Tag 232: Energetische Kordelarbeit

von Heiko Gärtner
25.08.2014 00:27 Uhr

Zu aller erst möchten wir uns herzlich bei Birgit Schindler und Andreas Schneidemesser für die Unterstützung bedanken! Langsam wächst unser Vertrauen immer mehr, dass wir genügend Unterstützung erhalten um unser Projekt auch in Zukunft erfolgreich durchführen zu können!

Vor gut zweieinhalb Jahren wurden wir von Darell zum ersten Mal zum Treffen der Medizinleute nach Österreich eingeladen um dort mehr über die energetische Heilung der Naturvölker zu erfahren. Dabei durften wir Dinge sehen und erfahren, die unser Weltbild für immer verändern sollten. Zum ersten Mal war es nicht nur eine Idee oder eine Vermutung, dass es hinter der physischen Welt noch weitaus mehr gibt. Es wurde zu einer erlebbaren Realität.

Eine Sache, die wir damals kennenlernen durften, war die Arbeit mit energetischen Kordeln. Alles im Universum ist mit allem über eine lebendige, energetische Kordel verbunden. Man kann es sich am besten so vorstellen, wie eine Nabelschnur, durch die ein permanenter Austausch von Blut, Nahrung und Lebensenergie zwischen dem ungeborenen Kind und der Mutter stattfindet. Diese Verbindung besteht so lange, wie das Kind im Bauch der Mutter ist. Anschließend wird sie getrennt, doch es gibt noch immer ein festes Band, das beide miteinander verbindet. Derartige Kordeln haben wir nicht nur zu unseren Eltern, sondern zu allem, was uns im Leben begegnet. Es sind unsere Fühler nach außen mit der wir uns mit der Welt verbinden können. Einige dieser Kordeln bestehen nur für eine kurze Zeit. Beispielsweise dann, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt richten, der uns in diesem Moment interessiert. Nehmt einen beliebigen Gegenstand in eurem Zimmer und konzentriert euch darauf. Euer Fokus verursacht nun einen Energieaustausch, zwischen euch und dem Gegenstand und baut somit eine temporäre Kordel auf. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit nun wieder auf etwas anderes richtet, dann verschwindet die Kordel zum ersten Gegenstand wieder. Es sei denn, ihr habt eine so starke Verbindung aufgebaut, dass ihr das Objekt noch lange in eurer Erinnerung behaltet. Ein Bild, das euch nicht mehr aus dem Kopf geht, ein Ohrwurm, den man einfach nicht los wird, ein tragischer Unfall, den ihr für einen sekundenbruchteil mit aufgeschnappt habt und der euch von nun an in euren Traumen verfolgt. Solche Kordeln können dann von temporären zu karmatischen Kordeln werden, also zu Kordeln, die das ganze Leben über bestehen bleiben und vielleicht sogar noch darüber hinaus. Ihr kennt bestimmt Fälle, in denen Menschen noch immer das Gefühl haben, ihre Eltern stolz machen zu müssen, auch wenn diese schon vor Jahren verstorben sind. In einem solchen Fall besteht eine Kordel bis ins Jenseits.

Wir können Kordeln zu allem aufbauen, was wir uns vorstellen können, zu anderen Menschen, zu Tieren, Pflanzen, Steinen und Wetterphänomenen, zu Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen und Situationen, zu Orten und Ereignissen und sogar zu unserer eigenen inneren Welt. Wir können diese Verbindungen mit unserer Aufmerksamkeit bewusst steuern und verändern. Wenn wir uns viel mit einer Sache oder einer Person beschäftigen, dann verstärken wir die Verbindung und geben viel Energie hinein. Andere Verbindungen vergessen wir vielleicht wieder und lassen sie über Jahre hinweg einschlafen, ohne dass wir von ihnen überhaupt noch eine Notiz nehmen. Dies passiert oft, wenn sich Liebespare trennen und den Kontakt abbrechen. Doch die Kordeln werden in den meisten Fällen nie ganz getrennt, sondern liegen nur brach. Wenn sich die Ex-Verliebten nach Jahren wiedersehen, schießt dann oft plötzlich neue Energie in die Kordel und es entsteht eine intensive Verbindung von der beide glaubten, sie seien längst darüber hinweg.

