Budapest - Die fünf besten Sehenswürdigkeiten Stadt

von Franz Bujor
19.03.2019 02:31 Uhr

Wo wir nun ohnehin gezwungen waren, Österreich für eine Weile zu verlassen und den Alpen auszuweisen, indem wir durch Ungarn wanderten, lag es nahe, auch der ungarischen Hauptstadt Budapest einen Besuch abzustatten. Eigentlich waren wir ja nicht allzu sehr für Großstädte zu haben, aber sowohl für Heiko als auch für mich war die Stadt mit einigen Erinnerungen verbunden. Daher wollten wir einmal herausfinden, ob die Sehenswürdigkeiten in Budapest wirklich so sehenswert sind, wie wir sie in Erinnerung hatten. Hier nun unsere Eindrücke für euch.

Wissenswertes über Budapest

Die ungarische Hauptstadt Budapest besteht aus drei vereinten Städten: Buda und Óbuda am Westufer der Donau und Pest am Ostufer. Ein Großteil der Stadt wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt gehört mit zu den schönsten Städten in Europa. Sie vereint erfolgreich ihre faszinierende Geschichte mit einem brillanten, entspannten zeitgenössischen Kunststil. Es gibt eine große Auswahl an Sehenswürdigkeiten, von Museen bis hin zu Thermalbädern, sodass jeder etwas finden sollte, das ihn anspricht.

Budapest hat viele Sehenswürdigkeiten

Budapest hat viele Sehenswürdigkeiten

Wie plane ich meinen Budapest-Urlaub richtig?

Solltet ihr Touren oder Führungen machen wollen, achtet darauf, diese im Voraus zu buchen. Besonders vorteilhaft ist die Budapest City Card, mit der ihr freien Eintritt in Museen, kostenfreie Führungen, unzählige Ermäßigungen und die freie Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel in Budapest erhalten. Die Karte könnt ihr online erwerben oder direkt in Museen oder Hotels in Budapest kaufen. Der Preis beträgt pro Tag circa 20 € bei einem Ein-Tages-Pass und 15 € pro Tag bei einem Drei-Tages-Pass.

Im Folgenden stellen wir euch nun die fünf besten Sehenswürdigkeiten vor, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet, wenn ihr in Budapest seid.

Blick auf das ungarische parlament in Budapest

Blick auf das ungarische Parlament in Budapest

Das ungarische Parlamentsgebäude

Das ungarische Parlamentsgebäude, das im neugotischen Stil entworfen und gebaut wurde, ist eines der größten Gebäude in Ungarn und beherbergt Hunderte von Parlamentsbüros. Obwohl das beeindruckende Gebäude aus jeder Perspektive fantastisch aussieht, lohnt es sich, es von der gegenüberliegenden Seite der Donau aus zu betrachten, um das gesamte Gebäude in seiner vollen Pracht zu sehen.

Täglich werden verschiedene Führungen durch bestimmte Bereiche des Gebäudes in unterschiedlichen Sprachen angeboten. Ihr benötigt einen Ausweis, um das Gebäude zu betreten. Auch eure Taschen müsst ihr am Eingang zur Kontrolle abgeben und überprüfen lassen.

Das Regierungsgebäude in Budapest bei Nacht

Das Regierungsgebäude in Budapest bei Nacht

Gellért-Bäder

Einer der großartigsten Spaßbringer der Stadt, ist das Gellert-Bade- und Wellenesscenter, das einen Außenpool (der sich in ein Wellenbad verwandelt), einen Whirlpool, eine finnische Sauna, sowie eine Reihe weiterer Saunen und Tauchbecken beherbergt. Das Bad kann eine willkommene Abwechslung zu den Schwimmbädern in Hotels in Budapest bieten.

Massagen und andere Wellenessanwendungen sind gegen Aufpreis erhältlich. Der Komplex wurde ursprünglich zwischen 1912 und 1918 im Jugendstil erbaut, wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Das gesamte Gebäude wurde 2008 umfangreich renoviert, um die Bäder wieder in ihren früheren Glanz zu versetzen. Und dabei haben die Baumeister ganze Arbeit geleistet. Die Bäder sind die ganze Woche über geöffnet.

