Übernachten im Kloster - 5 gastfreundliche Klöster in Italien

von Franz Bujor
20.07.2019 03:43 Uhr

In den letzten Tagen hatten wir geradezu einen Run, was das Übernachten im Kloster anbelangt. Nachdem wir im Norden von Italien ja bereits mehr als nur enttäuscht darüber waren, wie wenig Gastfreundschaft die guten alten Klosterbrüder heutzutage noch aufbringen können, haben wir von den Franziskaner-Klöstern in Apulien wieder ein deutlich besseres Bild. Hier wurden wir in den letzten Tagen ohne Ausnahme und ohne viel Gerede von Klöstern aller Franziskaner-Gruppierungen herzlich eingeladen und erstklassig aufgenommen.

Basilica della Madonna die Martiri

Nach unserer Gruselnacht im ehemaligen Kapuziner-Kloster (welches ja im Grunde auch schon zählt) waren wir zu Gast im Kloster zur Heiligen Madonna der Märtyrer in Molfetta. Der Name, so erfuhren wir später, kam nicht daher, dass hier immer mal wieder Menschen für ihren Glauben in den Tod gegangen sind. Mit Märtyrer sind an dieser Stelle viel mehr Pilger gemeint, die für ihren Glauben bis nach Jerusalem gepilgert sind. Viele von ihnen kamen entweder auf dem Hinweg oder dem Rückweg an diesem Kloster vorbei und fanden hier Unterschlupf. Sie bekamen eine warme Mahlzeit, konnten Kleidung und Ausrüstung waschen und reparieren und erhielten die Möglichkeit zum Übernachten im Kloster. Zu ihrem Gedenken trägt die Kirche heute ihren Namen. Interessant ist dabei auch, dass es hier einen Schrein gibt, der quasi original aus Jerusalem stammt. Er wurde mit Steinen errichtet, die die Reisenden einzeln und zu Fuß aus dem Heiligen Land mitbrachten.

Das Kapuzinerkloster von Giovinazzo

Unser nächster Halt war das Kapuzinerkloster von Giovinazzo, das ebenfalls ein wenig außerhalb der Stadt und direkt am Meer liegt. Es ist ein moderneres Kloster, das auf eine weniger spektakuläre Geschichte zurückblickt, das aber eine enge Verbindung zur Missionsarbeit in Afrika pflegt. Auch hier wurden wir herzlich aufgenommen und waren für einen Tag Teil der Gemeinschaft der Brüder. Die Übernachtung selbst fand in einem separaten Teil des Klosters statt, der normalerweise für die Jugendarbeit verwendet wird.

Alter Wachturm an der italienischen Grenze

Alter Wachturm an der italienischen Grenze

 
Fischerboot

Fischerboot

Das Kapuzinerkloster in Bari

Die Zusage in diesem Kloster freute uns besonders, denn Bari ist mit seinen 200.000 Einwohnern eine der größten Städte in Apulien und daher kein Ort, an dem man ohne sicheren Schlafplatz sein möchte. So aber waren wir nahe dem Zentrum in einem ruhigen Quartier untergebracht und konnten und in aller Ruhe die Altstadt und den Hafen anschauen. Bari ist einer der Fährhäfen, von denen aus man nach Kroatien, Albanien, Griechenland und in die Türkei ablegen kann. Außerdem ist es beliebt bei großen Kreuzfahrtschiffen. Anders als in Brindisi gibt es hier jedoch keinen Industriehafen, was das Anlanden und Abreisen deutlich angenehmer macht. Für unsere Klosterübernachtung bekamen wir dieses Mal sogar jeder ein eigenes Zimmer mit Bad.

Älteste Kirche von Bari

Älteste Kirche von Bari

Santuario Santa Maria del Pozzo

Von Bari aus verabschiedeten wir uns erst mal wieder von der Küste und wanderten in Richtung Innenland. Dabei stießen wir nach 14 km auf das Heiligtum der Maria von Pozzo, welches ebenfalls von minderen Brüdern betreut wird. Es ist eine Pilgerstätte für Marienpilger, die hier aufgrund eines Marienabbilds herkommen, das in Verbindung mit einer Heilquelle steht. Diese hat anscheinend schon so manches Wunder bewirken können. Für uns war der Ort vor allem ein Ort der Erholung, nachdem Bari selbst durchaus etwas unruhig gewesen war. Zu unserer Überraschung trafen wir gleich bei unserer Ankunft ein bekanntes Gesicht. Einer der Brüder, die wir bereits in Molfata kennengelernt hatten, was heute hier zu Besuch. Als Marien-Pilgerstätte bietet das Santuario seinen Pilgern im Allgemeinen einen guten Schlafplatz innerhalb der Klostermauern an. Übernachten im Kloster ist hier also kein Problem.

Der Weg durch das Innenland von Apulien

Die nächsten drei Tage landeten wir zunächst wieder in gewöhnlichen Pfarrhäusern an. Wir befanden uns nun im Herzen von Apulien und mussten unseren Weg nach Süden auf die andere Seite der Halbinsel finden. Dabei stellten wir fest, dass wir einige der Orte von unserem letzten Besuch in der Region bereits kannten. Darunter Gioia del Colle. Hier konnten wir dieses Mal sogar vom Fenster unserer Unterkunft auf die Tür des Saals blicken, in dem wir drei Jahre zuvor geschlafen haben.

Hier ein paar Impressionen vom Weg:

Sehenswertes in Casamassima:

Acquaviva delle Fonti in Bildern:

Bilder aus Gioia del Colle:

Das Kloster der minderen Brüder in Castellaneta

Den vorübergehenden Abschluss unserer "Übernachtung im Kloster Tour", bildete das Kloster der minderen Brüder in Castellaneta. Von hier aus würden wir dann wieder auf das Meer stoßen und bis zum nächsten aktiven Kloster sollten es nun rund 100 km sein.

Die Säulen der Erde

Die Säulen der Erde.

 
Spruch des Tages: Es gibt sie doch noch, die Gastfreundschaft in Klöstern
Tagesetappen:
  1. Etappe: 14 km, 20 Höhenmeter, Ziel: Kapuzinerkloster, Giovinazzo, Italien
  2. Etappe: 19 km, 30 Höhenmeter, Ziel: Kapuzinerkloster, Bari, Italien
  3. Etappe: 12 km, 55 Höhenmeter, Ziel: Santuario Santa Maria del Pozzo, Capurso, Italien
Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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