Tag 392: Packliste für Pilgerreisende

von Heiko Gärtner
10.02.2015 14:46 Uhr

Zunächst möchten wir uns einmal ganz herzlich bei Volker bedanken, der unsere Weltreise-Homepage www.lebensabenteurer.de nicht nur auf seinen Server geladen, sondern die Performanz dahinter auch noch so sehr verbessert hat, dass die Seite von 12GB auf 2GB geschrumpft ist, so dass sie nun deutlich schneller geladen werden kann. Viele von euch haben sich vielleicht gewundert, warum die Seite in den letzten Tagen nicht mehr aufrufbar war und einige haben ja auch deswegen bei uns nachgefragt. Vielen Dank auch an euch für eure lieben Mails und Nachrichten und für das hohe Interesse und die Anteilnahme an unserer Reise und unseren Berichten! In den nächsten Tagen wird Volker noch einige weitere Verbesserungen vornehmen und dann wird unser Reisetagebuch in neuem Glanz erstrahlen, pünktlich zu unserem einjährigen Jubiläum.

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Die Lebenspilger sind nun seit einem Jahr auf Weltreise

Da ihr so viel für uns getan habt, wollen wir den heutigen Bericht dafür nutzen, auch mal wieder etwas für euch zu tun. Im vergangenen Jahr wurden wir oft gefragt, ob wir nicht auch ein paar Tipps dazu hätten, wie man sich ideal auf eine Pilgerreise vorbereitet. Heute haben wir uns einmal etwas Zeit genommen und für euch eine entsprechende Packliste zusammengestellt, mit allem was ihr braucht, was ihr nicht braucht, worauf ihr achten solltet und einer Erklärung, warum wir die Dinge für wichtig halten, die wir für wichtig halten.

Zuerst ein paar generelle Tipps zum Packen:

Achtet darauf, dass ihr nicht zu viel Gepäck dabei habt. Euer Reisegepäck sollte ein Gewicht von 12-15kg nicht übersteigen, wenn ihr es in einem Rucksack transportieren wollt. Mit einem Pilgerwagen könnt ihr natürlich deutlich mehr mitnehmen. Was ihr alles einpacken solltet hängt ein bisschen von der Art und Weise ab, wie und wo ihr Pilgern wollt. Wir haben euch daher einmal eine Grundausrüstung zusammengestellt und dann noch einige Erweiterungen aufgeführt, die ihr in bestimmten Fällen benötigt.

Grundausrüstung für alle Pilger:

 

Papierkram:

Reisepass oder Personalausweis

Auf den Pilgerwegen nach Santiago, Fatima, Rom und Assisi reicht ein normaler Personalausweis. Wenn ihr bis nach Israel pilgern wollt, braucht ihr einen gültigen Reisepass.

Krankenkassen-Karte mit Auslandsversicherungsschein

Man weiß nie was passiert und da ist es besser zu wissen, dass man für den Notfall abgesichert ist.

EC- oder Kreditkarte

Nur für den Fall, dass ihr nicht vorhabt, komplett ohne Geld zu reisen. Und selbst dann ist es nicht schlecht ein Sicherheitspuffer zu haben, falls ihr eure Reise aus irgendeinem Grund abbrechen müsst. Achtet auch darauf, dass ihr die Notallnummern dabei habt, um die Karten evtl. sperren lassen zu können.

Pilgerausweis

Das wichtigste Dokument auf eurer Pilgerreise! Nicht nur, weil ihr darin lustige Stempel sammeln könnt, für die ihr am Ende eurer Reise eine Pilgerurkunde bekommt, sondern vor allem deswegen, weil viele Sonderregelungen für Pilger nur mit einem solchen Ausweis gelten. Viele Pilgerherbergen lassen euch ohne einen Pilgerpass nicht ein und in einigen Gästehäusern bekommt ihr mit dem Ausweis Prozente. Ihr könnt ihn einfach beim Jakobsverein in eurer Region beantragen.

