Unser Leben als Webnomaden


Als wir am 01.01.2014 zu unserer Lebensreise aufbrachen, wären wir nicht einmal im Traum darauf gekommen, uns selbst als Webnomaden oder digitale Nomaden zu bezeichnen. Damals gab es diese Begriffe noch nicht und so waren wir einfach Wanderer oder Lebenspilger, die versuchten, ihren Alltag zu meistern, ohne dabei einen festen Wohnsitz oder eine feste Anstellung haben zu müssen.
Reisen als Lebensstil wird populär
Doch wir waren nicht die Einzigen mit dieser Idee. Immer mehr Menschen fühlen sich von unserem alltäglichen Gesellschaftsleben eingeengt und suchen daher nach Alternativen und oft auch nach nomadischen Lebensweisen. Und jeder Freiheitssucher, der sein Gesellschaftsleben mit festem Standort aufgab, hatte seine eigene Überlebensstrategie. Die einen hatten zuvor ihr ganzes Geld gespart und waren nun bereit, aufzubrechen um von ihren Reserven zu leben. Andere hingegen hatten Berufe gewählt, die sie auch von unterwegs ausüben konnten. Oder sie suchten sich Wege, um online Geld zu verdienen. Und wieder andere suchten Möglichkeiten, wie sie während ihrer Reise ein Business aufbauen konnten, das sie über Wasser hält.
Digitales Nomadentum als neuer Trend
Während es früher vor allem Handwerker und moving Farmer waren, die umherstreiften und ihre Reise mit verschiedensten Arbeiten finanzierten, war es nun vor allem der digitale Sektor, der ungeahnte Reisemöglichkeiten bot. So brauchte man als Designer, Programmierer, Schriftsteller, Suchmaschinenoptimierer, Lektor oder Übersetzer nicht mehr zwingend ein festes Büro. Man brauchte lediglich einen Computer, einen Internetzugang und ein Telefon und konnte von überall auf der Welt für jeden beliebigen Auftraggeber arbeiten. Warum als sollte man noch weiter an einem Ort bleiben? Noch dazu an einem Standort wie Deutschland, der neben unbeständigem Wetter vor allem hohe Preise und verhältnismäßig schlechte Internet-Tarife bot?
Geld sparen durch Reisen
So stellten wir fest, dass wir dadurch, dass wir im Ausland reisten, anstatt einen festen Firmensitz im Inland zu haben, rund 90 % unserer monatlichen Fixkosten sparten. Allein die Krankenversicherungsgebühren sanken in unserem Fall von 200 bis 400 € im Monat auf rund 50 € monatlich. Wer also auf Bali, Fidschi, den Philippinen, in Marokko, Indien oder Peru lebt und arbeitet, kann dort mit einem Bruchteil des Gehaltes gut leben, das er in Deutschland als absolutes Minimum bräuchte. Folglich reduzieren sich Arbeitszeit und Alltagsstress, während der Komfort steigt und man dazu noch dort lebt, wo andere Urlaub machen. Das klingt schon fast ein bisschen zu schön, um wahr zu sein.
Wie baue ich ein Online-Business auf?
Und tatsächlich ist es auch nicht ganz so einfach, wie es zunächst klingt. Denn ein funktionierendes Online-Business braucht wie jedes andere Unternehmen auch, eine gute Vorbereitung, Planung und Umsetzung. Das Internet ist voll von Angeboten aller Art. Wenn man hier bestehen will, muss man zuallererst eine Strategie haben, mit der man für seine potenziellen Kunden interessant wird. Wir hatten dabei den Vorteil, dass unsere Weltreise von Anfang an ohne Geld geplant war, sodass wir zumindest am Anfang nicht auf den Erfolg ihres Internetgeschäfts angewiesen waren. Dadurch konnten wir erst einmal ganz in Ruhe unsere Erfahrungen machen und herausfinden, auf wie viele Arten es nicht funktioniert.
Welche Schwierigkeiten kommen als Webnomade auf mich zu?
Für viele, die von Anfang an auf den Gewinn aus ihrem Onlinegeschäft angewiesen sind, ist der Traum von einem Leben als Webnomade häufig bereits nach wenigen Monaten zu Ende. Nämlich dann, wenn ihr angespartes Guthaben aufgebraucht ist. Für andere funktioniert es zwar, dass sie Reisen und unterwegs Geld verdienen können, doch häufig ist der Arbeitsaufwand dabei noch höher, als wenn sie von Zuhause aus arbeiten würden. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich bereits vor dem Aufbruch einen Plan zurechtzulegen und eine Strategie zu entwickeln.
Dazu ist es hilfreich, sich die folgenden Fragen zu stellen:
- Welche Fähigkeiten habe ich, mit denen ich einen echten Beitrag leisten kann?
- Was kann ich anbieten, wodurch andere einen Mehrwert erhalten, der sie veranlasst mich dafür zu bezahlen?
- Welche Zielgruppe möchte ich ansprechen?
- Wer oder was bin ich?
- Was macht mich aus?
- Was macht mich besonders?
- Worin besteht mein Brand, also meine Marke, mit der ich andere auf mich aufmerksam mache und in mein Geschäftsfeld ziehe?
- Welche Werbestrategien kann ich nutzen?
- Wie sorge ich dafür, dass meine Internetpräsenz bei den Suchmaschinen gefunden wird?
- Welche Plattformen gibt es, über die ich meine Dienstleistungen bekannt machen kann?
- Wie bringe ich mich ins Gespräch?
Aus den Fehlern lernen
Wir sind zunächst einmal aufgebrochen, ohne uns auch nur eine dieser Fragen zu stellen. Dies führte dazu, dass wir einen Reiseblog mit mehreren Tausend Artikeln erstellten, ohne dabei nur ein einziges Mal darauf zu achten, ob diese Artikel überhaupt gefunden werden konnten. Erst mit der Zeit kamen wir dann auf die Idee, dass man einen Blog auch für die Suchmaschinen optimieren musste, wenn man nicht vollkommen unsichtbar bleiben wollte. Später entdeckten wir dann Möglichkeiten, um mithilfe des Blogs auch Geld zu verdienen. Damit konnten wir dann die verbliebenen Fixkosten immer mehr darüber decken und ein Polster für zukünftige Projekte ansammeln konnten. Wir spürten jedoch auch, dass wir aufgrund der früheren Versäumnisse nach ein paar Jahren vieles nachzuholen hatten, was mit einer ausgearbeiteten Strategie von Beginn an hätte vermieden werden können.
Vom Dauerpilger zum Cyber-Nomaden
Nach den ersten fünf Jahren unserer Reise wandelte sich unser Lebenskonzept jedoch noch einmal sehr stark. Nun hatten wir bereits viele Erfahrungen als Nomaden gemacht. Damit stellte sich uns noch einmal neu die Frage, in welche Richtung es zukünftig weiter gehen sollte. Unsere Reise hatte vor allem als eine Pilgerreise angefangen, bei der der Weg selbst im Kernfokus lag. Mit der Zeit ist jedoch das Forschen und Wirken zu einem immer wichtigeren Bestandteil geworden. Ebenso, wie der Wunsch, das erforschte Wissen an andere weiterzugeben und gleichzeitig noch tiefer einzutauchen. Dabei tauchte nun auch die Frage auf, wie man andere, schwierigere Regionen der Erde bereisen konnte.
Aufgrund dieser Fragen rückte die Idee des digitalen Nomadentums noch einmal stärker in den Fokus. Aus dem reinen Reisetagebuch wurde also eine Wissensplattform und es kam mit der Erlebnisgalaxie ein Charity-Shop-Portal hinzu.