Alles im Universum ist Energie und über die Kordeln findet ein permanenter Energieaustausch statt. Das bedeutet, dass man über eine Kordel sowohl Energie verlieren als auch gewinnen kann. Es sind keine Einbahnstraßen, jedenfalls nicht, im Normalfall. Geht einmal in die Stadt oder irgendwo hin, wo ihr auf Menschen trefft und versucht durch euren Fokus intensiv eine Verbindung zu jemand anderem aufzubauen, der euch dabei jedoch nicht ansieht. Ihr werdet feststellen, dass er es nach kurzer Zeit spürt und sich wahrscheinlich zu euch umdreht. Tiere sind dabei noch viel sensibler. So ergreifen die Geier und Bussarde jedes Mal die Flucht, wenn Heiko auch nur daran denkt, die Kamera auszupacken um ein Foto zu machen. Der Gedanke richtet den Fokus auf die Vögel und diese spüren die Verbindung sofort. Weil es ihnen unangenehm ist, fliegen sie lieber davon.

Im Laufe unseres Lebens bauen wir Kordeln zu allen Menschen und Tieren auf, mit denen wir eine irgendwie geartete Beziehung pflegen. Im Idealfall sollte der Energiefluss dabei ausgeglichen sein, doch ihr kennt sicher auch Menschen, bei denen ihr das Gefühl habt, dass sie euch immer Kraft rauben. Man unterhält sich mit ihnen und findet sie vielleicht sogar nett, aber nach kurzer Zeit merkt man, dass man erschöpft und müde wird und den drang verspürt, das Gespräch zu beenden. Doch dann ist man oft bereits so kraftlos, dass man sich nicht mehr losreißen kann und die Begegnung zieht sich unendlich in die Länge. Oder es gibt Menschen, bei denen man sich sofort klein und schwach fühlt, wenn sie nur den Raum betreten. Bei anderen fühlt man sich ununterbrochen Schuldig und hat das Gefühl, ihnen Helfen zu müssen, was einem ebenfalls viel Kraft rauben kann. In all diesen Beziehungen gibt es Kordelverbindungen, über die sehr viel Lebensenergie in eine Richtung abfließt, ohne dass etwas dabei zurück kommt. Es gibt auch Verbindungen, die uns einengen, etwa weil wir uns gegenseitig in starren Systemstrukturen verrannt haben, die keinem gut tun. Jeder Mensch hat seine Lebensthemen, die er mit auf die Welt gebracht hat, um sie zu lösen und je nachdem, welche Themen es sind, ziehen wir genau die Menschen in unser Leben, die uns diese Themen spiegeln und uns vor die Herausforderung stellen, sie aufzulösen. Nur dann können wir wachsen. Diese Verstrickungen finden auf vielen Ebenen statt: Gedankenmuster, Handlungen, Verhaltensweisen, Gefühlsketten und eben auch auf der energetischen Ebene in Form von Kordeln. Alles Ebenen sind dabei wiederum mit einander verbunden, weshalb eine Entwicklung und eine Heilung dann am besten gelingt, wenn man auch auf allen Ebenen arbeitet.

Darell hat uns damals eine Methode gezeigt, mit der man die energetischen Kordeln wahrnehmen und verstehen kann um sie anschließend wenn nötig zu kappen, zu verändern oder zu erneuern. Nachdem Paulina nun bereits viel auf der psychischen und körperlichen Ebene erfahren hatte, war es nun an der Zeit, auch auf der geistigen Ebene einen Schritt nach vorne zu machen. Ich war bei dem Ritual selbst nicht dabei und es ist eh besser, wenn Paulina es mit ihren eigenen Worten beschreibt. Leider hat sie ihren Erfahrungsbericht noch nicht fertig gestellt, daher werden wir ihn in den kommenden Tagen einbauen, wenn er soweit ist.

