Geburtstagswanderung

von Heiko Gärtner
19.04.2017 21:09 Uhr

12.03.2017

Heute war Heikos vierter Weltreisegeburtstag, oder besser gesagt, der Beginn seiner Geburtstagswoche. Bereits vor drei Jahren haben wir festgestellt, dass ein Geburtstag bei unserem Lebensstil keine sinnvolle Institution ist. Man erwartet sich einfach zu viel davon, hofft, dass irgendetwas Besonderes passiert und da dies meistens nicht der Fall ist, ist man dann am Ende enttäuscht. Eine Geburtstagswoche hingegen ist ein Zeitraum von sieben Tagen, an denen man alles Angenehme, positive und besondere als persönliches Geburtstagsgeschenk ansehen kann, während alles Unangenehme weit weniger ins Gewicht fällt. In den letzten drei Jahren hatte sich das bereits sehr gut bewährt und so war es nun schon eine richtige Tradition geworden.

In vielerlei Hinsicht war es ein äußerst gelungener Start in die Geburtstagswoche. Wir konnten entspannt starten, hatten relativ gutes Wetter bekamen leicht einen Schlafplatz und befanden uns in einem gut geheizten Veranstaltungssaal ehe es draußen zu schütten begann. Das beste aber war die Wanderung selbst. Eine so schöne und vor allem so friedliche Strecke wie heute hatten wir bereits seit Wochen nicht mehr. Bis auf wenige Ausnahmen hielten wir uns an winzige Asphaltsträßchen ohne jeden Verkehr, die mitten durch ausgedehnte Waldgebiete führten. Und tatsächlich gab es hier noch Areale, in denen nicht das leiseste Hintergrundrauschen zu hören war. Keine Autobahn, keine Flugzeuge, keine Baumaschinen, Kettensägen, Freischneider oder Staubsauger, keine Lüftungsanlagen, keine aggressiven Hunde, kein Grillengebrumme und kein Menschengeschrei. Nichts, nur das sanfte, melodische Zwitschern der Vögel, die hier wirklich noch das taten, was sie eigentlich tun sollten: Singen und nicht Zetern. Sogar der leichte, wenn auch kalte Wind schien hier an diesem Ort friedlicher und harmonischer zu sein, als andernorts.

Mitten in diesem Wald lag ein kleiner, einsamer See, auf dem sich ein paar Enten und ein Gänsesäger tummelten. Hier setzten wir uns auf eine Bank und machten ein Geburtstagspicknick. Es war schön, die Stille und die Harmonie zu genießen und den Tieren bei ihrem Treiben zuzusehen. Einzig und allein unsere Speisekarte ließ heute etwas zu wünschen übrig. Auf dem Picknickplan stand gnietschiges Brot mit Butter und Knoblauch, wobei man sagen, muss, dass der Knoblauch die Sacher ganz beträchtlich aufwertete. Unser Abendessen bestand dann jedoch aus einer bräunlich grünen Schlunze, die wir aus allerlei Dosen zusammen kippten. Denn das war offenbar das einzige, das die Menschen in dieser Gegend besaßen. Wir bekamen drei Dosen mit grünen Bohnen, eine mit braunen Bohnen, eine mit Linsen, eine mit einer Mischung aus braunen Bohnen und Linsen, fünf Dosen Fisch, vier Dosen Thunfisch, ein Tetrapack mit Fertig-Suppe, ein eineinhalb-Kilo-Glas Marmelade, zwei Joghurts und eine Dose mit Annanas. Dazu zwei kurze Enden Baguette, ein drei Zentimeter langes Stück Käse, ein ebenso großes Stück Salami und ein kleines Stückchen Fleisch. Selbst mit einem halben Kilo Chili war es unmöglich, daraus ein kulinarisches Highlight als Geburtstagsfestmal zu zaubern.

Immerhin ergaben die Ananas mit Joghurt und etwas Marmelade eine annehmbare Nachspeise. Zur Feier des Tages gab es für Heiko dann noch eine Rückenmassage mit Murmeltiersalbe gegen die verspannte Schulter- und Rückenmuskulatur.

Spruch des Tages: Zum dritten Mal auf der Reise heißt es nun Happy Birthday Heiko!

Höhenmeter: 60 m Tagesetappe: 22 km Gesamtstrecke: 21.354,27 km Wetter: sonnig und frühlingshaft, teilweise mit kaltem Wind Etappenziel: Veranstaltungssaal in Form einer Höhle im Felsen, 37420 Beaumont-en-Veron, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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