Tag 1236: Welche großen Konzerne gehören zusammen?

von Heiko Gärtner
09.09.2017 19:15 Uhr

22.-23.05.2017

Heute haben wir uns seit langem mal wieder Zeit genommen um mit alten und neuen Sponsoren in Kontakt zu treten. Der Sommer hier in Großbritannien ist zwar nicht der wärmste, aber dennoch steht ein Materialtausch von Winter- auf Sommerausrüstung bevor und da wird es nun wieder Zeit, sich Gedanken zu machen, was wir alles bei uns haben wollen.

Die Firmenstrukturen sind verwirrender als man glaubt

Für mich sind diese Sponsorentelefonate immer aus zwei Gründen spannend und interessant. Zum einen natürlich, weil sie mit etwas Glück bedeuten, dass wir lauter neue, tolle Dinge bekommen, was immer ein bisschen ein Gefühl von Weihnachten vermittelt. Zum anderen aber auch, weil man auf diese Weise vieles über den Aufbau unseres Wirtschaftssystems erfahren kann, von dem man sonst nie etwas erfährt. Welche Firmen gehören wie zusammen? Wer ist noch unabhängig? Wer wurde von wem gekauft? Wohinter verbirgt sich in Wahrheit nur eine Marke, die einer ganz anderen Firma gehört? Welche Unternehmen haben auch heute noch etwas für Menschlichkeit über und welche sind wirklich rein auf ihren Profit aus, ohne jede Rücksicht auf Verluste? Wo gibt es ein Interesse an Produktfeedback um Waren wirklich zu verbessern und weiterzuentwickeln und wo wird im Gegenteil gezielt darauf geachtet, dass die künstliche Obsoleszenz auch früh genug greift?

Hin und wieder stößt man dabei auf recht skurrile Firmenstrukturen. Vor ein paar Jahren beispielsweise haben wir (erfolgreich) versucht, VARTA als Sponsor zu gewinnen, um auf unserer Reise ausreichend Batterien für alle technischen Geräte zu haben. Als ich dort anrief erfuhr ich jedoch, dass ich bei einer Firma gelandet war, die ausschließlich Großbatterien für die Industrie herstellt und nicht das geringste mit den kleinen Akkus und Batterien zu tun hat, die man im Supermarkt kaufen kann. Die Firma, die ich suchte trug zwar den gleichen Namen, hatte unternehmenspolitisch aber nichts mit dem Industriezweig zu tun. Logo, Corporate-Design, Slogans, alles ist identisch und doch sind es zwei vollkommen getrennte Firmen. Die einzige Unterscheidung, an der man erkennen kann, dass man die Firma für die kleinen Haushaltsbaterien erwischt hat besteht in dem kleinen Schriftzug „Consumer“ der hinten an das VARTA-Logo angehängt wurde.

In der Informationswirtschaft stecken alle unter einer Decke

Einen Tag später stieß ich auf ein noch verwirrenderes System. Wir wollten die Bertelsmanngroup als Sponsor gewinnen, um so einiges an Büchern in eBook-Form auf unserer Reise dabei zu haben. Außerdem brauchten wir Sony als Sponsor für eine kleine Handkamera. Als ich jedoch unter der Telefonnummer anrief, die ich bei Sony unter Kontakt fand, hatte ich die gleiche Dame am Apparat, wie zuvor bei Bertelsmann. Der Grund: Es ist (bzw. war zu diesem Zeitpunkt) das gleiche Unternehmen. Allerdings, konnte man mir hier nicht weiterhelfen, da lediglich der Betriebszweig „Sony Music“ teil der Bertelsmann-Group ist. Der Bereich für Kameras und andere elektronische Geräte hingegen ist wiederum eine vollkommen eigene Firma die auch wieder nichts mit dem Rest zu tun hat. Identisch sind auch hier nur das Logo, der Schriftzug und das generelle Firmendesign.

Noch mehr irritiert war ich jedoch, als ich einen Blick auf die Adresse des Firmensitzes von Bertelsmann warf. Denn dieser befindet sich in Berlin, in der Axel-Springer-Straße, genau neben Deutschlands größtem Medienhaus. Ob das wohl ein Zufall ist?

Was verstehen Unternehmen unter dem Begriff „soziale Verantwortung“?

Interessant ist aber auch die Art und Weise, wie die Firmen mit Kunden und mit dem Thema „soziale Verantwortung“ umgehen. Hier gibt es durchaus sehr unterschiedliche Vorstellungen. Bis er vom internationalen Telefon-Riesen „telefonica“ aufgekauft wurde, war der Mobilfunkanbieter blau.de beispielsweise eines der kundenfreundlichsten Unternehmen, das man sich in diesem Bereich vorstellen kann. Man bekam extrem günstige Tarife und konnte diese im ganzen, europäischen Ausland nutzen, ohne zusätzlich etwas zahlen zu müssen. Wenn es einmal ein Problem gab, wurde man freundlich und kompetent beraten. Heute gibt es auf der aktualisierten Internetseite nicht einmal mehr eine Telefonnummer, unter der man eine Kontaktperson erreichen kann. Dieses Konzept verbreitet sich in den letzten Jahren immer weiter. Internetseiten auf denen man eine Kontaktnummer bekommt, wenn man auf „Kontakt“ klickt werden immer seltener.

