Tag 170: Amalgam – Gift in unseren Zähnen

von Franz Bujor
20.06.2014 23:10 Uhr

Später am Abend lernten wir noch zwei junge Frauen aus Berlin kennen. Die beiden waren seit einigen Jahren ein Paar und dies war auch der Grund, weshalb sie sich gemeinsam auf den Jakobsweg begeben hatten. Mareike hatte ein hartes Jahr hinter sich und brauchte den Camino um etwas Klarheit in ihr Leben zu bekommen. Jennifer glaubte, dass sie vor allem deshalb hier war, weil sie ihre Freundin nicht alleine lassen wollte. Doch darüber hinaus hatte auch sie ihre Themen an denen sie arbeitete und die wahrscheinlich sogar größer waren, als die ihrer Partnerin. Offen wie immer fragte Heiko frei heraus, wie es kam, dass sie sich für eine gleichgeschlechtliche Beziehung entschieden hatten und wie ihre Familien darauf reagierten. Mareike außerte sich nur wenig zu diesem Thema. Sie meinte, dass Männer es oft nicht verstehen können, das auch Frauen jemanden begehren und dass es sich bei diesem Jemand nicht unbedingt immer um einen Mann handeln muss. Jennifer hingegen meinte, dass ihre Familie und ihre Freunde sehr positiv auf ihr Outing reagiert hatten. „Wenn du glücklich bist, sind wir es auch!“ hatten ihre Eltern gesagt. Sie selbst hatte sich jedoch nie bewusst gegen Männer entschieden. Sie hatte sich einfach in Mareike verliebt und es war ihr egal, dass sie eine Frau war.

Nachdem die beiden schlafengegangen waren wechselten wir unseren Arbeitsplatz in die Küche, da es im Garten langsam zu kalt wurde. Dort trafen wir auf Kuhnigunde (Namen auf ausdrücklichen Wunsch der betreffenden Person geändert), die versuchte eine portugiesische Nachricht an einige Pilgerfreunde zu schreiben. Sie erzählte uns, dass sie sich gerade in einer Orientierungsphase befand. Ihr Körper hatte ihr sehr deutlich bescheid gegeben, dass sie nicht mehr auf die gewohnte Art weiterleben könne. Sie hatte schon ewig gefühlt, dass sie mit ihrer Lebenssituation nicht zufrieden war und dass sie eine andere Aufgabe im Leben hatte. Doch sie hatte dieses Gefühl so lange heruntergeschluckt, bis sie einen Blinddarmdurchbruch bekommen hatte. Als sie davon erzählte musste ich schlucken, denn Gefühle und Magen-Darm waren zwei Themen die mir auch nicht ungekannt waren. Vielleicht sollte ich meine Lektionen lernen, bevor mein Körper mir auf so drastische und schmerzhafte Weise bescheid geben muss. Tessa erzählte außerdem, dass sie seit einigen Jahren hochsensibel war und viele kleine Veränderungen spüren konnte. Als Heiko sie fragte, ob sie sich vorstellen könne, dass dies etwas mit der Lebensaufgabe zu tun habe, die sie in sich trage und von der sie angeblich nicht wisse, worum es sich dabei handelt, schwieg sie für einen Moment. Sie wusste, dass es sich dabei genau um den springenden Punkt handelte, doch sie war noch nicht bereit, alles bekannte aufzugeben und diesem inneren Impuls zu folgen. Kurz darauf stand sie auf und ging ins Bett. Damit war sie bereits die dritte an diesem Abend und die wahrscheinlich sechste Person in dieser Woche, die einfach verschwand, als das Gespräch gerade an tiefe gewann. Vielleicht sollten wir uns darüber auch einmal Gedanken machen, dass uns ständig die Gesprächspartner wegrennen...

Die Nacht war relativ unruhig, so wie man es in einer Herberge erwarten konnte. Von den 31 Personen in unserem Zimmer schnarchten rund 15 als wir den Raum betraten. Es ist schon seltsam. Normalerweise sollte nichts friedlicher sein, als ein Raum mit schlafenden Menschen. Wie kommt es, dass mehr als die Hälfte aller Menschen schnarcht oder einen unruhigen und flachen Schlaf hat? Gesund kann das auch nicht sein.