Pilgerführer

Das zweitwichtigste Dokument auf eurer Reise. Je nachdem welchen Pilgerweg ihr pilgert fallen die entsprechenden Wegmarkierungen sehr unterschiedlich aus. Aber selbst auf den besten Wegen gibt es immer wieder Passagen, auf denen ihr ohne Wanderführer verloren seid. Und wenn es nur aus dem Grund ist, dass ein genervter Anwohner alle Hinweistafeln geklaut hat. Das kommt öfter vor, als ihr denkt.

Straßen- oder Wanderkarte

Das drittwichtigste Reisedokument. Denn die meisten Wanderführer haben nur sehr kleine und oftmals nicht sehr genaue Kartenabschnitte mit deren Hilfe man sich zwar orientieren kann, wenn man auf dem Weg bleibt, die einem aber oft nicht mehr helfen, wenn man einmal abgekommen ist.

Tagebuch und einen Stift

Wenn ihr nicht gleich einen ganzen Computer mit euch herumtragen wollt, dann solltet ihr eure Erlebnisse in einem kleinen Tagebuch festhalten. Pilgern ist in erster Linie auch eine Reise zu sich selbst und dazu ist es wichtig, die Geschehnisse zu reflektieren.

Reiseapotheke:

Pflaster und Verbandsmaterial

Dazu brauche ich wahrscheinlich nicht viel erwähnen.

Blasenpflaster

Auch wenn ihr mit euren Schuhen bislang sehr zufrieden seid, kann es trotzdem sein, dass ihr aufgrund von besonders langen Etappen, schwitzenden Füßen oder regendurchweichten Socken Blasen bekommt. Diese können euch das Wandern zur Höllenqual machen, wenn ihr nicht aufpasst. Daher solltet ihr auch einige Blasenpflaster dabei haben.

Minz-Öl oder ein anderes Muskelentspannungs-Wunderheilmittel eures Vertrauens

Das Gewicht des Rucksacks, die ungewohnte Dauerbelastung der Beinmuskeln und die immer wieder auftauchenden Auf- und Abstiege werden höchstwahrscheinlich dazu führen, dass ihr Verspannungen und Sehnenüberlastungen bekommt. In diesen Fällen ist nichts besser, als wenn man sich die strapazierten Glieder am Abend mit einem wohltuenden Balsam massieren kann.

Sonnenöl

Beim Pilgern seid ihr nun plötzlich fast den ganzen Tag lang an der Sonne. Zumindest, wenn sie scheint. Wenn ihr das nicht gewohnt seid, solltet ihr eure Haut vor der zu intensiven Dauerbestrahlung schützen. Am besten mischt ihr euch dazu ein Sonnenöl aus Olivenöl, Kokosöl und Sesamöl an, denn die herkömmlichen Sonnencremes aus dem Handel schaden der Haut mehr, als dass sie ihr helfen.

Ohrenstöpsel

Wenn ihr vor habt, zumindest hin und wieder einmal in einer Pilgerherberge zu schlafen, dann sind Ohrenstöpsel ein absolutes muss. Denn die Chancen, dass mindestens ein anderer Mitpilger laut schnarcht gehen gegen 100%. Selbst wenn nicht solltet ihr sie aber dabei haben, denn viele Schlafplätze befinden sich in der Nähe von Kirchenglocken oder stark befahrenen Straßen.

Wanderausrüstung:

Bequemer Rucksack mit gutem Hüftgurt oder Pilgerwagen

Euer Rucksack ist für die Dauer der Reise euer Schneckenhaus. Hier solltet ihr besonders darauf achten, dass er gut sitzt, perfekt passt und dass er zwei Drittel des Gewichtes auf dem Hüftgurt trägt. Die Schultergurte sollten außerdem gut gepolstert sein. Praktisch ist es zudem, wenn der Rucksack zumindest einige kleine Nebenfächer hat, so dass man sich ein System beim Packen angewöhnen kann. Andernfalls wird es euch spätestens nach drei Tagen nerven, dass ich ständig alles ausräumen müsst, weil sich das was ihr sucht wieder einmal ganz unten befindet.

