Tag 860: Konfliktsysteme als Krankheitsursachen

von Heiko Gärtner
11.05.2016 19:00 Uhr

Da sonst nicht viel passierte, hatten wir wieder einmal Zeit, uns tiefer in einige Fragen zum Thema Krankheiten und Heilung einzuarbeiten. Dabei kamen ein paar spannende Ergebnisse heraus, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen.

[AFG_gallery id='715']

Was sind Konfliktsysteme? Jedes Wesen lebt normalerweise in einer entspannten, harmonischen und ruhigen Grundstimmung, einer sogenannten Baseline. Die Atmung geht ruhig und gleichmäßig, das Herz schlägt einen langsamen, harmonischen Tackt, das Blut fließt selbstständig durch den Körper, die Muskeln sind entkrampft und locker und bauen nur die Spannung auf, die der Körper für die aufrechte Haltung und die Bewegung benötigt. Alle Stoffwechselprozesse laufen in einem ruhigen, konstanten Tempo ab, so dass die einzelnen Organe weder über- noch unterfordert werden und sich in regelmäßigen Abständen regennerieren können. Die Stimmung, die in diesem Zustand auf der seelischen und emotionalen Ebene vorherrscht, ist eine vertrauensvolle, entspannte Glückseligkeit. Die Sinne sind geöffnet und aufnahmefähig, so dass alle Zeichen und Signale in der Umgebung wahrgenommen werden können. Anders als wir gemeinhing glauben, benötigen wir unser Herz in dieser Baseline nicht als Pumpe, die unser Blut in Bewegung hält. Es fließt von ganz alleine durch unsere Adern und das Herz dient lediglich als ein Taktgeber. Es harmonisiert den Blutfluss, so dass es in einer gleichmäßigen, konstanten Geschwindigkeit durch unseren Körper strömen kann. Man könnte es also in etwa mit einem Trommler vergleichen, der auf einem Ruderboot sitzt und durch seinen Takt dafür sorgt, dass sich aller Ruderer im gleichen Rhythmus bewegen. Genau wie der Trommler auf dem Boot ist unser Herz jedoch nicht dafür zuständig, die einzelnen Ruderer anzutreiben und durch seine eigene Muskelkraft die Arme und Paddel der anderen zu bewegen. Dies machen sie von alleine. Und genau so fließt auch unser Blut selbstständig in dem Takt, den das Herz vorgibt.

[AFG_gallery id='716']

Wenn Sie nun noch einmal ihr eigenes Leben Revue passieren lassen, dann werden Sie vielleicht feststellen, dass es nur relativ wenige und kurze Momente gab, in denen Sie sich wirklich in dieser harmonischen Baseline befunden haben. Wie aber kann das kommen, wenn dieser Zustand doch eigentlich unser Naturzustand ist? Um das zu verstehen, muss man zunächst einmal erkennen, wie sehr wir uns von unserer eigenen Natur und damit auch von einem artgerechten, harmonischen und gesunden Leben entfernt haben. In der Natur gibt es nur zwei unterschiedliche Gründe, aus denen ein Tier den entspannten Grundzustand der Baseline verlässt. Der erste ist eine freie Entscheidung, die das Wesen selber trifft, weil es eine innere Motivation dafür verspürt. Ein Löwe entdeckt eine Gazelle, entscheidet sich dafür, dass er sie jagen will und beginnt einen spontanen Sprint. Sein Körper wechselt nun aus seinem entspannten Grundrhythmus in den Laufmodus. Das Blut fließt schneller, seine Atmung wird tiefer und stärker und seine Muskeln werden verstärkt mit Sauerstoff versorgt, damit ihm die Höstleistung möglich ist, die er nun erbringen muss. Da der Löwe die Entscheidung zu sprinten bewusst selbst getroffen hat, kann er diesen Zustand auch jederzeit wieder beenden. Entweder er fängt die Gazelle oder er entscheidet, das sich die Anstrengung nicht länger lohnt und bricht seine Jagd ab. Nun wechselt der Körper wieder in den Grundrhythmus zurück. Sein Atem und sein Herzschlag beruhigen sich wieder und er kommt in die gleiche Entspannung wie zuvor. Jedenfalls fast, denn eine Sache hat sich in seinem Organismus durch diese Jagdentscheidung verändert. Der Körper hat nun erfahren, dass er auf diese Weise gefordert werden kann und merkt sich das Erlebnis. Dabei kalibriert er sich neu, um in Zukunft noch besser auf ähnliche Anforderungen vorbereitet zu sein. Die Muskeln werden etwas stärker und schneller, das Herz kräftiger und die Lunge etwas leistungsfähiger. Das gleiche passiert bei allen Tieren und Menschen, die sich aus irgendeinem Grund bewusst dafür entscheiden, für einge begrenzte Zeit aus ihrem Ruhemodus in einen aktiven Powermodus zu wechseln. Die Gründe für diese Entscheidung sind meist entweder Jagd, Sex, Sport oder einfach Spaß an der Bewegung. So wie beim Beispiel des Löwen gehen auch alle anderen Wesen aus der Anstrengungssituation gestärkt hervor. Die Organe und Körperregionen, die für die Aktion besonders benötigt wurden, werden vom Körper für zukünftige Inanspruchnahme besser vorbereitet und verstärkt. Dies ist der Grund warum wir unseren Körper durch Training stärken und kräftigen können. Ein Training auf irgendeinem Gebiet versetzt unseren Körper für eine kuze Zeit aus der Baseline bewusst in eine Aktivphase, so dass unsere Organe stärker gefordert werden. Nach dem Training kehren Sie in ihre Baseline zurück, behalten jedoch einen Teil ihrer Leistungssteigerung bei, so dass sie zukünftig für ähnliche Situationen besser vorbereitet sind.

