich nach weiteren Alternativlösungen suchte, hatte Heiko noch einmal eine Begegnung der dritten Art mit dem eckigen Pfarrer. Dieser kam kurz nach meinem Besuch in die Kirche, in der Heiko auf mich wartete. Außer den beiden waren rund zwanzig Menschen anwesend, die aus irgend einem Grund eine Hostie anbeteten, die vor dem Altar aufgebahrt war. „Wenn das mal keine Gelegenheit für ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit im Namen der Nächstenliebe ist!“ dachte sich Heiko und sprach den Pfarrer noch einmal auf die Ablehnung an, die er uns entgegen brachte.

Er stellte dem Mann lediglich verschiedene Fragen und sorgte dafür, dass dieser nicht mit Ausflüchten und Scheinantworten davon kam. Je länger das Gespräch dauerte, desto mehr zog es die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf sich, die mit der Zeit eine große Traube um die beiden herum bildeten.

Fenster der Katholischen Kirche von Bellycastle

Fenster der Katholischen Kirche von Bellycastle

„Sehe ich das richtig, dass es keinen Grund dafür gibt, warum sie uns nicht aufnehmen sollten, sie aber trotzdem nicht vorhaben, zwei Pilgern einen Platz anzubieten, einfach weil sie beschlossen haben, dass ihnen dies zu anstrengend wäre?“ fragte Heiko um die vorangegangenen Informationen noch einmal zusammenzufassen.

„So kann man das nun auch wieder nicht sagen!“ entgegnete der Pfarrer.

„Wie kann man es dann sagen?“ fragte Heiko.

„Es wäre einfach wichtig gewesen, sich zuvor anzumelden, denn in der heutigen Zeit funktioniert das alles nicht mehr so einfach!“

„Sie sagen also, dass es heute keine spontane Nächstenliebe mehr gibt und auch nicht mehr geben sollte, ist das richtig? Wenn jemand Hilfe braucht, dann bekommt er sie nur, wenn er sich vorher anmeldet? Also wenn ich jetzt zum beispiel eine Frau bin, die gerade von ihrem Mann mishandelt und vergewaltigt wurde und daher Schutz braucht, dann sagen Sie: 'Tut mir leid, da hätten Sie zuvor bescheid geben müssen! Sie können ja erst noch ein oder zwei Wochen bei Ihrem Vergewaltiger bleiben und wir besprechen in der Zwischenzeit, ob wir Ihnen helfen können oder nicht!'“

Grafiti mit Werbebotschaft für Menschenrechte

Grafiti mit Werbebotschaft für Menschenrechte

„Nein“, entgegnete der Pfarrer, „das ist doch etwas ganz anderes!“

„Wieso?“ wollte Heiko wissen, „es geht beide Male um Menschen, die Hilfe von Ihnen brauchen. Wo machen Sie denn da die Grenze? Einer vergewaltigten Frau helfen sie, aber einem misshandelten Mann nicht? Oder helfen sie noch dem Mann, wenn er verletzt ist, nicht aber wenn er nur aufgrund eines Schicksalsschlages sein Zuhause verloren hat? Wo trennen Sie?“

cooles, realistisches Grafiti von einem Mmann mit Eis an der Hauswand

Cooles, realistisches Grafiti von einem Mann mit Eis an der Hauswand: Andere Blickwinkel einnehmen...

Wieder wusste der Pfarrer keine Antwort und suchte nach Ausflüchten. All dies sei ja schließlich etwas anderes und wir könnten ja jeder sein! Woher wolle er denn wissen, dass wir nicht einfach nur auf Kosten der Kirche herumreisen wollten?

Düsterer Fußgängertunnel

Düsterer Fußgängertunnel

„Gilt das nicht für Sie ebenfalls?“ fragte Heiko zurück. „Ich meine, Sie konnten ja auch jeder sein! Woher will ich denn wissen, dass Sie ein richtiger Pfarrer sind und nicht nur jemand, der sich auf Kosten seiner Gemeinde ein angenehmes Leben machen will? Ihr Verhalten jedenfalls deutet nicht darauf hin, dass Sie ihre Berufung ernst nehmen! Gerade stehen Sie in einer Kirche, die von ihrer gemeinde Bezahlt wurde und Sie leben in einem großen, komfortablen Haus, das ebenfalls nur von Menschen finanziert wurde, die darauf vertrauen, dass Sie ihnen in Notzeiten beistehen. Für mich sieht das nach einer klaren Fehlinvestition aus!“

Das Boot mit dem wir von schottland übergesetzt sind.

Das Boot mit dem wir von schottland übergesetzt sind.

