Tag 926: Übergang in ein neues Leben – Teil 2

von Franz Bujor
30.08.2016 03:21 Uhr

Fortsetzung von Tag 925: (Hier geht es zum Gesamtartikel)

Am deutlichsten wird dieses Manipulations-Spiel meines Gegners immer im Zusammenhang mit meiner Mutter, weil sie einfach ein absolut großartiger und genialer Spiegel dafür ist. Solange ich die Rolle des perfekten Familiensohnes spielte, gab es nahezu nie Probleme, weder mit meiner Mutter noch mit meinem Verstand. Wir stritten uns so gut wie nie, da ich ja ohne es auch nur zu merken, immer genau nach ihren Fäden tanzte. Ich erinnere mich noch gut an eine Situation als Kind, als ein Kumpel von mir vorschlug, dass wir doch einfach eine Nacht in unserem Garten zelten könnten, um ein bisschen Abenteueratmosphäre zu erleben. Ich war von dieser Idee begeistert und ging sofort zu meiner Mutter um zu fragen, ob sie es uns erlaubte. Doch bereits auf dem Weg merkte ich, wie die Begeisterung schwand. Je näher ich ihr kam, desto stärker spürte ich, wie sie mir förmlich sie Lust aufs Zelten entzog. Als ich sie schließlich danach fragte, war sofort klar, dass sie es mir nicht erlauben würde. Sie verbot es aber auch nicht, sondern führte ein kurzes Gespräch mit mir, an dessen Ende ich die Zelt-Idee selbst für die dümmste aller Zeiten hielt. Derartige Situationen gab es ständig und bei den meisten habe ich nie gemerkt, was eigentlich geschehen ist. Diese Situation ist mir nur deshalb in Erinnerung geblieben, weil mich mein Kumpel natürlich im Anschluss nach dem Ergebnis fragte und ich nicht wusste, was ich antworten sollte. Denn wirklich verboten hatte sie es ja nicht, aber eben auch nicht erlaubt. Und jetzt wo wir wieder unter uns Jungs waren, fand ich die Idee doch eigentlich gut. Ich konnte damals nicht verstehen, was passiert war. Ich weiß nur, dass wir nie in unserem Garten gezeltet haben. Später übernahm ich dann unbewusst die gleiche Taktik. Wenn ich etwas wollte, dann sagte ich es nicht direkt, sondern versuchte durch indirekte Hinweise oder subtile Bemerkungen die anderen dazu zu bewegen, dass sie genau das taten, was ich wollte. Damals empfand ich das als eine Art der Höflichkeit, da es sich in meinen Augen nicht gehörte, seine Wünsche oder Bedürfnisse direkt anzusprechen. Dass es Manipulation war, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Das wurde mir erst später klar.

Eine der wichtigsten Taktiken meiner Mutter war es, mich stets in dem zu bestätigen was ich wollte, mich dabei aber unbewusst spüren zu lassen, dass sie eigentlich dagegen war. So wollte ich nach meinem Abitur ins Ausland gehen und ein oder zwei Jahre um die Welt reisen, in sozialen Projekten arbeiten und eigene Erfahrungen sammeln. Dafür bot sich die Zeit des Zivildienstes an, die man ja relativ einfach ins Ausland verlagern konnte. Meine Mutter fand die Idee gut, gab aber zu bedenken, dass ich dann viel länger den Dienst ableisten müsste, wodurch ich später mit dem Studieren beginnen würde und wichtige Lebenszeit verlor. Es war nur ein einziger Satz, doch er führte dazu, dass ich am Ende meinen Zivildienst in Deutschland ableistete und anschließend für zwei Monate in einem serbischen Kinderheim arbeitete. Damals glaubte ich felsenfest, dass es meine eigene Entscheidung war, und dass ich so eine gute Lösung erwirtschaftet hatte. Doch war es das wirklich? Wenn ich noch einmal in mich gehe, dann liegen doch einige Welten zwischen einer zweijährigen Auslandserfahrung in Lateinamerika und einem Zivildienst in der Förderschule meines Heimatortes mit einem anschließenden Monatstrip nach Serbien. Alle Entscheidungen, die ich auf diese Weise traf, waren also stets ein Kompromiss zwischen dem, was ich eigentlich wollte und dem was mein Verstandesgegner, bzw. meine Mutter zuließ. Es war ein bisschen, als würde man über ein Feld gehen und alle paar Meter einen leichten Stubser in die rechte Seite bekommen. Jeder einzelne Impuls fiel nicht weiter auf und man hatte nie das Gefühl, dadurch wirklich von seiner Richtung abgelenkt zu werden. Doch alle zusammengenommen führten dazu, dass man einen Bogen lief und am Ende genau am entgegengesetzten Ende des Feldes herauskam, als man eigentlich herauskommen wollte. Solange ich ein kleines Kind war, besaß ich wie alle kleinen Kinder die Fähigkeit, alles was meine Eltern oder besser meine Mutter sagte, als vollkommene und unumstößliche Wahrheit anzunehmen. Ich wuchs größtenteils im Rahmen meiner Familie auf und konnte daher weitgehend auf eine eigene Meinung verzichten, wodurch ich im allgemeinen super zurecht kam. Je älter ich jedoch wurde, desto schwerer wurde es auch, die Harmonie der gefühlslosen Perfektion aufrecht zu erhalten. Ich kam in den Kindergarten und lernte hier andere Kinder kennen, die andere Meinungen hatten. Ich weiß noch, dass ich am ersten Tag endlos geweint habe, weil ich mich von meiner Mutter trennen sollte. Damals kam es mir wie ein Weltuntergang vor und ich glaubte, dass ich ohne den Kontakt zu ihr, nicht überleben könne. Es dauerte einige Tage, bis ich den Abstand zwischen uns als ungefährlich eingestuft hatte und ihn so akzeptieren konnte. Mit der Zeit wurde der tollerierbare Abstand und die Länge des Einander-Nicht-Sehens immer größer, bis sie schließlich tausende von Kilometern betraf. Doch die Grundangst, nur überleben zu können, wenn s eine irgendwie geartete Verbindung mit meiner Mutter gibt, saß und sitzt als Grundüberzeugung noch immer tief in mir. Später spielte ich oft mit einigen Freunden Familie und es ist sicher auch kein Zufall, dass ich dabei immer die Rolle der Mutter spielen wollte. Unter der Rolle des Vaters konnte ich mir damals nicht viel vorstellen, aber mir war klar, dass die Mutter diejenige war, die das Sagen hatte und das gefiel mir im Spiel immer recht gut. Mit der Schulzeit merkte ich dann immer mehr, dass es unmöglich war, es allen Recht zu machen und die Harmonie immer aufrecht zu erhalten. Verwirrender Weise hatten die Menschen alle unterschiedliche Ansichten davon, was gut, schön und richtig war. Bislang hatte ich immer sehr erfolgreich die Strategie angewandt, keine eigene Meinung zu haben und mich einfach anzupassen. Doch woran sollte ich mich nun halten, wenn doch jeder etwas anderes sagte? Die Welt wurde plötzlich widersprüchlich und komplex und damit drohte die Traumblase meiner perfekten Familienwelt zu zerplatzen. Ich brauchte also eine Strategie, mit der ich die gefährlichen Eindrücke, die permanent von außen auf mich einprasselten, abwehren konnte. Und diese Strategie fand ich in meiner Unaufmerksamkeit. Wenn ich nichts mehr wahrnahm von der Welt, dann merkte ich auch die Widersprüche nicht mehr so deutlich. Alles, was nicht zur Familienidylle passte, wurde einfach ausgeblendet. Mein Körper unterstützte mich dabei, indem meine Augen begannen, alles verschwimmen zu lassen, was sich nicht in meiner unmittelbaren Nähe befand. Schließlich wurde ich so kurzsichtig, dass ich kaum noch ein Buch lesen konnte, wenn ich keine Brille trug. Auch die Erfahrung des kurzen Aufflackerns meines Gottbewusstseins wird dazu ihren Teil beigetragen haben. Ich hatte das Gefühl, dass mein Weltbild zerbricht und wenig später passierte genau das. Das Bild, das mir meine Augen von der Welt zeigten, wurde immer unklarer und verschwommener. Mit jedem Jahr, das ich älter wurde, wurde es um 0,5 bis 1 Dioptrin schlechter, solange bis ich ausgewachsen war. Die Ärzte schoben es auf das Wachstum meiner Augen und damals glaubte ich diese Begründung. Heute ist mir jedoch klar, dass meine Augen die Welt um mich herum umso stärker ausblendeten, je stärker ich aus der Traumblase meiner perfekten Kindheit hinaus fiel. Bevor ich in die Schule kam, hatte ich einen tiefen Wunsch ganz fest in mir verankert: Ich wollte nie erwachsen werden! Warum? Weil mir schon damals klar war, dass die Familienfassade irgendwann zu bröckeln beginnen würde und davor hatte ich Angst. Jetzt in der Kindheit war doch alles gut! Konnte es nicht einfach ewig so bleiben?