Die Gellert Bäder in Budapest

Die Gellert Bäder in Budapest

Heldenplatz

Auf dem Heldenplatz (Hosök tere), der das Ende der Andrássy-Straße markiert, befindet sich ein ikonisches Denkmal mit Darstellungen der sieben Häuptlinge der Magyaren. Man nimmt an, dass sie das ungarische Volk aus Zentralasien in die Karpaten geführt haben.

Auf der zentralen Säule steht der Erzengel Gabriel, der die ungarische Krone in der Hand hält. Zu beiden Seiten der mittleren Säule befinden sich zwei passende Kolonnaden, die eine Vielzahl anderer historischer ungarischer Figuren darstellen. Die beeindruckenden Gebäude zu beiden Seiten des Platzes sind Kunstgalerien. Vorsicht beim Umrunden der Statue, da der Verkehr um das Denkmal herum sehr unübersichtlich sein kann. Da der Heldenplatz relativ zentral liegt, befindet er sich in der Nähe der meisten Hotels in Budapest.

Der Heldenplatz in Budapest

Der Heldenplatz in Budapest

Margareteninsel und der musikalische Brunnen

Die Margareteninsel ist eine 2,5 km lange Insel inmitten der Donau, die von Parkanlagen und Freizeiteinrichtungen besiedelt ist.

Es gibt eine Reihe von Unternehmen, die Kettcars, Golfkarts und andere elektrisch angetriebene Fahrzeuge vermieten, damit man die Insel richtig erkunden kann, wenn man auf so etwas steht.

Eine rund 5,5 km lange Laufstrecke umgibt die Insel und ist eine beliebte Joggingstrecke für Läufer, die dem Trubel der Stadt entfliehen möchten. Eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel ist der "Musikbrunnen", in dem regelmäßig Wasser zu klassischer Musik "tanzt".

Der musikalische Brunnen auf der Maghareteninsel in Budapest

Der musikalische Brunnen auf der Margareteninsel in Budapest

Donaupromenade

Dieser Abschnitt des Donauwegs führt von der Elisabeth Brücke zur Kettenbrücke und ist ideal für diejenigen, die kurze, aber nicht minder interessante, Spaziergang machen möchten. Ein Spaziergang entlang der Donau ist eine großartige Möglichkeit, um viele der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt zu sehen.

Wenn ihr zur Buda-Seite des Flusses hinüberblickt, seht ihr die Burg Budas, die Freiheitsstatue auf dem Gellert-Hügel und die Fischerbastei. Auf der Promenadenseite des Flusses findet ihr Restaurants, Cafés, den Széchenyi-Istvan-Platz und eine Reihe verschiedener Skulpturen, darunter auch die kleine Prinzessin.

Die Donau eignet sich perfekt für eine Flusskreuzfahrt. Ihr könnt viele verschiedene Touren buchen, darunter auch eine Dinner-Kreuzfahrt oder eine Folk-Show (mit Zigeunermusik).

Wandern entlang der Donaupromenade in Budapest

Wandern entlang der Donaupromenade in Budapest

Budapest - Eine sehenswerte Stadt

Wie ihr seht, gibt es in Budapest viel zu erleben. Sogar so viel, dass hier gar nicht alle Sehenswürdigkeiten aufgelistet werden können, da dies den Rahmen des Artikels sprengen würde. Ihr habt jetzt einen guten Anhaltspunkt darüber, was ihr in Budapest unbedingt sehen solltet. Am besten macht ihr euch jedoch selbst ein Bild vom "Paris des Osteuropas". Genießt euren Urlaub in den schönen Hotels in Budapest. Wenn ihr noch mehr von der Stadt erleben wollt, dann findet ihr hier noch viele weitere Sehenswürdigkeiten in Budapest.

Budapest im richtigen Licht ist immer sehenswert

Budapest im richtigen Licht ist immer sehenswert

Spruch des Tages: Da gibts doch mehr zu sehen, als man so denkt...

