Tag 967: Kantinenessen für alle!

von Heiko Gärtner
07.09.2016 04:08 Uhr

11.08.2016

Nach einer kurzen und schmerzlosen Verabschiedung vom Pfarrer machten wir uns wieder auf die Socken. Das Wandern hier war ein Traum und nach der langen Zeit der Extreme fühlte es sich hier wirklich wie Urlaub an. Dabei war gerade Ungarn das Land gewesen, vor dem wir am meisten Respekt gehabt haben, nachdem was man uns alles darüber erzählt hat. Nicht über die Leute und das Land an sich, denn beides hatte einen ziemlich guten Ruf. Aber was die politische Lage anbelangte, wurde in letzter Zeit durchaus ein sehr negatives Bild über den kleinen Agrarstaat verbreitet. Davon war für uns jedoch nicht das geringste spürbar. Das einzige, was mir persönlich an diesem Tag etwas Sorgen bereitete war, dass wir wieder einmal keinen geschützen Platz für die Sanktionen finden konnten. Damit addierte sich dann noch ein weiterer Tag hinzu und langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen, ob ich es überhaupt noch aushalten würde.

Für heute bekamen wir unsere Unterkunft vom Rathaus. Auch hier trafen wir auf freunliche und hilfsbereite Menschen, wenngleich alles ein bisschen Bürokratischer und damit auch langwieriger war, als bei den Pfarrern. Im Sekretariat des Rathauses führte ich zunächst ein gepräch mit drei Damen, von denen eine Deutsch, eine Englisch und eine Italienisch sprach, was für die Verständigung recht verwirrend war. Dann bekamen wir ein Mittagessen in der Kantine der Schule und anschließend einen Platz in der Umkleidekabine des Fußballvereins. Beides erinnerte uns irgendwie an Italien. In der Kantine gab es eine fade Nudelsuppe und in der Kabine war es in etwa so laut wie auf der Straße. Guter italienischer Standart also. Spannend war jedoch, dass die Schule selbst geschlossen hatte, weil gerade Ferien waren. Die Kantine kochte jedoch weiterhin, da es in Ungarn ein Programm gibt, dass dieses Essen fördert. So wie wir es verstanden haben, steht es den Kindern auch in den Ferien zu und die Familien können es dann abholen und zu hause essen. Schon oft hatten wir Menschen gesehen, die mit kleinen Tupperboxen durch die Straßen liefen und wir hatten uns stets nach dem Grund gefragt. Nun hatten wir die Antwort.

Spruch des Tages: Kantinenfraß für alle!

Höhenmeter: 350 m Tagesetappe: 16 km Gesamtstrecke: 17.516,27 km Wetter: überwiegend sonnig und warm Etappenziel: Kleine Gästewohnung in der Schule, Tymbark, Polen

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

Schreibe einen Kommentar:

Speichere Namen, Email und Webseite im Browser fur zukunftige kommentare