Tag 811: Kirchenkunst aus dem Katalog

von Heiko Gärtner
30.03.2016 22:43 Uhr

13.-15.03.2016 Unsere letzten Tage in Italien sind angebrochen und das Universum hat nun auch begonnen, unseren Wunsch nach Kurzstrecken zu respektieren. Die letzten Tage waren wir nie mehr als 6 oder 7km unterwegs, bevor wir wieder eingekehrt sind. Der Nachteil dabei war nur, dass wir dadurch noch weniger Ruhe abbekommen haben, weil die Räume natürlich am Vormittag genauso wenig schallisoliert sind, wie am Nachmittag.

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Gestern haben wir dann sogar einen alten Bekannten wieder besucht. In Trepuzzi haben wir gleich am Anfang in Italien schon einmal übernachtet und nun sind wir zum gleichen Pfarrer zurückgekehrt. Er kannte uns noch und hat uns auch dieses Mal wieder freundlich aufgenommen. Leider kam uns aber eine etwas übermotivierte Kirchenhelferin in Bezug auf unser Mittagessen dazwischen. Beim ersten Mal spendierte und Don Alessandro ein frisches, saftiges Hähnchen von einer nahegelegenen Imbissbude. Er wollte gerade wieder das gleiche tun, als die Frau sich anbot, sich persönlich um unser Essen zu kümmern. So landeten wir am Ende bei lauwarmen Hähnchenschnitzeln mit trockenem Reis, anstatt knusprig gebackenen Käulen mit saftigen Bratofenkartoffeln. zum Abendessen bekamen wir aber wieder unsere Pizza wie beim ersten Mal.

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Heute wurden wir wieder von einem Franziskanerkloster aufgenommen, in dem wir einen kleinen Raum im Erdgeschoss bekamen. Die drei alten Mönche, die hier noch leben scheinen hauptsächlich auf ihren eigenen Tod zu warten. Es sind freundliche und, was das beste ist, ruhige und entspannte Männer, die uns unsere Zeit für uns alleine lassen. Doch man merkt ihnen an, dass nicht mehr viel Lebenskraft in ihnen steckt. Der älteste verbrachte beim Essen sogar drei Minuten damit, sich einen genauen Plan auszutüfteln, mit dessen Hilfe er sich ein Obst holen konnte, ohne dabei auch nur einen einzigen Schritt zu viel machen zu müssen. Danach kamen wir uns wegen unserer Minietappe gleich nicht mehr so schlecht vor.

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In unserem Raum entdeckte Heiko etwas, das uns ins Staunen versetzte. Auf einem Regal lag ein Katalog, in dem man alles bestellen konnte, was man für seine Kirche, sein Kloster und seinen Gottesdienst brauchte. Angefangen bei Roben und Schals, über Hostienbehälter, Klingelbeutel, Kerzenständer und Jesuskreuze, bis hin zu Beichtstühlen und Heiligenfiguren. Sogar die Kirchengemälde konnte man hier bestellen. Wir hatten bislang immer gedacht, dass es sich dabei um Kunstwerke handelte, die speziell für eine Kirche angefertigt worden waren. Doch das war ein Irrtum. So ziemlich alles, was die Kirchen hier ziert ist heute Massenware, die man im Katalog bestellen kann. Das bedeutet aber nicht, dass es deshalb billig ist. Eine normale Pfarrersrobe kostet ziwchen 1000€ und 5000€. Sogar ein Schal kann locker bei einem 1000der liegen. Eine einfache Plastikkerze, die mit Lampenöl gefüllt wird liegt bereits bei 60€. In so einer Kirche steht also ein Wert herum, den wir uns bislang nicht einmal vorstellen konnten.

Spruch des Tages: Sogar die Kirchenkunst ist nichts weiter als Katalogware!

Höhenmeter: 0 m Tagesetappe: 1 km + ca. 300Km mit der Fähre Gesamtstrecke: 14.392,27 km Wetter: Sonnenschein, Wind, Bewölkung und Regen im Wechsel Etappenziel: Oberdeck der Fähre, ihrgendwo auf dem Meer zwischen Italien und Griechenland, Ankunft früh am Morgen in 46100 Igoumenitsa, Griechenland

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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