Fußreflexzonenmassage

von Heiko Gärtner
28.02.2016 22:44 Uhr

07.02.2016

Der Vorteil eines Tages, an dem man extrem steil und weit bergauf geht, besteht darin, dass man am nächsten Tag meist ganz gemütlich wieder bergab gehen kann. Heute war so ein Tag und nach dem Marathon von gestern war das auch dringend nötig. Gegen Mittag erreichten wir San Giorgio, eine kleine aber ungemütliche Stadt am Fuß des Berges. Die Suche nach dem Schlafplatz wurde ein leichtes Hin und Her, bis wir schließlich eine angenehme Lösung fanden. Das Franziskanerkloster lehnte uns mal wieder mit der Begründung ab, dass sie ja ein Kloster und keine Herberge seien. Es juckte mich bereits wieder in der Zunge, ihn über seine eigenen Ordensregeln aufzuklären, aber ich ließ es bleiben. Es brachte ja doch nichts und verursachte nur eine schlechte Stimmung. Der Pfarrer der Hauptkirche war da schon etwas ehrlicher. Seine Absage formulierte er ohne Umschweife mit den Worten: "Nein! Ich mach sowas nicht! Da müsst ihr zu Don Luca gehen, der hat genügend Platz für Pilger! Es ist ein gutes Stück von hier, aber keine Angst, er ist viel netter als ich!"

Damit sollte er Recht behalten. Als wir die Kirche von Don Luca erreichten schaute er uns musternd an und sagte: "Ihr seht aus als wärt ihr Pfadfinder oder Pilger. Braucht ihr irgendetwas? Kann ich euch helfen?

"Ein Platz zum Schlafen wäre nicht schlecht!", sagte ich und damit war das Gespräch dann eigentlich schon wieder beendet. Er beauftragte einen jungen, indischen Hilfspfarrer mit einem unaussprechlichen Namen damit, uns in eine Wohnung über seiner eigenen zu führen. Der junge Mann war das komplette Gegenteil von der quirligen Frau vom Vortag. Er war ruhig und besonnen, sagte nicht mehr als nötig und hatte eine durch und durch angenehme Ausstrahlung. Er zeigte uns die Zimmer, fragte ob wir noch etwas brauchten und verabschiedete sich dann mit den Worten: "Ihr wollt euch sicher etwas ausruhen und braucht ein bisschen Zeit für euch!"

Den Nachmittag nutzten wir dann für ein besonderes Trainingsprogramm. Zunächst erhielten wir von Heydi eine Yoga-Stunde, die uns das Wasser in die Augen trieb. Nicht weil es so unangenehm oder schmerzhaft war, sondern weil wir dabei spürten, wie unglaublich ungelenkig wir waren. Der Yoga-Unterricht hätte unter dem Motto: "Yoga für Holzpuppen - 10 Übungen, an denen Sie erkennen, dass Sie vollkommen unflexibel sind" laufen können. Es gab eigentlich keine Position, in denen uns nicht die Arme oder Beine einschliefen oder in denen wir nicht komplett lächerlich ausgesehen hätten. Aber dafür machte er einen heiden Spaß.

Anschließend gab Heydi jedem von uns eine Fußreflexzonenmassage. Ich hätte zuvor nie gedacht, dass das so schmerzhaft sein kann. Es ist eine großartige Therapieform, von der wir beide sofort begeistert waren. Über unsere Nerven- und Energiebahnen sind all unsere Körperbereiche und unsere Organe mit verschiedenen Punkten im Körper vernetzt, die man Reflexzonen nennt. Wir haben sie im Ohr, in der Hand, im Darm, in der Iris, auf der Zunge, auf unserem Rumpf und eben auch auf unseren Füßen. Das war uns nicht neu, denn immerhin funktioniert auch die Antlitzdiagnose, die wir in unserem Buch "Krankheiten auf einen Blick erkennen" beschreiben, nach diesem Prinzip. Einige der Reflexbereiche, wie beispielsweise die Iris oder der Darm sind relativ schwer für eine manuelle Therapie nutzbar. Aber die Reflexzonen am Fuß eignen sich ganz hervorragend. Wenn man sie mit den Händen oder mit einem Holzstab durch Druck stimuliert, dann reagiert der Körper darauf, je nachdem ob ein Problem mit dem entsprechenden Organ vorliegt oder nicht. Man kann auf diese Weise also eine sehr gute Diagnose erstellen und kann eventuelle Schwächen und Problemzonen gleichzeitig direkt behandeln. Denn durch die Stimulation der Reflexzonen wird das Organ zur Regenerierung, Reinigung, Entspannung, Durchblutung und Energetisierung angeregt. Wenn ein Problem in einem bestimmten Bereich vorliegt, dann spürt man dies daran, dass der Druck auf den entsprechenden Reflexpunkt besonders stark schmerzt. Gerade an den Punkten für die Bein- und Fußmuskulatur merkten wir dann noch einmal, warum wir uns beim Yoga zuvor so schwergetan hatten.