Die Frage war nur, warum war alles gut? Es war gut, weil ich es hinnahm, dass ich eine Marionette war. Solange ein Zug in den Gleisen fährt, die man für ihn vorgesehen hat, läuft alles glatt und es gibt keinen Grund, irgendwie ins Geschehen einzugreifen. Meine Familiensituation blieb also friedlich und ich hätte jedem versichern können, dass es weder in meiner Familie noch in meinem Kopf nennenswerte Probleme gab. Doch bereits damals bekam ich viele Spiegel von außen, die mir deutlich zeigten, dass ich in einer Phantasiewelt lebte. So dauerte es kaum ein halbes Jahr in der Gesamtschule, bis ich mich zum Außenseiter etabliert hatte und von fast jeder Seite gemobbt wurde. Damals konnte ich es mir nicht erklären, da ich mich ja eigentlich für einen netten und liebenswerten Jungen hielt. Doch ohne dass es mir bewusst war, hatte ich neben der Manipulation noch eine andere Eigenschaft meiner Mutter übernommen, die mein Verstandesgegner nun verwendete, um mich von meinem Weg abzubringen. Diese Eigenschaft war mein Opferbewusstsein. Schon als Baby hatte meine Mutter gespürt, dass sie nicht geliebt wurde und dass die ganze Welt gegen sie war. Ihre Eltern hassten sich gegenseitig und sie bekam alles ab. Die Kernfrage lautete stets: Warum passiert mir das alles? Warum muss ich so ein armes, ungeliebtes Mädchen sein, dass nicht einmal Kontakt zu ihrem Bruder haben darf? Dieses Opferbewusstsein übernahm ich ebenfalls und führte es zur Perfektion. Ich selbst war stets der Gute, der für nichts etwas konnte und wann immer irgendetwas passierte, war ich das unschuldige Opfer. Wichtig dabei war, dass ich kein permanenter Opfertyp war, nicht so stark, dass es jemandem bewusst auffallen konnte, so dass es vielleicht zu einem Gespräch gekommen wäre. Alles musste stets subtil und unauffällig geschehen, damit sich niemand Sorgen machte. Denn die Familie musste ja perfekt sein und ein Sorgenkind war sicher kein guter Sohn. Ich war also nie das Mobbingopfer, über das sich die Lehrer in ihren Pausen die Köpfe zerbrachen und für das Konferenzen oder Elterngespräche organisiert wurden. Dafür gab es andere Schüler, auf denen ich ebenfalls herumhackte, um ein Teil der Gruppe zu sein. Nein, ich war stets der unauffällige Junge, der nie Probleme machte oder hatte und der immer nur dann die Seitenhiebe bekam, wenn keiner hinschaute. Doch durch mein Opferbewusstsein provozierte ich die anderen Schüler dazu mich zu hänseln, so stark es nur ging. Schon damals erstarrte ich immer wieder zu der Fratze meines Verstandesgegners, in die man einfach nur noch reinprügeln wollte. Wie hätte es auch anders sein sollen? Ich strahlte aus, dass ich selbst keinerlei Achtung vor mir hatte, mich nicht liebte, ja nicht einmal mochte, sondern nur um die Liebe meiner Mutter bettelte in dem ich versuchte, ihr alles Recht zu machen. Gleichzeitig bettelte ich aber auch um die Liebe meiner Mitschüler und versuchte auch hier der perfekte Kumpel zu sein, indem ich so wurde, wie sie mich sehen wollten. Nur klappte das nicht, denn dafür hätte ich coole Kleidung und teure Schuhe gebraucht, die ich aber nicht bekommen konnte, weil ich dann eine Diskussion mit meiner Mutter hätte anfangen müssen. Damals empfand ich jeden Schultag als einen neuen Höllenritt, den ich nur versuchte, so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Heute ist mir klar, dass all meine Mitschüler und vor allem die stärksten Mobber, riesige Gottesgeschenke waren, die mich schon damals in die Freiheit hätten führen können, wenn ich mich darauf eingelassen hätte. Es waren Arschengel, die mir als Wegweiser zur Seite gestellt wurden um zu sagen: “Komm Tobi! Brich aus! Sag deiner Mutter endlich, dass du Gefühle und ein eigenes Leben hast! Sag ihr, dass du nicht nur ihre Marionette bist, damit sie das Gefühl haben kann, eine gute Mutter zu sein. Sag ihr, dass es dir scheiße geht, dass wir dir dein Leben zur Hölle machen und dass du endlich du selbst sein willst! Wenn du zu dir stehen kannst und ein echter Mensch wirst, dann hören wir auch mit den Hänseleien auf, denn dann können wir dich als unseren Mitschüler ernst nehmen.” Hätte ich damals auf diese Arschengel gehört und wäre heulend oder fluchend nach Hause gerannt, hätte meiner Mutter mein Herz ausgeschüttet und gesagt, dass ich verfickt noch eins meinen eigenen Stil und meine eigene Persönlichkeit will. Dass ich nicht mehr wie der letzte Hanswurst herumlaufen will, der von jedem gehänselt werden muss. Dass ich lieber beim Fahrradfahren bei einem Unfall draufging, als noch einen einzigen Tag länger die Schmach zu ertragen mit einem neongelben Fahrradhelm zur Schule fahren zu müssen, dann hätten sich die Dinge vielleicht anders entwickelt und möglicherweise hätte ich den Kontakt zu meiner Familie nun nicht vollkommen abbrechen müssen. Doch ich wollte davon nichts hören. Der Leidensdruck, den mir die Hänseleien bereitete, war nicht stark genug und ich beschloss, ihn einfach auszuhalten und zu warten, bis er vorbei war. Die Taktik ging auf. Ich überstand meine Schulzeit ohne ein einziges Mal gegen meine Eltern zu rebellieren und ohne ein einziges Mal unter meinen Masken hervorzutauchen. Aus dem perfekten Kind war nun der perfekte volljährige Sohn geworden, dem die Welt offen stand und der sich nun frei entscheiden konnte, den Weg einzuschlagen, den seine Mutter für ihn vorgesehen hatte. Doch dann kam ein Bruch, der alles verändern sollte. Über die Arbeit als Erlebnispädagoge lernte ich Heiko kennen und mit ihm zog ich zum ersten Mal einen echten Mentor in mein Leben. Schon als kleines Kind hatte ich immer davon geträumt, einmal einen Mentor zu haben, wie ihn die Einheimischenkinder der Naturvölker oder die Helden in so vielen Geschichten hatten. Keinen Lehrer, der einem Antworten vorgab, sondern einen weisen Freund, der gemeinsam mit einem durchs Leben zog und einem Aufgaben stellte, durch die man immer wieder wachsen konnte um so schließlich in seine volle Kraft zu kommen. Je älter ich wurde, desto stärker wurde der Wunsch und desto größer wurde auch die Präsenz, mit der ich ihn nach außen sendete. Denn auch wenn ich nach außen hin über all die Jahre ein guter Sohn, Bruder, Freund und Schüler war, spürte ich doch im inneren, dass all dies nicht wirklich ich war. Ich hatte alles und doch war ich nie zufrieden, dankbar oder erfüllt. Ich spürte stets eine Schwere in mir, die nicht weggehen wollte und mir war klar, dass mein Platz irgendwo da draußen, außerhalb dieser Seifenblase meiner Familienharmonie lag. Dies war wohl auch der Grund, warum ich ständig eine so große Sehnsucht spürte, die Welt zu bereisen.