Teilweise gibt es sogar nicht einmal mehr ein Kontaktformular zum Ausfüllen, sondern nur noch standartisierte Antworten auf die häufigsten Fragen. In Sachen sozialer Verantwortung ist es hingegen eine beliebte Strategie, eine eigene „Hilfsorganisation“ zu gründen und diese dann zu unterstützen. Ob diese firmeneigenen Stiftungen dabei irgendjemandem helfen ist häufig fraglich, aber sie stellen eine gute Begründung dar, warum man sämtliche Anfragen von außen mit gutem Gewissen ablehnen kann. Das Konzept ist genial: Man erweckt nach außen hin den Anschein, als wäre man einer von den guten, da man sich ja um irgendein soziales Thema kümmert. Sämtliche Spenden, die man in dieses Projekt ableitet, sind steuerlich absetzbar, obwohl sie das eigene Unternehmen nie wirklich verlassen und man ist nun zusätzlich befreit davon, irgendetwas im Außen unterstützen zu müssen, da man seiner moralischen Pflicht ja bereits nachkommt.

Unfairer Umgang mit potentiellen Partnern

Heute hatte ich ebenfalls noch einmal ein sehr aufschlussreiches Gespräch in Sachen Umgang mit Sponsoring-Anfragen. Der potentielle Partner, den ich gewinnen wollte war der Festplattenhersteller Intenso, da uns langsam aber sicher der Speicherplatz ausgeht. Bereits letzten Freitag hatte ich dafür den Namen der für die Marketingabteilung verantwortlichen Dame bekommen und war gebeten worden, diese nun am Montag noch einmal anzurufen. Als ich nun mit der Zentrale verbunden war, teilte man mir jedoch mit, dass man mich zu besagter Dame leider nicht durchstellen könne, da ein Erstkontakt in Sachen Sponsoring grundsätzlich per Mail erfolgen müsse. Man freue sich natürlich über unser Interesse an der Firma und sei sehr zuversichtlich, dass sich hier bestimmt etwas machen ließe, aber ohne eine e-Mail-Anfrage vorweg, dürfte man mich nicht verbinden. Normalerweise wäre ich mit dieser Aussage vielleicht zufrieden gewesen und hätte mich damit abspeisen lassen, doch bei der geringen Internetdichte, die wir im Moment haben, sah ich keine Chance, wie diese zeitnah klappen sollte. Also erklärte ich der Dame unsere Situation und bat sie, für mich eine Ausnahme zu machen. Schließlich ließ sie sich überreden, der Marketingcheffin unser Projekt vorzustellen und sie zu bitten, direkt telefonischen Kontakt mit mir aufzunehmen.

Nach zweieinhalb Minuten Warteschleifenmusik hatte ich die gleiche Dame wie zuvor am Apparat, die mir erneut eine schlechte Nachricht überbrachte: „Es tut mir leid, aber wir unterstützen generell keine irgendwie gearteten Sponsoring-Anfragen, da wir mit diesen einfach zu sehr überhäuft werden!“

Schlug das nicht dem Fass den Boden aus? Jeder, der mit einer Sponsoring-Anfrage bei Intenso anruft, wird freundlich gebeten, eine e-Mail mit einem genau ausgearbeiteten Konzept einzureichen, die dann nicht einmal gelesen, sondern gleich automatisch mit einer Absage beantwortet wird. Was immer auch in dieser Mail stehen wird und wie viel Zeit sich der Betreffende dafür auch genommen hat, spielt keinerlei Rolle. Die Absage steht von vornherein fest und es lässt sich nichts daran rütteln. Ist das nicht eine Frechheit? Ich meine, wenn man doch niemanden unterstützen will, wäre es dann nicht fair, dies gleich von vornherein zu sagen, anstatt eine Hoffnung aufzubauen, die dafür sorgt, dass andere Stunden ihres Lebens opfern, ohne auch nur eine Chance auf Erfolg zu haben?

Zuverlässige Anbieter von Speichermedien

Für uns war nach dieser Aktion jedenfalls klar, das Intenso von der List mit sympathischen Unternehmen gestrichen wurde und das wir uns zukünftig andere Anbieter für Festplatten suchen würden, sofern wir diese nicht gepsonsort bekamen. Zum Glück haben wir gleich ein paar Hersteller von sehr guten, zuverlässigen und robusten Festplatten gefunden, die als sinnvolle Alternative in Frage kommen.

Spruch des Tages: Unser Wirschaftssystem ist eine ganz eigene Welt

Höhenmeter: 430 m

Tagesetappe: 13 km

Gesamtstrecke: 22.627,27 km

Wetter: bewölkt im Wechsel mit Sonne

Etappenziel: Kirche mit lauter Uhr, llanfechain, Wales

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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