Der künstliche Strand von Bibione – Vorbereitungen auf den Massentourismus


Bibione gehört zu den bekanntesten Urlaubsorten im Nordosten von Italien. Die kleine Küstenstadt ist im Winter nahezu unbewohnt und schwillt dann im Sommer auf ein vielfaches ihrer tatsächlichen Einwohnerzahl an. Die meisten Häuser hier sind Ferienhäuser, Hotels und Apartments und nahezu jeder Einheimische arbeitet im Tourismusgeschäft. Damit ist Bibione ein Musterbeispiel für Massentourismus. Gerade jetzt, vor der eigentlichen Saisoneröffnung, wird dies besonders deutlich. Denn nun befindet sich alles in der Aufbauphase. Und damit meinen wir wirklich alles! Angefangen beim Sonnenschirm und Liegestuhl bis hin zum Sandstrand selbst. Denn dieser ist in Bibione keineswegs von Natur aus so schön, wie man ihn von den Fotos her kennt. Im Gegenteil, es handelt sich um einen komplett künstlichen Strand, der mit Traktoren, Baggern und Kettenfahrzeugen erschaffen wird.
Ein Urlaubsort aus Kindheitstagen
Bibione war einer jener Orte, die Heiko schon aus seiner Kindheit kannte. Dementsprechend hätte er mit den schier unendlichen Liegen und Sonnenschirmen am Strand eigentlich vertraut sein müssen. Dennoch waren wir mehr als nur überrascht von dem, was wir hier sahen. Der Weg vom zentrumsnahen Strand in die Außenbereiche war ein bisschen wie eine Zeitreise, bei der wir die unterschiedlichen Phasen der Saisonvorbereitung erleben durften.
Die Vorbereitungsphasen des künstlichen Strandes
Direkt im Zentralbereich war der Strand bereits soweit fertig, dass die Touristen kommen konnten. Hier standen nun in Reih und Glied die Sonnenschirme aufgereiht, jeweils mit zwei Liegestühlen darunter. Jeder Strandabschnitt hatte seine eigenen Farben.
Ein kleines Stückchen weiter konnten wir zusehen, wie die Sonnenschirmständer mit großen Sandbohrern in den Strand eingelassen wurden. Noch etwas weiter wurden gerade die Kunststoffplatten verlegt, die später die Gehwege bilden sollten. Aber auch die Steinplatten, aus denen die Strandpromenade bestand, lagen nicht das ganze Jahr über. Es war wie ein Baukasten, bei dem nach und nach alle Bestandteile platziert wurden. Und je weiter wir kamen, desto spannender wurde es. Denn dass auch die Palmen nur für die Sommersaison hier eingepflanzt wurden, hätten wir beispielsweise nicht erwartet.
- Massentourismus
- Sonnenschirme in Reih und Glied
- Unendlich viele Sonnenliegen am Strand
Auch der Sand wird herangeschafft
Aber wie hätte es auch anders sein sollen, denn der nächste Schritt bestand darin, überhaupt erst einmal den Strand hier herzuschaffen. Riesige LKWs kippten eine Fuhre nach der nächsten an einer steinigen Küste aus, wodurch sich zunächst lauter kleine Sandberge auftürmten. Diese wurden dann von großen Baggern gleichmäßig verteilt. Wie zuvor bei den Sonnenschirmen wurde auch hier wieder nichts dem Zufall überlassen. Jede einzelne Baggerspur war präzise mit einem Laser so ausgerichtet, dass der Strand am Ende perfekt immer die gleiche Breite hatte.
- Künstlicher Strandaufbau vor Saisonbeginn
- Strandaufbau mit Laser
Renovierung der Hotels
Auf der anderen Seite der Straße ging es dann gleich weiter. Denn auch sämtliche Hotels der Stadt wurden gerade erst wieder soweit auf Vordermann gebracht, dass sie überhaupt nutzbar waren. Man fühlte sich ein bisschen wie in einem Ameisenhaufen. Wohin man auch blickte, wimmelte es von fleißigen Arbeitern, die gerade dabei waren, irgendetwas zu bohren, zu schrauben, zu sägen, zu streichen, zu verputzen oder herum zu räumen.
Verlassene Ruinen
Ebenso interessant war es jedoch auch zu sehen, was alles nicht gemacht wurde. So gab es einige Gebäude an perfekten Standorten, die man einfach aufgegeben hatte und die nun dem Verfall oblagen. Darunter war auch ein gewaltiger Komplex, der einst der Kirche gehört hatte und der einmal ein Seminarzentrum mit Pflegeeinrichtung und Kloster gewesen war. Heute waren es nur noch Ruinen.
- Altar der Stadtkirche von Bibione
- Kirche von Bibione
- Lichterglanz der Kirche Bibione
Der Vatikan als Investor im Tourismussektor
Doch noch ehe wir uns eingehender mit der Frage beschäftigten, warum die Kirche derart geniale Plätze an Orten wie Bibione aufgab, wandern wir heraus, dass der Komplex nicht das einzige gewesen war, das der Vatikan hier besaß. Tatsächlich übernachteten wir sogar in einem Hotel, das ebenfalls der Kirche gehörte und daher vom hiesigen Bischof verwaltet wurde. Da wir vollkommen zufällig darauf stießen, liegt es nahe, dass auch viele der übrigen Gebäude im Besitz des Vatikans sind. Warum auch nicht, wenn insgesamt rund ein Drittel der Häuser in Italien dem Vatikan gehören mussten diese ja auch irgendwo stehen.