Dass mein Mentor ausgerechnet in der Umkleidekabine einer Jugendherberge auf mich warten sollte, in die wir beide von unserem Auftraggeber abgeschoben wurden, weil es kein freies Zimmer mehr gab, hätte ich allerdings nicht erwartet. Ich hatte mir eher einen alten Mann vorgestellt, vielleicht einen Indianer oder einen Aborigine. Doch einen Mentor sucht man sich nicht aus und man findet ihn auch nicht. Von einem Mentor wird man gefunden und man wird von ihm ausgebildet, wenn man soweit ist. In meinem Fall bestand der Erstkontakt darin, dass ich einen seltsamen Text über die Informationsspeicherfähikeit von Wasser vorgelesen bekam und anschließend beurteilen sollte, ob man ihn als Unwissender auf diesem Gebiet verstehen konnte oder nicht. Erst danach stellten wir uns gegenseitig vor und eine halbe Stunde später spazierten wir gemeinsam durch den Ort, aßen eine Pizza und unterhielten uns über die Vor- und Nachteile von Brust-OPs. Nein, damals hätte ich wirklich nicht gedacht, dass dieser Mann einmal mein bester Freund und Mentor werden würde. Doch bereits ein halbes Jahr später wohnte ich bei ihm auf der Couch und wir waren gemeinsam dabei, eine der erfolgreichsten Wildnisschulen in Deutschland aufzubauen. Zuvor hatte ich in einer intensiven Ausbildung die Grundfähigkeiten über das Leben in der Natur vermittelt bekommen und nun lernte ich im täglichen Leben weiter. Zum ersten Mal konnte ich mich und meine Familiensystematik mit einem gewissen Abstand betrachten. Noch immer war ich davon überzeugt, dass bei uns alles in bester Ordnung war und dass es bei mir, anders als bei allen anderen Menschen auf der Welt, keine komplexen Kindheitsthemen zu lösen gab. Weit gefehlt, sag ich da nur, weit gefehlt! Je länger ich mit Heiko zusammen wohnte, arbeitete und lernte, desto mehr begann meine Maskenfassade zu bröckeln und Stück für Stück tauchte hin und wieder mein wahres Selbst darunter hervor. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass auch ich Gefühle hatte, wenngleich ich sie noch immer nur in sehr begrenztem Maße und nur sehr selten wahrnehmen konnte. Doch je mehr ich mir meiner selbst bewusst wurde, desto weniger funktionierte die Friede-Freude-Eierkuchen-Taktik mit meiner Mutter. Ich war nun 26 Jahre alt und zum ersten Mal in meinem Leben kam es zu einer kleinen Rebellion. Heiko und ich hatten einen Ausflug nach Norddeutschland gemacht und hatten dabei auch meine Familie besucht. Der Beginn des gemeinsamen Wochenendes war noch recht in Ordnung und es wirkte tatsächlich so, als könnte es eine schöne Zeit werden. Dann jedoch verbrachten Heiko und ich den Nachmittag in einer nahegelegenen Therme und als wir wieder nach hause kamen, durfte ich mir von meiner Mutter eine Standpauke anhören, was für ein unmöglicher Sohn ich denn war. Wie konnte ich nur hier her kommen und dann nicht das ganze Wochenende Zeit mit meinen Eltern verbringen? Sie habe das Gefühl, dass ich sie überhaupt nicht wirklich liebe und wäre schwer von mir enttäuscht. In dem Moment des Gesprächs hatte ich das Gefühl, dass ich damit sogar relativ gut umgehen konnte. Normalerweise stand ich bei solchen Gesprächen immer wie eine Salzsäule erstarrt da, spürte, fühlte und dachte nichts mehr und wartete nur, bis alles wieder vorbei war. In diesen Situationen war es rein mein Gegner, der in mir noch anwesend war. Alles andere schien wie abgetötet. Dementsprechend verzerrte sich auch mein Gesicht zu dieser kalten, abartigen Fratze, die in den letzten Tagen so oft präsent geworden ist. Doch in dieser Situation war es anders. Ich konnte sprechen, ich konnte einige Argumente entkräftigen und es gelang mir, meiner Mutter nicht in allen Punkten Recht zu geben. Als ich die Treppe hinauf in mein Zimmer ging, wo Heiko auf mich wartete, fühlte ich mich wie der Herr der Lage. Doch bereits als ich oben ankam, merkte ich, dass ich mich zwar wie ein Rebell fühlte, aber keiner gewesen war. Trotz meines leisen Protestes hatte ich alle Schuldgefühle angenommen, die mir entgegengebracht wurden. Das Fazit aus diesem Gespräch war das gleiche wie immer: Ich war ein schlechter Mensch, der seine Mutter enttäuscht hatte! Ich war also nicht richtig und somit nicht liebenswert, bis ich das wider geradebog oder bis Gras über die Sache gewachsen war und ich mich zukünftig wieder angemessen verhielt. Auf der Fahrt am nächsten Tag in Richtung Neumarkt wurde mir dann die ganze Tragweite der Situation bewusst. Nun spürte ich, wie die Wut in mir hochkochte. Denn die Anschuldigungen waren für mein Ermessen nicht nur haltlos sondern auch unverschämt gewesen. Meine Mutter hatte es geschafft, uns durch ihr Opferbewusstsein mit voller Absicht ein komplettes Wochenende zu verderben, das eigentlich wunderschön angefangen hatte. Sie hatte es geschafft, dass ich mich beschissen fühlte, obwohl es dafür keinen Grund gab. Das konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass die Gefühle, die in mir waren, auch eine Berechtigung hatten und dass sie nach draußen durften. Gleich am nächsten Tag schrieb ich eine lange Mail nach hause und berichtete haarklein wie es mir ging und welche Wut sich in mir aufgestaut hatte. In Heikos Augen war diese Mail ein reines Muschigewäsch, bei dem ich es versäumte richtig auf den Putz zu hauen. In meinen Augen war es die härteste und offenste Kommunikation, die je zwischen mir und meinen Eltern stattgefunden hatte. In den Augen meiner Mutter war es eine Unverschämtheit. Sie könne nicht im geringsten nachvollziehen, warum ich ihr so eine Hassmail schrieb und sie würde sich ein derartiges Verhalten in Zukunft verbitten.