Heiko wandte sich an das Publikum uns stellte seine nächste Frage offen in die Runde: „Wie fühlt es sich für Sie an, wenn Sie wissen, dass Sie trotz Ihrer regelmäßigen Kollekte von diesem Mann keine Hilfe erwarten können, wenn Sie sie wirklich brauchen? Wie oft ist er tatsächlich für Sie da? Wie stark interessiert er sich für die Belange seiner Gemeinde? Können Sie sicher sein, dass er ein offenes Ohr für Sie hat, wenn Sie einen Trauerfall in der Familie zu beklagen haben? Oder heißt es dann auch 'Ich habe heute leider keine Zeit, machen Sie bitte einen Termin aus?' Betroffen schauten ihn die Leute an und stellten fest, dass der Pfarrer tatsächlich niemand war, auf den man bauen konnte, wenn man Sorgen oder Probleme hatte. Er hielt die Messe und nahm Beichten ab, aber das war dann auch schon alles.

Prunkvolles Segelschiff - Dreimaster

Prunkvolles Segelschiff - Dreimaster

„Fassen wir also noch einmal zusammen und einigen uns darauf, dass Sie keinen christlichen Gedanken mit dem Beruf des Pfarrers verbinden, sondern ihn nur aus Profitgier und zur persönlichen Bereicherung gewählt haben. Sie möchten einfach niemandem helfen, sondern in ruhe gelassen werden, und dafür gutes Geld bekommen. Kann man das so sagen?“

Das Hafenviertel

Das Hafenviertel

Diese Zusammenfassung freute den Pfarrer natürlich gar nicht.

„Verlassen Sie nun bitte diese Kirche!“ sagte er streng, „Sie haben hier nichts verloren!“

Die Häuser von Bellycastle

Die Häuser von Bellycastle

„Oh,“ entgegnete Heiko sakastisch, „das heißt Sie schmeißen einen Gläubigen aus 'Ihrer' Kirche, weil er an ein christliches System der Nächstenliebe und nicht an eines der Profitgier glaubt? Das sagt dann aber wirklich einiges über Sie aus!“ Wieder wandte er sich den Kirchgängern zu: „In wenigen Minuten wird hier die Messe beginnen. Nehmen Sie sich also ruhig noch einmal einen Moment Zeit und überlegen Sie sich, wessen Worte Sie dabei wirklich hören möchten. Möchten Sie einem Mann zuhören, der über Jesus und Gottes Liebe spricht ohne dass es für ihn eine Bedeutung hat und der die ganze Messe nur durchzieht, weil er auf Ihre Kollekte am Ende scharf ist? Ich würde mir das ja nicht antun!“

Die Innenstadt von Bellycastle

Die Innenstadt von Bellycastle

Nun war der Pfarrer endgültig sauer und warf Heiko in hohem Bogen nach draußen. Doch mit ihm ging auch rund die Hälfte der anwesenden, die sich das Gespräch zu Herzen genommen hatten und die nicht länger bereit waren, einem so falschen Spiel beizuwohnen. Auch wenn es für uns bedeutete, dass wir noch einmal 10km wandern mussten und schon wieder erst um 18:00 Uhr einen Platz bekamen, hatte sich diese Aktion also anscheinend trotzdem rentiert.

Der Friedhof von Bellycastle

Der Friedhof von Bellycastle

Erste Erfahrungen mit Irland

Unser erster Eindruck von Irland war gemischt. Alles in allem sah es hier nicht anders aus als in England und Schottland. Wieder war alles gerodet worden, wieder gab es nichts als grüne Hügel mit steilen Straßen, wieder war der Asphalt so grauenhaft gewählt, dass man nicht einmal in die Nähe einer größeren Straße kommen durfte und wieder schien jede Ortschaft, die nur ein bisschen größer war unerträglich zu sein. Auch das Spießertum schien das der Schotten eher noch zu übertreffen. Es war nicht so, dass es hier keine netten, hilfsbereiten Menschen gab, ganz im Gegenteil. Es war nur schon wieder eine Kunst, sie zu finden und aus der Masse herauszupicken. So trafen wir in unserem Zielort auf eine Frau mit Hund, die uns versicherte, dass wir hier niemals einen Platz finden würden, da der Pfarrer nicht im Haus sei und der Gemeindesaal von einem Komitee verwaltet würde, das zunächst eine Tagung veranstalten müsste, um zu entscheiden, ob wir dort übernachten könnten oder nicht. Sie selbst sei Teil des Komitees, könne uns alleine aber leider nicht helfen. Kurz darauf fand ich auch ohne ihre Hilfe das Haus des Pfarrers, traf ihn dort ohne Probleme an und bekam bedenkenlos den Schlüssel für besagten Gemeindesaal.

Eine Bar in Bellycastle und unser erster Irish Pup auf irischem Boden.

Eine Bar in Bellycastle und unser erster Irish Pup auf irischem Boden.

