Lido de Jesolo
Ein Ort voller Erinnerungen
Vor langer Zeit, als Heiko sich gerade von seiner ersten Freundin getrennt hatte, war er zusammen mit seinem damaligen besten Kumpel zum Trost nach Italien gefahren. Gemeinsam hatten sie hier einen Party-Urlaub am Strand verbracht, waren in der Einkaufsmeile skaten gegangen und hatten getanzt bis zum Umfallen. Das Reiseziel damals war ein Ort namens „Lido de Jesolo“ gewesen und genau an diesem Ort kamen wir nun an. Heiko war also schon aufgeregt und äußerst gespannt, ob er noch etwas wiedererkennen würde. Vielleicht kam ja sogar die eine oder andere längst verschüttete Erinnerung in ihm auf.
Regenzeit in Italien: Auch Lido de Jesolo hat keine Sonnengarantie
Wenn wir geglaubt hatten, dass wir den Winter mit Erreichen von Italien hinter uns gelassen hatten, dann hatten wir uns mächtig geirrt. Seit wir Österreich erreicht hatten, hatte fast permanent die Sonne geschienen und nun, da wir uns in Italien befanden, war der Regen unser ständiger Begleiter. Heute schien jedoch ein neuer Höhepunkt in Sachen „Sturzbäche die vom Himmel fallen“ erreicht zu sein. Als wir Lido de Jesolo erreichten waren wir nass bis auf die Knochen und froren wie zwei Schlosshunde. Da war es also gut, dass wir gleich ins Warme konnten und etwas zum Essen bekamen.
Schwere Zeiten für Weltreisende ohne Geld
Dass Touristenorte kein einfaches Pflaster sind wussten wir bereits. Deshalb hatten wir auch mit unserem letzten Gastgeber, einiges vororganisiert. Er war ein freundlicher, grauhaariger Mann gewesen und kannte fast jeden seiner Kollegen hier im Umkreis. Viele Pfarrer die heute ihre eigene Gemeinde leiteten, waren früher Schüler oder Praktikanten bei ihm gewesen. Dementsprechend optimistisch war er an die Sache herangegangen, musste dann jedoch feststellen, dass er von nahezu jedem einzelnen Kollegen enttäuscht wurde. Alle hatten Ausreden, warum sie gerade jetzt niemanden aufnehmen konnten. Schließlich schafften wir es gemeinsam, einen Pfarrer zu überzeugen, dass er uns irgendwo in seinem Kirchenheim einen Platz suchte, und dass wir zunächst zum Mittagessen vorbeikommen durften.
Der Pfarrer selber entpuppte sich jedoch leider als eher unangenehmer Zeitgenosse mit dem das Gespräch etwa so fließend und inspirierend war, wie ein Verhör.
Der Knaller kam jedoch erst, als er uns nach dem Essen eröffnete, dass er leider doch keinen Platz für uns habe und uns daher nun wieder hinaus in den Regen verabschieden werde. Reden ließ er dabei nicht mit sich, weder im guten noch im bösen. Damit war nun auch verständlich, warum er zuvor erzählt hatte, dass es ihm zu wieder war, dass die Kirche so oft als Hilfsorganisation verstanden wurde. Ihre Aufgabe sei es nicht, Menschen zu helfen, sondern über Jesus und Gott zu sprechen. Dass er damit wirklich nur das bloße Sprechen ohne eine tiefere Bedeutung oder einen moralischen Grundsatz verstand, machte er nun mehr als deutlich.
Einladung ins Hotel Vidi Miramare & Delfino
Doch zum Glück waren hier nicht alle so kaltherzig wie der Pfarrer und so dauerte es keine 10 Minuten, da wurden wir in das vier Sterne Spa-Hotel Vidi Miramare & Delfino eingeladen. Im Nachhinein musste man dem Pfarrer für seine Abfuhr also fast danken, denn hier hatten wir sogar ein warmes, gemütliches Zimmer mit Dusche, Internet und höhenverstellbarem Bett. Zudem hatte man von dem gläsernen Fahrstuhl eine beeindruckende Aussicht über die Stadt.
