Tag 965: Endlich wieder ein neues Paket

von Heiko Gärtner
07.09.2016 03:47 Uhr

09.08.2016

Nach einem Frühstück im klassischen Jugendherbergsstil (Toast mit Scheiblettenkäse und Tee, der zu 95% aus Zucker bestand) zogen wir weiter durch die Felder bis in eine Kleinstadt. Hier wartete im Postamt ein Paket auf uns, das unter anderem Meinen Laptop als Ersatz für Heikos kaputten beinhaltete. Laut Wikipedia hatte die Stadt 60.000 Einwohner, was man jedoch nicht merkte. Sie fühlte sich noch immer wie ein etwas größeres Dorf an und war deutlich angenehmber, als viele wesentlich kleinere Städte in anderen Ländern. nur die Schlafplatzsuche gestaltete sich hier wieder einmal schwieriger, wie wir es ja bereits von größeren Orten gewöhnt waren. Der erste Pfarrer speiste uns mit einer Flasche Wasser ab, der zweite war nicht da. Um herauszufinden, wo sich das Rathaus befand, spach ich auf der Straße eine junge Sinti-Frau an. Sie reagierte fast pikiert und noch ehe ich meine Frage beenden konnte, stand sofort ein Mann neben mir, der mich herausfordernd fragte, warum ich denn die Frau belästigte.

Offensichtlich gab es bei den Sinti und Roma die Regel, dass Frauen nicht angesprochen wurden, während Männer jedem hinterherpfeifen und rufen konnten. Mir war diese Regel fremd gewesen, aber nun da ich sie kannte, nutzte ich die Anwesenheit des Mannes, um ihn nach dem Rathaus zu fragen. Er führte mich hin und begleitete mich auch zu dem Gespräch mit der Empfangsdame. Leider sprach niemand Englisch oder Deutsch, so dass ich nicht wirklich verstehen konnte, was bei dem Gespräch herauskam. Doch am Ende bedeutete mir der kleine dicke Sinti-Mann, dass ich ihm folgen solle, da er mich irgendwo hinbringen würde, wo man uns helfen konnte. Wir holten Heiko ab und schlappten dann einmal durch die komplette Stadt bis ans andere Ende und darüber hinaus. Das letzte Haus vor den Feldern war eine Mischung aus Hotel und Seminarhaus und es gehörte dem Bürgemeister sowie seiner Frau. Hier verabschiedete sich unser Führer und ließ uns mit der Bürgermeisterin alleine. An einem anderen Tag hätte sie uns aufgenommen, doch heute waren alle Zimmer belegt. Dennoch wollte sie uns weiterhelfen und versuchte verzweifelt ihren Mann anzurufen, der jedoch nicht an sein Telefon ging. Erst als sie die Nummer ihrer Tohter wählte und diese beauftragte, den Vater ans Telefon zu holen, hatte sie Erfolg. Dieser organisierte uns dann tatsächlich einen Platz, der jedoch wieder genau an der anderen Seite der Stadt lag, also dort, wo wir hineingekommen waren.

Unser erstes Ziel war nun das Postamt, wo wir erstaunlich unkomplex unser Paket erhielten. als ich am Schalter einer Dame nahmens Budahazi (gesprochen Buddha-Hasi) stand, brauchte ich nur zu fragen, ob sie Deutsch oder Englsich spricht und schon legte sie das Paket auf den Tresen. Mit diesem in der Hand, suchten wir nun uneren Schlafplatz auf, der noch einmal ein gutes Stück weiter außerhalb lag, als wir vermutet hatten. Ein weiterer Gang in die Stadt, um noch Essen zu besorgen wäre zu weit gewesen und so waren wir heilfroh, dass unserem Paket auch eine Ochsenschwanzsuppe beilag. Danke noch einmal an Heikos Eltern für das Paket und für all die leckeren Beilagen!

Der Platz auf dem wir schliefen war eine Art Jungendseminarplatz mit Grilhütten, Bänken und allem was man sonst noch braucht. Alles war aus Rubinie gefertigt und wirklich schön gemacht. Als wir ankamen lief hier gerade ein Ferienprogramm für Kinder, das aber nur aus einer Tagesbetreuung bestand. Das Schlafhaus war also leer und stand uns damit gänzlich zur Verfügung. Den Rest des Nachmittages und fast die ganze Nacht verbrachten wir dann damit, die Computer neu einzurichten und alles zu sichern. Pünktlich um ein Uhr in der Nacht sprang dann sogar Heikos Computer noch einmal an, so dass wir alle Daten sichern konnten, von denen wir längst befürchtet hatten, dass sie für uns zumindest für die nächste Zeit verloren waren.

Spruch des Tages: Vielen Dank für die Post!

Höhenmeter: 890 m Tagesetappe: 39 km Gesamtstrecke: 17.467,27 km Wetter: bewölkt und schwülwarm Etappenziel: Kirchliches Gäste- und Seminarhaus, Stary Sacz, Polen

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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