„Falls sich jemand beschweren sollte, schickt ihn zu mir!“ meinte er, „Ich weiß, dass die Gemeinde hier so ziemlich gegen alles eingestellt ist, aber wenn ich zwei Pilger sehe, die einen Platz brauchen, dann bekommen sie einen Platz, egal was die Gemeinde davon hält!“

Spruch des Tages: Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich.

Höhenmeter: 175 m

Tagesetappe: 22 km

Gesamtstrecke: 24.827,27 km

Wetter: bewölkt, teilweise sonnig, hin und wieder Regen

Etappenziel: Pfarrhaus, 3km hinter Wellingtonbrindge, Irland

 

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

26.07.2017

Zum Abschied zeigte sich Schottland noch einmal so, wie es sich am liebsten präsentierte: Mit strömendem Regen. Unser Kirchensaal lag keine Hundert Meter vom Hafen entfernt und trotzdem schafften wir es durchnässt bei unserer Fähre anzukommen.

Morgenstimmung im Hafen: Trotz Regen hübsch anzusehen.

Morgenstimmung im Hafen: Trotz Regen hübsch anzusehen.

Als wir eintrafen war der Kapitän gerade dabei, das Gepäck unserer Mitpassagiere unter Deck zu verstauen. Ein Blick auf unsere Pilgerwagen ließ seine Stimmung nicht gerade in die Höhe schnalzen. „Na super! Was soll denn das jetzt noch!“ war der Gedanke, der ihm unverblümt auf die Stirn getackert war.

Der Leuchtturm über der Küste - Eines der letzten Gebäude, das wir von Schottland noch sehen.

Der Leuchtturm über der Küste - Eines der letzten Gebäude, das wir von Schottland noch sehen.

„Sind Sie unser Capt´n?“ fragte ich und erklärte dann, dass wir die beiden Pilger waren, die bereits telefonisch angekündigt wurden. Sofort hellte sich seine Miene auf. Der Satz von seiner Stirn verschwand und wurde durch einen neuen ersetzt: „Oh, wenn das so ist, ist ja alles gut!“ Er war sichtlich erleichtert, dass nun klar war, dass unser Gepäck am Oberdeck bleiben konnte und wir nicht darauf bestehen würden, es die schmale Stiege hinab in den engen Lagerraum hieven zu lassen. Er warf uns ein paar Taue und Spanngurte zu und vertraute darauf, dass wir wussten wie man Dinge so befestigte, dass sie auf rauer See nicht von Bord geschleudert wurden.

Die See empfängt und mit rauen Wellen

Die See empfängt und mit rauen Wellen

Das Schiffchen selbst war eine kleine Yacht von etwa 10m Länge mit 12 Passagierplätzen sowie einen Platz für den Kapitän und einen für den Matrosen. Anders als wir es erwartet hatten, waren die Plätze tatsächlich vollkommen ausgebucht, wobei alle anderen Passagiere zu einem Golfer-Trupp gehörten, der in Irland ein paar Löcher zu spielen. (Mehr zum Thema Fährverbindungen zwischen Schottland und Irland erfahrt ihr hier: Fährverbindungen zwischen Schottland und Nordirland)

Wir dürfen sogar einer schwimmenden Robbe zusehen.

Wir dürfen sogar einer schwimmenden Robbe zusehen.

Einmal an Bord gab es zunächst eine kurze Sicherheitseinweisung sowie eine sich selbst aufblasende Schwimmweste für jeden. Dann ging es auch schon los. Zu unserer Überraschung war der Motor der Yacht bei weitem lauter als wir es erwartet hätten. Rein Geräusch technisch gab es also nur wenige Unterschiede zwischen einer kleinen Fähre wie dieser und einer großen Autofähre. Dafür hatten wir nun aber den Vorteil, dass die Aufenthaltszeit an Bord fast mit der Zeit der Überfahrt übereinstimmte und wir nicht noch eine Stunde im Hafen herumstanden, wie bei der Verbindung von Frankreich nach England.

Die Robbe freut sich über das Spiel mit den Wellen

Die Robbe freut sich über das Spiel mit den Wellen

Die ersten paar Meter waren noch relativ ruhig, da wir uns inmitten einer tiefen Bucht befanden, die zudem von einer vorgelagerten Insel geschützt wurde. Dass dies jedoch nicht so bleiben würde war spätestens seit einem Kommentar unseres Kapitäns gegenüber einem unserer Golferfreunde klar: „Die See hier ist nicht ohne und es gibt bereits an schönen Tagen einige Bereiche in denen es sehr Anspruchsvoll werden kann. Heute ist allerdings keiner dieser schönen Tage!“

 
Die Robbe freut sich über das Spiel mit den Wellen

Die Wellen schlagen gegen die Felskueste

Trotzdem bekamen wir schon ein erstes Highlight geboten, noch ehe wir den Hafen ganz verlassen hatten. Nur wenige Meter neben unserer Yacht schwamm eine Seerobbe. Als sie uns sah reckte sie ihren Kopf aus dem Wasser und schaute und einen Moment mit ihren glänzend schwarzen Augen an bevor sie wieder abtauchte.

