Tag 805: Computerprobleme

von Heiko Gärtner
30.03.2016 19:08 Uhr

23.02.-25.02.2016

Die folgenden Tage blieben relativ ereignislos. Wir erholten uns mit kurzen Strecken von der langen Wanderung und bekamen schnell und einfach Schlafplätze, die nicht weiter spektakulär waren. Das einzige, was diese Tage überschattete war, dass Heikos Computer seinen Geist nun vollkommen aufgegeben hat. Er bleibt schwarz und rührt sich nicht mehr. Wahrscheinlich ist der Akku der Übeltäter und wir müssen nun warten, bis wir einen Ersatz aus Deutschland zugeschickt bekommen. Mein Computer hingegen erweist sich ebenfalls als härtere Nuss. Um ihn zu reparieren braucht man ein Ersatzteil, das aus China importiert werden muss und das kann mehrere Wochen dauern. Erst dann weiß man, ob er damit wieder funktioniert oder nicht. Wir haben im Moment also nur noch einen Computer und ein iPad um zu arbeiten, was nicht gerade ideal ist. Fakt ist, dass wir eine Lösung für das Problem brauchen, denn im Moment können wir nicht einmal mehr Bilder bearbeiten. Falls uns jemand von euch hier unterstützen kann, wären wir ihm unendlich Dankbar. Hilfreich ist alles, was uns bei unserer technischen Ausrüstung hilft, angefangen von alten Laptops, die ihr uns spenden könntet, über Fähigkeiten als Apple-Doktor und Kontakten zu möglichen Sponsoren, Reparaturdiensten oder anderen hilfreichen Einrichtungen oder Personen, bis hin zu finanzieller Unterstützung. Wir sagen schon einmal Danke im Voraus für eure Hilfe!

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26.02.-01.03.2016

Ein klein wenig besonders war unsere letzte Unterkunft dann doch. Es war ein Haus für Obdachlose, in dem wir gemeinsam mit einem jungen Italiener wohnten. Er hatte sich die Lebensstrategie angeeignet, immer für eine gewisse Zeit in einer solchen Unterkunft der Kirche zu leben und dann weiter zu ziehen. Während dieser Zeit arbeitete er schwarz in einer Pizzeria und konnte so einiges an Geld ansammeln, das er ja nicht brauchte, weil er keine Kosten für Wohnung und Essen hatte. Seine Küche glich einer Carritas-Sation und wenn man keinen Wert auf gesunde oder gar frische Nahrung legte, dann konnte man so ohne weiteres leben. Erstaunlich für uns waren vor allem zwei Dinge. Erstens, dass der Mann hier seit Monaten lebte, aber keinen Bezug zu seiner Wohnung hatte. Er besaß ein Dutzend Schränke, die allesamt leer standen und verteilte seine Klamotten einfach direkt im Raum. Nur seine Modellautosammlung und seine Deo-Kollektion hatten einen angestammten Platz.

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Zweitens, dass er einer der wenigen Menschen in diesem Land war, die Nudeln kochen konnten, die auch schmeckten. Wir hatten nun also im Land der Pasta die besten Nudelgerichte bei einem Kolumbianer und einem Obdachlosen bekommen. Eine durchaus bemerkenswerte Statistik. Darüber hinaus gab es an diesem Tag jedoch nichts weiter bemerkenswertes. Auch nicht an den folgenden. Die erwähnenswerten Ereignisse lassen sich an einer Hand abzählen. In unserem Schlafplatz neben der Kathedrale von Canosa di Puglia fiel mir plötzlich die Kette vom Hals, die Paulina vor gut einem Jahr für mich gemacht hatte. Ihre eigene und auch Heikos waren bereits in der Zeit gerissen, in der sie bei uns gewesen war. Von Darrel hatten wir damals erfahren, das derartige Talismane nie ohne einen Grund kaputt gehen. Sie bleiben, solange sie eine Bedeutung haben. Wenn sie kaputt gehen oder abfallen, dann ist ihre Aufgabe erledigt und es ist Zeit weiterzuziehen. Ob es einen Grund gibt, dass dies nun so kurz nach dem Besuch von Heydi passiert?

