Kurzurlaub in Landau

von Franz Bujor
22.01.2014 23:02 Uhr
 

Landau wartet bereits auf uns

Pünktlich um 18:00 klingelten wir gestern Abend bei Pfarrer Mathias. Er hatte uns zum Essen eingeladen bevor es morgen nach Landau ging und hatte diese Einladung auch sehr ernst genommen. Es gab spanische Knoblauch Suppe, Rosmarinkartoffeln und ein spanisches Gericht mit Fleischklößchen und gebratenen Putenstreifen. Dazu einen frischen Salat. Mathias verstand es auf jeden Fall uns schon mal einen kulinarischen Vorgeschmack auf Spanien zu bereiten. Wir unterhielten uns bis tief in die Nacht hinein und kamen dabei auf viele spannende Themen.

Ein Satz ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben. „Es gibt keine Glaubenskriege!“ Jeder Mensch, der seinen Glauben ernst nimmt, wird automatisch jedem anderen Gläubigen nahe sein. Denn wie immer man es auch nennen, und was immer man auch für Traditionen und Rituale herum aufbauen möchte, die Kernessenz ist immer dieselbe. Glaubenskriege sind in Wirklichkeit also niemals Kriege um den Glauben. Er wird vorgeschoben, um andere Interessen zu verbergen. Jemand der fanatisch auf seine Sicht der Dinge beharrt und bereit ist, dafür andersdenkenden Leid zuzufügen hat nichts verstanden. Er kämpft nicht für seine Verbindung zum göttlichen, sondern für sein Ego. Zwischen Menschen, die wirklich im Urvertrauen und in sicherer Verbindung zur Schöpfung leben, gibt es keinen Krieg. Den Krieg gibt es erst, wenn Unsicherheiten, Angst, Machtinteressen und ähnliches hinzukommen.

Landau wartet bereits auf uns

Landau wartet bereits auf uns

Der Jakobsweg bei Landau hat begonnen, verstecken mit uns zu spielen

Die Nacht nach unserem ausgedehnten Männerabend war dementsprechend etwas kürzer, weshalb wir heute Morgen beim Frühstück alle drei eher Wortkarg waren. Unsere erste Etappe führte uns nach Landau. Wetter und Landschaft waren wie immer: grau und wenig abwechslungsreich. Der Jakobsweg hatte heute begonnen verstecken mit uns zu spielen. Muschelwegweiser in dieser Gegend sind so selten, dass man sie wahrscheinlich mit Gold aufwiegen kann. In Landau liefen wir deshalb einige Male im Kreis, bis wir den richtigen Weg fanden. Dafür kamen wir aber an einer großen Kirche vorbei, die gerade renoviert wurde. Die Bauarbeiter erlaubten uns, einen Blick hineinzuwerfen. Es war ein beeindruckendes Schauspiel, wie der gesamte Kircheninnenraum mit riesigen Gerüsten ausgekleidet dalag. In der Innenstadt trafen wir auf einen Lehrer und eine Lehrerin, die mit ihrer Schulklasse eine Umfrage zum Thema Klimawandel organisierten. Die Schüler hatten sich zuvor einen Fragenkatalog überlegt und versuchten nun Passanten aufzutreiben, die sich der Befragung stellten. Es war kein leichtes Unterfangen, denn außer den Schülern gab es noch einige andere Gruppen, die Umfragen starteten, jedoch einige Hintergedanken von finanzieller Natur hatten.

landau jakobsweg

Hier führt der Jakobsweg in Landau entlang.

Ein Labyrinth wie bei Asterix und Obelix in Ägypten

Plötzlich zupfte etwas hinten an meinem Wagen. Als ich mich umdrehte, sah ich die Frau, die uns am Vortag zu Tee und Spiegeleiern eingeladen hatte. Unser Wiedersehen war ebenso freudig wie unerwartet. Wir schlenderten noch eine Weile durch die Innenstadt bevor sich unsere Wege wieder trennten. Dann begann wieder der Irrweg auf der Suche nach dem Ausgang aus der Stadt. Wir kamen uns ein bisschen vor wie in Asterix und Obelix in Ägypten, die durch das Labyrinth im Inneren der Pyramide irren, und immer wieder an der gleichen Stelle herauskommen. Leider hatten wir keinen Zaubertrank.