[AFG_gallery id='717']

Der andere natürliche Weg, aus der Baseline in einen sochen Aktivzustand zu geraten ist der indirekte. In diesem Fall entscheidet sich das Tier nicht aktiv für das Verlassen der Baseline, sondern reagiert auf einen Impuls von Außen. Dies geschieht immer dann, wenn eine irgendwie geartete Gefahrensituation auftritt. Rein körperlich unterscheidet sich dieser Weg nur wenig von dem selbst gewählten. Auch hier steigert der Körper die Leistungsfähigkeit in dem Bereich, der für die Lösung der Situation erforderlich ist. Auf der geistigen und emotionalen Ebene gibt es hingegen gewaltige Unterschiede. Nicht die innere Entscheidung treibt den Körper zur Höchstleistung an, sondern ein von außen gegebener Impuls, der als Gefahr wahrgenommen wird. Dadurch schaltet der gesammte Organismus auf Alarmbereitschaft und beginnt ein biologisches Sonderprogramm, dass es ihm ermöglicht, optimal auf die Gefahrensituation zu reagieren. Dieses Sonderprogramm wird jedoch vom Unterbewusstsein gesteuert und gleicht einer Art Autopilot. Bewusst hat das Wesen also keinen Einfluss darauf und kann es weder verändern noch beenden. Erst wenn ein weiterer Impuls kommt, der vom Unterbewusstsein als Entwarnung aufgefasst wird, beendet sich das Programm von ganz alleine. Derartige Gefahrensituationen, die ein automatisches Sonderprogramm auslösen, können alles sein, was aus irgendeinem Grund das Leben des Wesens beeinträchtigt. Vielleicht taucht ein Fressfeind auf und man läuft in Gefahr, erjagt, getötet und verspeist zu werden. Oder ein Rivale versucht einem das Revier bzw. den Partner streitig zu machen. Eine Nahrungsknappheit verhindert, dass man ausreichend zu essen findet, man hat eine aufkommende Gefahr nicht gewittert, man bekommt einen Brocken vorgesetzt, mit dem man nicht umgehen kann und dergleichen mehr. Die jeweiligen Sonderprogramme sind dabei immer genau auf die Anforderungen ausgelegt, die die Lösung der Situation erfordert. Wenn eine spontane Flucht erforderlich ist, schlägt das Herz schneller und die Lunge steigert ihre Leistung um den Muskeln mehr Kraft und Ausdauer zu verschaffen. Registriert der Körper eine Dürrephase, steigert die Leber ihre Leistungsfähigkeit, um noch mehr Nährstoffe aus der wenigen Nahrung auszulösen und diese optimal zu nutzen. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass der Betroffene das Programm nicht selbstständig beenden kann. In jedem Fall bleibt es im Körper automatisch so lange aktiv, bis die Gefahrensituation vorrüber ist. Erst dann, kehrt der Organismus in die Baseline zurück. Eine Maus, die eine Katze gesehen hat und vor ihr flüchtet, kann also nicht auf halber Strecke entscheiden, dass sie die Flucht nun beenden und erst einmal an einer Nuss knabbern will. Ihr Körper bleibt in Alarmbereitschaft und im Ausnahmezustand, bis er von außen das Signal bekommt, dass die Gerahrensituation vorüber ist. Dies kann dann der Fall sein, wenn die Maus ihren Bau erreicht hat oder aber wenn die Katze jemand anderen gefressen und sich mit ihrer Beute aus dem Staub gemacht hat.

[AFG_gallery id='718']

Unabhängig davon, um welche Gefahrensituation es geht und welches Sonderprogramm dadurch ausgelöst wird, handelt es sich bei all diesen Ausnahmesituationen in der Natur stets um eine kurzfristige Angelegenheit, die sehr schnell wieder aufgelöst wird. Wenn eine Maus einer Katze gegenüber steht, dann schafft sie es entweder in ihren Bau zu flüchten oder sie wird gefressen. Wenn zwei Rivalen aufeinander treffen, dann gibt es einen kurzen Kampf und anschließend ist sofort entschieden, wer das Revier oder den Geschlechtspartner bekommt. Eine Dürrezeit dauert vielleicht etwas länger doch spätestens nach einigen Wochen entscheidet sich, ob man dem Hunger zum Opfer fällt oder ob man die Dürrezeit übersteht und neue Nahrung erhält. Der Konflikt wird also immer zeitnah auf die eine oder andere Weise gelöst und man kehrt stets in seine Baseline zurück. Die Leber fährt ihre Arbeit auf den normalen Level zurück, das Herz schlägt wieder den Ruhetackt an, die Lunge arbeitet wieder entspannt und so weiter. Das einzige, was sich ändert ist, dass der Körper die erlebte Situation als Erinnerung abspeichert und sich nun merkt, dass derartige Situationen vorkommen können. Genau wie bei den bewusst gewählten Aktionsprogrammen, kommt es also auch hier zu einer Neukalibrierung des Körpers, durch die er zukünftig noch besser auf ähnliche Gefahrensituationen reagieren kann und durch die er das Risiko eines tödlichen Ausganges vermindert. Alle betroffenen Organe und Körperregionen fahren ihre Leistungsfähigkeit also nicht ganz auf die Ausgangslage zurück, sondern werden etwas verstärkt und kräftiger.