In der Nacht hatte ich einen intensiven Traum. Ich befand mich in einer Art mittelalterlichem Verließ, das aus großen Natursteinen und schweren Eisenstäben bestand. Plötzlich warf jemand eine Fackel in meine Zelle und entzündete damit ein großes Feuer. Ich erschrak, merkte aber, dass es mir nichts antat. Der Mann, der die Fackel geworfen hatte, rief mir zu: „Jetzt bist du frei und kannst gehen!“

Genau in diesem Moment entdeckte ich ein kleines Tor in den Gitterstäben, durch das ich einfach nach draußen gehen konnte. Es war schon immer da gewesen, nur hatte ich es zuvor nicht gesehen. (Heiko brachte mich später darauf, dass das Feuer, das Element der Wandlung und der Veränderung ist.)

Nachdem ich mich befreit hatte, lief ich durch die steinernen Korridore, um ganz nach draußen zu gelangen. Plötzlich stellte sich mir ein Mann mit einem langen, welligen Schwert in den Weg. Er sagte mir, dass er den Auftrag hätte, mich zu töten, doch ich wusste, dass er es nicht tun würde. Einen Moment blieb er mit erhobenem Schwert in Angriffsposition stehen und verharrte. Dann ließ er die Waffe sinken und sagte: „Ich kann es nicht! Lass uns hier verschwinden!“ Er warf mir eine Waffe zu, die ein bisschen an die klingonischen Schwerter aus Startreck erinnerte. Es war sehr archaisch, hatte eine lange, verzierte Klinge und wurde mit beiden Händen gehalten. Gemeinsam liefen wir nun durch die Gänge und schlugen als wilde und vitale Krieger mit unseren Schwertern auf die Wachen ein, die sich uns in den Weg stellten. Eigentlich hätte es ein übles Gemetzel werden müssen, doch niemand starb und niemand wurde verletzt. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass es sich eher so anfühlte, als hätten wir mit den Schwertern nicht die Körper der Menschen, sondern die Kordeln durchtrennt, die auch sie gefangen hielten. Ich weiß noch, dass es am Ende ein triumphales Gefühl war und dass es sich sehr gut anfühlte. Dann wachte ich auf.

Paulina stand mitten im Raum und atmete schwer. „Ich habe etwas verloren!“ sagte sie geistesabwesend.

„Was hast du verloren?“ fragte Heiko, der nun ebenfalls wach war.

„Einen Teil von mir!“ sagte Paulina. Dann ging sie ins Bad, kehrte wieder zurück, legte sich hin und war wieder fest eingeschlafen. Später erinnerte sie sich nur noch vage an die ganze Geschichte. Doch sicher ist, dass es auch in ihr ordentlich arbeitete.

Als ich den anderen beiden am nächsten Morgen von meinem Traum erzählte, fragte mich Heiko, ob ich den Traum einer bestimmten Kategorie zuordnen könne. „War es ein Gefühlskettentraum, bei dem es darum ging, deinen Alltag zu reflektieren? Oder eher ein Propheting-Traum, bei dem du eine Zukunftsvision oder eine Erkenntnis sehen durftest? Was es eine Vorausahnung für etwas, das wirklich so passieren wird? Oder war es vielleicht etwas ganz anderes?“

Ich überlegte. „Ein Gefühlskettentraum vielleicht?“ sagte ich dann zögerlich.