Der Mailkontakt ging noch eine Weile so weiter und es folgten auch ein paar Telefonate, bei denen ich jedes Mal der Meinung war, dass ich nun klar und offen gewesen war, so dass ich die Marionettenfäden endlich kappen konnte. Jedes Mal schien es für mich so, als hätte meine Mutter meinen Standpunkt nun verstanden und als könne sie ihn akzeptieren, so dass unsere Beziehung in Zukunft nun nicht mehr auf Manipulation und Maskerade sondern auch Ehrlichkeit, Vertrauen und echten Gefühlen aufbauen konnte. Bei all dem merkte ich jedoch nicht, dass ich mich hatte schon wieder vollkommen austricksen lassen. Ich hatte meine Gefühle einmal geäußert, war dafür gerügt worden und auch wenn ich glaubte, damit etwas erreicht zu haben, verhielt ich mich im Anschluss doch wieder genau so, wie man es von mir erwartete. Wieder war ich der brave Sohn, der seine Gefühle zurückhielt und der dafür sorgte, dass das Bild der heilen Familie aufrecht erhalten blieb. Zumindest so lange, bis es wieder zum nächsten Rebellionsimpuls kam. Der letzte große war der auf unserer Reise gewesen, der in Spanien begonnen hatte und der dem Kontaktabbruch zwischen mir und meinen Eltern geendet war. Dieses Mal hatte ich nun wirklich das Gefühl, mich endgültig befreit zu haben. Wie sollte meine Mutter noch weiter in meinem Leben herumpfuschen, wenn sie keinen Kontakt mehr zu mir hatte? Das ging nicht, also musste ich zwangsläufig frei sein. Nun konnte ich tun und lassen was immer ich wollte und musste keine Angst mehr haben, dass ich ihr damit auf die Füße trat. Doch was machte ich wirklich? Am Anfang dieser Heilungsreise und mit der Entsehung dieses Blogs habe ich euch und mir ein Versprechen gegeben. Ich habe versprochen, immer vollkommen offen und ehrlich zu schreiben und nichts hinterm Berg zu halten, was mich, bzw. uns gerade beschäftigt. Und doch habe ich dieses Versprechen nicht gehalten. Ich habe ein einziges Mal über meine Familiensituation berichtet, was zum Kontaktabbruch mit meinen Eltern führte. Und ohne es zu merkten habe ich danach schon wieder genau das gemacht, was sie von mir erwarteten. Ich hörte auf, über meine Gefühle zu schreiben und schrieb vor allem nichts mehr über die Situation mit meinen Eltern. Alles, was meine Mutter oder meinen Vater irgendwie kränken konnte, ließ ich außen vor. Ich hatte mich also schon wieder komplett kastrieren lassen und hatte es nicht einmal gemerkt. Heiko machte es mir an einem anschaulichen Sinnbild deutlich: “Stell dir vor, ich würde dir ab sofort verbieten, an deinem Penis herumzuspielen. Deine Reaktion ist nun, dass du den Kontakt zu mir abbrichst, deinen Schwanz aber trotzdem nie wieder anfasst. Macht das für dich einen Sinn? Wenn du schon rebellierst und das Ende unserer Beziehung in Kauf nimmst, dann solltest du doch danach wenigstens mein Verbot ignorieren und ordentlich wichsen. Sonst habe ich doch genau das erreicht, was ich erreichen wollte!” Das Beispiel war zwar etwas seltsam gewählt, aber es stimmte! Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich zwar glaubte, eine gute Lösung für die Situation mit meiner Familie gefunden zu haben, dass ich in Wirklichkeit aber nur wieder genau nach den Strippen meiner Mutter getanzt hatte. Denn was war es, worum es mir eigentlich bei der ganzen Sache ging? Ich wollte nicht mehr nur als Puppe angesehen werden, die man stolz vorzeigen und als Assessoir einer perfekten Familie präsentieren konnte. Ich wollte als Mensch gesehen werden und das Recht haben, frei meine Gefühle zu äußern, die dann auch gehört werden sollten. Doch was hatte ich erreicht? Meine Mutter hatte ihre Ruhe und brauchte sich schon wieder nicht mit meinen Gefühlen befassen, ganz so wie sie es wollte. Ich schrieb nichts mehr über unsere Familie, brachte damit also auch das gute Bild nicht mehr in Gefahr. Sie selbst konnte sich als Opfer eines bösen Sohnes fühlen, der sie genau so verlassen hatte, wie sie es immer prophezeit hatte. Damit bekam sie nun die Anerkennung und Aufmerksamkeit, nach der sie sich so sehnte. Und ich selbst fühlte mich auch noch schlecht dabei, weil ich das Gefühl hatte, meine arme Mutter durch meinen Wunsch nach Entwicklung und Authentizität verletzt zu haben. Wo also war hier die Rebellion? Wo war der Befreiungsschlag? Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich noch immer genauso an den Fäden hing wie schon mein ganzes Leben. Und aus diesem Grund konnte ich auch das Buch nicht schreiben. Es entsprach nicht der Weltsicht meiner Mutter und damit konnte es nicht richtig sein. Denn dies war ein weiterer Punkt, der mir nun bewusst wurde und der mein Leben ganz zentral bestimmte: “Ich darf niemals Recht haben”. Um in einer Familie aufwachsen zu können, in der es nur “Harmonie” aber niemals Streit oder Meinungsverschiedenheiten geben darf, ist es wichtig, dass es eine klare Regelung für den Fall gibt, dass doch einmal nicht alles im Konsenz ist. Im Normalfall galt es natürlich, die Meinung meiner Mutter oder eines entsprechenden Stellvertreters zu übernehmen. Wenn dies jedoch einmal nicht möglich sein sollte, weil ich aus irgendeinem Grund doch eine eigene Meinung zu einem Thema hatte, dann musste ich mich zwangsläufig irren. Es gab in meinem Leben also immer nur zwei Möglichkeiten, zwischen denen ich mich entscheiden konnte: Mach es so, wie es die anderen sagen, oder mach es falsch. Mir selbst in einer Sache zu vertrauen kam für mich fast nie in Frage. Ich vertraute nach Möglichkeit immer den anderen, selbst dann, wenn mir mein Gefühl sagte, dass es Blödsinn ist.

