Pilgern auf dem Jütländischen Jakobsweg durch Schleswig-Holstein

von Heiko Gärtner
02.10.2018 18:31 Uhr

Unsere erste Nacht in Schleswig-Holstein verbrachten wir im Gemeindehaus einer Pfingstgemeinde im Zentrum eines kleinen, mittelalterlichen Städtchens. Von hier aus machten wir uns auf die Suche nach dem schleswig-holsteinischen Jakobsweg, der den Namen Via Jutlandica trägt. Wie man es von einem Jakobsweg erwarten konnte, führte er eigentlich in die Gegenrichtung, also nach Süden, und stellte damit die Verbindung der skandinavischen Pilgerwege an das Jakobsweg-Netz in Mitteleuropa dar. Der genaue Verlauf folgte dem Ochsenweg, einer alten Handelsroute, über den früher Ochsen von Jütland in Richtung Hamburg getrieben wurden. Bereits im Mittelalter wurde er aber auch schon als Pilgerweg verwendet und begann dadurch zunehmend an Bedeutung.

Der Jakobsweg Schleswig Holstein

Der Jakobsweg Schleswig Holstein

Der historische Ochsenweg

Der historische Ochsenweg

 

Wie verläuft die Via Jutlandica?

Aus der originalen Wanderrichtung betrachtet, beginnt der Jütländische Jakobsweg in der dänischen Stadt Pattburg, die direkt an der Deutschen Grenze, unweit von Flensburg liegt. Von hier aus führt er zunächst einmal nach Schleswig, wo er sich in eine Ost- und eine Westroute teilt. Die Ostroute führt weiter über Kiel nach Lübeck, die Westroute über Rendsburg, Glückstadt und Stade bis nach Harsfeld bei Hamburg. Beide Routen münden am Ende in die sogenannte Via Baltica, mit der man dann weiter durch Deutschland in Richtung Santiago gelangt. Hier ist eine Karte des gesamten Jakobswegs in Schleswig-Holstein, die von jakobswege-europa.de erstellt wurde. Darin sieht man auch noch eine weitere Nebenstrecke, den sogenannten Dithmarschen Jakobsweg, der von Friedrichstadt über Brunsbüttel nach Glückstadt führt, wo er dann in den Jütländischen Jakobsweg mündet. Informationen zu Übernachtungen, zum Höhenprofil und anderen Nützlichkeiten findet ihr in der passenden Ortstabelle zum jütländischen Jakobsweg.

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Unsere eigene Erfahrung mit dem Jakobsweg in Schleswig-Holstein

Da wir in diesem Fall natürlich nicht nach Santiago, sondern nach Skandinavien wollten, wanderten wir den Weg in die entgegengesetzte Richtung. Dabei trafen wir nach unserer Fährfahrt über die Elbe bei Glückstadt auf die Via Jutlandica und folgten ihr dann an der Stör entlang in Richtung Itzehoe. Von dort auch ging es dann weiter nach Rendsburg und schließlich nach Schleswig. Mit unseren Pilgerwagen konnten wir uns dabei jedoch nicht immer direkt an den Jakobsweg halten, da dieser dem Namen Ochsenweg noch immer alle Ehre machte. Zu großen Teilen bestand er bis heute aus einer sandigen Trasse, bei der man hin und wieder meinte, sogar noch die alten Ochsenspuren im Sand sehen zu können. Ohne Pilgerwagen hat das seinen eigenen Charme und ist definitiv eine Wanderung wert. Mit Pilgerwagen hatte es jedoch vor allem etwas sehr Anstrengendes und ermüdendes und so zogen wir uns dann doch immer wieder lieber auf kleine, asphaltierte Nebenstraßen zurück.

 
Hin und wieder ist der jütländische Jakobsweg mit dem Pilgerwagen etwas schwer begänglich

Hin und wieder ist der jütländische Jakobsweg mit dem Pilgerwagen etwas schwer begänglich.

Ein idyllisches Haus am See

Ein idyllisches Haus am See

Eine Dorfkirche in Schleswig-Holsetin

Eine Dorfkirche in Schleswig-Holstein-

Der alte Ochsenweg und der schleswig-holsteinische Jakobsweg verlaufen größtenteils identisch

Der alte Ochsenweg und der schleswig-holsteinische Jakobsweg verlaufen größtenteils identisch.

