Muskeltraining – aber richtig

von Heiko Gärtner
16.01.2017 18:08 Uhr

02.01.2016

Das Jahr beginnt angenehm sonnig und warm. Zu dieser Jahreszeit also das perfekte Wanderwetter. Die Strecke selbst war heute etwas anspruchsvoll, weil wir mitten durch einen Knotenpunkt mit Autobahnen, Zuglinien und Nationalstraßen mussten. Verglichen mit Wien oder anderen Knotenpunkten dieser Art war es aber noch vergleichsweise harmlos.

Am Ende unserer Wanderung erreichten wir ein mittelalterliches Dorf, in dem wir das alte Pfarrhaus zum übernachten nutzen durften. Seit zwei Jahren lebte kein Pfarrer mehr hier in der Gemeinde und seither wurde sein altes Wohnhaus für verschiedene Kurse und Gruppenveranstaltungen genutzt. Es war ein schönes, altes Natursteinhaus mit einer edlen, wenn auch etwas ausgetretenen Sandsteintreppe. Doch die Tatsache, dass es sich nun im Besitz der Stadt befand, tat ihm definitiv nicht gut. In Italien haben wir viele Kirchengebäude gesehen, die immer mehr verfielen, weil sich niemand mehr richtig darum kümmerte.

Keines aber war so verwahrlost und verkommen wie dieses. Die Grundsubstanz war noch immer in bester Ordnung und man hätte im Handumdrehen eine großartige Wohnung daraus machen können. Doch man merkte, dass sich hier niemand verantwortlich fühlte. In der Küche standen noch immer die verpekten Töpfe der letzen Wochen herum, in Backblech hatte sich sogar das Backpapier eingebrannt, der Müll lag in den Regalen und auf dem Boden und überall in den Schänken entdeckte man angebissene oder schimmelnde Essensreste. Das Schlafzimmer war zur Gerümpelkammer degradiert worden und die Sofa im Wohnzimmer waren von einem undefinierbaren, weißen Puder überzogen. Wenn der Pfarrer je wieder einen Fuß in dieses Haus setzen sollte, wird ihn wahrscheinlich der Schlag treffen und er wird die Sandsteintreppe gleich wieder rückwärts hinunterfallen.

Abgesehen davon war es aber ein warmes und für eine Nacht durchaus annehmbares Plätzchen in dem wir uns nach kurzer Zeit ebenfalls wieder häuslich einrichten konnten. Wir hatten dann sogar noch Zeit für ein Power-Workout, um endlich wieder einmal etwas für unseren Körper zu tun. Seither kann ich nun meine Arme kaum mehr bis zu meiner Nase heben, aber dafür habe ich im Anschluss zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie einen Brustmuskel bei mir entdeckt. Wenigstens einen kleinen Ansatz.

Spruch des Tages: Oh, hab ich da gerade einen Muskel gesehen?

Höhenmeter: 60 m Tagesetappe: 13 km Gesamtstrecke: 20.075,27 km Wetter: kalt aber sonnig Etappenziel: Ehemaliges Pfarrhaus, 30126 Saint-Laurent-des-Arbes, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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