Bei ihrer Ankunft hatte uns Heydi auch einige Dinge mitgebracht, auf die wir uns schon lange gefreut hatten. Dazu zählten unsere kleine Kamera, ein neuer Tauchsieder, ein Ersatzhandy für das wir uns noch einmal ganz herzlich bei Shaun Medley bedanken möchten und mein Laptop, den ich zur Reparatur nach Deutschland geschickt hatte. Kurioser Weise hatte ich direkt nachdem er beim Compustore eingegangen ist eine Mail erhalten, in der mir mitgeteilt wurde, dass der Computer einwandfrei funktioniere. Er wurde für mehrere Tage an ein Testgerät angeschlossen, das ihn unter simulierten Extrembedingungen testen sollte, doch nichts kam dabei heraus. Er funktionierte, wie er funktionieren sollte. Jedenfalls, wenn man den Servicekräften des Apple-Handlers Glauben schenkte. Zu guter Letzt hatte man ihn mir dann ohne eine Reparatur zurückgeschickt und in der Tat, er schien wirklich zu funktionieren. Die Betonung liegt dabei jedoch auf SCHIEN, denn er funktionierte genau zwei Tage lang. Heute Abend, als ich noch ein paar Notizen schreiben wollte, begann das Display plötzlich wie verrückt zu flackern, so als wäre es eine Stroboskop-Lampe.

Kurzzeitig beruhigte es sich wieder, dann begann das Flackern erneut. Schnell klappte ich ihn zu und legte ihn zur Seite. Sofort stieg die Wut in mir auf. Es konnte doch nicht sein, dass man ein Gerät für knapp 2000 € kaufte, das innerhalb von zwei Jahren gleich zweimal mit dem gleichen Fehler kaputtging. Und wenn man es dann in die Reparatur bei dem Betrieb brachte, der es einem verkauft und beim ersten Mal repariert hatte, dann bekam man als Antwort, dass das Gerät vollkommen in Ordnung sei und man sich höchstwahrscheinlich irre. Wo war dies bitte ein Kundenservice? Am meisten aber ärgerte mich, dass wir von vornherein vermutet hatten, dass es an der Kälte liegen muss, denn beide Male war das Display an besonders kalten Tagen ausgefallen. Auch dieses Mal war der Raum zum Abend hin stark abgekühlt und dann war der Wackelkontakt aufgetaucht. Doch immer wenn wir diese Vermutung geäußert hatten, dann lautete die Antwort, dass dies auf keinen Fall möglich sein könne. Auch am nächsten Tag, als ich noch einmal beim Compustore anrief, hörte ich wieder die gleiche Aussage. Kälte kann unmöglich der Grund sein!

Welchen Grund aber gab es dann? Laut Compustore überhaupt keinen, denn in den Augen der Techniker war der Fehler nicht vorhanden. Sie hatten ihn nicht feststellen können, also gab es ihn auch nicht. Ich musste mich irren. Immerhin hatten gleich drei "Experten" nach der Fehlerursache gesucht. Doch es ist immer schwer etwas zu finden, wenn man die wahrscheinlichste Lösung gleich von vornherein ausschließt. Als wir das nächste Mal Internet hatten, recherchierte ich einmal zu diesem Thema und bat auch Jens Kleinholz um Rat, der sich mit als Sir Apfelot mit seinem Blog allen technischen Facetten von Appleprodukten widmete. Seine Diagnose, ohne den Computer überhaupt zu sehen und ohne etwas über die Temperaturverhältnisse zu wissen war ebenso simpel wie einleuchtend: Wenn der Computer unter Dauerstress einwandfrei funktionierte, dann lag die Vermutung nahe, dass die Ursache durch Wärme ausgeschaltet wurde. Denn unter Dauerstress lief der Laptop automatisch heiß. Der Fehler lag also wahrscheinlich in einem Haarriss irgendwo an der Verbindung zwischen Displaybeleuchtung und dem Rest des Computers. Wenn es warm war, dann dehnten sich die Metalle aus und es entstand ein Kontakt. Wurde es kalt, zogen sie sich zusammen und es entstand ein winziger Spalt, der den Kontakt unterbrach. Genaugenommen muss man kein Computerfachmann sein, um auf eine solche Theorie zu kommen. Es ist einfache Physik und Elektrotechnik. Natürlich wissen wir noch nicht, ob dies der Grund ist, aber es ist ein Ansatz, um mit dem Suchen anzufangen. Doch dafür muss man seinen Kopf benutzen und darf nicht einfach nur ein Diagnosegerät an den Computer anschließen.

Wie sinnvoll diese Hardcore-Diagnose überhaupt ist, bin ich mir noch unsicher, denn für mich wirkte es eher ein bisschen so, als wolle man den Computer damit mutwillig zerstören. Was ich an der ganzen Sache jedoch am wenigsten verstehe, ist diese Paradoxität. So ein MacBook Air ist ein hochkomplexes Hightech-Gerät, mit unzähligen Kleinteilen, die perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen. Und all diese technischen Feinheiten funktionieren einwandfrei. Das einzige, was nicht geht und was den Computer komplett lahm legt, ist eine Lampe. Eine simple, einfache Verbindung von einer Batterie zu einer LED-Beleuchtung. Nicht die ultrafeinen Pixel, die aus einer rein elektronischen Information aus einsen und nullen ein komplexes Bild mit tausenden von Farben zusammensetzen können. Nein, das funktioniert alles. Es hilft einem nur nichts, weil es dunkel ist. Ich bin nun also im Besitz eines der komplexesten, technischen Geräte, das einen immensen Wert hat und vom Grundprinzip her einwandfrei funktioniert und ich kann es nicht nutzen, weil das Licht im Bildschirm nicht geht. Ist das nicht abstrakt? Und dann kaufe ich mir für 200 € Bettelgeld einen kleinen Billigcomputer und der rockt wie der Teufel, ohne dass man ihm irgendetwas anmerkt. Wie soll man sich da bitte orientieren?

Spruch des Tages: Wer hätte gedacht, dass eine Fußmassage so schmerzhaft sein kann!

Höhenmeter: 60 m

Tagesetappe: 12 km

Gesamtstrecke: 14.036,27 km

Wetter: sonnig und warm

Etappenziel: Obdachlosenwohnung, 71042 Cerignola, Italien

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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