Auf Goethes Spuren: Unsere Reise durch Südtirol

von Heiko Gärtner
02.12.2019 19:37 Uhr

Unsere Zeit in Italien nähert sich nun langsam dem Ende. Heute haben wir Südtirol erreicht und damit nun auch eine Region in Italien, in der bereits wieder Deutsch gesprochen wird. Heiko kannte die Gegend bereits seit seiner Kindheit, weil seine Eltern jedes Jahr einen Ski-Urlaub über Silvester organisieren, der in der Nähe von Bozen stattfindet. Kurz überlegten wir, die Gasteltern zu besuchen, die die dazugehörige Pension betreiben, doch ein Blick auf die Höhenmeter ließ uns von dieser Idee schnell wieder Abstand nehmen. Stattdessen entschieden wir uns für eine Sightseeing-Tour durch Bozen und einen Besuch im Özi-Museum.

Eine Özi Nachbildung

Özi, wie wir ihn im Bozener Museum angetroffen haben.

Özi im Bozener Museum

Ob er wohl auch so begeistert von Südtirol war, wie wir?

Die Kathedrale von Bozen

Die Kathedrale von Bozen

 

Goethes Reise durch Südtirol

Als Johann Wolfgang Goethe von im Jahre 1786 per Postkutsche nach Italien reiste, nächtigte er am Brenner und – nach einem Zwischenstopp bei der Bozner Messe – dann erst wieder in Trient. Sein Ziel war „das Land, wo die Zitronen blühen“, also eher der Süden des Stiefels. Südtirol – seinerzeit noch zu Österreich gehörend –  war eher Durchgangsstation. Immerhin lobt er in seinem Reisetagebuch das Klima „Eine milde, sanfte Luft füllte die Gegend.“ und den intensiven Weinbau.

Franz Bujor wandern südtirol

Franz beim Wandern durch die südtiroler Weinfelder.

 

Alto Adige: ein ganz besonderes Stück Italien

Die Gegend an der Südseite der Alpen hätte dem Dichterfürsten mehr geboten. Es wäre eine gute Idee gewesen, die Bergwelt auf Schusters Rappen zu erkunden und neben der landschaftlichen auch die kulturelle Vielfalt zu entdecken. Das Obere Etschtal, woraus sich die italienische Bezeichnung „Alto Adige“ ableitet, war schon immer ein Schmelztiegel der Völker. Was früher zu Konflikten und Grenzverschiebungen geführt hat, ist heute ein fundamentaler Bestandteil des Zusammenwachsens Europas. Neben Deutsch und Italienisch spricht man hier Ladinisch, eine rätoromanische Sprache, die wir zuvor noch nie gehört haben.

Die heutigen Gäste lieben es, die bis zu 4000 Meter hohen Berge und ihre Tier- und Pflanzenwelt auf Wanderungen und Klettertouren in den Dolomiten, am Ortler oder am Stilfser Joch kennenzulernen. Dank vieler Sonnen- und weniger Regentage sind die Bedingungen meist gut, am besten aber im Spätsommer und Herbst. Im Winter ist hier ein Eldorado für Skifahrer. Mit unseren Pilgerwagen hielten wir uns natürlich vor allem an die Täler, aber Heiko erinnerte sich noch sehr gut an die vielen Skiurlaube, die er hier gemacht hat.

Ein süßes, kleines Bergdorf in Südtirol

Ein süßes, kleines Bergdorf in Südtirol.

 

Ski fahren bis zum Umfallen

Das Skigebiet Dolomiti Superski mit der berühmten Sella Ronda ist eines der Superlative: Es umfasst zwölf eigenständige Skigebiete mit über 460 Liften und 1200 Kilometern Piste. Es kann mit einem einzigen Skipass befahren werden. Gastronomie und Hotellerie haben sich seit Goethes Zeiten fortentwickelt und dabei ihren eigenständigen Charme behalten. Auch die Weine von hier erfreuen sich dank des alpin-mediterranen Klimas nach wie vor größter Beliebtheit.

Typische Schmankerl wie Strudel, Knödel und Krapfen sind ein besonderer Gaumenkitzel, aber auch die italienische Küche ist mit Pasta, Pizza und Risotto vertreten. Wer nach anstrengenden Tagen im Gebirge Erholung sucht, ist mit Wellness in Südtirol bestens beraten.

Der Reschenpass stellt zugleich auch die Grenze nach Österreich dar

Dass man hier auch großartig Skifahren kann, lässt sich sehr gut vorstellen.

 

Wirtschaftliche und politische Bedeutung

Bereits im frühen Mittelalter war Südtirol ein bedeutendes Zentrum für Religion, Politik und Wirtschaft. Brixen ist die älteste Stadt Südtirols und wurde bereits 901 gegründet. Der große Dom und der Bischofspalast zeigen bis heute die Bedeutung, die diese Region auch damals schon als Machtstützpunkt für Kirche und Staat hatte. Aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht hat sich die „Autonome Provinz Bozen – Südtirol“, so der offizielle Name, gut entwickelt und gehört sowohl in Italien als auch europaweit zur Spitzengruppe in Sachen Wohlstand. Dazu haben neben den weitreichenden Autonomiebefugnissen der Abschluss des Schengen-Abkommens und die Einführung Gemeinschaftswährung Euro beigetragen.

Eine Straße in Südtirol im Sonnenschein

Südtirol ist bei Urlaubern aller Art sehr beliebt.

 

Unser Eindruck

Nachdem wir nun eine weite Strecke durch Südtirol gewandert sind, können wir bestätigen, dass Goethe hier viel verpasst hat. Er hätte ruhig ein paar Tage mehr vor Ort verbringen können, was ihn sicher inspiriert und die Weltliteratur positiv beeinflusst hätte. Mit seinen landschaftlichen und kulturellen Reizen hat dieser Teil Italiens sehr viel zu bieten. Südtirol ist auf jeden Fall einen längeren Aufenthalt Wert. Mit seinen landschaftlichen und kulturellen Reizen hat dieser Teil Italiens sehr viel zu bieten. Lediglich die Autobahn, die man hier mitten durch das traumhaft schöne Tal gelegt hat, hätte man sich sparen können.

 
Spruch des Tages: Auch einem Goethe entgeht hin und wieder mal etwas.
   
Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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