Doch die Nacht war wieder einmal nichts gegen den Morgen. Als Heiko um kurz nach halb drei zur Toilette schlich, war bereits der erste dabei seine Sachen zu packen um loszugehen. Um sechs war es im Schlafsaal lauter als auf einem Schützenfest. Ich wachte vom Lärm auf, drehte mich um, versteckte meinen Kopf unter dem Schlafsack und schlief wieder ein. Heiko hatte weniger Glück. Die Kirchturmglocken, die direkt vor dem offenen Fenster alle Viertelstunde läuteten, hatten ihn die ganze Nacht durch belästigt. Jetzt wo auch noch die Pilger hinzukamen, hielt er es trotz Ohropacks kaum mehr aus. Der Höhepunkt des Morgens wurde erreicht, als ein besonders dickhäutiger Pilger damit begann, seine Socken auszuklopfen. So stark und schnell er nur konnte schlug er die Socken immer wieder gegen das Geländer des kleinen Balkons, so dass es durch den Schlafsaal hallte wie Peitschenschläge. Heikos Hände ballten sich zu Fäusten zusammen. Vor seinem geistigen Auge sah er sich bereits selbst, wie er gleich einem HB-Männchen aufsprang und den Sockenklopfer vom Balkon stieß. Es war so einfach! Ein Stoß und dann war es wieder ruhig. Ein Blick zu seinem Bettnachbarn genügte um zu erkennen, dass dieser ohne zu zögern mit anpacken würde. Auch ihm standen die Mordgedanken auf die Stirn geschrieben. Dennoch konnten sich beide beherrschen und blieben zumindest äußerlich ruhig in ihren Schlafsäcken liegen. Innerlich brodelte es jedoch so lange weiter, bis der Mann seine Socken ausgeklopft hatte. Dann ging die Sonne auf und schien Heiko direkt auf die Nase. Es dauerte nicht lange und er kochte in seinem Schlafsack. Diesmal nicht vor Wut sondern vor Hitze.

Um zwanzig vor acht brachen wir alle Versuche noch Schlaf zu finden ab. Außer uns waren jetzt noch zwei andere Pilger im Raum. Alle übrigen waren bereits ausgeflogen. Einer der beiden war Heikos Bettnachbar, der sich nun ebenfalls über den unverschämten Sockenklopfer aufregte. Die andere war eine deutsche Opernsängerin, die heute ihren letzten Tag auf dem Camino hatte. Morgen muss sie zurück nach Deutschland, weil sie dort eine Gesangsprobe hatte. Wir konnten sie nicht ganz verstehen, weil sie so sehr darum trauerte, nicht auch einfach frei um die Welt ziehen zu können, so wie es ihr gefiel. Denn mit ihrer Stimme hatte sie die wahrscheinlich besten Voraussetzungen dafür. Als Straßenmusikerin und auch als Sängerin auf Veranstaltungen oder für unterschiedlichste Gelegenheiten konnte sie überall auf der Welt arbeiten und war eigentlich an nichts gebunden. Doch sie konnte dieses Potential leider nicht sehen.

In Ponte de Lima herrschte ein wilder Trubel. Überall wuselten Menschen, die das Mitsommersonnenfest für heute Abend aufbauten. Eine Stierkampfarena wurde aufgestellt, Fahnen wurden gehisst und die ganze Stadt wurde bunt geschmückt. Wir jedoch kehrten dem Treiben den Rücken zu und folgten dem Jakobsweg wieder in die Berge. Wir wanderten durch kleine Wein- und Maisfelder über die alten steinernen Straßen. An einer Brücke trafen wir auf Petra. Sie wanderte in die entgegengesetzte Richtung und ließ sich zu einer gemeinsamen Frühstückspause überreden. Wie sie uns erzählte war sie die letzten 20 Jahre immer wieder als Rucksacktouristin um die Welt gereist und hatte nahezu jeden Kontinent gesehen. Nur in Afrika war sie noch nicht. Wenn sie gerade nicht reiste, dann arbeitete sie als Sozialpädagogin in einer psychiatrischen Einrichtung, um Menschen dabei zu helfen, mit ihrem Leben wieder zurecht zu kommen. Ihr Traum war es, Klangschalentherapien anzubieten und sich im eigenen Garten auszutoben. Die Nacht hatte sie in einer Herberge namens Casa Fernanda verbracht, die sie sehr inspiriert hatte. Die Besitzer bauten alles im eigenen Garten an und versorgten die Pilger mit selbstgemachten Weinen, Liquoren, Marmeladen und allerlei Speisen. So etwas in der Richtung konnte sie sich für sich selbst auch vorstellen. Doch dar Reisen und das Leben als Nomadin stand trotzdem weit oben in ihrer Lebensrangliste.

