Moderne Kirchenkunst

von Heiko Gärtner
05.09.2018 02:40 Uhr

Hoher Besuch

Heute trafen wir einen Kirchenkünstler, der im Metier der Kirchenkunst in Deutschland recht bekannt und gefragt ist. Er war gerade zu Gast in der Kirche, in der wir übernachteten. Dabei hatte er die etwas undankbare Aufgabe, sein Konzept für die neue Gestaltung eines Triptychons über dem Altar vor dem Kirchenrat zu präsentieren.

Moderne Kirchenkunst im Aquarell-Stil

Moderne Kirchenkunst im Aquarell-Stil

Moderne Gestaltung der Kirche in Passau

Moderne Gestaltung der Kirche in Passau

Sein Stil bestand aus einer Gestaltung aus frischen, leuchtenden und lebensfrohen Farben, die zum Teil abstrakt und in aquarellartigen Verläufen gehalten und zum Teil zur Ausgestaltung kirchlicher Motive verwendet wurden. Als wir seinen Vorschlag sahen erkannten wir, dass wir bereits einige Kirchen gesehen hatten, die von ihm gestaltet worden waren. Es waren stets sehr schöne, freundliche und stimmungsaufhellende Arbeiten gewesen, die uns stets sehr gut gefallen haben.

Bei diesem Einheitsgrau im Wattenmehr kann etwas Farbe in den Häusern nicht schaden

Bei diesem Einheitsgrau im Wattenmeer kann etwas Farbe in den Häusern nicht schaden

Schwieriges Publikum für Kirchenkunst

Der Kirchenrat hingegen war ein etwas schwierigeres Publikum, da er natürlich rein aus Prinzip etwas zum Meckern und Mäkeln brauchte. Der größte Kritikpunkt bestand in diesem Fall darin, dass die beiden äußeren Teile des Triptychons zu schön gestaltet seien und daher den Blick von Jesus und dem Kreuz in der Mitte ablenkten.

Der Versuch, durchs Wattenmeer zu wandern ging gehörig schief

Der Versuch, durchs Wattenmeer zu wandern ging gehörig schief

Später erzählte er uns, wie sehr er seine Malerarbeit und die Gestaltungen der Kirchen liebte, und wie unglaublich kräftezehrend und auslaugend er im Vergleich dazu die Vorgespräche fand. Nun musste er noch einmal einen Entwurf anfertigen und diesen erneut vorstellen, ohne dass er wusste, ob dafür am Ende dann wirklich ein Auftrag zustande kam.

Eine Informationstafel mit einer Anleitung zum Krabben pulen

Eine Informationstafel mit einer Anleitung zum Krabben pulen

Zweifelhafte Talente

Wir selbst trafen es an diesem Tag aber auch nicht viel besser. Kaum war die Kunstversammlung mit ihren nach langen und lautstarken Diskussionen beendet, folgte auch schon die nächste Tortur. Dieses Mal war es eine Musikgruppe mit verschiedenen Blasinstrumenten, die hier nun proben wollte. Der Leiter warnte uns bereits vor: „Wenn ihr wollt, könnt ihr während der Proben gerne einen Platz im Freien aufsuchen! Wir sind nämlich leider extrem schlecht, dafür aber umso lauter!“ Und man kann sagen, dass er mit dieser Aussage nicht übertrieben hat.

Auch im Hafen darf die Kunst natürlich nicht fehlen

Auch im Hafen darf die Kunst natürlich nicht fehlen

Donnerwetter am Morgen

Doch das schreckliche Gekreische war nichts gegen das Gezeter, das wir am nächsten Morgen erlebten. Denn gegen 6:30 Uhr stürmte eine vollkommen erzürnte Sekretärin ins Haus, die kurz davor war, die Polizei zu rufen. Da kam sie nichtsahnend zur Arbeit und fand zwei seltsame Fremde vor, über die man sie nicht informiert hatte. Ich schaffte es, sie so weit zu beruhigen, dass sie uns nicht gleich den Kopf abriss. Dass der Pfarrer zwei Stunden dann aber die gestaute Wut in einem Donnerwetter zu spüren bekam, konnte ich nicht verhindern. Immer hin war er es gewesen, der sie in der Informationskette vergessen hatte. Doch der Mann sah das gelassen. Offenbar war es nicht die erste Hasstirade seiner Sekretärin, die er über sich ergehen lassen musste. Vielleicht schaute er sich auch deswegen nach der neuen Kirchenkunst um. Die sanften Verläufe der fröhlichen Farben würden hier bestimmt eine positivere Stimmung einbringen.

Spruch des Tages: Die schönsten Orte entdeckt man dort, wo man sie am wenigsten vermutet.

 

Höhenmeter 150m / 90m / 190m / 230m

Tagesetappe: 36km / 16km / 25km / 26km

Gesamtstrecke: 29.212,27km

Wetter: Überwiegend sonnig und warm

Etappenziel Tag 1604: Sporthalle aus dünnem Wellblech, Malgovik, Schweden

Etappenziel Tag 1605: Hütte in einem Museumsdorf, Vilhelmina, Schweden

Etappenziel Tag 1606: Kapelle, Latikberg, Schweden

Etappenziel Tag 1607: Private Gästehütte, Riskträsk, Schweden

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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