Kiten an der Ostsee - Unsere ersten Erfahrungen

von Shania Tolinka
02.09.2018 18:08 Uhr

Nach einer langen Wanderung über das europäische Festland, haben wir nun endlich wieder einmal eine Küste erreicht. Dieses Mal ist es die Ostsee und wir wurden gleich bei unserer Ankunft mit einem eindrucksvollen Schauspiel begrüßt. Noch bevor wir das Meer sahen, wehte uns bereits ein heftiger Wind entgegen, doch noch ehe wir uns so recht darüber ärgern konnten, erblickten wir einige merkwürdige Gestalten am Himmel. Es waren Flugdrachen, an denen Kitesurfer hingen, die die Windkraft geschickt nutzen, um elegant und leichtfüßig über die Wellen zu gleiten und zum Teil mit hohen Sprüngen selbst in Richtung Himmel schossen. Heiko und ich waren sofort beeindruckt und blieben stehen, um das Schauspiel zu beobachten. Wir hatten auf unserer Reise zu Fuß durch Europa bereits Surfern im Atlantik und Stand-up-Paddlern im Mittelmeer zugesehen, aber Kiten in der Ostsee war auch für uns noch etwas Neues.

Zuschauen beim Kitesurfen

Zuschauen beim Kitesurfen

 

Unsere eigenen Erfahrungen mit dem Kiten

“Hast du das schon einmal ausprobiert?” fragte mich Heiko und deutete dabei auf einen Kiter, der wie ein Flummi über die Wellen hüpfte.

Ein Mal, sagte ich, aber das war nicht allzu erfolgreich und es war kein echtes Kiten, sondern eine Kitesurf-Anlage bei mir Zuhause auf einem Baggersee.”

“Du meinst eine Wakeboard-Anlage?” fragte er, “da bin ich unsicher, ob das zählt. Aber das habe ich tatsächlich auch einmal ausprobiert. Und ich weiß noch, dass es extrem anstrengend war und ich tagelang meine Arme nicht mehr benutzen konnte. Aber so richtiges Kitesurfen, habe ich tatsächlich noch nie gemacht.”

Wir mussten beide grinsen, denn uns war sofort klar, was das bedeute: Es blieb uns wohl nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen und uns im Kitesurfen zu versuchen. Vor einiger Zeit hatten wir auf unserem Weg die passionierte Kitesurferin Isa von "LustLoszugehen" kennengelernt. Sie hatte uns begeistert vom Kitesurfen erzählt und wir haben ihr und uns gleich darauf versichert, dass wir selbst auch einmal Kitesurfen lernen werden, wenn sich dazu auf der Reise die Chance ergibt. Da mussten wir nun natürlich zu unserem Wort stehen.

Als Kind haben wir oft Drachen steigen lassen

Als Kind haben wir oft Drachen steigen lassen.

 

Herausforderung angenommen!

Gleich am nächsten Morgen wanderten wir am Strand entlang, bis wir auf die erste Kiteschule an der Ostsee stießen. Wir berichteten von unserem Reiseprojekt, davon, dass wir dabei waren, einmal zu Fuß und ohne Geld um die Welt zu wandern und dass wir uns dabei immer wieder selbst vor neue Herausforderungen stellten. Kiten in der Ostsee war eine davon. Der Kiteschulen-Leiter grinste nur und meinte, dass er schon viel erlebt habe, aber so etwas Verrücktes nun auch wieder nicht. Er lud uns ein, bei einem eintägigen Schnupperkurs mitzumachen, der in etwa einer halben Stunde beginnen sollte. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Im Nu hatten wir unser Gepäck abgestellt und unsere Badekleidung angezogen. Da der Kurz mit einer Theorieeinheit begann und Kiten an der Ostsee eben doch nicht dasselbe ist, wie Kiten in der Karibik, entpuppte sich das sehr schnell als eine dumme Idee. Zum Glück waren unsere Fleecejacken ja aber nie weit entfernt.

Ein Kiter mit Board und Kite am Strand

Ein Kiter mit Board und Kite am Strand.

 

Unser erster Kite-Kurs an der Ostsee

Zunächst lernten wir einiges über das Material, angefangen beim Kite selbst, über das Board bis hin zum Neopren, den wir nun wirklich für eine sehr gute Idee hielten und auf den wir uns bereits ein bisschen freuten. Denn so wichtig der Wind beim Kiten auf der Ostsee auch war, bei der Theoriestunde war er nicht so förderlich.

Es folge eine Einweisung in die Grundaufgaben eines Kitesurfers: Aufbau, Tragen, Ablegen, Starten, Landen, möglichst nicht untergehen und sich in den Seilen verheddern. Der Trainer erklärte uns, dass es ein sogenanntes Windfenster gibt, also einen Bereich, in dem der Kite gut und sicher fliegt und in dem man ihn halten sollte, wenn man mit ihm gemeinsam Surfen will.

