Tag 1163: Effektive Landwirtschaft

von Heiko Gärtner
29.03.2017 23:30 Uhr

10.03.2017

Heute war es angenehm sonnig und es wirkte, als sei der Winter nun endgültig vorbei. Der Frühling kroch aus allen Nischen und verwandelte die Welt in ein frisches, farbenfrohes Land, das zu neuem Leben erwachte. Allerdings rief der Frühling auch die Landwirte und Feldarbeiter auf den Plan, die die ersten Sonnenstrahlen nutzten, um ihre pflanzlichen Zöglinge sanft in ihrer wohlverdienten Portion Gift zu baden. Es gab nun kaum mehr ein Feld, das nicht von einem Traktor mit kleinen bunten Kügelchen beschossen oder mit irgendeiner übelriechenden Flüssigkeit besprüht wurde. So sehr uns die giftigen Gestankwolken auch ekelten, so sehr waren wir doch fasziniert von der Größe und Effektivität der Landmaschinen, die für die Giftverteilung eingesetzt wurden. Ein Traktor fuhr mit einem sonderbaren Gebilde hinten dran an uns vorbei, das ein wenig an einen Transformer erinnerte. Als er sein Feld erreicht hatte, zeigte sich, dass dieser Vergleich gar nicht mal so weit entfernt war. Per Knopfdruck entfaltete sich der Stahlkoloss und wurde zu einem 25m langen Ausleger, der in beiden Richtungen vom Traktor weg nach links und rechts ragte. Das Feld selbst hatte ebenfalls gerade einmal eine Breite von 25m. Der Bauer musste also genau ein mal von einem Ende zum andern fahren und hatte damit seine Arbeit für den heutigen Tag getan. Die Zeit, die er brauchte, um die Spritzanlage aus und wieder einzufahren, dauerte genau so lange, wie die Zeit, die er für die Dünngung seines ganzen Feldes brauchte.

Uns fiel auf, dass wir in den letzten Jahren fast immer irgendwo einen Bauern mit einer Giftspritzanlage gesehen hatten. Und wenn sie keine chemischen Düngemittel oder Pestizide verteilten, dann verteilten sie stinkenden Dung auf den Feldern. Lediglich im Hochsommer, wenn alles kurz vor der Reife stand und im tiefsten Winter, wenn gerade überhaupt nichts wachsen wollte, gab es eine Ruhepause. Die absolute Hochsaison der Giftmittelverteilung war jedoch im Frühjahr. War es nicht auffällig, dass dies auch die Zeit war, in der Allergiker die größten Schwierigkeiten hatten? Oft wundern wir uns, warum es gerade im Frühjahr so schlimm ist. Klar, hier ist der Pollenflug am größten und doch ist es bei weitem nicht die einzige Zeit, in der Pflanzen ihre Samen in der Luft verteilen. Warum beispielsweise gibt es weitaus mehr Menschen mit einer Allergie gegen Frühblüher, als gegen Sommerblumen? Und ist es nicht auffällig, dass derartige Allergien vor allem bei Menschen in zivilisierten Regionen mit hohem Agraranteil auftreten? Ich selbst erinnere mich noch sehr gut an viele Heuschnupfattacken aus meiner Kindheit, die mit verlässlicher Regelmäßigkeit jedes Frühjahr auftraten. Aals wir den Frühling jedoch in Österreich auf einer Alm verbrachten, hatte ich keine Probleme, obwohl es dort vor Blütenpflanzen nur so wimmelte. Was also, wenn die Pollen nur der Träger, nicht aber der eigentliche Allergieverursacher sind? Bei unserer Ankunft im Zielort bekamen wir heute den wohl ungewöhnlichsten Platz unserer Reise. Es war eine Höhle, die man in einen Festsaal umgebaut hatte. Es gab Heizungen, elektrischen Strom, Wasser, eine Toilette, eine Bar, Tische und Stühle, aber davon abgesehen war es eine Höhle im Fels, die mit einer schweren, styroporverkleideten Tür von der Außenwelt abgetrennt wurde.

Spruch des Tages: Ob das wohl wirklich nur ein Zufall ist? Höhenmeter: 90 m Tagesetappe: 28 km Gesamtstrecke: 21.315,27 km Wetter: bewölkt aber meist trocken Etappenziel: Ehemaliger Minimarkt, 17540 Angliers, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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