Auch beim Schreiben des Buches hatte ich nun wieder dieses Gefühl, das mich innerlich zerriss. Auf der einen Seite spürte ich, dass es wichtig war, genau dieses Weltverständnis nach außen zu bringen, damit die Menschen überhaupt ins Erwachen kommen konnten. Auf der anderen Seite gab es aber immer eine hartnäckige und penetrante Stimme in mir die sagte: “Du irrst dich! Das was du schreibst ist nicht richtig! Andere werden dich dafür für verrückt halten! Man wird sagen dass du spinnst und eine komische Weltanschauung hast!” Ganz bewusst ließ meine Verstandesstimme dabei den Namen meiner Mutter weg, denn wenn ich bemerkt hätte, dass es dabei noch immer um sie ging, wäre ich auch darauf gekommen, dass das ganze nur wieder ein Irrweg war. So aber versuchte ich diese Stimmen zu ignorieren und schrieb gegen den Druck an, anstatt zu hinterfragen, woher er kam und warum er da war. Noch immer ging es mir darum, ein guter Sohn zu sein und meine Mutter stolz zu machen, damit ich dann das Leckerli der Anerkennung von ihr bekam. In mir dachte es noch immer: “Sie muss doch irgendwann einsehen, dass ich nicht der Böse bin und dass ich mich hier auf einem guten Weg befinde! Dann wird sie sich für alles entschuldigen und wir sind wieder eine glückliche Familie!” Doch genau das war der Punkt! Ich glaubte noch immer, dass es dabei wirklich um meine Mutter ging. Wenn die Sache mit ihr im Reinen war, dann war wieder alles in Ordnung. Doch wie sollte das gehen? Seit zweieinhalb Jahren existierte sie nicht mehr in meinem Leben und auch sonst existierte sie nicht wirklich. Sie war nie eine eigenständige Person gewesen, die mir etwas einredete oder mich manipulierte. Sie war stets nur ein Spiegelpartner, ein Aspekt in meinem eigenen Lebenstraum. Sie war eine Personifizierung meines Verstandesgegners, die ich mir selbst erschaffen hatte. Es ging also nie um meine Mutter, sondern immer nur um mich. Nicht meine Mutter wollte die perfekte Familie in der ich der perfekte Sohn ohne Gefühle war. Ich wollte es, oder genauer gesagt, der Dämon in mir, der mich von meinem Erwachensweg abbringen wollte. Nicht meine Mutter verbot mir, offen über meine Gefühle im Blog zu schreiben oder meine Weltanschauung in einem Buch zu veröffentlichen. Ich selbst verbot es mir. Und der Stimme in meinem Kopf, die dieses Verbot aussprach gab ich die Gestalt meiner Mutter. Je stärker ich also nun aus dem Käfig meines Marionettendaseins ausbrechen und die gewohnten Schienen verlassen wollte um ganz ich selbst zu sein, desto stärker mussten auch die Geschütze werden, die mein Verstandesgegner auffuhr, um mich davon abzuhalten. Gleichzeitig lag aber auch in jedem neuen Schlag meines Gegners eine neue Erkenntnis verborgen. Was also geschah wirklich? Als ich mit vier oder fünf Jahren damals in meinem Bett lag und die Erkenntnis über mich selbst gewann, in der ich für einen kurzen Moment aufwachte und erkannte, wer ich wirklich war, was meine Aufgabe war und worin meine Kraft lag, hatte ich so viel Angst, dass ich alles sofort bei Seite schob und beschloss, dass ich dies niemals leben darf. Ich hatte Angst, dass meine Eltern mich nicht mehr lieben, wenn ich mein wahres Sein lebte. Ich entschied mich also dafür, von nun an nichts mehr zu fühlen, sondern nur noch zu funktionieren wie ein Robotter. Solange ich funktionierte, wurde ich geliebt und war sicher. Funktionierte ich jedoch nicht, weil ich etwas “falsch” machte, dann bekam ich dafür Schläge. Selten waren es wirklich physische Schläge, bei denen mir meine Mutter den Hintern versohlte, wenn ich nicht rund lief. Häufiger waren es verbale Schläge in Form von Tadel, Stubenarrest, Schimpfe oder ähnlichem. Meine Angst war: Wenn ich Schläge in irgendeiner Form bekomme, dann werde ich nicht mehr geliebt. Wer wütend auf mich ist, kann mich unmöglich lieben. Wenn mich meine Eltern aber nicht mehr lieben, dann werde ich nicht versorgt und muss sterben. Sterben wollte ich aber nicht. Der Tod machte mir eine riesige Angst. Gerade jetzt wo ich das schreibe, wird mir zum ersten Mal klar, wie viel Angst es mir machte und noch immer macht. Ich erinnere mich noch daran, dass ich einen Film, sogar eine Kömödie über ein Altenheim gesehen habe, in dem immer wieder Menschen starben und dass ich danach stundenlang wach lag, weil ich fürchtete, das könne mir auch passieren. Der Tod war für mich immer schon etwas unglaublich Angst einflößendes.