Lido de Jesolo: Massentourismus der gehobenen Klasse
Trotz des miesen Wetters ließen wir uns einen Spaziergang in Lido de Jesolo nicht entgehen. Zu seiner Verwunderung stellte Heiko dabei fest, dass er sich an nichts, aber auch gar nichts erinnern konnte. Nach Bibione war Lido de Jesolo nun der zweite Touristenort an der italienischen Adriaküste. In gewisser Weise ähnelten sich die beiden, denn sie waren beide vor allem auf Massentourismus ausgelegt. Hier gab es jedoch bedeutend mehr Angebote für Reiche und insgesamt schien alles etwas nobler und teurer zu sein.
Sehenswürdigkeiten in Lido de Jesolo
Zu den Angeboten, die den Touristen hier zur Verfügung standen, gehörten unter anderem auch ein Wissenschafts-Museum, in dem man selbst experimentieren konnte, und eine tropische Erlebniswelt in der man die verschiedensten Lebewesen vorfand. Dieses durften wir sogar besuchen.
Zu Besuch in der Tropenwelt von Lido de Jesolo
So lernten wir verschiedenste Sorten von Schildkröten, Schlangen, Fröschen, Eidechsen, Fischen, Krokodilen und Haien kennen. Viele davon hatten wir zuvor noch nie gesehen und so faszinierte uns der Rundgang umso mehr. Schade war nur, dass die Tiere hier auf so unnatürliche Weise gehalten wurden, weshalb viele von ihnen nur eine kurze Lebensdauer hatten. Vor allem die Schmetterlinge schienen häufiger tot als lebendig zu sein.
Zurück im Hotel freuten wir uns dann erst einmal darauf, unsere nassen Klamotten loszuwerden und eine heiße Dusche zu nehmen. Dann machten wir uns daran alles zum Trocknen aufzuhängen und tatsächlich konnten wir am morgen wieder in trockene Kleider schlüpfen. Dummerweise hielt dies nicht lange an, denn allein der Weg von der Hotellobby bis zur Parkgarage reichte aus, um alles wieder genauso nass zu machen, wie es am Vorabend war.
Von Lido de Jesolo nach Venedig
Keinen Kilometer von unserem Hotel entfernt, waren wir bereits vollkommen durchnässt, sodass das Wasser zu den Ärmeln wieder hinauslief. Man kann also sagen, dass wir durchaus besseres Wetter hätten erwischen können. 20 km von unserem Hotel entfernt sollte die Fähre in Richtung Venedig abfahren, wo wir um 14:00 von einem polnischen Pfarrer erwartet wurden. Soweit der Plan. Doch auch heute kam es anders als gedacht, denn als wir gegen 12:00 an unserem Zielort anriefen, um Bescheid zu geben, dass wir etwas später kommen würden, stellte sich fest, dass man unsere Vereinbarung gecancelt hatte. Der Pfarrer hatte sich im Datum geirrt und festgestellt, dass er für heute bereits 25 Seminaristen zu sich eingeladen hatte. Er hatte dies bereits gestern Vormittag seinem Kollegen in Lido de Jesolo mitgeteilt, der uns hätte Bescheid geben sollen, als wir zum Mittagessen bei ihm waren. Aber nicht einmal das hatte er getan.
Campen am Strand
Etwas verloren setzten wir unseren Weg zur Fähre fort, bis wir schließlich von einer Frau angehalten wurden. „Sucht ihr einen Schlafplatz?“, fragte sie. Als wir bejahten, lud sie uns kurzerhand auf einen Campingplatz mit dem Namen „mediteraneo“ ein, auf dem sie mit ihrem Mann ein paar Mobile-Homes vermietete, die heute nicht belegt waren. Für die kommende Nacht durften wir also hier einziehen und hatten damit eine optimale Ausgangssituation, um nach Venedig durchzustarten. Dort fanden wir dann sogar auch noch einen neuen Schlafplatz in einem Dominikanerkloster.
Wie sich herausstellte, war auch dieses letztlich wieder ein Kunstgriff, denn am Nachmittag regnete es sogar noch stärker, als zuvor. Für morgen hingegen ist nur eine leichte Bewölkung angesagt. Hoffen wir also mal das Beste.
Spruch des Tages: Wenn es draußen zu nass ist, schaut mal sich eben ein Indoor-Aquarium an.
1. Tagesetappe: Hotel Vidi Miramare & Delfino, Lido de Jesolo, Italien 2. Tagesetappe: Privates Mobile-Home auf dem Campingplatz, Cavallino Treporti, Italien