14.08.2016

Später am Abend bekamen wir noch einmal Besuch von unserem Gastgeber. Seine Englichkenntnisse hielten sich stark in Grenzen, weslhalb er einen Zettel mitbrachte, auf den er mit Hilfe von Googletranslater eine Botschaft geschrieben hatte: "Mitkommen, ich euch Ort zeigen!" Zunächst dachten wir, dass wir einen kurzen gemeinsamen Spaziergang machen würden, doch stattdessen erwartete uns der Jeep des Mannes, mit dem wir nun eine kleine Spritztour unternahmen. Zunächst ging es zum historischen Museum. Der kleine Ort hatte sich vor einigen Jahren als Fundgrube für arschäologische Ausgrabungen entpuppt und war in der Region daher zu einiger Berühmtheit gelangt. Das Museum hatte jedoch geschlossen, so dass wir es uns nur von außen anschauen konnten. Dann ging es weiter über die holprigen Feldwege mitten durch die schier endlose Agrarwüste.

"Dies alles gehört mir!" sagte unser Gastgeber. "Bis da vorne zur Grenze sind alles meine Felder." Tatsächlich war es sehr beeindruckend, wie viel Land einem einzelnen Menschen gehören konnte. Um dies noch einmal zu verdeutlichen, fuhren wir mit dem Jeep auf eine Anhöhe, so dass wir von oben über das gesamte weite Land blicken konnten. Anschließend machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp in einem großen Gemüsegarten, in dem die Familie alles anbaute, was sie so zum Leben brauchte. Hier durften wir dann noch einmal Wein, Tomaten und Pflaumen ernten, bevor wir wieder zurück in unser Heim fuhren. Spannend war dieser Tripp aber vor allem deswegen, weil wir so noch einmal ein Gefühl für einen Geländewagen bekommen konnten. Auch ein Fahrzeug wie dieses kam zukünftig als Begleitwagen für schwierige Länder in Frage. Doch so wirklich überzeugt waren wir noch nicht. Klar kamen wir überall durch, aber es schaukelte so arg, dass uns beiden dabei schlecht wurde. Wirklich Spaß machte die Offroad-Tour eigentlich nur, als wir den Berghang hinunterheizten und als wir durch die richtig tiefen Schlaglöcher fuhren. Die kleinen Boller in der Straße waren hingegen eher zum Abgewöhnen. Irgendwie musste man also eine Möglichkeit finden, das Schaukeln zu verringern. Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch vom Vater unseres Gastgebers, der uns zunächst ein Frühstück vorbei brachte und uns dann das alte Mopet seines Vaters zeigte. Es war eine gut gepflegte Maschine, bei der man sofort spürte, dass er eine besondere Verbindung dazu hatte. Er zeigte sie uns nicht, weil er sie präsentieren wollte, sondern weil er etwas mit uns teilen wollte, das ihn bewegte. Im Anschluss machten wir dann noch einmal eine Landbesichtigung, nun aber ohne Auto und mit dem Vater. Spannend war, dass wir beide Male fast genau die gleiche Strecke zurücklegten, aber etwas vollkommen anderes zu sehen bekamen. So hatte uns der Junge am Vortag seinen Besitz gezeigt. Der Vater hingegen zeigte uns nun seinen Reichtum. Auch er führte uns durch die Ländereien, die ihm bzw. seiner Familie gehörten, jedoch nicht, um sich damit zu profilieren, sondern um das mit uns zu teilen, was ihm selbst am meisten bedeutete. er führte uns auf eine Weide, auf der einige ungewöhnliche Kühe grasten, die wir so noch nie zuvor gesehen hatten. Sie sahen auf ihre Art so ulkig aus, dass man sie sofort gern haben musste und es war klar, dass der Alte sie nicht gekauft hatte, weil sie besonders profitabel waren, viel Fleisch ergaben oder viel Milch produzierten. Er hatte sie gekauft, weil sie ihm taugten und weil es ihm jedes Mal eine Freude machte, sie zu sehen. Der Junge hatte sie uns am Vortag ebenfalls gezeigt, jedoch nur von Weitem und im Vorbeifahren mit dem kurzen Kommentar: "Die Kühe da gehören auch mir!"

