Tag 404: Raus aus der großen Stadt

von Heiko Gärtner
11.02.2015 02:11 Uhr

Der Weg aus Rom heraus war zunächst um einiges angenehmer, als wir es erwartet hatten. Sobald wir den Innenstadtbereich hinter uns gelassen hatten, stießen wir auf einen Radweg, der direkt oben auf einem Deich entlang verlief. Für rund 15km waren wir damit dem Städtechaos entkommen und konnten durch mehr oder weniger grüne Wiesen und Sportplätze wandern. Es hatte den Anschein, als hätte man in Rom alles strickt getrennt. Es gab eine Ecke für die Touristen, eine zum Sport machen, eine für die Armen, eine für die weniger Armen und so weiter. Gerade als wir glaubten, wir hätten Rom nun hinter uns gelassen, wurden wir von der Großstadtfessel jedoch wieder eingeholt. Wir waren gefangen zwischen Autobahnen und konnten dem Netz der Straßen nicht entkommen. Drei Mal kamen wir wieder genau an der gleichen Stelle heraus, bis wir endlich einen Ausweg fanden. Langsam wurde es nun dunkel und kalt. Die Vororte von Rom erinnerten hier noch viel mehr an Slums als alles, was wir in der Stadt zuvor gesehen hatten. Zelten war also nicht nur wegen der Kälte zu gefährlich, sondern auch wegen der Menschen. Es musste also ein Schlafplatz her, doch die ersten drei Pfarrer und Klöster hatten kein Interesse an Pilgern.

Im vierten Anlauf kamen wir an eine Kirche, in der gleich drei Pfarrer antworteten. Zwei davon waren krank und der dritte kam erst später. Solange mussten wir in der Kälte warten. Als wir dann mit dem Pfarrer sprechen konnten, druckste er eine gute halbe Stunde herum, vertröstete uns dann noch eine weitere. Schließlich kam die Antwort: „Ihr könnt bleiben, aber in den Raum könnt ihr erst in zweieinhalb Stunden. Solange müsst ihr in der Kirche oder draußen warten!“

Wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen durchgefroren also versuchten wir uns zunächst etwas warmzulaufen. Doch viel half es nicht. Wir waren kalt, daran war nichts mehr zu rütteln.

Schließlich wurden wir dann von einem Kirchenhelfer in unseren Schlafraum gelassen. Nebenan gab es eine Küche, die wir jedoch nicht benutzen durften. Dafür versorgte uns der Mann mit einem Glas Nutella, einer Flasche Limonade, einem Kilo Salz und einem guten Dutzend Servierten. Warum er das machte verstanden wir nicht, denn selbst wenn wir nicht auf Zucker verzichten würden, hätten wir mit dieser außergewöhnlichen Kombination noch immer nichts anfangen können. Auch als wir ihm klarmachten, dass uns weder das Nutella noch die Fanta weiterhalf, ließ er sich nicht davon abbringen. Er wollte helfen, koste es was es wolle! Egal wie unnütz seine Hilfe auch war. Der Pfarrer brachte und dann später am Abend noch etwas wirklich Essbares vorbei. Reis mit Ei. Anschließend wollte ich mich eigentlich noch einmal in die Kälte stürzen, um die Internetverbindung zu nutzen, die wir zuvor auf der Straße entdeckt hatten. Doch zu unserer großen Überraschung mussten wir feststellen, dass man uns eingeschlossen hatte. Später erfuhren wir, dass der Innenhof der Kirche Video-Überwacht wurde und dass man einen automatischen Alarm auslöste, wenn man sich nachts im Hof bewegte. Daher wurden alle Türen fest verschlossen. Eine Nummer vom Pfarrer hatten wir nicht. Wenn irgendetwas passiert wäre, wären wir also gefangen gewesen. Soviel zum Thema Sicherheit.

Da wir nun nicht nach draußen konnten, nutzten wir die Zeit, um uns noch einmal mit dem Thema Darma zu beschäftigen. Neulich hatte Heiko ja von den Quantenerlebnissen bei Männern gesprochen. Nun wollte ich wissen, wie diese Erlebnisse bei Frauen aussahen.

