Monschau - Das beliebteste Urlaubsziel in der Eifel
Winterwandern in Belgien
Unser vorerst letzter Tag in Belgien war ebenfalls von Schnee geprägt. In der Früh war es noch eine herrliche weiße Wunderlandschaft, doch mit den höheren Temperaturen und dem leichten Regen am Vormittag verwandelte sich die Pracht schon bald in ein fieses Schnee-Matsch-Gemisch, bei dem man schon nasse Füße bekam, wenn man es nur ansah. Der Radweg war mit einer einzigen Ausnahme entlang eines kleinen Dorfes vollkommen umgeräumt und so dauerte es keine halbe Stunde, bis unsere Füße so durchnässt und kalt waren, dass sie den Schneeschlamm um unsere Schuhe wieder gefrieren ließen. Das einzige, was der Unterkühlung entgegenwirkte, war der Umstand, dass es extrem anstrengend war, unsere Wagen durch den Schlamm zu ziehen. Um ein bisschen Kraft zu sparen, wanderten wir hintereinander her, sodass stets einer die Spuren des anderen nutzen konnte.
Doch trotz der Ungemütlichkeit hatte die Winterwelt auch ihren Reiz. Es ist die einzige Zeit im Jahr, in dem ein Tag trotz grau verhangenem Wolkenhimmel eine fröhliche, helle Stimmung verbreiten kann. Das ging nicht nur uns so, sondern ganz offensichtlich auch den Tieren, die entlang des Weges lebten. So sahen wir unter anderem Fuchsspuren, die kreuz und quer über den Weg und die Wiesen verliefen, ohne dass man ein sinnvolles Muster darin erkennen konnte. Es waren die Spuren mehrere Füchse, die augenscheinlich wild vergnügt durch den Schnee getollt waren, einfach nur, weil es ihnen Spaß machte. Wenig später konnten wir bei einigen Kaninchen ein ähnliches Spiel sogar live beobachten.
Ein bisschen hatten wir die Hoffnung, dass der Zustand unseres Weges drastisch besser werden würde, wenn wir die Grenze nach Deutschland überschritten. Doch was das betraf, wurden wir gleich in doppelter Hinsicht enttäuscht. Zum einen, weil die Grenze überhaupt nicht kam. Rings um uns herum war bereits alles Deutschland, aber für den Radweg hatte man eine Art belgische Minilandzunge erschaffen, sodass er weiterhin belgisch blieb, bis wir die erste Stadt in Deutschland erreichten. Damit blieb natürlich auch der Pflegezustand identisch. Als wir Deutschland dann schließlich doch erreichten, stellten wir zudem fest, dass auch wir nicht viel mehr Sorgfalt in Sachen Schneeräumung an den Tag legten als unsere Nachbarn. In unmittelbarer Nähe von Ortschaften hatte man eine schmale Spur auf dem Weg freigeräumt, ansonsten sah er aus, wie der Wettergott ihn hinterlassen hatte.
Monschau – Eine Stadt wie im Märchen
Die Stadt, die wir nach dem Grenzübertritt als erste erreichten nannte sich Monschau und ich muss gestehen, dass ich noch nie zuvor von ihr gehört hatte. Für alle, denen das ebenso geht, kann ich schon einmal vorwegnehmen: Ein Besuch lohnt sich hier wirklich! Mit rund 300 denkmalgeschützten Häusern, den vielen verwinkelten Gassen und natürlich seinem einzigartigen Bergpanorama lädt die Stadt zum romantischen Kurzurlaub ein. Tatsächlich ist sie sogar das beliebteste Touristenziel in der Eifel. Stilvolle Restaurants und urige Bars mit heimischen Spezialitäten mögen ihren Anteil dazu beitragen, sind aber sicher nicht der Hauptgrund dafür.
Denn zu unserer Überraschung befand sich das Stadtzentrum ca. 100 Höhenmeter unterhalb unseres aktuellen Standpunktes, weshalb wir zunächst beschlossen, einfach weiter zu ziehen. Selbst unser Idealbedingungen war es schon ein Wahnsinn, innerhalb von nicht einmal 2km diese Strecke erst hinunter und dann wieder hinauf zu gehen, ohne zu wissen, ob man überhaupt einen Schlafplatz bekommen würden.
