Die Wahrheit über das Tiersterben

von Franz Bujor
03.09.2014 20:56 Uhr

Erst einmal ein dickes Danke an Sandy Altmann und Maximilian Schindler für die Spenden!

Der heutige Tag in wenigen Worten zusammengefasst: 31 km Laufstrecke, gerade Straße, Weinfelder, Weinfelder, Weinfelder, riesiges Weizenfeld, Weinfeld, Olivenbäume, Wein, Wein, Wein, Sonnenblumen, Zwiebeln, Zwiebeln, tote Schlangen, Weizen, Weizen, Wein, kleiner Hügel, Bahngleise, Weizen, Weizen, Dorf, ankommen, Schlafplatz in der Sporthallte, ausruhen, fertig.

Soweit die Schlagzeilen. Ein paar Dinge möchte ich aber doch noch erwähnen.

Zunächst einmal gestern Abend. Um 20:00 Uhr klopfte der Pfarrer wie verabredet an unsere Tür, um uns zu einem Gemeinderaum zu führen, in dem wir Internetempfang hatten. Als wir auf die Straße kamen, war der Himmel fast schwarz.

„Schaut euch das an!“, sagte der Pfarrer, „Das sind keine Wolken! Es ist wirklich sonderbar, denn ich habe so etwas auch noch nicht erlebt, aber das ist Staub und Sand. Irgendwo hier in der Nähe gibt es einen Sandsturm und der aufgewirbelte Staub zieht über uns hinweg, so dass er die Sonne vernebelt.“

Es war wirklich ein sonderbares Gefühl. Der Himmel sah aus, wie bei einem Weltuntergang. Gut, das wir gerade eh schon auf dem Weg in die Kirche waren. Doch ein bisschen enttäuscht waren wir schon. Nichts gegen einen Weltuntergang, aber wenn wir schon einen Miterleben, dann hätte es ruhig an einem etwas schöneren Ort sein dürfen, als in dieser Stadt hier. So ein altes Kloster wie das am Camino del Norte zum Beispiel oder die kleine Kirche inmitten des uralten Friedhofes. So etwas hatte Stil! Hier war es auch ok, aber halt nicht so spektakulär. Zur Verteidigung des Weltunterganges muss man jedoch sagen, dass der laute, grollende Donner, der auf uns herein dröhnte, als wir im Hinterzimmer der Kirche saßen, schon einiges wieder ausgeglichen hat. Er verursachte uns sogar eine leichte Gänsehaut. Und das bei der Hitze!

Entlang des Weges sahen wir heute immer wieder tote Tiere. Zunächst drei verschiedene tote Schlangen, später dann eine tote Eule. Bereits in den letzten Tagen waren uns die vielen tierischen Leichen sehr gehäuft aufgefallen. Langsam kam es uns etwas spanisch vor, wie viele Tiere sich zum Sterben genau neben die Straße legen. Denn viele von ihnen hatten keine Anzeichen dafür, dass sie überfahren wurden. Später fanden wir einen Zeitungsartikel über eine Forschergruppe, die sich mit einem rätselhaften Tiersterben überall auf der Welt beschäftigte. Vögel fielen zum Teil einfach vom Himmel und auch andere Spezies waren betroffen. Eine Ursache konnten die Forscher bislang noch nicht finden. Als sie die Tiere im Labor genauer untersuchen wollten, wurde bei ihnen eingebrochen und alle Tierleichen wurden gestohlen. Das lässt nur zwei Schlüsse zu. Entweder jemand hat ein perverses Interesse an der Sammlung von toten Tieren mit unbekannter Todesursache. Oder aber jemand weiß ganz genau, warum die Tiere sterben und will auf jeden Fall verhindern, dass jemand anderes dahinter kommt. Worum es genau geht und ob diese Fälle etwas mit unseren toten Tieren zu tun haben, wissen wir natürlich nicht.

Was wir jedoch herausfinden konnten, war welche Bedeutung die Schlangen und die Eule als Tierboten in besonderen Begegnungen hatten. Klar, die Tiere waren tot, aber das heißt ja nicht, dass sie nicht vielleicht doch noch eine Botschaft für uns hatten.