Auf dem weiteren Weg durchquerten wir einige winzige Dörfchen, viele Felder und viele Wälder. Unser Wasser wurde dabei langsam knapp, da es nichts zum Auffüllen gab. Schließlich jedoch erreichten wir das Casa Fernanda, von dem Petra so geschwärmt hatte. Es war bereits ausgebucht, doch wir konnten unser Zelt im Garten aufstellen. Die anderen Pilger hatten bereits gegessen und so aßen wir gemeinsam mit Lara, einer Holländerin die seit sechs Wochen hier Lebte und Reiki, Tarot und Fußmassagen anbot. Sie hatte sich vor Jahren mit Fernanda und ihrem Mann angefreundet und besuchte die beiden seither regelmäßig. Lara beschäftigte sich ebenfalls viel mit unterschiedlichen Arten der Heilung und war davon überzeugt, dass eine Krankheit mehr ist, als eine bloße Fehlfunktion des Körpers. Sie selbst hatte Krebs gehabt und hatte sich davon selbst wieder geheilt. Ohne einen Arzt und vor allem ohne eine Chemo-Therapie oder eine Bestrahlung. Die Ärzte und auch ihre soziales Umfeld hatten sie deswegen für verrückt gehalten, doch sie wurde wieder gesund und das allein zählte. „Es ist nicht schwierig!“ sagte sie, „aber es ist auch nicht einfach. Es funktioniert nicht, zu sagen ‚Ich bin jetzt wieder gesund!’ und dann ist alles gut. Das Leben besteht aus vielen kleinen Aufgaben, die es zu lösen gilt. Nichts davon ist kompliziert, aber man muss handeln und man muss sich den Themen stellen.“

Im Schatten einer Mauer konnten wir uns im Garten ausruhen und noch einige weitere Fakten für unser Buch zusammentragen. Irgendwann kam Lara herbeigeeilt und fragte, ob wir zufällig Nahrung in unseren Wagen aufbewahrten. Die Katzen interessierten sich ein bisschen zu sehr für unsere Taschen. Als wir nachschauten mussten wir feststellen, dass sie eine unserer Kühltaschen zerfetzt hatten. Darin hatte sich die Wurst befunden, die wir am Vorabend geschenkt bekommen hatten. Hätten die Katzen gewusst, wie ekelhaft sie schmeckte, hätten sie wahrscheinlich die Finger davon gelassen.

Im weiteren Verlauf des Tages schauten wir uns das Thema Quecksilber noch einmal genauer an.

Quecksilber ist vor allem deshalb so giftig, weil es sich mit anderen Schwermetallen verbindet wodurch eine synergetische Toxizität entsteht. Besonders gefährlich sind dabei Quecksilber-Ionen, die vom Körper 50 Mal intensiver aufgenommen werden, als gewöhnliches Quecksilber. Die Ionen entstehen unter anderem beim Verdampfen von Quecksilber. Dies ist der Grund, warum es früher so gefährlich war, ein Thermometer zu zerbrechen. Das flüssige Metall dampfte dann langsam und gleichmäßig aus und wurde über die Luft aufgenommen. Ähnliches passiert jedoch auch in geringer Form heute bei der Benutzung von Energiesparlampen. Doch darauf komme ich später noch einmal zurück. Der Quecksilberdampf lagert sich im Körper an und stört dabei die Proteinbildung. Dies führt zu einer Fehlfunktion im Stoffwechselprozess und damit im gesamten Organismus. Außerdem schädigen die Metall-Ionen unsere Nerven und Hirnzellen. Dabei entstehen unter anderem die folgenden Krankheiten: Magenbeschwerden, Magengeschwür, Hyperaktivität, Verstopfung, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Kropf, Herzmuskelschwäche, Bluthochdruck, Raynaud-Syndrom, brüchige Fingernägel, Müdigkeit, Verwirrung, Brennen an Händen und Füßen, Arthritis, Hautausschläge, Depressionen, Schizophrenie, Autismus, Leberschwäche, Sklerodermie, Atherosklerose, neuromuskuläre Probleme, Gleichgewichtsstörungen, Demenz und Parkinson. Wir haben hier also wieder einmal ein Gift, dass uns dumm macht und uns unseren Verstand raubt. Denkt noch einmal darüber nach. Gleichzeitig fungiert Quecksilber ähnlich wie eine Versiegelung für die Zellwände. Das bedeutet, dass der Körper auch andere Gifte nicht mehr ausscheiden kann, wenn er zu sehr mit Quecksilber belastet ist.