Bei Heiko war es anders. Er machte als Kind im Alter von drei bis vier Jahren die gleiche Erfahrung und erkannte für einen kurzen Moment, wer er wirklich war. Anders als mir machte ihm diese Erkenntnis jedoch keine Angst und er beschloss, sie anzunehmen. Statt der Panik davor, alles zu verlieren, wenn man die Erkenntnis zuließ, spürte er ein tiefes Urvertrauen, dass alles seine Richtigkeit hatte und dass er nur sein Sein anzunehmen brauchte, um ins Erwachen und damit ins Paradies zu kommen. Sein Entschluss war daher genau andersherum: “Wenn ich mein Sein nicht leben kann, dann lebe ich eben überhaupt nicht!” Auch er bekam Schläge, wenn er nicht “richtig funktionierte”, sowohl im physischen als auch im übertragenen Sinne, doch ihm war es egal. Wenn sie sein mussten, damit er ganz er selbst sein konnte, dann mussten sie eben sein. Abhalten ließ er sich durch sie jedoch nicht. Als seine Eltern ihm ausreden wollten, dass er Wesen aus der geistigen Welt sehen konnte, beschloss er einfach mit dem Essen aufzuhören. Wenn er seine Gabe und sein Sein nicht leben durfte, dann wollte er sein Leben am besten gleich beenden. Dabei merkte er jedoch, dass seine Eltern dies nicht zuließen. Er war ihnen wichtig und auch wenn er komisch war, taten sie doch alles, um ihn am Leben zu erhalten. Bevor es wirklich zur Zwangsernährung kam verstand Heiko, dass er nicht sterben musste, nur weil er sein Sein Leben wollte. Er bekam vielleicht Schläge, Druck und Verurteilungen, doch er wurde nicht dem Tod überlassen. Also konnte er sie annehmen und tat dies auch mit Freude, weil er wusste, dass er dadurch sein wahres Selbst schützte. So wurde Heiko nach seiner frühen Erkenntnis also zum Rebell, der trotzig seinem Lebensweg folgte, und ich wurde zum Duckmäuser und Mitläufer, der alles tat, was andere von ihm verlangten, der sich verbog und verbeulte, nur um geliebt zu werden und so dem drohenden Tod zu entgehen. Im Teenageralter änderten wir dann beide unsere Strategien. Heiko wechselte mit 13 vom Gymnasium zur Realschule und sah nun zum ersten Mal die Chance, den ständigen Hänseleien und dem Gedisse zu entgehen. Er wollte nun nur noch seine Ruhe haben und sich nicht ständig erklären müssen, so dass es nun zu seiner Priorität wurde, ein guter Freund, Kumpel und Partner zu sein. Nun glich er sich an und begann zu funktionieren, so dass er sich nicht mehr ständig erklären musste, warum er so war, wie er war, warum er in dieser Kraft stand und warum ihm die Kraft so viel bedeutete. Er gab sie jedoch nicht auf, sondern versteckte sie nur. Er hatte lange genug mit ihr und in seinem Sein gelebt, um sich ihrer stets bewusst zu sein. Nun war Harmonie für ihn jedoch das wichtigste und die Wut die in ihm steckte, durfte fortan nicht mehr an die Oberfläche dringen. Mein Switch kam mit 16, als ich in der Schule einen Jungen kennenlernte, der für mich der Inbegriff von Freiheit, Unabhängigkeit und Rebellion war. So viel Angst wie ich vor jeder Form des Ausbruchs hatte, so furchtlos schien dieser Junge zu sein und ich glaubte, dass ich ebenfalls frei sein konnte, wenn ich ihm nur folgte und genauso wurde wie er. Was ich damals jedoch nicht erkannte war, dass seine vermeintliche Freiheit und Unabhängigkeit nichts mit Freiheit zu tun hatte, sondern nur mit reiner Egomanie. Er war nicht frei in dem Sinne, dass er in seiner eigenen Kraft stand und daher sein Leben zu einem Paradies werden ließ. Er war ein Parasit, der jedem Energie abzwackte, keine persönlichen Grenzen wahrte, rein auf sich selbst fokussiert war, auch nichts und niemanden Rücksicht nahm und sich immer und überall benahm wie das größte Arschloch der Erdengeschichte. Dies verwechselte ich mit Freiheit und Männlichkeit und ich setzte alles daran, um die gleichen Eigenschaften zu übernehmen. Zumindest was dies anbelangt, kann man sagen, dass ich sehr erfolgreich war. So wurde aus dem braven, funktionierenden Tobias ein Ego-Arschloch, ein unnützer Parasit, der niemandem mehr etwas brachte und der nur noch die Energie der Anderen aussaugte. Ich wurde dreist, besserwisserisch, egoistisch und herablassend und versuchte von nun an aus allem stets meinen größten Vorteil zu schlagen. So erinnere ich mich an einen Gedanken, den ich mit dreizehn oder vierzehn hatte, als ich sah, wie sich ein Mitschüler im nahegelegenen Einkaufszentrum einen Döner gekauft hatte: “Wieso kauft man sich etwas zu Essen, wenn man es dann ganz alleine isst, anstatt anderen davon etwas abzugeben, damit diese einen dann mögen?” Später drehte sich der Gedanke: “Wenn ich mit anderen etwas gemeinsam Esse, dann muss ich immer darauf achten, dass ich am meisten abbekomme, denn ich will ja nichts zu kurz kommen!” Bei all dem glaubte ich noch immer stets, der “Gute” zu sein und alles nur deshalb zu machen, weil ich ja eigentlich die Welt retten wollte. Ich war so sehr von mir eingenommen, dass ich tatsächlich glaubte, als einziger Mensch auf der Welt irgendetwas bewegen zu können. Ein Gedankengang, den ich damals tatsächlich hatte lautete: “Es ist ja kein Wunder, dass niemand auf der Welt wirklich etwas bewegen kann, wenn alle so viele Probleme und Lebensthemen mit ihrer Familie und ihrer Kindheit haben. Es braucht also jemanden wie mich, der in einer perfekten Familie aufgewachsen ist und der nichts aufzuarbeiten hat, so dass er sich gleich an die Rettung der Welt machen kann!” Ich war so großkotzig und arrogant, dass ich es nicht einmal merkte. Ich glaubte, ich wäre der einzige Mensch auf der Welt, der irgendetwas richtig machen konnte. Je mehr ich dabei versuchte, in meine Männlichkeit zu kommen, desto schlimmer wurde es. Auf eine verquere Art wurde ich nun zu einem aggressiven Schlägerwesen. Nicht in dem Sinne, dass ich wirklich Schläge verteilt hätte, sondern dass ich allen permanente Seitenhiebe verpasste. Weil meine Wut nicht auf direktem Wege heraus durfte, versuchte ich sie durch subtilere Ventile nach außen abzulassen. Ich wurde gemein, bewertend, verurteilend, einnehmend und erniedrigend. Ich wertete andere ab, verurteilte sie, nahm mir selbst stets das größte Stück vom Kuchen, manipulierte, saugte Energie, ging über jede Piätetsgrenze, machte kaputt, beleidigte, lästere, verurteile, und hielt mich stets für etwas besseres. Ich stehe über den Anderen und darf deswegen urteilen. Wenn Andere diese Urteile fällen, dann ist dies verwerflich und engstirnig. Bei mir waren es aber keine Bewertungen, sondern reine Beobachtungen und die durfte ich jederzeit treffen, ohne dass ich mich deswegen schlecht fühlen musste.