Die Schlange gilt seit je her als Wächterin zu anderen Welten und verkörpert neben der Ewigkeit auch die sexuelle Energie. Wenn sie einem auf besondere Art begegnet, dann teilt sie einem mit, dass es Zeit ist, eine neue Ebene der Spiritualität und des Mentor seins zu betreten. Dabei schützt sie einen außerdem vor dunkler Energie und bösen Kräften.

Die Eule hingegen gilt als Seherin und kündigt die Fähigkeit an in andere Dimensionen, Welten, Ebenen und Zeiten zu blicken.

Am Abend erfuhren wir dann leider von einem weiteren traurigen Todesfall. Die kleine Katze die wir von der Straße gerettet und wieder aufgepäppelt haben ist schließlich doch gestorben. Warum und woran wissen wir nicht, denn eigentlich war sie ja schon wieder fast gesund.

Auch über den Weizen haben wir uns noch einmal eine Frage gestellt. Wie kann das Zeug hier eigentlich so gut wachsen, wenn es 6 Monate lang nicht regnet? Klar kann man ihn Wässern, aber das ist ja der blanke Wahnsinn. Ich meine, überlegt euch einmal, was es für ein Aufwand ist, riesige Monokulturen in einer Gegend zu betreiben, in der es keinen Tropfen Wasser gibt! Wie viel Gehalt kann in den Pflanzen dann noch stecken?

A pro po Wasser: Auf dem Weg aus der Stadt haben wir wieder einmal einige Menschen dabei beobachtet, wie sie mit Eimer und Wischmopp den Gehsteig vor ihrer Haustür schrubbten. Man kann ja ansonsten über die Einheimischen sagen was man will, aber die Gehsteig-Sauberkeit nehmen sie auf jeden Fall sehr ernst.

Und noch etwas haben wir uns gefragt. Wie kann es sein, dass unsere Lebensmittel zu Preisen angeboten werden, die niemals die Kosten der Produzenten decken können. Die ganze Agrarindustrie wird fast in allen Teilen bezuschusst. Ein Zuschuss, der von Steuergeldern finanziert wird. Das heißt ja im Umkehrschluss, das wir unsere Lebensmittel nicht an der Ladentheke bezahlen, sondern bereits mit unserem Gehaltsscheck. Ist das nicht paradox? Auf den ersten Blick erscheint es komplett sinnlos, denn wenn wir weniger Steuern zahlen müssten, hätten wir mehr Geld zur Verfügung und könnten die Lebensmittel zu den Preisen kaufen, die sie auch wert sind. Klar ist das vereinfacht gerechnet, aber im Prinzip ist es ein solcher Kreislauf. Die Frage ist also, was bringt es?

Eine Möglichkeit, die uns dazu einfiel ist die folgende: Hätte jedes Lebensmittel den Preis, den es wirklich wert wäre und hätten die Menschen genügend Geld zur Verfügung, könnten sie sich wirklich frei entscheiden, was sie einkaufen wollen. Denn das ist es ja schließlich, was wir von der Industrie immer mitgeteilt bekommen. Wir, die Verbraucher sind es ja, die entscheiden, was und wie produziert wird, da wir mit jedem Einkauf eine Stimme abgeben. Doch wenn man natürlich die Dinge, die man besonders gerne verkaufen möchte, subventionieren lässt, so dass sie besonders Billig sind, während man unliebsame Produkte besonders teuer macht, und wenn man dann auch noch dafür sorgt, dass das Budget der Kunden möglichst knapp ist, dann ist es ein Leichtes, die Nachfrage zu erzeugen, die man selbst am liebsten hat. Da stellt sich doch die Frage, wie viel Entscheidungsfreiheit die Kunden in Wirklichkeit haben. Nehmt jetzt noch einmal die Beeinflussung durch Werbung hinzu, dann kommt am Ende nicht mehr allzu viel dabei herum.

Spruch des Tages: Genieße dein Leben, solange du es hast. Später bringt es nichts mehr.

Höhenmeter: 12 m

Tagesetappe: 31 km

Gesamtstrecke: 4864,97 km

Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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