All diese Wirkungen des flüssigen Schwermetalls sind uns seit Jahrzehnten bekannt und niemand streitet sie ab. Doch sobald das Quecksilber eine Legierung mit anderen Schwermetallen eingeht, ist es in den Augen der Schulmedizin plötzlich überhaupt nicht mehr schädlich. Amalgam besteht dabei in der Regel zu rund 50% aus reinem Quecksilber und zu 50% aus einer sogenannten Feilungsmischung, die sich aus Silber, Zinn, Kupfer, Indium, Zink und abermals Quecksilber zusammensetzt. Die Mischung härtet innerhalb von 3-5 Minuten aus und ist dann fest und stabil. Sie ist jedoch weiterhin eine Metalllegierung mit allen dazugehörigen Vor- und Nachteilen. Zu den Nachteilen gehört allein schon der simple Umstand, dass sich Metalle bei Wärme ausdehnen und bei Kälte zusammenziehen. Dadurch entstehen kleine Risse zwischen der Plombe und dem Zahn, die sofort Schwachstellen für neue Karies bilden. Allein diese Tatsache hätte Amalgam als Zahnfüllung schon aus dem Rennen schießen müssen. Darüber hinaus ist die Amalgamlegierung, wie alle anderen Metalle auch, elektrisch aktiv. Das bedeutet, dass sie zusammen mit anderen Metallen im Mund eine Batterie bildet, die über die Speichelflüssigkeit Elektronen austauscht. Auf diese Weise werden dann auch Quecksilber-Ionen im Mund freigesetzt, die vom Körper aufgenommen werden. Aus diesem Grund ist es für Amalgamplombenträger schmerzhaft, auf Aluminiumfolie zu beißen. Auch Goldplomben sorgen dafür, dass der Mund zu einer Batterie wird, wenn man sie gemeinsam mit Amalgamplomben trägt. Doch selbst ohne andere Metalle im Mund lösen sich allein durch die Kaubewegungen kleine Mengen an Quecksilber die dann eingeatmet oder heruntergeschluckt werden. Dass Patienten mit Amalgamfüllungen erhöhter Quecksilberwerte im Blut und im Urin aufweisen, lässt sich einfach nachweisen. Und hier beginnt die eigenartige Doppelmoral in der Argumentationskette für die Unschädlichkeit von Amalgam. Erst heißt es, dass das Quecksilber in der Legierung so gut gebunden ist, dass es nicht in den Körper gelangen kann. Dann heißt es, dass die geringen Mengen, die doch in den Körper gelangen nicht schädlich sind, was das erste Argument faktisch aushebelt. Gleichzeitig wird die Schädlichkeit von Quecksilber selbst jedoch nicht bestritten, was wiederum das zweite Argument widerlegt. Denn Studien belegen, dass selbst geringste Konzentrationen von dauerhaften Quecksilberdämpfen von nicht mehr als 0,7 Mikrogramm pro Kubikmeter ausreichen um eine körperliche Beeinträchtigung wie Zittern, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Zahnfleischbluten, Rastlosigkeit und eine Herabsenkung der Denkleistung auszulösen. Höhere Konzentrationen haben Schmerzen im Brustkorbbereich, Atemnot, Husten, Bluthusten Einschränkungen der Lungenfunktion sowie massive Magen-Darm-Probleme zur Folge. Intensive Belastungen durch Quecksilberdampfe führten nachweislich zu schweren Schädigungen des Zentralnervensystems. Es kommt zu psychotischen Reaktionen, Zwangsneurosen, Halluzinationen und Selbstmordtendenzen, krankhaft gesteigerte Erregbarkeit, Reizbarkeit, verstärkte Reizreaktion, extreme Schüchternheit und Schlaflosigkeit. Bei einer chronischen Belastung über einen langen Zeitraum kommt es zu chronischem Zittern, das an den Händen beginnt und sich dann auf die Augenlider, die Lippen und die Zunge ausweitet. Wenn es stärker wird, entwickelt es sich bis zu heftigen Muskelspasmen, die durchaus an Parkinson erinnern. Eine langfristige, niedrige Belastung wird mit dezenten Symptomen wie Ermüdungserscheinungen, erhöhte Reizbarkeit, Erinnerungsverlust, lebhaften Träumen und Depressionen in Zusammenhang gebracht. 1998 zeigte eine Studie, dass Quecksilber aus Amalgamfüllungen Gehirnschäden bei Kindern verursachte. Auch die Nieren und das Immunsystem wurden dauerhaft geschädigt. Ein Forschungsteam um den Mediziner Dr. Boyd Haley fand in einem Tierversuch heraus, dass Quecksilberdämpfe Gewebeveränderungen im Gehirn auslösten, die mit denen von Alzheimerpatienten identisch waren. Die Laborratten bekamen dabei eine Quecksilberdosis die prozentual zu ihrer Körpergröße der Dosis eines Amalgamplombenträgers entsprach. Der für die Studie verantwortliche Arzt ließ sich daraufhin sämtliche Füllungen entfernen.

