Tag 810: Radio-Interview

von Heiko Gärtner
30.03.2016 19:55 Uhr

10. und 11.03.2016 Nach dem Empfang unserer Pakete wollten wir eigentlich einen Gang zurückschalten und für ein paar Tage ganz gemütliche 10km-Strecken einlegen, um so unseren Überfahrtstermin nach Griechenland noch ein bisschen nach hinten zu schieben. Ich würde mal sagen, wir waren damit halb erfolgreich. Am ersten Tag funktionierte es noch einigermaßen. Nach rund 12km kamen wir in Mesagne an, wo wir uns dann jedoch die Füße bei einer Schlafplatzsuche plattliefen. Der erste Pfarrer erinnerte ein wenig an einen Gecko mit übergewicht. Er lebte in einer dunklen Höhle, die er sich neben seiner Kirche errichtet hatte und befand sich noch immer in seiner Winterträgheit. So ist das mit Kaltblütern eben, sie reagieren erst beim sechsten Mal Sturmklingeln und bewegen sich dann langsam und träge zur Tür. Im Dunkel seiner Behausung hob er sich mit seinem schwarzen Gewand kaum vom Hintergrund ab, wobei ich mir unsicher war, ob es überhaupt einen Hintergrund gab, oder ob er einfach den ganzen Raum ausfüllte. Das einzige, was wirklich zu erkennen war, war sein gigantisches Doppelkinn, das ihm sein geckoartiges Aussehen verlieh. Seine untere Gesichtshaut hing in einer langen Falte von seinem Kiefer herab, ganz genau so, wie es bei den Reptilien der Fall ist. Leider stellte er sich auch auf emotionaler Ebene eher als Kaltblütig heraus und ließ uns mit der gleichen Begeisterungslosigkeit abblitzen, mit der er die Tür geöffnet hatte. Andererseits muss man ihm natürlich auch zugestehen, dass er wahrscheinlich Recht hatte. Sein Pfarrhaus war groß, aber wenn er sich darin befand, gab es wohl trotzdem keinen Platz für einen zweiten mehr.

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Der nächste Versuch scheiterte an der Sturheit einiger Altmönche, die beschlossen hatten, sich in ihrem Kloster zu verbarikadieren und niemanden hineinzulassen, den sie nicht kannten. Schließlich hatten wir dann aber doch Erfolg, bei einer Kirche mit dem präzisen Namen "Kirche sämtlicher Heiliger". Hier gab es zwei junge Pfarrer die uns einen Gemeindesaal überließen und traurig waren, dass wir nicht mit ihnen gemeinsam essen wollten. Aber gegen die Schaschlikpfanne von Heikos Mutter konnten die üblichen Labbernudeln, die hier als Spezialität galten, einfach nicht anstinken.

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Am nächsten Morgen wurden wir dann vom Bürgermeister und vom Hauptpfarrer auf einen Tee in ein Café eingeladen und dort sogar von einem christlichen Radiosender interviewt, der den Namen "Radio Maria" trug. Der Reporter war von seinem eigenen Sender nicht gerade überzeugt und er schien vollkommen überrascht, dass wir ihn breits kannten. Damit hatten wir an diesem Tag gleich zwei Radiointerviews, denn am Nachmittag bekamen wir einen Anruf von DeutschlandRadio. Das Interview müsste bereits auch auf ihrer Seite veröffentlicht worden sein. Ansonsten stellen wir es euch aber in Kürze auch selbst zur Verfügung.

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Der Plan war, dass wir während des Interviews einen schönen Raum irgendwo im Inneren eines Kirchengebäudes haben, so dass wir ungestört telefonieren können. Es war fast nicht mehr überraschend, dass dieser Plan nicht aufging und wir ausgerechnet heute überhaupt keinen Platz bekamen. Jedenfalls nicht am Mittag. Unser Interview führten wir daher an eine kleine Mauer gelehnt mitten auf einem Olivenhain, wobei wir ständig damit beschäftigt waren, den Wind von uns fernzuhalten. Erst am späten Abend erreichten wir nach gut 30km eine Ortschaft in der wir einen Raum bekamen. Ein Klo gab es hier nicht, aber man konnte ja auch nicht alles verlangen.

Spruch des Tages: Video killed the radiostar

Höhenmeter: 30 m Tagesetappe: 15 km Gesamtstrecke: 14.390,27 km Wetter: Sonnenschein, Wind, Bewölkung und Regen im Wechsel Etappenziel: Gemeindehaus der Kirche, 72100 Brindisi, Italien

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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