„Ach du Depp!“ frotzelte Heiko, „Du hast uns doch gerade nur lebhafte Bilder und keine Gefühlsketten beschrieben. Nein, nach dem was du darüber erzählst war es eindeutig ein Prophezeiungstraum, der die eine wichtige Erkenntnis noch einmal wiederspiegelt. Junge, Junge, da schicken dir die Leute so etwas Wichtiges und du verstehst es nicht einmal! Geh noch einmal durch, was in dem Traum passiert ist. Jemand du bist eigentlich schon immer frei, merkst es aber nicht, so lange, bis jemand von außen kommt und es dir vor Augen führt. Es kommt ein Wandlungsfeuer, ein Feuer der Veränderung und du erkennst plötzlich, was los ist. Dann wirst du zum freien Krieger, du erkennst, dass ein vermeintlicher Feind dein größter Verbündeter ist und du wehrst dich plötzlich gegen alles, was dich von deinem Weg abbringen will. Und dann erkennst du auch noch, dass es ihnen nicht einmal Schmerzen zufügt, sondern dass sie selbst ebenfalls aufwachen und frei werden. Wenn das mal keine fette Prophezeiung ist, dann weiß ich auch nicht!“

Von La Mata aus wanderten wir in Richtung Süden. Es war noch einmal deutlich heißer als an den vergangenen Tagen und wir schwitzten mehr denn je. Dafür entdeckten wir einige Mandelbäume am Wegesrand, die schon reife Mandeln trugen! Langsam fühlten wir uns wirklich wie im Schlaraffenland.

In unserem Zielort war es diesmal nicht so einfach wie zuvor. Wir wurden wieder einmal fleißig hin und hergeschickt, doch von derartigen Erfahrungen habe ich ja bereits ausführlich berichtet. Heute darf Paulina die Situation daher einmal aus ihrer Sicht beschreiben:

Die letzten Tage war ich jeden Nachmittag positiv überrascht, wie einfach es war, ohne Geld immer einen Schlafplatz und vor allem ausreichend zu essen und zu trinken zu ergattern. Obwohl meine Spanischkenntnisse absolut unzureichend sind und ich meist nur in Bruchstücken und mit Gestottere unser Anliegen erklären kann, werden wir meist sehr reichlich mit Obst und Gemüse beschenkt. Die Reaktionen der Menschen sind sehr unterschiedlich. Manche machen wirklich den Eindruck ernsthaft interessiert und beeindruckt zu sein, einigen sieht man an, dass sie selbst nicht viel besitzen und geben uns trotz allem eine Tüte mit Gemüse oder Obst, wieder andere wirken eher desinteressiert, geben aber trotzdem etwas. Dann gibt es noch die Spezies Männer, bei denen einfach nur die Tatsache weiblicher Anwesenheit zieht, wie zum Beispiel gestern, als ich eigentlich nur kurz in einer Bar auf die Toilette gehen und nach einer Flasche Wasser fragen wollte. Nach etwa 1 Minute Gespräch mit dem Barbesitzer, waren wir auf ein dreigängiges leckeres Mittagessen eingeladen und wurden mit Handschlag verabschiedet. Schon unglaublich einerseits wie freundlich die Menschen sind, andererseits habe ich allerdings den Eindruck, dass es mir gegenüber nur von den Frauen echt rüber kommt, die Männer interessiert unsere Geschichte rein gar nicht wenn ich sie erzähle, sondern nur die Tatsache, dass vor ihnen ein kleines Hascherl nach Essen fragt. Mir soll’s recht sein, ich habe abends nun echt wieder Kohldampf.

Das war meine Erfahrung in den kleinen Dörfern, wo es teils nur eine Chance für einen Schlafplatz gab und wenige Möglichkeiten, Essen zu bekommen. Wir hatten keinerlei Probleme und wurden fast mit mehr unterstützt als wir essen konnten.

 

Umso ernüchternder war heute mein Empfinden als wir unser Tagesziel erreichten – die bisher die größte Ortschaft durch die ich mit den Jungs gekommen bin. Ich dachte, „Super, viel mehr Möglichkeiten einen schönen Schlafplatz zu finden und gut zu essen!“ Leider war das Erlebnis absolut konträr. Nachdem ich sonst mit Tobi teils nach 30 min mit zwei Hotelzimmerschlüsseln zurück kam waren wir heute gefühlt 3 Stunden unterwegs.

