Tag 1377 bis 1378: Das Alterschaffene annehmen – Wie funktioniert Konstruktivismus?
21.09.2017
Auch heute wollte sich noch kein Fluss der Leichtigkeit einstellen und das obwohl es nun rein äußerlich keine Begründung und keine Ausrede mehr dafür gab. Wir waren nicht mehr in einer Touristenregion, wir waren nicht am Jakobsweg und die Ortschaften in die wir kamen waren klein, schnuckelig und idyllisch, so dass hier eigentlich jeder freudig und fröhlich hätte sein müssen. Stattdessen wurde Heiko sogar von der Wiese vertrieben, die zum städtischen Festsaal gehörte, anstatt dass wir selbigen Saal zum Schlafen bekamen.
Mein Frustrations-Selbstmidleits-Memmen-Ich klopfte schon wieder an die Tür und frage: „Na, immer noch überzeugt, dass nicht alles scheiße ist? Soll ich nicht doch noch mal kommen und auf die Tränendrüse drücken? Dann kannst du so richtig schön über die Menschen hier fluchen! Ich glaube das würde dir jetzt gut tun!“
„Schnauze jetzt und zurück ins Körbchen!“ rief ich und begann sofort mit den Übungen zum inneren Lächeln die wir euch in unserem Wiki festgehalten haben. Es dauerte einen Moment, aber dann gelang es mir die Situation wieder so anzunehmen wie sie war. Immerhin half das schöne Wetter etwas dabei, denn so machte das Wandern durchaus Spaß, auch wenn es weiter war, als geplant.
Trotzdem fragte ich mich, was gerade los war. Wieso wurden wir ausgerechnet jetzt so sehr ausgebremst, wo es doch so viel zu organisieren gab und wo ich nach meiner langen Downphase doch nun mit frischer Motivation ans Werk gehen wollte?
War es eine Art Prüfung, durch die ich zeigen sollte, dass ich es wirklich ernst meine?
Oder lag es vielleicht daran, dass wir nun beschlossen hatten, nicht mehr wegzulaufen und uns dem Verwirrer zu stellen, der uns nun ordentlich verdreschen konnte.
„Netter Gedanke!“ meinte Heiko, „hat aber nichts damit zu tun!“ Denk nochmal ein bisschen weiter und überlege dir, nach welchen Regeln das Erschaffen funktioniert!“
Und dieses Mal ging mir ein Licht auf!
„Ist ja klar!“ sagte ich, durch all die Negativität mit der ich die Welt betrachtet habe, habe ich genau das hier selber erschaffen. Man erschafft ja nie im Moment, sondern immer im Voraus. Also das, was wir hier nun sehen und erleben ist quasi die Ernte von dem, was ich in der letzten Zeit mit meinen Überzeugungen gesät habe!“
„Genau!“ sagte Heiko, „jetzt bist du auf der richtigen Spur!“
„Ok, das heißt, ich habe nun wieder die Entscheidung! Entweder ich lasse mich von dem Alten Erneut frustrieren und verfalle wieder in die Negativität in dem ich sage, dass ja eh alles keinen Zweck hat. Damit erschaffe ich mir dann gleich wieder die nächste Hölle für die Zukunft. Oder aber ich nehme das was ist als meine eigene Schöpfung an, in der Gewissheit, dass es das beste und einzige war, das ich zuvor hatte erschaffen können, und freue mich darüber, dass es sich in Zukunft wandeln wird. Bzw. dass es sich ja längst gewandelt hat nur eben noch nicht sichtbar ist. Wenn mir das gelingt, dann erschaffe ich genau in diesem Moment eine Welt der Leichtigkeit und Freude, in die wir eintauchen können, sobald die Ernte der letzten Negativ-Überzeugungen aufgebraucht ist.
Lektionen des Tages:
Wir erschaffen die Welt in der wir leben mit unseren meist geglaubten Gedanken und Überzeugungen, jedoch immer mit einer Zeitverzögerung. Wenn wir unsere Überzeugungen ändern, dauert es also erst noch eine Weil bis sich auch eine Änderung in der Außenwelt einstellt. Dies ist eine kritische Phase, denn hier gerät man leicht in Versuchung zu sagen, dass es ja doch nicht klappt, und schon ist man wieder in der alten Spirale. Deswegen ist es wichtig, diese Phase zu kennen und über sie Bescheid zu wissen, damit man locker damit umgehen kann und sich nicht aus der Bahn werfen lässt. Wichtigster Grundsatz: Alles ist gut so wie es ist. Alles wurde von dir erschaffen. Begrüße es mit einem Lächeln, denn es ist das beste, das du in diesem Moment erschaffen konntest.
Höhenmeter 190m / 120m
Tagesetappe: 13km + 12km
Gesamtstrecke: 25.946,27km
Wetter: herbstlich, regnerisch, kalt
Etappenziel 1: Gemeinderaum der Stadt, Brassy, Frankreich
Etappenziel 2: Hotel, Dun-les-Places, Frankreich