„Bei Frauen hingegen ist die Verwandlung noch bedeutender und frappierender. Vor einem Quantenerlebnis ist der wichtigste Aspekt bei einer Frau die Familie. In unserer Gesellschaft ist das Denkmuster geprägt, dass eine Frau erst dann wertvoll ist und Anerkennung erhalten sollte, wenn Sie eine gute Mutter oder eine gute Tochter ist. Erst wenn eine Frau ihr Kind nach bestem Wissen und Gewissen großzieht, hat sie ihren biologischen Auftrag erfüllt. Eine Frau ist im Gesellschaftsdogma dafür zuständig, dass sie die Familie versorgt und ihr eigenes Verlangen nach der Verwirklichung ihrer Lebensvision im Wohle der Familie zurückstellt. Der nächste Aspekt den sie als wichtigen Wert beschrieben hatten, war überraschenderweise der zur Familie konträr wirkende Wert ‚Unabhängigkeit im Leben’. Die Frauen trugen den Wunsch in sich, sich unabhängig zu fühlen und frei zu sein. Daran kann man sehr gut erkennen, in welchem direkten Konflikt, sich die Frau in unserer Gesellschaft der Denkmusterblockaden befindet. Solange sie sich zwischen der vollkommenen Selbstaufgabe bei der Familienplanung und ihrer inneren Lebensvision entscheiden muss, kann keine Zufriedenheit im Herzen der Frauen entstehen.

Allein durch diese Fehlinterpretation des Lebens, kann in unserer heutigen Gesellschaft eine Frau vor ihrem Quantenerlebnis kein glückliches Familienleben erschaffen. Das bedeutet im Klartext: solange die Frau noch nicht ihrer Lebensvision folgt, ist kein Friede in einer Partnerschaft möglich. Dieser Zusammenhang lässt sehr deutlich erkennen, dass eine glückliche Partnerschaft im Gedankenmuster der Gesellschaftsblockade unter keinen Umständen möglich ist. Ab diesem Zeitpunkt wundert es nicht mehr, wenn sich laut einer Studie 86% der Frauen in ihrer aktuellen Beziehung nach einem anderen Lebenspartner sehnen, der sie nicht einschränkt. Der dritte Aspekt, den Frauen bei der Befragung vor dem Quantenerlebnis nannten, war die Karriere. Oft fühlen sich Frauen noch immer so, als hätten sie kein Anrecht auf eine eigene berufliche Karriere im Familiensystem. In ihnen wächst durch das Gesellschaftsdogma das Schuldgefühl, dass sie einzig und allein für die Familie und deren Sicherheit zuständig sind. Es ist gar nichts dagegen einzuwenden, dass die Frau die Familie umsorgt. Jedoch sollte sich die Frau durch die auferlegten Gesellschaftsmuster nicht so weit einschränken lassen, dass sie ihre Lebensvision nicht mehr folgen kann. Es gibt noch so viel mehr auf dieser Welt, wo wir die Kraft des weiblichen Aspekts benötigen.

Eine wichtige Qualität die Frauen vor der Wandlung beschrieben haben war es, sich anzupassen. Sie wollten im Endeffekt so sein, wie andere sie haben wollten. Wir haben gelernt, dass Liebe und Anerkennung nur von außen kommen können. Um also Anerkennung zu erhalten muss sich eine Frau so verhalten, dass sie gemocht wird. Sie muss schön und attraktiv sein, damit sie begehrt wird und in der Kombination schafft sie es dann vielleicht einen Partner dazu zu bringen, sie zu lieben. Es ging nicht darum, für sich selbst schön zu sein, vielmehr bezogen die Frauen ihren ganzen Wert daraus wie sie von den Menschen durch ihr Aussehen anerkannt wurden. Es ist äußerst bedenklich, wenn man die Liste der Frauen zum ersten Mal hört. Als ich das erste Mal diese Forschungsergebnisse las, kam in mir sofort die Frage auf: ‚Woher kriegen Frauen in Gottes Namen das Selbstbild, dass sie allen Personen auf dieser Welt gefallen müssen?’ Es ist so einfach und gleichzeitig so paradox, dass man es kaum glauben kann. Durch den multimedialen Einfluss, haben wir ein Bild von einer Traumfrau erschaffen, das vollkommen irreal ist. Man muss nur einmal über die Straße zum Zeitschriftenhändler gehen und kann erkennen das jedes Titelbild mindestens 1 h im Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet wurde und nur noch die irreale Porzellanhaut einer Puppe existiert. Erinnerst du dich noch an die Videos, die wir über die Tricks der Foto-Designer gesehen haben. Am Anfang hat man eine halbwegs annehmbare Frau, die sich im Bikini auf einer Decke räkelt. Und mit ein paar einfachen Werkzeugen und gekonnten Klicks, werden ihre Beine um 30% verlängert, sie bekommt eine Wespentaille, ihre Brüste werden vergrößert und gestrafft, ihre Haare werden voller und voluminöser gemacht und ihre Haut wird durch Weichzeichner so geglättet und retuschiert, dass sie absolut makellos ist. Durch diese Technik lachen uns nun überall nur noch Bilder von perfekten Frauen mit Idealtaille, tollen Brüsten und einer 2 cm dicken Spachtelmasse auf dem Gesicht entgegen, die wir auch gerne Make-up nennen.

