Tag 1187: Wie effektiv ist das Heizen mit Kamin?

von Heiko Gärtner
27.05.2017 16:55 Uhr

31.03.-01.04.2017

Die letzten beiden Tage waren recht entspannt und verblieben ohne größere Vorkommnisse. Je mehr wir uns der Belgischen Grenze nähern, desto gepflegter und ästhetischer werden die Dörfer. Man spürt deutlich, dass hier in der Region noch einmal ganz anders das Geld zu hause ist, als weiter im Süden. Anscheinend wirkt es sich recht positiv auf ein Bundesland aus, wenn wie im Falle der Normandie so kleine Städte wie Paris dazu gehören, die eine bescheidene aber doch nicht unerhebliche Menge an Industrie und anderen Einnahmequellen mit sich bringen. Spannend ist jedoch, dass es sich vor allem auf den äußeren Reichtum auswirkt. Die Häuser sind nobler und schöner, die Autos dicker und stärker im Verbrauch, aber der allgemeine Wohlfühlfaktor und die Zufriedenheit der Menschen haben sich nicht spürbar geändert. Jedenfalls nicht nach oben hin.

Gestern wie heute hatten wir jedoch großes Glück im Kontakt mit den Bürgermeistern. Eine Frau, die wir am Wegesrand trafen, beschrieb uns den Wohnsitz des heutigen Bürgermeisters mit den Worten: „Am Ende der Ortschaft rechts und dann das wunderschöne Haus! Ein wirklich, wirklich schönes Haus!“ Tatsächlich hatte sie nicht unrecht mit ihrer Aussage, denn es handelte sich um ein altes Schloss, dass für Monumente dieser Sorte sogar noch relativ gut erhalten war. Hier traf ich zunächst auf die Eltern des Bürgermeisters, die mich so freudig empfingen, dass es mich fast etwas verwirrte. Sie bedauerten nur, dass ich kein Priester war, da der Ortspfarrer krank geworden war und sie nun verzweifelt jemanden suchten, der morgen die Messe halten konnte. Vor ein paar Tagen hatte ich noch die Einladung, eine Messe zu besuchen mit der Begründung abgeschlagen, dass mein Französisch so schlecht war, dass ich nichts verstehen würde und heute traute man mir sogar schon zu, dass ich selbst eine halten sollte. Nicht, dass ich das auf meiner eigenen Sprache gekonnt hätte.

Die Bürgermeisterfamilie stellte uns dennoch einen Schlafplatz zur Verfügung. Keinen von der Stadt, sondern ein Nebengebäude ihres eigenen Schlosses, das als Gästehaus genutzt wurde. Jedenfalls theoretisch, denn praktisch stellten wir fest, dass es im Gästebuch auf dem Tresen für die letzten zehn Jahre gerade einmal einen einzigen Eintrag im Jahr gab.

Das Wohnzimmer wurde von einem großen, offenen Kamin dominiert, in dem wir uns ein Lagerfeuer entzünden durften. So schön diese Kamine auch anzuschauen sind, wärme-effektiv sind sie leider nicht. Wir heizen nun bereits seit mehreren Stunden mit Balken, aus denen wir auch ein neues Haus hätten bauen können und haben die Zimmertemperatur gerade einmal um ein einziges Grad erhöht. Da war die Technik von gestern schon etwas effektiver. Auch dort hatten wir den Bürgermeister getroffen und direkt von ihm einen Platz bekommen. Er war lustigerweise genau der Mann gewesen, den wir zufällig ausgewählt hatten, um ihn nach der Adresse des Bürgermeisters zu fragen. Übernachten konnten wir dann im alten, ehemaligen Rathaus, das nur aus einem einzigen, winzigen Zimmer bestand. Es gab hier eine winzige Elektroheizung an einer Wand, aber aus der brüllte die Wärme heraus, wie aus einem Hochofen.

Spruch des Tages: Jeder von uns ist frei, wie müssen es nur erkennen.

Höhenmeter: 230 m Tagesetappe: 17 km Gesamtstrecke: 21.773,27 km Wetter: Sonnig und relativ warm Etappenziel: Gästehaus des Bürgermeisters, 76660 Grandcourt, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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