Tag 812: Die letzten Tage in Italien

von Heiko Gärtner
30.03.2016 23:50 Uhr

16.-17.03.2016 Wir haben nun wieder Tuturano erreicht, den ersten Ort, den wir nach Brindisi besucht haben. Der Pfarrer konnte sich nur noch vage an uns erinnern, gab uns jedoch wieder den gleichen Raum, wie beim ersten Mal. Dieses Mal sogar noch mit verpflegung. Es ist ein komisches Gefühl, nach so langer Zeit in eine Stadt zu kommen, die man bereits kennt. Vor allem, wenn es jetzt schon das zweite Mal so ist. Irgendwie sind einem die Straßen vertraut und man weiß noch wo man beim ersten Mal herumgelaufen ist, um nach Essen zu fragen oder um die Kirche zu suchen. Der Raum ist in den verganenen fünf Monaten nicht schöner geworden und auch die Türklinke vom Klo ist immer noch kaputt. Weil die Gesamtfläche nicht größer ist, als eine Briefmarke habe ich mein Büro auch dieses Mal wieder in der Toilette eingerichtet. Weil es regnet und kalt ist, hat man hier das Gefühl, dass es besser ist als nichts, obwohl es schon schön gewesen wäre, wenn es eine Klobürste oder wenigstens einen Klodeckel geben würde, so dass mir nicht ununterbrochen die Bremsspuren eines unbekannten Italieners entgegenleuchten müssten. Aber man gewöhnt sich an alles. Seltsam ist es auch, sich daran zu erinnern, dass beim letzten Mal die Hitze und die Mücken ein Problem waren. Heute kann man sich das kaum noch vorstellen.

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Gestern hatten wir eine ähnlich paradoxe Situation, die uns am Ende aber doch zu einem schönen, ruhigen Schlafplatz gebracht hat. Wir erreichten einen Ort namen Sam Piedro Irgendwas, der drei Kilometer von Cellino San Marco entfernt lag. In Cellino hatten wir vor ein paar Tagen vergeblich nach einem Schlafplatz gesucht woraufhin man uns empfohlen hatte, nach San Piedro auszuweichen. Wir waren dem Rat damals nicht gefolgt, weil wir in die andere Richtung laufen mussten. Jetzt zeigte sich, dass dies eine gute Entscheidung war, denn im ganzen Ort ließ sich nichts zum Übernachten auftreiben. Lediglich der zahnlose Besitzer einer Hippi-Bar konnte uns schließlich weiterhelfen. Er besaß ein leerstehendes Haus, in dem wir übernachten konnten. Dieses befand sich jedoch in Cellino San Marco, also genau da, wo wir letztes Mal gescheitert waren.

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Morgen geht es dann nach Brindisi und übermorgen weiter mit der Fähre nach Grichenland. Noch immer ist es kalt und regnerisch und wir haben noch ordentlichen Respekt vor der Überfahrt. Aber wir sehnen uns auch schon nach der Ruhe hinter dem großen Teich zurück

Spruch des Tages: Unsere Zeit in Italien nähert sich dem Ende!

Höhenmeter: 140 m Tagesetappe: 11 km Gesamtstrecke: 14.403,27 km Wetter: Überwiegend sonnig, später leicht bewölkt Etappenziel: Kleine, private Pension, 46100 Plataria, Griechenland

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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