So bezieht sich der Wert von einigen Frauen daraus, ob sie die richtigen Marken an Kleidung tragen oder die richtige Tasche vom teuersten Anbieter gekauft haben. Nach einem Quantensprung jedoch verschoben sich die Werte so exorbitant, das man es kaum glauben kann. Nun lag die oberste Priorität der Frauen im persönlichen, geistigen Wachstum. Wenn wir bedenken das zuvor nur die Betreuung anderer sowie der Wunsch das Richtige für die Familie zu tun im Vordergrund stand, ist dies eine 180° Wendung. An Stelle der Selbstaufgabe steht nun plötzlich die persönliche Entwicklung. Der zweite Wert ist das Gefühl der Selbstachtung. Bin ich ein wertvolles menschliches Wesen. Ich habe meine Aufgabe im Leben gefunden und erkenne darin meinen Wert an. Der dritte Wert den Frauen nach dem Quantenerlebnis angegeben haben, war die Spiritualität. Nun war für Frauen wichtig, dass sie mit etwas größerem, als sich selbst verbunden sind. Sie wollten die direkte Verbindung zur Schöpfung und deren Kraft spüren. Der vierte Aspekt ist Glück. Das Streben nach Glück stand vorher nicht einmal auf der Liste der Frauen. So wird ihnen von frühster Kindheit an eingebläut, dass es auf ihr eigenes Glück sowieso nicht ankommt. Sie sollten lieber das tun, was man von ihnen erwartet. Durch gezielte Erziehungsmaßnahmen wird verhindert, dass sie ein Gefühl dazu entwickeln, dass sie das Recht auf persönliches Glück in ihrem Leben haben. Der fünfte Wert ist außergewöhnlich, da es sich um die Vergebung handelt. Durch die Kraft der Vergebung wollen sich Frauen von der alten Last der Unterdrückung befreien, so dass die gespeicherte Wut im Herzen verblasst. Ganz gezielt wollen Frauen durch das Loslassen der alten festgesetzten Gefühle, die angehaftete Bitterkeit durch die Frauenunterdrückung in der Vergangenheit abbauen.“

Zumeist erfährt man sein Quantenerlebnis, wenn das Geben im Vordergrund steht. Es kann nur dann das Wunder der Einsicht und des Lebensmagnetismus eintreten, wenn wir unseren Egomechanismus ausschalten. Erst als ich dem großen Ganzen diente, hatte ich es damals verdient, von der Borreliose geheilt zu werden. Zu diesem Zeitpunkt wird man wirklich hilfreich und man stellt seine eigenen Ego-Belange für das Gruppenwohl zurück. Nur so kann ein Quantenmoment der Heilung eintreten. Man kommt automatisch ins Dienen und vergisst demzufolge sein eigenes Ego in den Vordergrund zu rücken. Durch die Gesetze der Natur kann nur so wahre Heilung im Herzen und in der Seele eintreten. Es ist, als würde sich eine magische Tür zur Selbstheilung öffnen. Hinter ihr steht der ehrwürdige Lehrmeister mit einem lachenden Gesicht und freut sich, dass wir endlich verstanden haben, dass Heilung nur durch Dienen und die Annahme der eigenen Lebensvision eintreten kann. Genau das ist der Weg zur inneren und äußeren Heilung. Erst wenn man sich selbst vergisst und anderen aus freien Stücken hilft, öffnet sich die Tür der Heilung und der inneren Vision.“

Spruch des Tages: Es fühlt sich schon auch wieder gut an, Rom hinter uns gelassen zu haben.

Höhenmeter: 60m

Tagesetappe: 24 km

Gesamtstrecke: 7469,27 km

Wetter: Sonnig mit kaltem Wind

Etappenziel: Gemeindehaus, 00188 Prima Porta, Italien

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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