Fortan trug ich nun beide Aspekte in mir. Auf der einen Seite war ich noch immer ein Duckmäuser, der allen nach der Pfeife tanzte und der Angst vor jeder Art der Konfrontation hatte. Mein größtes Ziel war es noch immer, die oberflächliche Harmonie aufrecht zu erhalten und so zu funktionieren, dass mir niemand böse sein konnte. Auf der anderen Seite verhielt ich mich aber gleichzeitig wie das größte Arschloch und zahlte es jedem hinterrücks heim, dass ich mich für ihn verbog. Im Nachhinein wird mir nun auch klar, dass ich selbst hier auf der Reise stets in allen Aspekten versuche zu funktionieren, damit ich keine Schläge bekomme. Weder von Heiko noch vom Leben. Es geht mir nicht darum, unser Material pfleglich zu behandeln, damit es nicht kaputt geht. Es geht mir darum, dass alles funktioniert, damit ich keine Probleme in Form von Spiegelsituationen erhalte, die mich auf meine Gottabgewandheit hinweisen. Es geht mir nicht darum, wirklich etwas zu erschaffen, hilfreich zu sein und ein lebendiges Mitglied unserer Herde zu sein. Es geht mir darum, so zu funtkionieren, dass Heiko keinen Grund hat, böse auf mich zu sein und wütend zu werden. Denn auch bei ihm glaube ich noch immer, dass er mich nicht mehr mag, wenn er wütend auf mich ist, dass wir uns dann vielleicht trennen und dass ich alleine nicht überleben kann. Ich bin also noch immer im gleichen Todesangstkonflikt: Wenn ich nicht richtig funktioniere, dann bekomme ich Schläge, ergo werde ich nicht mehr geliebt, ergo muss ich sterben. Doch das Buch machte mir ein reines Funktionieren unmöglich. Es waren Texte, die man fühlen, erkennen und begreifen musste. Um sie schreiben zu können, musste man leben und sein Leben mit allen Facetten fühlen können. Ich lebte aber überhaupt nicht, sondern war nur eine funktionierende Marionette, die einen Punkt nach dem nächste auf ihrer To Do Liste abhaken wollte. Auf diese Weise wurde das Arschloch in mir immer größer und übermächtiger. Als Buchautor funktionierte ich nun überhaupt nicht mehr. Ich produzierte nur noch Scheiße, die kein Mensch lesen oder verwerten konnte. Ich war weder hilfreich noch produktiv. Und nicht nur in Bezug auf das Buch. Alles, was ich anfasste zerbrach in meinen Fingern. Es verging nun kaum mehr ein Tag, an dem ich nicht irgendetwas kaputt machte. Aus Unachtsamkeit übersah ich einen Rubinienzweig, der in meiner Sitzmatte steckte und zerstach mir damit meine Schlafmattratze. Vor Tollpatschigkeit ließ ich einen unserer Gelakkus fallen, ich zerriss meine Hose, schaffte es, dass der Zeltreißverschluss unter meinen Händen nicht mehr zu schließen war und vieles mehr. Hinzu kam, dass ich uns immer wieder in die Irre lotste, uns über einen geschlossenen Grenzposten von Bulgarien nach Rumänien führen wollte, uns durch ein Sumpfgebiet navigierte in dem wir zwei mal im Schlamm versanken und letztlich kilometerweit zurück auf die Hauptstraße gehen mussten. Ich war umgeben von einer Aura der blanken Egomanie, des Arschlochseins und des Selbsthasses. Dass ich Heiko das Leben damit zur Hölle machte, steht außer jeder Frage. Jeden Tag wurde ich mehr wie ein kleines, nerviges Kind, auf dass man ständig aufpassen musste, auf dass man sich niemals verlassen konnte und das jeden Scheiß baute, den es nur bauen konnte. Nicht einmal die einfachsten Aufgaben brachte ich mehr zustande und wenn Heiko mich darauf ansprach, erstarrte ich zur Salzsäule und brachte kein einziges Wort mehr heraus. Die Gespräche, die wir zu diesem Zeitpunkt noch führten, waren reine Monologe von Heiko, bei denen ich mit erstarrter, hilfloser und selbstmitleidiger Miene dasaß und Löcher in die Luft starrte. Auf diese Weise musste ich jeden Menschen in den Wahnsinn treiben, egal wie reflektiert und gelassen er auch sein mochte. Vor genau einem Jahr hatte uns Paulina in unseren Gesprächen mit der selben erstarrten Fratze angeschaut und damals hatte es mich so wütend gemacht, dass ich sie fast erschlagen hätte. Nun verhielt ich mich nicht nur ganz genauso, sondern sogar schlimmer. Ich durchlebte die gleichen Phasen und Stufen, wie Paulina vor einem Jahr und obwohl ich es merkte, konnte ich nichts dagegen tun. Ich war wie in einem Autopilotenmodus, den ich nicht beenden konnte. Und dafür hasste ich mich nur noch um so mehr. Unsere Konsequenz bei Paulina war es, uns von ihr zu trennen, weil sie ganz offensichtlich nicht bereit war, sich zu wandeln und aus ihrem Ego-Schlaf aufzuwachen. Nun galt für mich das Gleiche. Und das nicht erst seit kurzem. Ich befand mich schon seit jahrzehnten in der Ego-Angst, erstarrte bei jedem kleinen Konflikt und war absolut lernresistent. Ich schaffte es immer wieder, so zu tun, als würde ich neue Schritte machen, doch in Wirklichkeit trat ich auf der Stelle. Meine Angst vor jeder Form der Veränderung war so groß, dass ich ein gigantisches Schauspielstück aufführte, um mich selbst zu täuschen und weiterhin gleich bleiben zu können. Ich hatte es geschafft, Paulinas lage komplett zu verstehen und zu analysieren, ohne daraus auch nur das geringste für mich selbst zu lernen. Ich hatte sie abgewertet und verurteilt, für das was sie war und was sie machte, ohne zu merken, dass sie nur ein Spiegel meiner selbst war und dass ich alles in einem noch größeren Maß selber tat, was ich ihr vorwarf. Ich befand mich in reiner Todesangst, war nur auf der Flucht, wollte mich selbst um keinen Preis anschauen und war zu feige, mich auch nur der kleinsten Angst zu stellen, die in mir schwelte.