Bequeme Treckingschuhe

Bei den Schuhen ist vor allem wichtig, dass ihr wirklich gut darin laufen könnt und dass sie eine gute Fersendämpfung haben. Haben sie das nicht, könnt ihr das Problem mit Einlegesohlen beheben. Viele Berater empfehlen für lange Wanderungen dicke Halfter, da diese den Fuß stützen. Unsere Erfahrung ist hingegen, dass man mit einem leichten, bequemen Wanderschuh, bei dem man noch ein Gefühl für den Untergrund hat, deutlich besser bedient ist. Wenn du Schuhe hast, mit denen du gerne spazieren gehst, dann sind sie wahrscheinlich auch gut für eine Pilgerreise.

Leichter Schlafsack

Selbst wenn du nur in Herbergen übernachtest ist es gut einen Schlafsack dabei zu haben. Denn oftmals gibt es nur Decken, in denen man sich nicht wirklich wohlfühlt. Teilweise ist es sogar Pflicht mit einem eigenen Schlafsack zu übernachten.

Wasserflasche oder Trinkschlauch

Du solltest mindestens 1,5l Wasser bei dir haben können. Du musst sie ja nicht immer auffüllen, wenn du kurze Etappen hast oder wenn du sicher weist, dass du bald wieder an neues kommst. Aber vor allem beim Wandern in warmen Ländern ist Trinken überlebenswichtig.

Regenkleidung und Regenabdeckung für den Rucksack

Auch wenn wir von den südlichen Ländern oft glauben, dass hier immer die Sonne scheint, kann es ganz schön heftig zu regnen beginnen. Daher solltet ihr so vorbereitet sein, dass ich euch und eure Ausrüstung jederzeit regendicht verpacken könnt.

Bequeme, strapazierfähige Kleidung, die der Jahreszeit und der Region angepasst ist.

Kleidet euch so, dass ihr gut und bequem wandern könnt und euch nicht wie ein Depp vorkommt. Ihr müsst euch in erster Linie wohlfühlen. Hosen, die man mit einem Reißverschluss zu kurzen Hosen machen kann sind zwar recht praktisch, bergen aber auch das Risiko, dass man sich am Reißverschluss wundscheuert. Bedenkt dies bei der Hosenwahl. Generell ist ein Zwiebelsystem sinnvoll, damit ihr eure Kleidung den zum Teil stark schwankenden Temperaturen anpassen könnt.

Halstuch

Halstücher zählen zu den absoluten Multifunktions-Gegenständen. Sie Schützen euren Hals vor Wind und Sonne und dienen darüber hinaus auch als Picknickdecke, Trockentuch oder leichter Umhang falls man sich beim Wandern doch die Arme an der Sonne verbrannt hat.

Je nach Jahreszeit einen Hut oder eine Mütze

Über den Kopf verlieren wir in der Kälte einen Großteil unserer Körperwärme. In der heißen Jahreszeit hingegen birgt das Wandern in der prallen Sonne die Gefahr, dass ihr euch einen Hitzschlag holt. Wie auch immer, den Kopf zu schützen ist eine wichtige Sache.

Kleines Nähzeug

Hier reicht eine kleine Rolle Garn und eine Nähnadel. Es wiegt fast nichts und ihr werdet euch nicht ärgern wenn ihr es nicht gebraucht habt. Wenn aber mal irgendwo ein Knopf abreißt oder ihr ein Loch in eurer Jacke oder eurer Hose habt, dann werdet ihr unendlich dankbar dafür sein.

Taschenmesser

Schon MacGyver wusste, dass ein Taschenmesser zur absoluten Standartausrüstung gehört, wenn man sein Haus verlässt. Man kann unendlich viele Dinge damit machen und sich das Leben auf vielfältige Weise erleichtern. Und wenn es nur darum geht, Schachfiguren zu schnitzen, weil man gerade darauf warten muss, das die Pilgerherberge öffnet.

