Tag 308: Seifenblasen

von Heiko Gärtner
05.11.2014 18:43 Uhr

Das ist das Frankreich, das wir kennen! Heute waren wir wieder im Fluss und hatten lauter schöne Begegnungen, die sowohl uns als auch die anderen bereicherten. Wir folgten dem Canal du Midi, der uns eben durch das herbstliche Land führte. Es war kalt und windig, aber es machte richtig Spaß zu wandern. Nur unsere neue MMS-Therapie machte mir etwas zu schaffen. Die nächsten Tage werden ich etwas mehr dazu erzählen, worum es dabei geht und warum wir das machen.

Nach etwa zwei Kilometern wurden wir von Axelle überholt, die uns verfolgt hatte, um ein Foto von uns zu machen. Sie begleitete uns auf dem Weg bis nach Marseillette und half uns wieder beim Übersetzen. Es machte Spaß wieder einmal jemanden zu haben, dem man wirklich etwas erzählen konnten und wir freuten uns über all die alten Geschichten, die wir auspacken konnten.

In Marseillette wurden wir erst von einem kleinen Restaurant eingeladen und bekamen dann einen Schlafplatz vom Rathaus. Wir konnten dabei einfach wir selbst sein, mussten keine Geschichten erzählen, außer unserer eigenen und es war ein herzlicher und erfrischender Kontakt. Später kehrten wir in das Rathaus zurück, um dort das Internet zu nutzen. Dabei konnten wir der Sekretärin bei ihrer Erkältung und  bei ihrer Entgiftung helfen, was sich wirklich gut anfühlte. Da war es wieder, das alte Gefühl, wirklich hilfreich zu ein, dadurch, dass wir einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren! Jetzt gerade, wo ich hier schreibe ist Heiko neben mir dabei einer anderen Dame bei ihren Schulterproblemen zu helfen. Wir dürfen also endlich wieder heiler sein und es macht wirklich Spaß! Ich hatte das fast vollständig vergessen!

Aber auch zuhause gibt es positive Nachrichten. Paulina hat am Wochenende damit begonnen Straßenkunst zu machen. Ihre große Leidenschaft sind Seifenblasen, das hatte sie uns bereits am ersten Abend erzählt, an dem sie uns besucht hatte. Zurück in Nürnberg war sie dann einem Seifenblasenkünstler begegnet, der ihr eine Konstruktion schenkte, mit der man Riesenseifenblasen machen konnte. Damit war die Idee geboren, das Geld, das sie für die Reise brauchte, auf der Straße zu verdienen. Zunächst hatte sie große Angst davor, sich zu präsentieren, obwohl sie glaubte, noch nicht viel zu können. Dann jedoch wagte sie den Schritt und es gelang ihr innerhalb von Minuten, Scharen von Kindern und Erwachsenen zu begeistern. Innerhalb von zwei Tagen bekam sie mehr als 200€ als Startkapital für ihren Lebenswandel. Sie konnte es selbst kaum glauben!

Es war also möglich! Man musste keinen Job annehmen, den man nur des Geldes wegen machte, um überleben zu können. Man konnte sogar reich werden, wenn man seine Passion lebte, wenn man das machte, was einen selbst wirklich begeisterte. Und zum ersten mal seit langem tauchte das Gefühl auf, Geld mit etwas zu verdienen, das wirklich positiv war. Sie zauberte Menschen ein Lächeln aufs Gesicht, sie versüßte ihnen den Tag, sie schenkte Freude, Leichtigkeit und Begeisterung. Und als Geschenk erhielt sie das gleiche von den Menschen zurück.

Geben ist bekommen! Wir könnte man diese Weisheit schöner versinnbildlichen?

Spruch des Tages: Leicht wie eine Seifenblase

 

Höhenmeter: 9m

Tagesetappe: 8 km

Gesamtstrecke: 5964,37 km

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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