Greenways auf Korsika: Die besten Rad- & Wanderwege der Insel

von Heiko Gärtner
30.10.2019 20:59 Uhr

Wer gerne mit dem Rad oder als Wanderer unterwegs ist und schon einmal einen Greenway ausprobiert hat, der weiß diese zu schätzen und wird auch in neuen Regionen immer versuchen, wieder einen ausfindig zu machen. So erging es uns auch beim Wandern auf Korsika. Denn wir wollten die Insel vom südlichsten Punkt, also von Bonifacio bis in die nördlich gelegene Stadt Bastia durchwandern wollten. Unsere erste Frage lautete also: „Gibt es Greenways auf Korsika?“

Bei der Recherche im Internet fanden wir recht ambivalente und uneindeutige Informationen dazu. Hin und wieder entdeckten wir Erfahrungsberichte, die davon handelten, dass der Wanderer oder Radler auf einem Greenway unterwegs gewesen war. Nur fanden wir keine offiziellen Informationen, keine Karten und keine Wegbeschreibungen. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als die Antwort selbst herauszufinden.

Radfahrer und Wanderer unterwegs auf Korsika

Radfahrer und Wanderer unterwegs auf Korsika

Was sind Greenways?

Für diejenigen von euch, die sie noch nicht kennen, vorab ein paar kurze Informationen zum Thema Greenways.

„Greenway“ ist eine international gültige Bezeichnung für besonders gute Radwege, die auch zum Wandern, Skaten und ähnliches verwendet werden können. Teilweise haben wir sogar Reisende gesehen, die mit Segways, Rollern oder Mikroscootern unterwegs waren. Tatsächlich gibt es entlang der Greenways heute nicht nur eine gute Dichte an Fahrradläden und -reparaturwerkstätten, sondern auch Scooter Shops, Skateläden und ähnliches mehr. Denn das Besondere am Greenway ist, dass ein Radweg bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, um sich Greenway nennen zu dürfen.

Wegweiser für einen europäischen Greenway

Wegweiser für einen europäischen Greenway

Dazu zählt unter anderem, dass er überwiegend abseits normaler Verkehrsstraßen verlaufen und einen guten Bodenbelag, wie z.B. Asphalt, Pflastersteine oder wassergebundene Decke haben muss. Besonders viele solcher Wege findet man in Tschechien, aber auch in Österreich, Frankreich, Italien und Großbritannien. In Frankreich heißen sie dann allerdings“Voie Verde“ und in Italien „Camino Verde“, was übersetzt auch nur wieder Greenway, also Grüner Weg bedeutet. Nur hat man es mit dem Englischen in diesen Ländern eben nicht so.

Greenways in Frankreich

Greenways in Frankreich

Was zeichnet einen Greenway aus?

Die meisten Greenways in Europa verlaufen auf ehemaligen Bahntrassen, die stillgelegt wurden. Denn diese bieten schon von Natur aus die meisten Voraussetzungen für einen großartigen Rad- und Wanderweg. Sie verlaufen größtenteils eben oder zumindest flach, sodass sie angenehm zu befahren sind. Besonders in bergigen Regionen bieten sie einen Komfort, der ohne die ehemalige Bahnstruktur für Radfahrer und Wanderer in unserer Gesellschaft nicht denkbar wäre. Sie verlaufen über Talbrücken und durch Tunnel. Wenn sie durch Hügellandschaften führen, dann wurden die Strecken in der Regel durch Böschungen oder Vertiefungen begradigt.

Nur Gut ausgebaute Radwege dürfen sich Greenway nennen

Nur Gut ausgebaute Radwege dürfen sich Greenway nennen

Zudem liegen sie abseits der Straßen, verlaufen dabei aber trotzdem stets auch durch alle wichtigen Punkte einer Region. Der gesamte Untergrund existiert bereits und braucht daher nur noch asphaltiert oder anderweitig befestigt werden. Damit ist die Erstellung eines Radweges auf einer alten Bahntrasse auch noch deutlich günstiger, als sie es normalerweise wäre. Da es zusätzlich für den Ausbau zum Greenway noch Fördergelder der Europäischen Union gibt, fragt man sich manchmal, wieso es überhaupt noch ehemalige Bahntrassen gibt, die nicht zu einem optimalen Fahrradweg ausgebaut wurden.