Der Umbau der Landauer Kirche

Der Umbau der Landauer Kirche

apfelbaum winter

Ein Apfelbaum im Winter

Hören nur wir die vielen Geräusche?

Landau hatte durchaus eine schöne Innenstadt mit einer hübschen Fußgängerzone, die auch auf einen Kurzurlaub einlud. Doch der Weg aus der Stadt heraus war genauso strapaziös wie in allen anderen Städten auch. Vielleicht waren wir einfach sensibler geworden in den letzten Tagen, aber die lärmenden Autos, das permanente Läuten irgendwelcher Kirchturmglocken und die unzähligen Baustellengeräusche machten den Weg einfach unangenehm.

Wir fragten uns, ob diese Lautstärke außer uns niemand störte, oder ob man es normalerweise einfach ausblendete. Doch dass man hier seine innere Ruhe finden und seine innere Stimme hören konnte, schien uns kaum vorstellbar

Landau ist nicht nur als alte Festungsstadt bekannt, auch klingende Beinamen wie Universitäts-, Wein-, Garten- und Einkaufsstadt beschreiben die südpfälzische Metropole. Landau ist der geografische Mittelpunkt der Urlaubsregion Südliche Weinstraße und zeichnet sich durch vielfältige Angebote durch einen Kurzurlaub in der Freizeitgestaltung aus. Informiert euch vor der Reise über die aktuelle Landau Zeitung um z. B. von Wetter und dem bekannten Kino profitieren zu können.

Nach Landau wandelte sich die Landschaft dann sprunghaft. Plötzlich standen wir inmitten von riesigen Weinhängen. Wein links. Wein rechts. Wein so weit das Auge reichte. Mit einem Mal verstanden wir, warum die Region südliche Weinstraße hieß. Ein durchaus naheliegender Name. Die Frage woher deutsche Weine kommen, war damit auch erst mal geklärt. Wie es aussah, hatte sich auch der Jakobsweg dem Wein hier nicht abgeneigt, denn eine nüchterne und klare Wegführung war leider nicht zu erkennen. Wenn uns alle drei Kilometer eine Muschel von einer Straßenlaterne entgegenlachte, dann war das viel. Zum Glück fanden wir nach einiger Zeit heraus, dass wir einfach der Weinstraße folgen konnten, die sich mit seichten Steigungen zwischen den Weinbergen hindurchschlängelte. Unser Tagesetappenziel erreichten wir in Eschbach, einem kleinen Dorf an der Weinstraße, bestehend aus einer Kirche, einem Tante-Emma-Laden, der um 11:00 schließt und – ja, richtig geraten – einigen Weingütern.

Die Beschilderungen der Weinstrasse

Die Beschilderungen der Weinstraße

landau kirche umbau

Die Kirche in Landau während des Umbaus

Die Lektion über das Formulieren von Wünschen

Wir bekamen eine Übernachtungsmöglichkeit im Jugendzentrum des Ortes und durften dabei noch einmal eine wichtige Lektion über das Formulieren von Wünschen lernen. In letzter Zeit ist es für uns so selbstverständlich geworden, einen warmen Schlafplatz wie zum Beispiel in Landau zu bekommen, dass wir es beim Wünschen nicht mehr erwähnt haben. Heute rächte sich diese Undankbarkeit. Der Raum hier ist eher unterkühlt. Dennoch hatten wir Glück! Mittwochs ist Chortag, der einzige Tag, an dem die Räume überhaupt heizbar sind. Sonst wird die Heizung ausgeschaltet. Ein sanfter Hinweis also, in Zukunft wieder weniger schlampig mit den Wünschen umzugehen.

Dafür waren unsere Bedenken was das Essen anging wieder einmal unbegründet. Nachdem unsere Vorräte weitgehend erschöpft sind und es im ganzen Ort keine Einkaufsmöglichkeit und somit auch niemanden gibt, den man offiziell nach Lebensmitteln fragen kann, machten wir uns bereits ernsthafte Gedanken. Doch wir hatten nicht mit dem Pfarrer gerechnet, der uns gleich zum Essen einlud. Um ihn nicht warten zu lassen, gehen wir jetzt auch hinüber in die Pfarrei...

Spruch des Tages: Das Wort Gottes ist Stille. Alles andere ist eine schlechte Übersetzung. (Eckart Tolle)

Tagesetappe: 17 km

Gesamtstrecke: 436,27 km

Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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