 

Anfangs noch sehr optimistisch fragten wir uns nach dem Casa Rural durch welches leider geschlossen hatte. Kein Problem, dachten wir, dann gehen wir eben weiter zum Hostal Dorado. Die Frustriertheit des alten Mannes, der mir gleich zu Beginn einen abschätzigen Blick zuwarf während Tobi ihm versuchte unser Anliegen näher zu bringen war unglaublich präsent spürbar. Sofort war seine ablehnende Haltung zu spüren, welche sich bestätigte, als er seine Tochter anrief. Seine Tochter war zuständig für das Hostal und so musste er sich rückversichern, gab er uns zu verstehen. Dass dieses Telefonat absolut sinnlos war zeigte sich, indem er ihr etwa in diesen Worten erklärte was wir von ihm wollten: „Hier ist ein Pärchen aus Deutschland, was sie von mir wollen habe ich nicht verstanden, nur dass sie hier umsonst schlafen wollen. Ich denke wir können das nicht machen. Was denkst du?“

 

Tobi und Heiko waren Reaktionen dieser Art in größeren Ortschaften schon gewöhnt, für mich allerdings war diese Unehrlichkeit und das Desinteresse absolut schwer begreiflich. Dann sollte er doch gleich sagen, „Nein, das geht leider nicht, oder wir möchten das nicht.“

 

So beginnt unsere Odyssee der Schlafplatzsuche heute. Nächster Stopp ist die Touristeninformation. Positiv war, dass ich auf der Suche der Toilette einen kurzen kostenlosen Rundgang durch das Gebäude erhielt, Tobi wurde allerdings ein Ohr abgekaut – sie wirkte nett und prinzipiell nicht, jedoch anstatt uns weiter zu helfen versorgte sie uns mit Informationen über die Festivitäten am Wochenende. Sie gab uns die Nummer von Juan, dem Pfarrer. Mein Eindruck war, dass machen Menschen hier ihren Unwollen zu helfen mit möglichst viel leerer verbaler Information überdecken.

 

Beim Besuch des Gerichts hatte ich den Eindruck, dass die Menschen hier nicht unfreundlich waren, ja vielleicht sogar wirklich helfen wollten, aber nicht mitdachten und so absolut nicht hilfreich waren. Räume in denen wir schlafen konnten gab es in dieses Stadt genügend, aber da es ja auch genügend andere Leute gab die helfen konnten fühlte sich niemand verpflichtet etwas zu tun.

 

Für die nette Dame im Rathaus, die in ihrem Büro fast hinter Aktenordnern und Papierchaos zu versinken schien, waren wir die spannendste Abwechslung des Tages, aber das Ergebnis für uns blieb bei Null. Der Pfarrer war telefonisch nicht zu erreichen und helfen konnte sie und auch nicht.

 

Langsam wurde ich unruhig. Ich fing an mir zu überlegen ob wir in der Verfassung wären nach einer Pause noch die weiteren 12km in die nächste Ortschaft zu laufen? Und was war wenn wir dort auch nicht aufgenommen wurden? Und außerdem wollten wir noch arbeiten und ich für mich vor allem weitere Erkenntnisse der letzten Tage zu Papier bringen. Ok, Kopf aus Vertrauen an. Wird schon irgendwo klappen.

 

So verließen wir das Rathaus und dachten, wenn der Pfarrer nicht telefonisch zu erreichen ist gehen wir ihn doch mal besuchen. Leider war er auch im Gotteshaus nicht anzutreffen. Ebenso wie die Franziskanermönche, die uns keine Pforte öffneten. Wo waren sie alle?

 

Da wir nun schon mehrmals am Altenheim vorbeikamen, probierten wir auch dort unser Glück. Die Dame die wir antrafen war auch relativ freundlich fühlte sich aber auch nicht zuständig für uns, obwohl wir nur nach einem Dach über dem Kopf uns nichts weiter fragten. Es wäre kein Platz und sie nicht zuständig.