Eine andere Studie zeigte, dass sich das Quecksilber aus den Zahnfüllungen schwangerer Frauen auch in ihren Föten anlagerte. Vor allem das Gehirn, die Nieren und die Leber der Embryos wiesen erhöhte Quecksilberwerte auf. Darüber hinaus wurde später auch in der Muttermilch eine überhöhte Konzentration des giftigen Metalls gefunden.

Wo ist da jetzt also die Unschädlichkeit versteckt? Und vor allem: Warum gibt es so große Unterschiede in der Schädlichkeit von Quecksilber, je nachdem, ob es sich außerhalb oder innerhalb des Körpers befindet. Die gleichen Behörden, die Amalgamfüllungen als unbedenklich deklarieren, warnen davor, Quecksilber zu berühren, da es über die Haut aufgenommen werden kann. Sie bestätigen, dass wenige Gram Quecksilber ausreichen, um einen kompletten See in eine Sondermülldeponie zu verwandeln, sie warnen vor bestimmten Fischsorten, die besonders gerne Quecksilber aufnehmen und sie warnen inzwischen sogar vor der Verwendung von Quecksilberthermometern. Nur in den Zähnen ist das Material dann plötzlich wieder unschädlich?

Tatsächlich brach bereits 1833 in Amerika die erste große Debatte um die Zahnfüllung aus, die daraufhin zu einem Verbot des Materials führte. Später wurde das Verbot jedoch wieder aufgehoben. Heute, knapp 200 Jahre später glauben wir noch immer an die Unschädlichkeit. Das Nachrichtenmagazin Time verbürgt sich dafür ebenso wie die Amerikanische Medizinische Gesellschaft, die Behörde für Arzeimittelzulassung und Lebensmittelsicherheit und die Funktionäre der Dentalindustrie. Wenn man bedenkt, dass die gleichen Institutionen auch Pestizide, Chemotherapien, Genfood und Bisphenol A als ungefährlich einstufen, ist es jedoch fraglich, wie sehr man ihnen in diesem Bereich vertrauen kann.

Um den schlechten Ruf des Amalgams aufzupolieren gab es eine Reihe von spannenden Marketingstrategien. Damit die Menschen nicht auf dumme Gedanken kamen und damit ihre Ängste vor dem Gift nicht unnötig aufgebauscht wurden, wurde das Amalgam lange Zeit als Silberfüllung bezeichnet, so dass vielen Patienten nicht einmal bewusst war, was sie sich in ihre Zähne gießen ließen. Noch skurriler war die Idee zu behaupten, Amalgamfüllungen würden eigentlich aus Adamant bestehen. Dies ist ein absolut unzerstörbares Metall, das man aus Marvel-Comics wie X-Men kennte. Es ist das Material, aus dem auch die Klauen von Wolverine bestehen. Ohne jeden Zweifel wäre es eine äußerst coole Sache, wenn wir unsere Zahnfüllungen wirklich aus diesem Metall fertigen könnten, doch es hat nun einmal den kleinen Haken, dass es in der realen Welt nicht existiert. Dass man dennoch lange Zeit an diesem Marketinggag festhielt, spricht leider nicht dafür, dass wir als Patienten besonders mitdenken.

