Schuldgefühle als Ursache von Leid

von Heiko Gärtner
25.04.2017 22:35 Uhr

Fortsetzung von Tag 1173:

Von nun an hatte sich das System also fest installiert: Jedes Mal, wenn ich etwas tue, das ich nicht tun sollte, etwas nicht tue, das ich tun sollte oder etwas tue, das einen anderen Krank machen könnte, baue ich Schuld auf und sanktioniere mich dadurch selbst. Auch die Hautveränderungen, wie die Gürtelrose und die Muttermale sind, bzw. waren ein Symptom des Schuldabbaus. Die Muskelschmerzen, die Hüftschmerzen, der schmerzende Zahn und die Genickverspannungen sind hingegen Boten, die er von seinem Herz als Zeichen für die Herzensverstöße bekommen hat.

Paradoxerweise sind die Selbstsanktionen dabei in den meisten Fällen so gewählt, dass sie einen an den Rand des Selbstmords treiben. Jedes Mal, wenn Heiko also das Gefühl hat, aufgrund einer Herzensentscheidung sein Leben zu verkürzen, weil er gegen die Lebensrichtlinien seiner Eltern verstößt, bekommt er dafür als Sanktion ein Leid, dass ihm den Selbstmord nahe legt, wodurch er natürlich noch schneller sterben und seinen Eltern noch mehr Leid zufügen würde. Auch dies geschieht nicht ohne Grund, denn auf diese Weise ergeben sich zwei Möglichkeiten, um das Schuld-Sanktionierungs-System zu durchbrechen. Die erste ist der Freitod, durch den man dann im Tod erkennen kann, das alles nur eine Illusion war und es die Schuld und das daraus resultierende Leid gar nicht gibt. Der zweite ist, dass man durch den steigenden Leidensdruck bereits im Leben auf diese Erkenntnis kommt, so dass man damit aufhören kann, Schuld aufzubauen, weil man die dahinterliegenden Glaubenssätze als Irrtümer erkennt.

Die Taktik von mir und Shania ist eine etwas andere, wenngleich sie nicht weniger paradox erscheint. Unsere Grundüberzeugung, die wir bei unserer Geburt mit auf den Weg bekommen haben ist, dass wir unser Leben nur dann verdient haben, wenn wir für andere funktionieren. Bei uns geht es also nicht in erster Linie darum, ob wir jemanden verletzen oder nicht, sondern ob man uns als funktionstüchtig ansieht. Solange wir dies sind, verstoßen wir zwar gegen unser Herz, bauen aber keine Schuld auf. Tun bzw. unterlassen wir jedoch irgendetwas, durch das wir nicht mehr funktionieren, entsteht sofort Schuld in uns, die eine direkte Bestrafung zur Folge hat. Anders als bei Heiko besteht unsere Selbstkasteiung jedoch nicht aus körperlichem, sondern in erster Linie aus seelischem und mentalen, sowie zu einem kleineren Teil aus emotionalen Leid. Das bedeutet, wir fügen uns keine Schmerzen in Form von Krankheiten oder Verletzungen zu, sondern dissen uns selbst in Gedanken dass es nur so kracht, machen uns fertig, verurteilen uns und ziehen uns runter bis zum Boden. Gleichzeitig suchen wir uns dann Situationen aus, durch die unsere Seele leidet und geschändet wird.

