Tag 1320: Inspiration und Begierde

von Heiko Gärtner
20.01.2018 04:55 Uhr

Seit gestern Abend hatte Heiko immer wieder ein Aufflackern des Tinnitus verspürt, sowie ein starkes Wummern und einen Überdruck in den Ohren. Nachdem wir nun schließlich doch unseren Raum für uns hatten, machten wir uns daran, auszutesten, woran dies lag und was die Ursache war.

Irgendetwas geht in Heiko vorsich...

Irgendetwas geht in Heiko vorsich...

 

Wie sich herausstellte hatte es dieses Mal mit dem Thema „Begierde“ zu tun.

Seit Shania gegangen war, waren wir immer häufiger jungen, attraktiven Frauen begegnet, die verschiedene, äußere Merkmale und Eigenschaften hatten, die auch in Shania steckten. Plötzlich tauchten Frauen mit katzenartigen Augen auf, wie sie auch Shania hätte, wenn dieses Problem mit den Wassereinlagerungen im Gesicht nicht wäre. Dann kamen Frauen mit genau der Silhouette, die Shanias Medizinkörper entsprechen würde und dann wiederum solche, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten waren, jedoch oft anziehender, verwegener oder stimmiger wirkten, als es aufgrund ihrer Ängste bei Shania im Moment der Fall war.

Verwunschene Welt voller Magie und Schönheit.

Verwunschene Welt voller Magie und Schönheit.

Das Wummern und der Druck in den Ohren, sowie der aufflammende Tinnitus sind nun eine selbstauferlegte Strafe für das „unsachgemäße Begehren anderer Frauen“.

Was heißt das und was steckt dahinter?

Wenn andere Frauen auftauchen, die attraktiver, erotischer und anziehender sind als Shania in diesem Moment, kommt automatisch eine Begierde auf. Es entsteht also eine Anziehungskraft, die Heiko zu diesen Frauen hinzieht. Dabei ist er sich jedoch bewusst, dass diese Frauen lediglich Spiegel und Prognosen sind, die zeigen, welches Potential in Shania steckt und wohin sie ihr Weg führen wird. Es sind gewissermaßen Trailer, also Voransichten auf das, was Shania nach ihrem Wandlungsprozess und nach der Auflösung ihrer Ängste und Blockaden, die sie im alten Filmbewusstsein festhalten, nach außen tragen wird.

Kraftvoller Baum in endloser Weite

Kraftvoller Baum in endloser Weite

Wenn man sich dies bewusst macht, ist selbst unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten nichts verwerfliches daran, diese Frauen anziehend und begehrenswert zu finden. Der Gedanke dabei lautet ja nicht: „Verdammt, warum habe ich diese Alte an der Backe? Ich muss die unbedingt los werden oder sie zumindest mit dieser heißen Schnecke betrügen!“ sondern „Waow, dahin geht Shania also! Nun habe ich wieder ein Bild, so dass ich mir die Richtung vorstellen kann und gleichzeitig kann ich mich auf etwas freuen!“ Die Frauen auf diese Weise zu betrachten hilft also sogar dabei, den Fokus auf das Potential in Shania zu legen, anstatt auf den Mangel, wodurch ihr Wandlungsprozess sogar noch unterstützt wird.

Und dennoch ist da dieses Schuldgefühl.

Ein magischer Himmel über dem rauen Land

Ein magischer Himmel über dem rauen Land

Ein Leben lang hat man gelernt, dass man keine anderen Frauen anziehend oder begehrenswert finden darf, wenn man in einer Beziehung ist. Denn selbst wenn man nicht einmal Blickkontakt mit dieser anderen Frau aufnimmt, ist allein der Wunsch eine Form des Betrugs. Es ist geistiges Fremdgehen und dies ist fast genauso verwerflich wie echtes Fremdgehen. Obwohl es nur diese eine Frau für einen geben sollte, findet man andere geiler und attraktiver. Das darf nicht sein! Deshalb muss man sich schlecht fühlen. Und wenn man wie Heiko einen inneren Sanktionator hat, muss man sich deshalb bestrafen in dem man sich selbst Leid schickt.

Aber stimmt das?

Wenn doch alles eins ist, kann ich dann meine Partnerin überhaupt mit jemand anderem betrügen? Es gibt nur mich. Ich bin meine Partnerin. Ich bin jede andere Frau. Ich bin das Alles. Was immer ich tue, ich lande also stets nur bei mir. Alles ist mein Spiegel, alles ist eine Facette meiner selbst.