Whale-Watching: Un der Ferne schwimmt ein Delphin vorbei

Whale-Watching: Un der Ferne schwimmt ein Delphin vorbei

Dann gab der Kapitän ebenfalls Speed und beschleunigte bis auf das Maximum, was der kleine Kahn zu bieten hatte. Wie ein Pfeil schossen wir nun über die Wellen dahin. Nur wenige Minuten Später hatten wir die Insel erreicht. Oben am Rande einer Steilküste stand ein weißer Leuchtturm, der Schiffen wie dem unseren Nachts den Weg wies. Darunter in den Felsen brüteten einige Seevögel, die Heiko zum Teil noch aus Island kannte. Ein paar von ihnen begleiteten uns auf der Fahrt, flogen mit unserem Schiff um die Wetter oder kamen immer mal wieder vorbei um sich zu zeigen. Darunter waren auch einige Papageientaucher und Trottellummen, sowie natürlich Heringsmöwen und Austernfischer.

Die steile Felsküste ist beeindruckend

Die steile Felsküste ist beeindruckend

Kaum hatten wir die kleine Insel umrundet, wussten wir was der Kapitän mit seinem Spruch gemeint hatte. Ohne die Deckung wurden die Wellen nun drei bis fünf Meter hoch und wir selbst wurden zu einem Ping-Pong-Ball, mit dem sie spielten. Obwohl es nur zwei Fenster im vorderen Bereich gab, die ein kleines Stückchen geöffnet waren, spritzte die Gischt zu uns herein. Immer wieder hoben wir ab, und kamen dann mit einem dumpfen Schlag auf der nächsten Welle wieder auf. Hinter uns, neben dem Aufgang zum Offendeck hatte der Kapitän ein paar letzte Koffer aufgestapelt, die nicht mehr in den Lagerraum gepasst hatten. Bereits nach der dritten großen Welle waren diese umgestürzt und hatten sich über den Gang verteilt. Wie es wohl unseren Wagen ging, die so ganz alleine da draußen auf dem offenen Deck herumstanden? Ich blickte nach hinten, konnte aber nichts erkennen und wandte mich deshalb an einen Passagier hinter mir.

Die Nordirische Steilküste

Die Nordirische Steilküste

„Wird schon schief gehen“, meinte er nur flappsig und wenig hilfreich, ohne sich auch nur umzudrehen, „wenn sie weg fliegen kannst du jetzt eh nichts machen!“ Recht hatte er ja, aber besonders beruhigend war es nicht. Ein anderer Passagier, der das Gespräch mitangehört hatte und noch etwas weiter hinten saß war zum Glück hilfreicher. „Sieht alles noch aus wie am Anfang! Schein keine Probleme zu geben!“ meinte er beruhigend.

Die Fahrt dauerte aufgrund des starken Gegenwindes fast genau zwei Stunden. Die Art und Weise auf die die Wellen mit uns spielten, änderte sich in dieser Zeit mehrere Male. Weniger wurde es jedoch erst kurz bevor wir den Hafen erreichten. Eine Sekunde zuvor waren wir noch geflogen und nun glitten wir wie eine Eiskunstläuferin auf der spiegelglatten See dahin.

Erkaltete Lava hat Basaltsäulen entlang der Küste gebildet.

Erkaltete Lava hat Basaltsäulen entlang der Küste gebildet.

Dass die Fahrt auch körperlich anspruchsvoll war hatten wir bereits auf hoher See gemerkt, doch so richtig kam das Gefühl nun erst an Land durch. Die Knie waren weich, der Kreislauf spielte verrückt und der Schädel brummte noch immer im Nachhall der Schiffsmotoren. Eine kleine Fähre wie diese war deutlich zeiteffektiver als eine große Autofähre, aber dass es nun vollkommen entspannend war konnte man auch wieder nicht sagen. Wir hatten kein einziges Mal auf die offene See hinaus gemusst, sondern waren immer in Küstennähe gewesen und die Fahrt hatte gerade einmal zwei Stunden gedauert. Eine ähnliche Fahrt über mehrere Tage mitten über den Atlantik um nach Amerika überzusetzen konnten wir uns hingegen gerade noch nicht so vorstellen.

Der Leuchtturm weist und den Weg in den Hafen von Ballycastle .

Der Leuchtturm weist und den Weg in den Hafen von Ballycastle .

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Eine Seefahrt, die ist lustig eine Seefahrt die ist schön, ...

Höhenmeter: 250 m

Tagesetappe: 16 km

Gesamtstrecke: 24.805,27 km

Wetter: Bewölkt und regnerisch

Etappenziel: Pfarrhaus, Campile, Irland

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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