Durch diese Taktik bestrafen wir uns also jedes Mal, wenn wir versuchen Herz-offen, also nach unserem wahren Sein und unserem Gottesbewusstsein zu leben, weil dies automatisch dazu führt, dass wir für uns selbst handeln und nicht mehr für andere funktionieren. Wenn ich also beispielsweise meine Gefühle offenbare, mich selbst und meine Schattenseiten beleuchten will und in meiner Kindheit nach Ursächlichkeiten für meine Lebensthemen suche, funktioniere ich nicht mehr als der perfekte Sohn einer perfekten Familie. Folglich baue ich Schuld auf und sanktioniere mich dafür in Form von Verurteilungen und Seelenmisshandlungen. Nur wenn wir uns verbiegen und gegen unser Herz handeln, so dass wir als Roboter funktionieren können, entsteht keine Schuld und somit auch kein Leid. Dieses kommt dann erst mit Verzögerung als Hinweisschild vom Herzen, dass man sich mit der Roboter-Lebensweise auf göttlicher Perspektive vollkommen auf dem Holzweg befindet. In meinem Fall sind alle meine körperlichen Symptome, also meine Trichterbrust, die Vorhautverengung, die Kurzsichtigkeit, meine Riesennase, meine Wassereinlagerungen, meine Krampfadern und meine Mini-Oberlippe folgen meiner Herzensverstöße. 99 % meiner Fehler, die ich aufgrund von Unaufmerksamkeit, Schusseligkeit, Trotteligkeit, Dummheit und Unkonzentriertheit mache, entstehen hingegen aus der Schuld heraus. Daher wird meine Trotteligkeit auch jedes Mal umso schlimmer, je mehr ich mich dafür entschließe, mein Sein zu leben. Der Entschluss, kein funktionierender Roboter mehr zu sein, sondern nach meinem Herzen zu leben führt also automatisch dazu, dass ich gegen meine Verpflichtung des Funktionierens verstoße, dadurch Schuld aufbaue und sofort Leid in Form von schlechten Gefühlen, negativen Gedanken und Seelenvertößen anziehe. Bei Shania ist es ähnlich, wenngleich die körperliche Ebene nicht ganz so eindeutig ist. In ihrem Fall führt die Schuld, mit dem Versuch, nach dem eigenen Herzen zu leben aufgebaut wird dazu, dass sie Naiv wird und sich so blindlinks in lauter Gefahrensituationen begibt, durch die sie ihre Seele schändet. Auch bei ihr entstehen 100 % aller Fehler, die sie im Zusammenhang mit Unachtsamkeit, Tollpatschigkeit und Unkonzentriertheit macht aufgrund des Schuldabbaus.

In allen Fällen, also sowohl bei Heiko als auch bei Shania und mir ist der Grundauslöser, der hinter allem steht, das Gefühl nicht richtig zu sein. Wir leben nicht bedingungslos, also nicht im vollkommenen Vertrauen darin, dass wir dieses Leben verdient haben, allein weil wir es leben. Wir vertrauen nicht darauf, dass wir göttliche Wesen sind, die aufgrund ihrer Göttlichkeit immer nur richtig und sinnvoll handeln können. Wir glauben nicht, dass alles einen Sinn hat, sondern zweifeln an uns und sind davon überzeugt, dass wir so wie wir sind nicht richtig sind. Nur aufgrund dieses Urglaubens kann überhaupt Schuld in uns entstehen. Hätten wir das vollkommene Vertrauen, dass immer alles zu jeder Zeit genauso richtig ist, wie es ist und dass immer alles, egal was es auch sein mag, der Liebesausdehnung gibt, würden wir erkennen, dass es keine Schuld geben kann. Damit gäbe es dann auch keinen Grund geben, diese Schuld abzubauen und uns zu diesem Zweck zu bestrafen. Ohne dieses Schuldgefühl gäbe es auch keinen Grund, unserer Herzensstimme nicht zu vertrauen und ihr zu widersprechen. Wir widersprechen oder ignorieren sie nur deshalb, weil wir glauben, kein Recht zu haben, ihr zu folgen und weil wir wissen, dass wir Schuld und Leid anziehen, wenn wir es tun. Nur deswegen hören wir nicht auf die ersten, seichten Hinweise unseres Herzens, so dass dieses dann irgendwann zu härteren Mitteln greifen

Spruch des Tages: Es gibt keine Schuld. Jetzt müssen wir das nur noch glauben.

Höhenmeter: 160 m Tagesetappe: 12 km Gesamtstrecke: 21.506,27 km Wetter: Regen Etappenziel: Rathaussaal, 72400 Préval, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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