Die Magie kehrt zurück - Magische Reise in England

von Heiko Gärtner
28.10.2017 04:37 Uhr

21.06.2017

Langsam kehrt die Magie, die uns am Anfang in England so begeistert hat wieder hierher zurück. Das Land wird zunehmend weiter und freier, die Wiesen und Wälder nehmen gegenüber dem besiedelten Gebiet deutlich zu und gelegentlich gibt es nun sogar wieder Bereiche, die nicht vollkommen eingezäunt sind. Wir befinden uns nun an der Westseite der Nord-Pennines, einer Art Hügel-Gebirge, das einen Großteil der Insel auf dieser Höhe einnimmt. Bis Schottland sind es nun nur noch knapp 100km und je mehr wir uns der Grenze nähern, desto mehr scheinen auch die Menschen wieder entspannter und offener zu werden.

Eine Reise durch Englands Hügelland

Die weiten, hügeligen Ebenen sind nun immer stärker von kleinen, glasklaren Bachläufen durchzogen, an deren Ufern sich magische, alte, knorrige Bäume versammeln. Ob man das Wasser trinken kann, sind wir uns noch unsicher, da die Bauern hier noch immer gerne und viel mit Jauche und Spritzmitteln um sich werfen.

Die wunderschönen Dünen von Zentralengland

Die wunderschönen Dünen von Zentralengland

Englandreise zu Dritt

In drei Tagen wird Shania erneut zu uns stoßen und uns dann wieder für rund 2 Wochen begleiten. Es wird wieder eine ereignisreiche Zeit werden, in der unter anderem mein Rücken-Tattoo ansteht, das von Shania gestochen werden soll. Wie wir das hier mit unserer aktuellen Übernachtungssituation machen wollen ist uns allerdings noch immer ein Rätsel. Wenn es rein um einen Schlafplatz geht, sind die Kirchen hier eine super Lösung, aber sie bieten natürlich keinerlei Privatsphäre. Jede Sekunde kann jemand hereinstürmen und das teilweise noch um 23:00 Uhr nachts. Es wird also etwas komisch aussehen, dann einen halb nackten Mönch dort sitzen zu sehen, der gerade von Hand ein indianisches Tattoo auf den Rücken gestochen bekommt. Selbst in Ruhe waschen oder Pinkeln ist hier ja bereits kaum möglich, wie soll dann erst das klappen? Das einzige, was ich mir da momentan vorstellen kann sind die kleinen Nebenräume, die es hin und wieder gibt und in die man sich zurückziehen kann, wenn Heiko im Notfall hereinplatzende Besucher im vorderen Bereich aufhält. Entspannt klingt das aber auch noch nicht. Am besten wären natürlich Klöster, Gemeindesäle oder Pensionen, in denen man seinen eigenen Raum für sich hat und weiß, dass man nicht gestört werden kann.

Schwierigkeiten auf der Reise

Auffällig ist gerade auch wieder, wie sehr wir vor Shanias Ankunft erneut beeinflusst werden. Der Gegenspieler läuft wieder einmal auf Hochtouren und führt uns nun schon einmal alle Ängste vor Augen, die irgendwo in uns schlummern. Jetzt wo es akut wird, bekommen wir beispielsweise kaum noch ausreichend Nahrung, obwohl die Menschen an sich nett und hilfsbereit sind. Sie glauben nur, dass zwei hungrige Wanderer mit je einer halben Kartoffel und einem schlabbrigen Toast durchkommen. Man versteht jedenfalls langsam, warum alle Welt über das englische Essen lästert. Es ist tatsächlich das schlechteste und ungesündeste, das wir auf der ganzen Reise bekommen haben. Und wie gesagt, nicht weil die Menschen hier nichts geben wollen, sondern weil dies hier der Standard ist. Zumindest im Moment. Bis vor ein paar Tagen war es nicht einmal nötig, überhaupt irgendwo zu fragen, weil wir vollkommen versorgt wurden, sobald jemand erfuhr, dass wir da waren. Das Essen war da zwar ebenfalls überwiegend ungesund und nur selten wirklich schmackhaft, aber es war immerhin ausreichend um satt zu werden.

Das kraftvolle White Horse in Südengland

Das kraftvolle White Horse in Südengland

Übernatürliche Ereignisse

Jetzt wo unser Besuch quasi vor der Tür steht, schwellen alle Themen, die jeder von uns hat noch einmal zur Höchstform auf. Bei mir ist es das Verrinnen der Zeit und bei Heiko der permanente Lärm, der sich um ihn herum zu versammeln schien. Gestern und vorgestern hatten wir Schlafplätze, die komplett außerhalb des Dorfes am Waldrand lagen und trotzdem gab es keinen Moment Ruhe. Ob es nun Fluglärm war, Lüftungsanlagen von benachbarten Farmen, Rasenmäher, die mitten durch die Kirche gezogen wurden um dann das Friedhofs grün zu mähen, Tontaubenschießen, die so wild in der Gegend herum ballern, dass hin und wieder die Schrotkugeln auf die Dächer der Wohnhäuser prasseln oder Rennwagen, die bis um 21:00 Uhr irgendwo ein Rennen fahren, obwohl es hier nicht einmal eine Rennstrecke gibt.

All dies zeigt noch einmal, dass wieder ein wichtiger Schritt ansteht. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser geballte Gegenwind etwas nachlässt, wenn Shania kommt.

Spruch des Tages: Da ist sie wieder, die Magie!

Höhenmeter: 370 m

Tagesetappe: 38 km

Gesamtstrecke: 23.147,27 km

Wetter: Sturm und Sonnenschein

Etappenziel: Kirche, Boreland, Schottland

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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