Auch mit dem Vater gingen wir auf die Anhöhe und suchten uns dabei wieder exakt den gleichen Aussichtspunkt wie am Vortag. Doch auch hier war das Erleben ein vollkommen anderes. Wir waren nicht hier, um den Besitz zu bewundern, sondern um die Aussicht zu genießen. "Hier her komme ich gerne," sagte der alte Mann, "einfach um in Ruhe zu sein um in die Ferne zu blicken und um meine Gedanken schweifen zu lassen!" Als wir dan durch den Gemüsegarten schlenderten, zog der Mann ganz gezielt die Weinreben raus, die bereits am süßesten waren. Er hatte ein Gefühl für die Pflanzen und wusste genau wie sie wachsen. Ähnlich war es auch mit den Tomaten und sogar mit den Pfirsichen, die er von einem Baum zupfte. Dann führte er uns noch an seinen Lieblingsplatz unter einem Baum, wo er sich gerne nach getaner Arbeit hinsetzte um den Tag ausklingen zu lassen.

Spannend war, dass wir für diesen entspannten Fußweg deutlich weniger Zeit gebraucht hatten, als für die Jeepfahrt ab Vorabend, und das obwohl wir viel mehr wahrnehmen und viel mehr genießen konnten. Es war immens, diesen großen Unterschied zwischen dem Leben des Vaters und dem des Sohnes zu sehen. Am auffälligsten war, dass das Vater vollkommen zufrieden war, mit dem wer oder was er war. Er war ein Bauer, nicht mehr und nicht weniger und dies war er aus vollem Herzen. Sein Sohn hingegen wollte mehr sein. Deswegen war ihm auch der Besitz so wichtig, deswegen hatte er das Amt des Bürgermeisters übernommen und deswegen musste er uns seinen Geländewagen präsentieren. Die Situation zeigte noch einmal deutlich, dass Zufriedenheit nichts mit dem Außen zu tun hat. Zwei Menschen konnten exakt das gleiche besitzen und dabei vollkommen unterschiedlich zufrieden sein. Für den einen war der Istzustand der vollkommene Reichtum und Wohlstand, weil er ihn mit dem Herzen wahrnehmen konnte. Für den anderen konnte es nie genug sein, weil er zu dem, was er besaß keinen direkten Bezug hatte.

Nachdem wir uns vom Vater verabschiedet hatten, wanderten wir auf einer Asphalt-Straße durch die Felder unserer Gastgeber, bis wir schließlich an ein kleines unauffälliges Schild mit der Aufschrift "Slowakei!" kamen. Gegenüber der Grenze, die wir von der Ukraine her überquert hatten, wirkte dies fast Lachhaft. Europa war wirklich eine Festung. Die Mauern nach außen hin waren nahezu undurchdringlich. Hatte man es aber erst einmal ins Innere geschaft, konnte man sich vollkommen frei bewegen und bekam nicht einmal mehr mit, dass man über eine Landesgrenze trat. Tatsächlich änderte sich mit dem Grenzübertritt zunächst einmal überhaupt nichts. Alles sah noch immer genauso aus wie in Ungarn. Wie wir kurz darauf erfahren sollten, war es das auch. Dieser Teil der Slowakei wurde nämlich tatsächlich fast ausschließlich von Ungarn bewohnt.

Man lernte Slowakisch hier in der Schule, aber zu hause wurde Ungarisch gesprochen und die Menschen sahen sich selbst auch nicht als Slowaken an. Dies wirkte sich auch auf ihre Persönlichkeit aus und so erfuhren wir auch hier die gleiche offene Gastfreundschaft, die wir aus Ungarn gewohnt waren. Gleich beim ersten Versuch trafen wir auf eine Pastorenfamilie, die uns sofort zum Essen einlud und sich dann um unseren Schlafplatz kümmerte. Sie selbst hatten bereits ein volles Haus, weil am Abend eine Fahrradtruppe vorbeikommen und ebenfalls hier übernachten wollte. Doch ein kurzes Gespräch mit dem Bürgermeister genügte und wir hatten einen Platz im örtlichen Kulturhaus der Gemeinde sicher. Bei der Hausführung präsentierte uns der Bürgermeister auch eine Gefriertruhe voller Rehfleisch, aus der wir uns bedienen durften. Zwei Tage zuvor hatten wir von unserem Verlag das lektorierte Buch zurück bekommen, um noch einmal die letzten Änderungen vorzunehmen.