Kathedrale von Porto Vecchio

Kathedrale von Porto Vecchio

Natürlich ist es nicht überall möglich, den Fahrradweg auf einem solchen Bahnunterbau entlang zu legen, weshalb viele Greenways auch streckenweise auf kleineren und größeren Straßen und Feldwegen verlaufen.

Gibt es Greenways auf Korsika?

Zu unserem großen Bedauern mussten wir leider bereits am ersten Tag feststellen: „Nein! Es gibt sie nicht!“ Es gibt auf der ganzen Insel optimale Voraussetzungen, wie beispielsweise eine stillgelegte Bahnlinie. Diese verläuft auf ganzer Länge entlang der Ostküste, doch es wurde leider nie ein Radwanderweg daraus gemacht. Stattdessen hat man als Wanderer oder Radfahrer in vielen Bereichen keine andere Möglichkeit als die T10, also die große Küstenstraße zu nehmen. Und diese ist leider absolut grauenhaft! Nur um ein Gefühl dafür zu bekommen: Korsika hat ungefähr 300.000 reguläre Einwohner. Theoretisch betrachtet beträgt die Bevölkerungsdichte daher rund 30 Einwohner per Quadratkilometer. Praktisch kommen dann aber noch einmal rund 3 Millionen Menschen hinzu, die ihren Hauptwohnsitz auf dem französischen oder italienischen Festland haben und auf der Insel ein Ferienheim besitzen.

Bergdorf

Bergdorf

Und dann gibt es noch einmal mindestens genauso viele Touristen, die lediglich zum Urlaub Machen nach Korsika fahren oder fliegen und dort in einem der vielen Hotels leben. Wenn man bedenkt, dass die meisten von ihnen per Fähre und damit mit dem eigenen Auto anreisen, während sich die übrigen zu großen Teilen Mietfahrzeuge leisten, um etwas von der Insel zu sehen, dann könnt ihr euch vorstellen, wie es auf den wenigen Straßen zugeht. Denn bei allem darf man nicht vergessen, dass rund 80 % der Insel aus unbegehbaren Gebirgshängen und Steilklippen besteht. Das bedeutet, dass diese unvorstellbare Masse an Menschen nahezu keinen Platz hat, um einander auszuweichen. Und ihr seit nun als Wanderer oder Radfahrer mittendrin…

Der optimale Rad- und Wanderweg im Osten von Korsika

Die gute Nachricht ist, dass es trotz allem eine Möglichkeit gibt, eine Fernwanderung oder eine Radtour über die Insel so zu gestalten, dass man sie genießen und die Schönheit der Natur auf Korsika dennoch bewundern kann. Leider gelingt dies nicht über die gesamte Länge der Insel. Wer wie wir in Bonifacio ankommt und von dort aus weiter nach Norden in Richtung Bastia möchte, der hat auf den ersten 50 km erst einmal einen kleinen Höllentrip vor sich. Hier gibt es schlichtweg keine Alternative, außer sich mit einer Machete mitten durch den Wald zu schlagen.

Blick auf Cervione

Blick auf Cervione

Dabei ist der Abschnitt zwischen Bonifacio und Porto Vecchio leider sogar noch einer der ruhigeren, auch wenn es vielleicht schwerfällt, dies zu glauben. Zwischen Porte Vecchio und Tremo gibt es dann immer mal wieder kurzfristige Ausweichmöglichkeiten, die die Situation aber kaum verbessern. Hier ist einfach so viel Verkehr, dass man ihn nicht abschütteln kann, egal welchen Weg man wählt. Dabei darf man immer mal wieder einen Blick auf die alte Bahntrasse werfen, die so wunderschön eben und oft mit ausreichend Abstand zur Straße verläuft. Leider ist sie vollkommen zugewuchert und nicht einmal im Ansatz zugänglich gemacht. Im Gegenteil, wurde sie sogar immer wieder von Privatpersonen gekauft und mit Häusern zugebaut.