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Am nächsten Tag landeten wir in einem Santuario etwas außerhalb der Stadt. Es war ein alter Kirchenkomplex in dem eine Gruppe von Pfarrern lebten, die ein wenig Messihaft veranlagt waren. Der Raum, den wir bekamen, war zu einer Rumpelkammer umgerüstet worden, die voll von altem Zeug stand, das garantiert niemand mehr brauchte. Massenweise Kalender von vor fünf bis zehn Jahren zum Beispiel. Als Nahrung gab es hingegen nicht besonders viel Auswahl, dafür aber ein paar Gläschen mit Allnatura Babynahrung in der Geschmacksrichtung Apfel-Mango. Vor längerer Zeit waren wir schon einmal in den Genuss von solchen Gläsern gekommen, damals aber von Hipp. Spannend war, dass diese Gläser wirklich ohne Zuckerzusatz und Süßungsmittel waren. Damit waren sie natürlich deutlich gesünder, dafür aber auch weitaus geschmacksneutraler. Wenn ein Baby beide probiert, ist es kein Wunder, dass es sich für die Variante mit den Suchtstoffen entscheidet. Tagsüber kam nun immer wieder ein heftiger Wind auf. Es blieb mehrere Tage lang so stürmisch, dass man kaum dagegen anwandern konnte. Vor allem für Heiko war dieser Dauersturm unangenehm, weil er laut in den Ohren heulte. Abgesehen davon war er auch für unsere Verspannungen nicht gerade förderlich. Das heißt für die Verspannungen vielleicht schon, aber nicht für die Flexibilität unserer Muskeln. Woher dieser Dauersturm kam und warum er ununterbrochen über das Land fegte, war uns auf natürlichem Wege kaum erklärbar. Die vielen Chemtrails, die den Himmel zu einer dichten Kustwolkendecke verkleisterten, brachten da schon mehr Ansatzpunkte. Wenn eine Region auf natürliche Weise gut 25°C haben sollte, aber auf rund 10°C künstlich abgekühlt wurde dann war ja klar, dass dabei ein heftiger Luftstrom aufkommen musste.

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Schade ist nur, dass uns der Wind gerade jetzt ein bisschen die Tour vermiest, denn die Wanderwege durch das Hinterland sind hier absolut großartig. Außerhalb der Städte sieht man keinen Menschen und das Land wirkt wieder einmal wie die Heimat der Hobbits. Die Städte selbst liegen im Rahmen, sie sind nicht übermäßig schön, aber auch nicht übermäßig laut und hässlich. Teilweise gab es sogar recht beeindruckende Altstädte mit großen Kathedralen und einmal durften wir dabei sogar wieder in einem Hotel übernachten. Es fühlte sich wieder ein bisschen wie in den guten alten Zeiten in Spanien und Frankreich an. Der einzige Haken war das Telefon, das mehrmals am Nachmittag und einmal sogar mitten in der Nacht zu klingeln begann und dabei klang wie ein Feueralarm. Beim ersten Mal sprang Heiko aus dem Bett und wollte schon zur Feuerleiter stürmen, weil er sicher war, dass es sich um einen Notfall handeln musste. Die Idee, dass dieser Alarmruf vom Telefon kommen konnte war für ihn so abwegig, dass er den Fernsprechaparat erst einmal als mögliche Lärmquelle ausschloss. Erst als ihm klar wurde, dass das Geräusch direkt aus unserem Zimmer kommen musste und dass es keine andere Ursache mehr geben konnte, stupste er den Höhrer an und ließ ihn wieder fallen. Die Sirene verschwand. Zumindest fürs erste, denn beim nächsten Mal klingelte es in einem leerstehenden Nebenzimmer, auf das wir keinen Einfluss hatten.

Spruch des Tages: Immer diese Technik

Höhenmeter: 10 m Tagesetappe: 6 km Gesamtstrecke: 14.341,27 km Wetter: Sonnenschein, Wind und Bewölkung im Wechsel Etappenziel: Altes Theater, 73051 Novoli, Italien

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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