[AFG_gallery id='719']

Bevor wir uns nun aber anschauen, wie diese Sonderprogramme beim Menschen aussehen, gibt es noch eine wichtige Sache, die man verstanden haben muss. Der Organismus reagiert mit einem biologischen Sonderprogramm auf alles, was er als einen Gefahrenimpulz wahrnimmt. Das bedeutet, dass es keine Rolle spielt, ob diese Gefahr tatsächlich existiert oder nicht. Entscheidend ist, dass eine bestimmte Wahrnehmung der Außenwelt vom eigenen Bewusstsein als eine Bedrohung interpretiert wird. Eine Maus, die ein Knacken auf dem Waldboden hört und dies für eine herannahende Katze hält, wird ihr Sonderprogramm “Flucht” aktivieren und in ihrem Bau türmen. Das geschieht auch dann, wenn das Knacken von etwas ganz harmlosen verursacht wurde und überhaupt keine Katze in der Nähe ist. Genauso verhält es sich auch mit dem Impuls, der den Ausnahmezustand wieder beendet. Wenn die Maus ihre Höhle erreicht, interpretiert sie dies als sicheren Bereich und fährt in ihren Ruhemodus zurück, egal ob es hier wirklich sicher ist oder nicht. Entscheidend ist also nicht, ob die Sicherheit oder die Gefahr real ist, sondern nur ob der Betroffene sie für real hält.

[AFG_gallery id='720']

Fassen wir also noch einmal zusammen: In der Natur beziehen sich die Konfliktsituationen immer direkt auf das Leben und dauern nur einen kurzen Moment an, bevor sie wieder aufgelöst werden. Die Tiere reagieren dabei intuitiv auf die entsprechende Situation. Ihre Sinne übermitteln ihnen einen Reiz, der Gefahr signalisiert und ihr Instinkt sagt ihnen, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen. Die Situation wird von ihnen aber weder bewertet noch interpretiert. Es ist eine reine Schlagabfolge von Aktion und Reaktion. Katze bedeutet Flucht, wenn ich eine Maus bin. Ein zweites Männchen in meinem Revier bedeutet Kampf um meine Jagdgründe oder meine Weibchen zu verteidigen. Keine Maus denkt jedoch zunächst nach, was sie von der Situation halten soll, verflucht ihren Tag für die ständigen Unannehmlichkeiten und fragt sich, warum ausgerechnet ihr immer all diese Fressfeinde begegnen müssen. Sie gerät auch nicht in Angst oder Panik, weil sie ihren eigenen Tod bereits vor Augen sieht und fürchtet, bald ihr Leben ausgehaucht zu habe. Kein Alphamännchen zweifelt erst einmal seine eigenen Fähigkeiten an, bekommt Lampenfieber, fragt sich, ob er im Kampf wohl auch eine gute Figur macht, wenn sein ganzer Rudel zuschaut oder hat Angst davor, den Eindringling zu verletzen, der ja vielleicht auch Frauen und Kinder hat. Nein, die Reaktionen geschehen instinktiv und leiten die Tiere genau dahin, wo es hingehen soll. Sie lehnen die Situation nicht ab und fürchten sie auch nicht. Sie tun genau das, was getan werden muss, um sie aufzulösen. Wenn eine Gazelle von einem Aligator oder einem Löwen angegriffen wird, dann fühlt sie sich dabei nicht als Opfer und sie fürchtet sich auch nicht vor dem Tod. Sie kämpft bis zur letzten Sekunde, bis sie es schafft, sich zu befreien oder bis sie tot zusammenbricht. Es gibt keine Angst und auch keine Hoffnungslosigkeit in ihr, die ihr sagen “Gib auf, du schaffst das ohnehin nicht!”

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Gesundheit gibt es nicht im Handel, sie wird erkämpft durch Lebenswandel. (Henry Ford)

Höhenmeter: 260 m Tagesetappe: 24 km Gesamtstrecke: 15.116,27 km Wetter: größtenteils Sonnig, abends leichter Regen, nachts kalt Etappenziel: Orthodoxes Kloster, 2933 Hadzhidimovo, Bulgarien

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

Schreibe einen Kommentar:

Speichere Namen, Email und Webseite im Browser fur zukunftige kommentare