Tag 840: Schnelles Geld mit wenig Arbeit

von Heiko Gärtner
17.04.2016 22:15 Uhr

05.04.2016

Der Weg aus der Stadt war nicht gerade ein Highlight. Man könnte auch sagen, dass eine Stadt, auch wenn sie relativ klein ist, ein gewaltiges Zerstörungspotential in sich trägt. Kaum siedeln sich irgendwo ein paar Tausend Menschen an, schon verderben sie die ganze Umgebung. Erst nach gut fünf Kilometern konnten wir von der Hauptstraße auf eine Nebenstraße abbiegen und von dort schließlich auf einen kleinen Feldweg. Hier war es nun wieder so friedlich und idyllisch, dass man sich nicht einmal mehr vorstellen konnte, dass die Stadt, die Autobahn und die Hauptstraße so nahe lagen. Wie vermutet hatte der Sommer wirklich einen Hebel umgelegt und von kalt auf heiß geschaltet. In der Sonne war es nun wieder so heiß, dass uns das Wasser in Bächen von den Armen lief.

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Unser Zielort war ein kleines Nest namens Vatolakkos. Nach rund eineinhalb Stunden Wartezeit bekamen wir hier den Schlüssel für ein leerstehendes Veranstaltungshaus. Ein Rentner, der sein komplettes Arbeitsleben in Deutschland verbracht hatte, half uns dabei es aufzutreiben und leistete uns Gesellschaft, bis die Schlüsselmeisterin kam. Er hatte bei Bayer in der Chemiemüllentsorgung gearbeitet und war mit diesem Job immer sehr zufrieden gewesen. Rund dreißig Jahre hatte er in Leverkusen gelebt. Dann war er als Rentner wieder in sein Heimatdorf zurückgekehrt, so wie es fast alle Rentner taten. Er erzälte uns, dass das griechische System schon immer einen starken Hang zur Korruption hatte. Wie vermutet war das Land wirklich voller Rohstoffe und Bodenschätze. Es gab Unmengen Aluminium sowie große Gold- und Eisenvorkommen. Viele der großen Mienen lagen jedoch brach oder wurden nur sehr sporadisch genutzt. Diejenigen, die wirklich in Betrieb waren, wurden fast alle von ausländischen Firmen betreut. Amerikanische, französische, britische und russische Unternehmen hatten hier ihre Hände über der Großindustrie. Griechenland selbst bekam also nur wenig davon ab.

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Er bestätigte jedoch auch die Vorurteile über die Arbeitsmoral hier im Lande. Es war nicht so, dass es wirklich keine Arbeit gab, sondern viel mehr, dass die Menschen alle auf das schnelle Geld hofften. Das Ziel war es, ohne viel Arbeit großen Erfolg zu haben und das funktionierte hier nicht mehr. Kühe, Schafe, Felder und Plantagen gab es genug. Wer sie betreuen wollte, der konnte das tun. Aber das war eben anstrengende Arbeit und wenn man von einer Schafsherde leben wollte, dann brauchte man eine ordentlich große und nicht nur ein paar niedliche Lämmer, die man durch den Ort führen konnte.

Spruch des Tages: Von nichts kommt nichts

Höhenmeter: 8 m Tagesetappe: 18 km Gesamtstrecke: 14.856,27 km Wetter: sonnig Etappenziel: Gästezimmer einer Privatfamilie, 58100 Paralimni, Griechenland

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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