Als Feigling und Duckmäuser war ich das genaue Gegenteil von dem, zu dem sich Heiko entschieden hatte. Sein Weg war es stets gewesen, sich jeder Angst zu stellen und um jeden Preis sein wahres Sein zu leben, auch wenn dies Schmerz und Leid verursachen sollte. Meine Strategie war es, mich vor jeder Form von Schmerz und Leid zu verstecken, auch wenn dies bedeutete, dass ich niemals wirklich zu leben begann, dass ich meine Gefühle nicht spüren konnte und dass ich im Umkehrschluss auch niemals wirkliche Freude, Dankbarkeit oder Liebe empfand. Ich war einfach kalt und tot. Als mein Freund und Mentor machte es sich Heiko zur Aufgabe, mich aus diesem Egoschlaf wachzurütteln und herauszureißen. Ich kann inzwischen nicht mehr sagen, wie oft er mich packte, schüttelte, schlug und anschrie, um irgendwie die Seele in mir zu erreichen und wachzurütteln. Ich selbst muss ehrlich sagen, dass ich mich schon längst zum Mond geschossen hätte. Oftmals verstand ich nicht einmal, warum Heiko überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben wollte und mich nicht einfach am Wegesrand sitzen ließ. Wäre ich mein Wandergefährte gewesen, ich hätte es getan. Ich hasste mich einfach so sehr dafür, dass ich so ein unnützes, schmarotzendes und mies gelauntes Arschloch war, dass ich nicht verstehen konnte, wieso mich überhaupt noch irgendjemand mochte. So sehr ich mich auch vor den Schlägen und den Wutausbrüchen Heikos fürchtete, so sehr spürte ich doch, dass sie sanfte Streicheleinheiten waren, gegen das, was ich mir selbst angetan hätte, wenn ich mein eigener Wandergefährte und Spiegelparter gewesen wäre. Heikos Wut kam nur etwa zu dreißig Prozent von ihm selbst, weil er durch mich mit eigenen Themen in Resonanz ging. Die restlichen 70% handelte er rein als Mentor und spiegelte mit meinen eigenen inneren Selbsthass und meine Wut auf mich selbst, so dass ich endlich aufwachen konnte. Wäre ich mein Spiegelpartner gewesen, hätte ich 100% aus Wut und blanker Rage gehandelt. Ich hätte mich weder zurückgehalten noch erbarmen gezeigt und mich einfach tot geprügelt. Wahrscheinlich hätte ich sogar noch stundenlang auf mich eingeschlagen, nachdem ich schon nur noch eine matschige Leiche war und selbst dann wäre der Hass auf mich noch immer nicht verraucht gewesen. Ich hatte also mehr als nur Glück, dass nicht ich selbst mein Spiegelpartner war, sondern Heiko. Und doch konnte ich dieses Glück in diesen Momenten nicht sehen. Ich spürte nur, dass ich mich selbst noch mehr dafür hasste, dass ich Heiko durch mein Arschlochsein in eine Rolle drängte, die ihn eigentlich nichts anging. Ich machte ihm zum Bösen, damit ich mich selbst weiter als armes, gebeuteltes Opfer fühlen konnte. Später sagte mir Heiko einmal, dass mein Verstandesgegner seine Rolle so perfekt spielte, dass mich niemals jemand spiegeln konnte, der kein Seher war. All mein Arschlochsein, all meine Trotteligkeit, meine Sabotage, mein zur Weißglut bringen, machte ich stets so geschickt, dass ein normaler Mensch nicht merkte, was ich da tat. Es musste immer so wirken, als könne ich überhaupt nichts dafür, als würde ich stets mein bestes geben und als geschähen all diese Dinge rein zufällig. Man konnte mir dafür einfach nicht wirklich böse sein und somit konnte ich auch nie einen wirklichen Spiegel bekommen, durch den ich hätte erwachen können. Die einzigen, die das bisher ignoriert und mich trotzdem knallhart gespiegelt hatten, waren meine Mitschüler in der Gesamtschule. Hier war es egal, ob man etwas für sein Verhalten oder Auftreten konnte oder nicht. Wenn man sich verhielt wie ein Depp, dann wurde man gemobt und verarscht bis es kracht. Damals habe ich meine Mitschüler dafür gehasst, doch jetzt wird mir zum ersten Mal klar, dass sie die einzigen waren, die mir ehrlich begegneten und mir eine Chance gaben, um aufzuwachen und um mich zu erkennen. Eine Chance, die ich jedoch nicht nutzte und so war ich nun noch immer das nervige kleine Arschloch, dass ich mit sechzehn geworden bin. Und in den letzten Tagen wurde es nun fast von Minute zu Minute schlimmer. Mein Selbsthass stieg ins Unermessliche und mit ihm auch meine Trotteligkeit und mein Arschlochgebaren, durch dass ich Heiko in die Weißglut trieb. Immer wieder kamen es zu kleineren und größeren Entladungen. In diesen Momenten konnte ich sie nie als Positiv wahrnehmen, sondern hasste mich immer nur noch mehr dafür, dass ich sie immer wieder aufs Neue heraufbeschwor. Doch im Nachhinein wird klar, dass jede dieser Endladungen zu einer kleinen, aber extrem wichtigen Teillösung geführt hat und dass sie uns beide immer auf ihre Art weiter brachten. Zum einen entstanden dadurch viele wichtige Erkenntnisse für unser Buch, auf die wir sonst nie gekommen wären, die aber für das Verständnis von zentraler Bedeutung sind. Zum anderen erkannte ich aber auch immer wieder ein kleines Stück über mich selbst, dass mich näher und näher zum Kern brachte, wer ich wirklich war, worin meine Aufgabe bestand und warum ich mich so verhielt, wie ich mich verhielt.

Zunächst waren es kleine Dinge, die für sich genommen noch keinen wirklichen Sinn zu machen schienen. So kam Heiko nach einem Wutgewitter plötzlich auf den Gedanken, ob zu meinem Sein nicht auch ein Tattoo gehören könnte. Ich habe Tattoos mein ganzes Leben lang immer abgelehnt und wäre nie auf die Idee gekommen, dass so etwas zu mir gehören könnte. Die Idee, dass ein Tattoo überhaupt zu jemandem gehören könnte, kam erst durch Heidi auf, als wir bei ihrem letzten Besuch immer mehr Klarheit über ihren wahren Medizinkörper erlangten. Durch verschiedene Austestungen und Überprüfungen kam heraus, dass es für sie ein wichtiger Teil war, ihre innere Stärke unter anderem durch ganz bestimmte Tattoos nach außen zu tragen. Damals hätte ich nie gedacht, dass so etwas auch für mich eine Rolle spielen könnte. Doch nun zeigten auch meine Muskeln auf, dass mein höheres Selbst von dieser Idee absolut überzeugt war. Zunächst war es noch sehr unspezifisch. Irgendwo an meinem Körper sollte ich ein rituelles Tattoo tragen, das mich dabei unterstützen sollte, in meine Männlichkeit zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich damit nur sehr wenig anfangen und mein Verstand sträubte sich mit Händen und Füßen dagegen, diesen Gedanken auch nur im Ansatz zuzulassen. Später fühlte sich dann die Vorstellung plötzlich sehr stimmig an, eine Art von indianischem Kriegertattoo zu tragen. Ich dachte dabei zunächst an einen Stil der Maori. Als wir Tage später noch einmal genauer nachtesteten, kam jedoch heraus, dass es eine traditionelle Darstellung eines Medizinrades der Aborigines sein sollte. Rein optisch sagte mir die Vorstellung von dem Bild noch nicht besonders zu, jedenfalls nicht so, wie wir es auf Fotos im Internet gesehen haben. Aber in einer abgewandelten Form die ich noch ausfindig machen muss, kam es mir dann tatsächlich langsam stimmig vor. Wenngleich ich noch immer nicht den Bezug finden konnte. Es dauerte noch eine lange Zeit, bis die Vorstellung konkreter wurde und noch immer liegt der Kernpunkt bei dem Tattoo-Thema in meiner immensen Angst begraben. Ich konnte mich mit der Idee anfreunden, mir ein rituelles Tattoo auf rituelle Weise stechen zu lassen, wenn wir in Australien sind. Auf der einen Seite hat diese Vorstellung auch noch immer eine große Kraft für mich, auf der anderen Seite merke ich aber auch, dass hier schon wieder die Angst ordentlich mitmischt. Denn bis wir nach Australien kommen dauert es noch ewig. Es ist also vor allem auch eine Möglichkeit, die Entscheidung wieder einmal bis ins Unendliche hinauszuzögern. Und dies kann nicht im Sinne meines höheren Selbst sein. Die Angst wurde mit der Zeit sogar so groß, dass nicht einmal mehr meine Muskeln eine klare, konkrete Auskunft geben wollten. Nur über Tricks und mit Heikos Hilfe kamen wir schließlich auf ein konkretes Motiv. Es sollte im Stil der Aborigines der australischen Westküste gehalten sein und eine Kombination aus allen Tieren des Medizinrades also des Bärs, des Wolfs, des Büffels und des Adlers beinhalten. Ganz allmählich kann ich mich nun mit dieser Idee anfreunden und je öfter ich mir das Motiv anschaue, das in die richtige Richtung geht, desto mehr beginnt es mir zu gefallen. Langsam fühlt sich auch die Vorstellung sehr gut an, dass diese vier Krafttiere meinen Rücken- und Schulterbereich bewachen und hüten. Es ist der Punkt, an dem meine Aufmerksamkeit am geringsten ist und an dem sich daher auch mit die meisten Energieräuber ansiedeln. Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich meine Angst in diesem Bereich wirklich überwunden habe, aber ich spüre, dass sie bereits jetzt kleiner wird.

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Gedanken sind Handlungen (F.W. Nietzsche)

Höhenmeter: 220 m Tagesetappe: 21 km Gesamtstrecke: 16.440,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz im Wald, nahe Schit-Orăşeni, Rumänien

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Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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