Damit wurden wir heute fertig, so dass wir unser Buchprojekt nun endgültig abgeschlossen hatten. Dies konnten wir nun am Abend ordentlich feiern, in dem wir uns einen saftigen Rehrücken im Ofen zubereiteten. Nach der langen Zeit in Osteuropa, in der wir nahezu ohne jedes kulinarische Highlight auskommen mussten, war dies eine wahrer Genuss und definitiv eine angemessene Belohnung für die getane Arbeit.

Spruch des Tages: Wahrer Wohlstan bedeutet, mit dem zufrieden zu sein, was man hat.

Höhenmeter: 840 m Tagesetappe: 19 km Gesamtstrecke: 17.580,27 km Wetter: überwiegend sonnig und warm Etappenziel: Kleines Gemeindehaus, Trzebunia, Polen

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

13.08.2016

Bevor wir unser kleines Holzhäuschen bezogen hatten, konnten wir einen kurzen Blick in die Fabriken unserer Gastgeber werfen. Er waren Industrienähereien, in denen verschiedene Kleidung hergestellt wurde. In einer großen, alten Halle saßen die Frauen an langen, in Reihen aufgestellten Tischen, an ihren Maschinen und nähten was das Zeug hielt. Die Rahmenbedingungen mochten hier besser sein, und doch kamen wir nicht umhin, den Anblick der Frauen im Licht der Leuchtstoffröhren und den rhythmisch tackernden Lärm der Maschinen sofort mit einem Gefühl von Sklavenarbeit zu verbinden. Klar waren es keine Sklaven im eigentlichen Sinne, da sie ja bezahlt wurden. Aber dennoch waren es Arbeitsbedingungen, die definitiv krank machten. Am nächsten morgen lernten wir unseren Gastgeber dann noch persönlich kennen. Er war ein netter junger und aufgeschlossener Mann und damit beeits der zweite grundsympathische Sklaventreiber, den wir auf unserer Reise kennenlernen durften.

Kurz hinter unserem Gästehaus endete unsere Straße wieder einmal an einem Fluss, über den man nur mit einer Fähre übersetzen konnte. Dieses Mal befand sich die Fähre jedoch auf der anderen Seite des Flusses und im ersten Moment sah es nicht so aus, als wäre überhaupt ein Fährmann anwesend. Direkt neben der Überfahrtstelle gab es jedoch einen kleinen Campingplatz mit einer Bar, in der wir nach weiteren Informationen fragen konnten. Der Campingplatzbesitzer war zunächst vollkommen erstaunt, warum wir denn auf die andere Seite des Flusses wollten. "Es macht keinen Sinn, überzusetzen", meinte er, "auf der anderen Seite gibt es nur noch Felder und dann kommt schon die Grenze zur Slowakei. Sicher, dass ihr da hin wollt?" Wir grinsten. "Ja, genau da wollen wir hin!" Wir erzählten ein bisschen von unserer Reise und am Ende war er so fasziniert, dass er sogar die Kosten für die Fähre übernahm. Dann ging er mit uns ans Ufer und schrie auf die andere Seite hinüber. Wir verstanden nicht genau was er sagte, aber es wird in etwa das Folgende gewesen sein: "Hey Schorsch! Beweg deinen faulen Arsch hier rüber! Du hast Kundschaft! Die Fahrt geht auf mich!"

