Tag 859: Ohne besondere Vorkommnisse

von Heiko Gärtner
11.05.2016 18:48 Uhr
23.04.2016

In der Nacht hatte sich der Himmel vollkommen zugezogen und gegen vier Uhr begann es sogar zu regnen. Am Nachmittag war es so heiß gewesen, das Heiko im Zelt fast geröstet wurde, am Abend hatte es dann extrem abgekühlt, so dass wir lange Hosen und dicke Jacken brauchten, um beim Kochen nicht zu erfrieren. Kaum war jedoch die Wolkendecke über uns aufgetaucht, wurde es sofort wieder warm. So herbe Temperaturschwankungen hatten wir bisher noch nie gehabt.

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Und wieder reichte ein einziger Blick nach oben, um sagen zu können, dass das Wetter nicht natürlich war. Den ganzen Nachmittag hatten die Flugzeuge ihre chemischen Wolkenstreifen über den Himmel gezogen und nun hatte er sich zu einer dichten Dunstglocke ausgebreutet. Erst heute Mittag schaffte es die Sonne, diesen Kunstnebel wieder zu vertreiben und sich ihren Weg bis auf die Erdoberfläche zu bahnen. Dann war es, als hätte man einen Schalter umgelegt und von einem Moment auf den nächsten wurde es heiß wie im Hochsommer.

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Die Wanderung blieb weitgehend ereignislos und führte uns wieder auf kleinen, idyllischen Feldwegen durch das weite Hühelland. Auch heute hatten wir wieder kein Glück, was den Kontakt mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer anbelangte. Dieses Mal trafen wir beide an, aber keiner wollte uns helfen. Langsam verstehen wir wieder, warum wir im Oktober entschieden haben, dieses Land für den Winter zu verlassen. Wir hatten eine echte Glücksstrehne, solange es noch kalt und ungemütlich war, aber nun zeichnet sich ab, dass man doch nicht so viel Hilfe erwarten kann, wie wir zwischenzeitig dachten.

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Doch noch wollte ich nicht aufgeben und am Ende zahlte sich die Hartnäckigkeit aus. In einer Bar traf ich eine Gruppe von Männern, die alle für längere oder kürzere Zeit in Deutschland gelebt hatten. Einer von ihnen nahm mich mit zu seiner Familie und stellte mich seiner Frau und seiner Tochter vor. Zunächst waren sie etwas ängstlich und vorsichtig gegenüber einem Fremden. Aber dann nahmen sie uns auf und gaben uns eine komplette Wohnetage nur für uns alleine. Es gab noch keine Türen, weil alles noch halb im Bau war, aber wir hatten einen warmen Platz und sogar einen Kamin, vor den wir uns setzen konnten. Beim gemeinsamen Mittagessen lernten wir die Familie noch etwas näher kennen und nun waren alle Zweifel und Ängste wie weggeblasen.

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24.04.2016

Wir sind gut angekommen, haben uns auf dem Weg über Scheidenfehlfunktionen unterhalten (rein aus medizinischer Perspektive, nicht was ihr denkt) und haben am Ende einen Schlafplatz in einem leeren Schulnebengebäude bekommen. Der Strom wird durch das offene Fenster gelegt, das andere Fenster ist kaputt und alle Bänke wackeln. Dafür ist es sauber und trocken. Sonst git es über heute nichts zu berichten.

Spruch des Tages: An manchen Tagen passiert eben einfach weniger

Höhenmeter: 40 m Tagesetappe: 8 km Gesamtstrecke: 15.092,27 km Wetter: sonnig, teilweise heftige Regenschauer. Auf den Bergen liegt Schnee! Etappenziel: Kleines Hotel am Flussufer, hinter 66033 Kato Nevrokopi, Griechenland

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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