Mit Wissenschaftlichkeit hat das ganze wenig zu tun. Die Strategien der Amalgambefürworter weisen vielmehr erstaunliche Ähnlichkeiten mit denen der Tabakkonzerne auf, die das Rauchen als unschädlich klassifizierten, obwohl sie selbst vom Gegenteil überzeugt waren. Es gibt genügend Beweise für die Schädlichkeit von Amalgam und es gibt genügend unschädliche Alternativen. Warum also beharren wir trotzdem weiterhin auf der Verwendung? Hat es vielleicht doch etwas mit der Eigenschaft des Flüssigmetalls zu tun, in geringen Konzentrationen unsere Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung herabzusetzen? Es hat damit die gleiche Wirkung wie auch Aluminium, Fluor und das Süßmittel Aspartam. Eine gewisse Regelmäßigkeit lässt sich da schon erkennen. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Keramikfüllungen, die das Amalgam ersetzen, in vielen Fällen Aluminium enthalten, dass wieder die gleichen Störungen auslöst. Macht also nicht den Anschein, als wollte man, dass wir gesund werden.

Doch trotz der großangelegten Verharmlosungskampanien für Amalgam gibt es heute zumindest in Deutschland kaum noch Menschen, die sich eine Amalgamfüllung setzen lassen. Wir sind skeptisch geworden und wollen uns nur ungern mit Giften belasten, die vermeidbar sind. Heute holen wir uns unsere tägliche Dosis Quecksilber daher aus einer anderen Quelle, die wir nicht in unserem Mund, dafür aber über unserem Küchentisch aufbewahren.

Das erste Mal, dass wir auf Energiesparlampen als mögliche Giftquelle aufmerksam wurden, ist nun etwa ein Jahr her. Damals hatten wir uns für rund zwei Monate in einem kleinen Ferienhaus in Ungarn einquartiert, um an einem Buch über Heikos ersten Jakobsweg zu arbeiten. Ein Buch, das leider noch immer nicht ganz fertiggestellt ist. Falls zufällig jemand einen Ort kennt, an dem man kostenlos wohnen und in Ruhe schreiben kann, freuen wir uns also über Vorschläge. Doch zurück zum Thema.

Eines Nachmittags, als wir im Garten saßen und schrieben, kam Anna, unsere Gastgeberin und brachte uns selbstgebackenen Kuchen. Wir kamen ins Gespräch und Anna erzählte uns, dass sie vor kurzem eine beunruhigende Entdeckung gemacht hatte. Seit einigen Wochen bekam sie abends beim Fernsehschauen regelmäßig Kopfschmerzen und tränende Augen. Zunächst dachte sie, der Fernseher sei Schuld an dieser Misere, doch eines Tages bewies er selbst seine Unschuld. Er zeigte einen Bericht über Energiesparlampen und darüber, dass der austretende Quecksilberdampf unterschiedliche Krankheiten und Beschwerden auslöste. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie unter einer Lampe mit sechs Glühbirnen saß und dass sie diese vor einigen Wochen durch Energiesparlampen ersetzt hatten. Sie tauschten die Birnen wieder zurück und ab diesem Zeitpunkt hatte sie keine Probleme mehr.

Nachdem sie uns das erzählt hatte, beschlossen wir mehr über dieses Thema herauszufinden. Die Erkenntnisse von Damals waren bereits beunruhigend doch jetzt haben wir noch einmal um einiges tiefer gebohrt. Aber ein bisschen war möchte ich mir auch für morgen noch aufheben...

Während wir das schrieben, wurden wir und die anderen Pilger von Fernandes mit Snacks und Getränken versorgt. Langsam aber sicher wurde die Gruppe um uns herum dabei immer lauter. Mit jeder Minute, die verging, stieg der Gesprächspegel unaufhaltsam an. Jeder versuchte die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken und so musste er ein klein bisschen lauter sein, als alle anderen. Es war kein Prozess, der bewusst ablief. Doch seine Wirkung war enorm.

Spruch des Tages: Je weniger ein Volk weiß, desto leichter lässt es sich kontrollieren.

Höhenmeter: 250 m

Tagesetappe 15 km

Gesamtstrecke: 3372,47 km

Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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