Kirchenruine in der Ferne

Kirchenruine in der Ferne

Was also bedeutet das?

Heiko kann Shania nicht betrügen, nicht einmal, wenn er es wollte, da alles was existiert nur er selbst ist. Jede Frau, die uns begegnet und die er begehrenswert findet ist also Shania. Jede Frau, die er nicht begehrenswert findet natürlich auch, aber darum geht es ja hier nicht.

Das heißt, dass die Selbstbestrafung durch den Tinnitus und den Ohrendruck nicht von seinem höheren Selbst, sondern vom Verwirrer ausgeht, der ihm hier ein schlechtes Gefühl machen will, wo es nicht angebracht, sondern vollkommen kontraproduktiv ist.

Sonnengang über dem Meer

Sonnengang über dem Meer

Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück und betrachten die Welt als das was sie ist: Eine Manifestation unserer Phantasien, Gedanken und Überzeugungen. Es gibt also technisch betrachtet keinen Unterschied zwischen dem, was wir uns in unserem Geist vorstellen und dem was wir im außen sehen können. All die Frauen, die Heiko begegneten und die ihm Teilbereiche von Shanias Medizinkörper präsentierten, waren letztlich genau zu diesem Zweck von ihm selbst erschaffen worden. Sie waren eine Art Brotkrumen, die er sich als sein höheres Selbst gestreut hatte, um überhaupt am Ball bleiben zu können. Woher hätte er jemals wissen sollen, welche optische Form Shanias wahres Sein haben sollte, wenn er keine Bilder dazu bekommen hätte? Die „Ansichtsexemplare“ waren wichtig, damit Shanias göttliches Äußeres überhaupt sichtbar werden konnte. Genau wie wir auch unsere Visualisierungen brauchen um vorzufühlen, wie etwas sein wird, das wir entstehen lassen wollen. Sich dafür zu verurteilen, dass er diese Vorschau-Wesen begehrte und sich von ihnen angezogen fühlte, war letztlich nichts anderes, als wenn er sich dafür verurteilte, Shania vor dem geistigen Auge in ihrer vollen Kraft entstehen lassen zu können und dieses Bild anziehend zu finden. Es machte also keinen Sinn.

Wolkenhimmel über Irland

Wolkenhimmel über Irland

Das Thema dahinter war jedoch, dass wir durch die Filme glauben, dass wir jemanden nicht mehr lieben, wenn wir etwas anderes attraktiver finden. „Wenn ich diese Frau als erotisch empfinde, Shania in diesem Augenblick aber nicht, dann bedeutet das, dass ich sie nicht mehr liebe!“ Aber das ist natürlich Quatsch! Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Nur weil man jemanden liebt, der sich gerade in einem Wandlungsprozess befindet, heißt das nicht, dass man ihn trotz der vielen Spuren der Zerstörung erotisch finden muss. Und nur weil man etwas, das sich im Aufbau befindet, nicht als vollkommen empfindet, heißt das nicht, dass man es nicht trotzdem zu 100% so lieben kann wie es ist. Wenn man ein Haus baut und dieses gerade noch ein Rohbau ohne Fenster und Dach ist, ist es nicht verwerflich, wenn man es noch nicht als kuschelig und gemütlich empfindet. Dies heißt aber nicht, dass man unzufrieden mit dem Haus ist, oder es wegwerfen und gegen ein anderes eintauschen will. Man weiß: Dies ist mein Haus! Es gehört zu mir! Und wenn die Zeit da ist, dann wird es der gemütlichste und kuscheligste Platz, den ich mir nur erträumen kann!“

Ein Ausblick wie in tausend und einer Nacht

Ein Ausblick wie in tausend und einer Nacht

Trotzdem kann man sich ja andere Häuser anschauen und sich von diesen inspirieren lassen. Vielleicht findet man in einem von ihnen genau das Kuschelsofa, nach dem man gesucht hat. Das bedeutet nicht, dass man deswegen sein eigenes Haus nun einreißen und stattdessen in das Haus mit dem tollen Sofa ziehen will. Es bedeutet nur, dass man nun inspiriert ist und dadurch ein Sofa für das eigene Haus kaufen kann, auf das man sonst vielleicht nie gekommen wäre.

Spruch des Tages: Verurteile dich nicht für deine innere Natur

Höhenmeter: 20m

Tagesetappe: 16 km

Gesamtstrecke: 24.93 0,27 km

Wetter: bewölkt, hin und wieder sonnig, warm

Etappenziel: Nonnenkloster, Saint-Sauveur-le-Vicomte, Frankreich

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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