Dann gingen wir zum ersten praktischen Teil über, der im wahrsten Sinne des Wortes aus einem Trockentraining bestand. Gemeinsam mit dem Trainer probierten wir ein paar erste Versuche am Strand entlang zu kiten, wobei wir uns sogar etwas geschickter anstellten, als wir es uns selbst zugetraut hätten. Mit der Zeit hatten wir sogar ein wenig den Dreh raus und glaubten, nun auch auf dem Wasser zurechtzukommen.

Ein Kiteboard am Strand

Ein Kiteboard am Strand.

 

Drachen lenken leicht gemacht

Dies war dann tatsächlich der nächste Schritt, der sich noch einmal als eine deutlich größere Herausforderung entpuppte, obwohl wir dabei zunächst nur mit dem Kite und ohne ein Board ins Wasser gingen. Heiko bekam recht schnell ein Gefühl dafür, was man wie tun musste, um den Drachen möglichst lange in der Luft zu halten. Ich selbst muss zugeben, dass es mich anfänglich durchaus etwas überforderte, alle Elemente unter einen Hut zu bringen. Zwar hatte ich als Kind mit meinen Eltern oft Drachen steigen lassen, vor allem, wenn wir am Meer Urlaub gemacht haben. Aber damals hatte ich stets an Land gestanden und wurde nicht ständig von Wellen geschubst, die mich aus dem Konzept bringen wollten.  Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten waren wir beide erstaunt, wie schnell man die ersten Lernerfolge spüren konnte und wie gut sich der Drachen nach einiger Zeit führen ließ.

In der Luft sehen die Kites deutlich eleganter aus

Den Kite in der Luft zu halten, klappte irgendwann schon ganz gut.

 

Alle Mann an Board!

Im letzten Schritt ging es dann aufs Board, wobei uns der Trainer bereits vorwarnte, dass wir nicht allzu viel davon erwarten dürften, da man normalerweise zunächst mehrere Tage lang trainiert, den Kite richtig zu kontrollieren, bevor man sich das erste Mal aufs Brett wagt. Er mahnte uns daher besonders zur Vorsicht.

Kiten in der Ostsee

Für einen kurzen Moment steht Heiko auf dem Brett. Dann besuchte er lieber wieder die Fische...

 

Wie sich herausstellte, waren die Warnungen jedoch zumindest am Anfang erst einmal überflüssig, denn um in eine Gefahr zu geraten, hätten wir es ja erst einmal aufs Board schaffen müssen. Allein dies war jedoch bei weitem nicht so leicht, wie man es vielleicht meinen könnte. Dann noch Meer, Wasser, Wellen, Wind, Kite und (was das schwierigste war) den eigenen Körper zu koordinieren, schien nahezu unmöglich. Heiko schaffte es dennoch nach einigen Versuchen, sich zumindest ein Stück weit auf dem Brett zu halten. Ich brauchte noch etwas länger und meine Fahrt war kürzer, aber trotzdem fühlte ich mich, wie der König der Welt, als ich endlich Erfolg hatte.

Aktuell die natürliche Position unserer Kites

Aktuell die natürliche Position unserer Kites

 

Leider war unser Schnupperkurs dann auch schon wieder zu Ende. Gerne hätten wir noch ein wenig weiter herumexperimentiert und wir beide waren uns sofort einig darüber, dass uns das Kiten in der Ostsee trotz der eher kühlen Temperaturen bedeutend mehr Spaß gemacht hat, als unsere früheren Surf-Versuche. Gefallen hat uns, dass man dank des Kites weitgehend unabhängig vom Wellengang war und nicht so lange auf eine gute Welle warten musste, um sich dann zu ärgern, wenn man sie verpasst hat.

Bis wir mit unseren Kite-Künsten soweit sind, dauert es wohl noch eine Weile

Bis wir mit unseren Kite-Künsten so weit sind, dauert es wohl noch eine Weile...

 

Möglichkeiten zum Kiten an der Ostsee

In den kommenden Tagen führte uns unsere Reise noch weiter an der Ostseeküste entlang, was wir nutzten, um uns auch noch einige andere Kiteschulen anzuschauen. Leider hatten wir dabei nicht immer die Gelegenheit, auch selbst Kiten zu gehen, aber es war schön ein wenig mehr über die Kite-Szene an der Ostsee zu erfahren und einige weitere Eindrücke zu bekommen, was alles möglich war, wenn man lernte, seinen Drachen und sein Board richtig zu beherrschen. Als wir die Kiter zum ersten Mal gesehen haben, waren wir beeindruckt, doch nun, da wir ein Gefühl dafür bekommen hatten, was sie wirklich leisteten, begeisterten uns ihre Tricks und Sprünge noch einmal deutlich mehr. Für uns hieß es dann zwar erst einmal Abschied nehmen von der Ostsee und damit auch von der Chance, unsere Kite-Kenntnisse weiter zu vertiefen, aber wir waren sicher, dass wir später noch einmal darauf zurückkommen würden.

Kitesurfer in der Ostsee - Es gibt mehr, als wir dachten

Kitesurfer in der Ostsee - Es gibt mehr, als wir dachten

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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