 
Torfstapel im Schnee

Torfstapel im Schnee

Wandern durch den Norden Deutschlands

Auch wenn es sehr winterlich und überwiegend kalt war (nicht ungewöhnlich für Ende Januar), genossen wir die Reise durch den Norden Deutschlands doch sehr. Schleswig-Holstein hat seinen ganz eigenen Charme. Rau und kalt (zumindest jetzt im Winter) aber zugleich auch von einer besonderen Harmonie und Ausgeglichenheit. Einmal durften wir sogar ein Reh auf einer Wiese schlummern sehen. Auch die Häuser mit ihrem Fachwerk und den Reetdächern trugen zu der besonderen Stimmung bei. Wir wanderten über weite Wiesen und auf Deichwegen. Hin und wieder schneite es ein wenig. Dann wirkte es wieder, als wollte es direkt Sommer werden. Kurz: Es war eine rundum schöne Zeit.

Ein hübsches Bauernhaus im Schnee

Ein hübsches Bauernhaus im Schnee.

 
Ein Rehkids im Feld

Ein Reh im Feld.

 

Besichtigung von Schleswig

Schließlich erreichten wir die Stadt Schleswig, die auf dem Weg ein besonderes Highlight darstellt. Mit der alten Marktkirche, der urigen Altstadt und dem noch immer sehr beeindruckenden Schloss hat sie einiges zu bieten. Besonders gut gefiel uns dabei, dass der Jakobsweg hier gewissermaßen mitten durch das Schloss verläuft.

 
Das Schloss Holstein

Das Schloss Holstein.

 
Das Schloss Schleswig

Das Schloss Schleswig.

 
Der Stadtpark von Schleswig

Der Stadtpark von Schleswig.

 
Die alte Marktkirche im Zentrum von Schleswig

Die alte Marktkirche im Zentrum von Schleswig.

   
Strandkörbe im Zentrum der Stadt

Strandkörbe im Zentrum der Stadt.

 

Der Nationalpark Geltinger Birk

In Schleswig verließen wir den Jakobsweg für eine Weile, um einen Abstecher durch den Nationalpark Geltinger Birk zu machen. Zum einen spart man sich dadurch eine etwas unschöne Strecke, an der man sonst in der Nähe einer großen Hauptstraße laufen müsste. Zum anderen ist die Geltinger Birk definitiv einen Besuch wert. Es ist ein Naturparadies voller Abwechslung und Vielfalt, direkt auf einer kleinen Landzunge, die in die Ostsee ragt.

Die Geltinger Birk ist ein idyllisches Naturparadies

Die Geltinger Birk ist ein idyllisches Naturparadies.

 
Vogelfütterung

Vor allem die Vögel ließen sich hier wunderbar beobachten.

 

Von Schleswig aus folgten wir der Schlei bis nach Kappeln und Maasholm und wanderten dann an der Ostseeküste entlang bis wir den Nationalpark erreichten. Heiko war vor allem von den Vogelkolonien begeistert, die ihn an seine Zeit auf Island erinnerten. Wenn ihr mehr zum Nationalpark erfahren wollt, gibt es hier einen sehr guten und ausführlichen Erfahrungsbericht über die Geltinger Birk.

 
Ostseestrand

Am Ostseestrand entlang ging es in Richtung Geltinger Birk.

 

Auf in Richtung Dänemark!

Nach dem kleinen Abstecher in die Geltinger Birk kehrten wir auf unsere Via Jutlandica zurück und folgten ihr und dem Ochsenweg weiter in Richtung Norden. Damit haben wir nun bereits fast das Ende des Jakobswegs in Schleswig-Holstein und zugleich auch das nördlichste Ende von Deutschland erreicht. Bald schon werden wir Skandinavien unsicher machen. Wir sind schon sehr gespannt, was uns dort erwarten wird.

Wandern im Schnee auf dem jütländischen Jakobsweg

Wandern im Schnee auf dem jütländischen Jakobsweg

 

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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