 

Ziemlich geknickt hinterfragte ich meine anfängliche Meinung über die offensichtliche Hilfsbereitschaft der Menschen. Wie konnte es sein, dass die Leute, die fast nichts hatten am meisten beisteuerten und hier, wo es so viele Optionen gab uns eine Unterkunft zu bieten, sich jeder aus der Verantwortung zog? Die Antwort habe ich mir gerade selbst gegeben: Wenn es doch noch so viele andere gibt, so bin ich doch nicht in der Pflicht zu helfen. Das können mal schön die anderen tun.“

 

Aber Tobis und mein heutiges Highlight war unser letzte Option. Positiv wie negativ – das Centro Social. Eine soziale Einrichtung von der man erwarten sollte, dass sie versuchen sollte Menschen in ungewöhnlichen Situationen zu helfen.

Beim Betreten wurden wir von einem sehr unangenehm wirkenden Spanier in Empfang genommen. Schon als Tobi begann unser Anliegen zu erklären bemerkte ich wie sein Blick abschweifte und er nur nicht mal mehr mit einem halben Ohr zu hörte. Eine, überheblich wirkende, schleimige Person (Verzeihung für die Wertung).

Warum so jemand in einer Sozialeinrichtung arbeitet ist fraglich.

 

Er rief nach seinen zwei Angestellten Anna und Maria, die ersten wirklich hilfsbereiten Menschen in diesem Ort. Allein der Umgang mit diesen zwei jungen Frauen zeigte mir, dass er ihnen nicht viel Respekt gegenüberbrachte. Genauso wenig wie mir. Nach kurzem Hin und Her entschied er sich uns nicht zu helfen. Beim Verlassen des Büros warf er mir einen derart provokanten, widerlichen Blick zu während er seine zwei Finger küsste mit denen er sich gerade bekreuzigt hatte, dass es sich für mich anfühlte als hätte er mir gerade ins Gesicht gespuckt. Gut, es liegt alles im Auge des Betrachters, allerdings hinterließ diese Begegnung einen mehr als faden Beigeschmack.

 

Es war jedoch toll zu sehen, wie die beiden Mädels sich ins Zeug für uns legten. Sie durchdachten alle möglichen Optionen wo wir schlafen konnten und telefonierten was das Zeug hielt. Bemerkenswert war, dass eine von beiden sich weigerte mit dem Bürgermeister zu sprechen, da er in ihren Augen ein Arsch war. Als nach sicher einer halben Stunde angespannten Wartens klar war, dass wir eine Bleibe für die Nacht hätten war ich sehr erleichtert und umso überraschter, als uns kurze Zeit später die gleiche Dame die uns vorher im Altenheim abwimmelte genau in eben diesem die neugebauten Räumlichkeiten im Hinterhof öffnete. Wir dürfen es uns heute Nacht in mehreren Räumen mit zwei Toiletten, Waschbecken, Licht und Strom gemütlich machen.

Zur Feier des Tages wurden wir dann noch in das Restaurant El Nogal eingeladen. Der Oberkellner war nicht gerade ein Sympath vor dem Herren und ließ uns zunächst einmal im Gang stehen, bis er selbst sein Mittagessen beendet hatte. Dann stellte er uns Teller auf den Empfangstresen und ließ uns im Stehen essen, obwohl der Speisesaal leer war. Doch die Köchin war ein echtes Schnuckelchen und dazu noch eine wahre Meisterin auf ihrem Gebiet. Sie machte uns Spiegeleier und im Anschluss eine typisch spanische Kaltschalensuppe, in die wir uns hätten reinlegen können.

Spruch des Tages: Was wir nicht kennen, fürchten wir. Was wir fürchten zerstören wir. (Stalking Wolf)

Höhenmeter: 130 m

Tagesetappe: 15 km

Gesamtstrecke: 4568,47 km

 

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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