Stirn- oder Taschenlampe

Eine kleine Lampe ist schon deshalb unverzichtbar, weil es immer sein kann, dass ihr aus irgendwelchen Gründen auch nach Einbruch der Dunkelheit noch wandern müsst. Außerdem ist sie in vielen Herbergen Hilfreich, um den Weg aufs Klo zu finden, ohne alle anderen wecken zu müssen.

Handy oder Smartphone mit Ladegerät

Auch dies gehört zur Notfallausrüstung. Wenn ihr euch auf einer einsamen Passage den Fuß verknackst, dann müsst ihr in der Lage sein, Hilfe holen zu können. Denkt in diesen Situationen auch daran, dass man euer Handy im Notfall orten kann. Außerdem wird es bestimmt einige Verwandte, Eltern, Freunde oder Partner geben, die hin und wieder darauf bestehen, ein kurzes Lebenszeichen von euch zu erhalten.

Flip-Flops oder andere, extrem leichte Hausschuhe

Nach einer langen Wanderung gibt es nichts besseres, als sich die Schuhe vom Leib zu reißen und seinen Füßen etwas frische Luft zu gönnen. Außerdem kann man die Flipflops bei einer Pause auch gut als Sitzunterlage verwenden.

Kleines Handtuch

In den Herbergen gibt es meist keine Handtücher. Ihr müsst euch dort also mit eurem eigenen abtrockten.

Einen kleinen Fotoapparat mit Ersatz-Akku und Ladegerät sowie zusätzliche Speicherkarten

Ihr werdet euch später sicher darüber freuen, wenn ihr eure Reise dokumentieren konntet. Außerdem habt ihr so unterwegs etwas zu tun.

Evtl. nötige Zusatzausrüstung:

Leichte Isomatte und ein leichtes Tarp Wenn ihr durch Deutschland oder Frankreich wandert, gibt es nahezu keine Pilgerherbergen. Hier habt ihr dann drei Möglichkeiten zur Auswahl: Ihr zeltet, ihr Übernachtet in den Pfarrhäusern oder den Rathäusern oder ihr bucht euch in den Gästehäusern und Pensionen ein. Letzteres kann auf Dauer sehr teuer werden. Wenn ihr die Pfarrhäuser nutzen wollt, habt ihr dort aber oft keine Betten. Daher ist eine kleine Liegeunterlage unerlässlich. Da ein Zelt selbst in der leichtesten Variante noch immer sehr viel wiegt, ist ein Tarp eine gute Alternative. Ihr könnt es einfach zwischen zwei Bäumen aufspannen und habt damit einen trockenen Unterstand.

Wanderstöcke

Wanderstöcke sind vor allem in bergigen Regionen praktisch um die Trittfestigkeit zu erhöhen. Außerdem kann man sie auch gut als Zeltstangen für das Tarp verwenden.

Campingbesteck und einen kleinen leichten Teller

Wenn ihr nicht darauf angewiesen sein wollt, immer irgendwo einkehren zu müssen, solltet ihr euch eine kleine Miniküche mitnehmen, mit deren Hilfe ihr auch selbst versorgen könnt.

Hilfreich ist es, vor der Reise bereits einige Male probezupacken und zu schauen, wie ihr am besten alles unterbekommt. Wenn ihr weitere Materialien mitnehmen wollt, denkt daran, dass ihr sie auch tragen müsst und überlegt euch gut, ob die Vorteile das Gewicht aufwiegen.

Wenn euch nun also die Reiselust gepackt hat, dann nichts wie los! Die Welt ist da draußen und wartet auf euch!

Spruch des Tages: Halt’s Maul und geh los! (Rüdiger Nehberg)

 

Höhenmeter: 210 m

Tagesetappe: 16 km

Gesamtstrecke: 7103,37 km

Wetter: Sonnig mit kaltem Wind. Hin und wieder richtig sommerlich.

Etappenziel: Gemeindehaus, La Colonna, 53100 Siena, Italien

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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