Blick auf Bonifacio

Blick auf Bonifacio

Geeignete Nebenstraßen

Erst zwischen Solenzara und Travo wurde sie dann zu einer kleinen, wenig befahrenen Nebenstraße ausgebaut. Von hier an kann man sie als eine Art Greenway betrachten und sich teils auf der Bahnstraße, teils auf anderen Nebenwegen bis kurz vor Bastia nach Norden schlängeln. Dabei gibt es einige Passagen, an denen man relativ steil den Berg hinauf muss. Doch auch dies lohnt sich, denn man bekommt eine grandiose Aussicht, sowie ein Gefühl für das ursprüngliche Leben auf Korsika dafür.

Blick über Korsika

Blick über Korsika

Hier haben wir euch einmal den genauen Streckenverlauf eingezeichnet, den wir auf unserer Korsika Wanderung genommen haben und der uns auch im Nachhinein als die sinnvollste und angenehmste Variante erscheint.

   

Falls ihr Verbesserungsvorschläge für die Route habt, teilt uns diese gerne mit!

Alternativ zum Greenway: Wandern auf dem GR. 20

Wer etwas flexibler unterwegs ist und auch steile, steinige Passagen in Angriff nehmen kann, weil er nur mit dem Rucksack wandert und gut zu Fuß ist, für den bietet sich auch der Gr. 20 an, der mitten durch die Berge im Zentrum der Insel führt. Er besteht größtenteils aus Trampelpfaden und Gebirgswanderwegen und ist deshalb mit dem Rad oder dem Pilgerwagen ungeeignet. Dafür bekommt man hier für die Anstrengung jedoch die schönsten Flecken Korsikas zu sehen.

Der schönste Teil von Korsika

Der schönste Teil von Korsika

Zum Übernachten gibt es immer wieder in den Ortschaften am Wegesrand kleine Wanderherbergen, in denen man zum Teil auch sehr günstig in Gruppenschlafräumen übernachten kann. Wenn man so etwas möchte, natürlich.

Für diejenigen, die mehr über den Gr. 20 wissen wollen, haben wir hier noch einige weitere Informationen zusammengetragen.

Hier findet ihr eine hilfreiche Übersichtskarte für den Gr. 20.

Und hier eine Übersicht über die einzelnen Tagesetappen des Weges

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Informationen über die schönsten Wanderwege auf Korsika

Wie die meisten Inseln bietet sich auch Korsika jedoch vor allem für Kurzzeit- und Tageswanderungen, bzw. -radtouren an. Hier wiederum bietet die Insel einiges. Wenn es eher dies ist, was ihr sucht, könnt ihr einmal einen Blick auf die folgende Liste mit Links und Büchern werfen.

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Panoramaansicht von Bonifacio

Panoramaansicht von Bonifacio

Spruch des Tages: Wo ein Wille, da auch ein Weg!

Höhenmeter: 250 m / 270 m / 390 m / 180 m / 450 m /360 m Tagesdistanz: 32 km / 27 km / 35 km / 36 km / 31 km / 25 km 1. Etappenziel: Pfarrhaus, Porto Vecchia, Korsika, Frankreich 2. Etappenziel: Privates Gästehaus, Sainte-Lucie-de-Porto-Vecchio, Korsika, Frankreich 3. Etappenziel: Hôtel des Nacres, Porto Vecchia, Korsika, Frankreich 4. Etappenziel: Privates Gästezimmer, Aléria, Korsika, Frankreich 5. Etappenziel: Privater Caravan, Canale-di-Verde, Korsika, Frankreich 6. Etappenziel: Gemeindehaus der Kirche, Moriani-Plage, Korsika, Frankreich
Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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