Nun kam Leben auf die Fähre. Aus dem Schatten trat ein Mann, der zuvor reglos dagesessem und geangelt hatte. Dies machte anscheinden den Großteil seiner Arbeit aus, denn Menschen, die hier übersetzen wollten gab es wirklich so gut wie nie, wie uns der Campingplatzbesitzer aufgeklärt hatte. Unglücklicher Weise war die Ströhmung in diesem Fluss nicht stark genug, so dass sich das Schiff nicht mit ihrer Hilfe über den Fluss bewegen konnte. Stattdessen wurde ein Motor verwendet, der ein großes Schaufelrad antrieb. Das sah zwar recht lustig aus, war aber bei weitem nicht so effektiv. Was die Landschaft anbelangte, so hatter der Campingplatzbesitzer nicht gelogen. Es gab hier tatsächlich nichts außer Felder und Wälder und einige kleine Dörfer. Wir wanderten also durch ein Niemandsland und ihr könnt euch kaum vorstellen, wie angenehm das war. Die Welt konnte so unglaublich schön, ruhig und harmonisch sein, wenn es keine Menschen gab, die dies mit aller Macht zu verhindern suchten. Selbst die Dörfer waren hier nun so klein, dass man in ihnen sogar Picknicken konnte und nicht das Gefühl hatte, sofort wieder aus ihnen fliehen zu müssen. Erst mit der Schlafplatzsuche schwand die Entspannung heute etwas. In unserem Zielort gab es eine kleine schmucke Kirche mit einem bewohnten und belebten Pfarrhaus daneben. Dennoch ließ sich kein Pfarrer ausmachen. Die Information einer Nachbarin lautete, dass der Pfarrer mit seiner Familie gerade in Rumänien war und erst am Sonntag wieder nach hause kam. Also gingen wir weiter, versuchten unser Glück noch einmal erfolglos bei zwie oder drei anderen Adressen und entschieden dann, den langgezogenen Ort zu verlassen. Kurz vor dem Ortsausgang kamen wir jedoch am Friedhof vorbei, wo gerade eine Beerdigung stattgefunden hatte. Die Trauergemeinde strömte nun wieder nach hause und wir nutzen die Gelegenheit, um einzelne von ihnen nach dem Pfarrer zu fragen, der den Trauergottesdienst gehalten hatte. Die Information lautete, dass er bereits nach hause gefahren sei und sich nun in dem Haus aufhalte, in dem wir ihn zuvor nicht angetroffen hatten. War es also eine Lüge oder ein Irrtum gewesen, dass er nach Rumänien gereist war? Er konnte ja kaum gleichzeitig im Ausland sein und hier eine Beerdigung zelebrieren. Wir stellten unsere Wagen ab und ich joggte noch einmal den ganzen Weg zurück zur Kirche. Doch das Haus war noch immer verschlossen und leer. In der Schule nebenan fand der Leichenschmaus statt und es gelang mir, einen englischsprachigen Trauergast aufzutreiben, der mir mehr über die Sache sagen konnte. Die Nachberin hatte Recht gehabt, der Pfarer war tatsächlich im Urlaub und die Beerdigung war von einem Stellvertreter durchgeführt worden, der aus einem Nachbarort stammte. Es war also der Mann gewesen, der uns einen Bären aufgebunden hatte und nicht die Nachberin. Warum er das getan hatte, blieb uns ein Rätsel. Aber es half nichts. Ich joggte zurück zu Heiko und wir zogen einen Ort weiter um uns hier noch einmal auf die Suche nach einem Schlafplatz zu machen. Die slowakische Grenze lag nun bereits zum Greifen nahe.

Zunächst sah es so aus, als hätten wir auch hier wieder keinen Erfolg. Bei den Pfarrern der Region schien es eine Art Volkssport zu sein, aus irgendwelchen Gründen im Ausland zu verschwinden. Dieses Mal jedoch, gab es eine Alternative. Der ehemalige Bürgermeister lud uns ein, im alten, verlassenen Haus seines verstorbenen Großvaters zu übernachten. Wir mussten uns erst einen Platz zwischen all den alten, verstaubten Möbeln freischaufeln, die überall herumstanden, aber dann konnten wir es uns hier gemütlich machen. Kaum hatten wir uns eingerichtet, waren wir von der Familie bereits adoptiert worden. Dei Mutter des ehemaligen Bürgermeisters brachte und etwas zum Essen und nahm dafür unsere Kleidung mit, um sie in die Waschmaschine zu stecken, was diese auch dringend nötig hatten.

Spruch des Tages: Was ist denn nur mit diesen Pfarrern los!

Höhenmeter: 600 m Tagesetappe: 19 km Gesamtstrecke: 17.561,27 km Wetter: überwiegend sonnig und warm Etappenziel: Pfarrhaus, Trzemesnia, Polen

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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