Und heute kam nun auch noch die Gefahr von Glatteis hinzu, die ein Verlassen der Stadt über die steilen Nebenwege unmöglich gemacht hätte. Gerade als wir auf den Radweg zurückkehren wollten, viel uns jedoch eine kleine Privatperson auf, die sich als Schlafplatz geradezu aufdrängte. Sie gehörte einer älteren Dame und war bis zum Vormittag an ein Pärchen vermietet gewesen. Für die Frau war es also nicht einmal ein zusätzlicher Aufwand, uns hier schlafen zu lassen, da sie ohnehin noch die Endreinigung vor sich hatte. So hatte sie wenigstens einen Grund, diese Arbeit noch einen Tag aufzuschieben.
Ohne die Wagen an unseren Hüften wagten wir denn Abstieg in die Stadt dann aber trotzdem und wir waren vollkommen überrascht, was wir hier zu sehen bekamen. Monschau war mitten in eine Schlucht und gewissermaßen mitten in einen Wasserfall gebaut worden. Nur wenige Kilometer von hier entfernt entsprang die Ruhr, die sich gleich zu Beginn ihres jungen Flusslebens in beeindruckender Pracht die steilen Felsen hinunterwirft. Wenn ihr einen Vergleich braucht, um euch das vorstellen zu können, denkt dabei einmal an die Elbenstadt in Herr der Ringe.
Abgesehen von den fehlenden Harfenspielern und davon, dass die Bewohner hier deutlich kleinere Ohren hatten, kam das schon ziemlich gut hin. Leider glich auch unsere Versorgung mit Nahrung an diesem Abend eher dem, mit dem man einen Elfen sattbekommen konnte. Denn obwohl die Stadt mit Ständen vom Weihnachtsmarkt übersät war, hatte leider alles geschlossen.
Die touristische Attraktivität des Ortes und seine geringe Einwohnerzahl hatten offenbar dafür gesorgt, dass man sich auf das lukrative Wochenendgeschäft beschränkte und keinen Wert auf die Einheimischen oder zufällig Vorbeireisende legte. Dennoch war die Stadt überaus beeindruckend, nicht sinnvoll, oder besonders schön zum Wohnen, da man natürlich mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit, wenig Sonne und permanentem Wasserrauschen zurechtkommen musste, aber absolut beeindruckend.
Daher verstanden wir auch nicht, dass wir zuvor noch nie etwas von diesem Ort gehört hatten. Theoretisch hätte er genauso berühmt sein müssen wie beispielsweise Neuschwanstein oder das Brandenburger Tor. Warum das nicht der Fall ist weiß ich nicht, denn es würde das Bild von Deutschland in der Welt noch einmal deutlich verändern. Schließlich sind wir bislang nicht unbedingt berühmt dafür, ein Land voller Magie und verwunschener Plätze zu sein, die an Märchenstädte erinnern.
Alterswohnsitz mit Stil
Als Highlight unserer Stadtrunde entpuppte sich überraschend ein Besuch im Altenheim. Es war als relativ schmaler, langer Bau direkt an die Felswand der Klippe gebaut worden und verfügte über einen Fahrstuhl mit dem man vom Grund des Canyons bis etwa auf halbe Höhe fahren konnte. Hier befand sich der Aufenthaltsraum für die Bewohner mit einem großen Panoramafenster, von dem aus man die gesamte Stadt und einen Großteil der Schlucht überblicken konnte.
Wenn einen im Alter mal etwas davon abhalten konnte, Depressiv zu werden, dann war es dieser Ausblick. Das einzige, was dieses Geschenk vielleicht noch toppen konnte, war eine solche Aussicht in Kombination mit ein paar herzlichen Pflegerinnen, die einen mit frisch gebackenen Waffeln mit Kirschen und Sahne versorgten. Und genau das war der Fall, als wir die Ebene betraten. Interessiert an unserer Geschichte luden sie uns ein, uns eine Weile dazuzugesellen und Waffeln und Aussicht zu genießen, wozu wir uns natürlich nicht zweimal bitten ließen.
Spruch des Tages: Die schönsten Orte entdeckt man dort, wo man sie am wenigsten vermutet.
11.12.2017
Höhenmeter 210 m / 140 m / 290 m / 70 m
Tagesetappe: 17 km / 24 km / 24 km / 16 km
Gesamtstrecke: 28.650,27 km
Wetter: Sonnig und teilweise sogar warm
Etappenziel Tag 1524: Gemeindehaus der Kirche, Örby, Schweden
Etappenziel Tag 1525: Holzhütte auf einem Campingplatz, Seglora, Schweden
Etappenziel Tag 1526: Polnische Franziskanergemeinde, Boras , Schweden
Etappenziel Tag 1527: Gemeindehaus der Kirche, Fristad, Schweden