Urlaub in Ostfriesland


Übernachten in Ostfriesland
16.-28.01.2018: Die nächsten Tage wurden dann wieder ruhig und wurden fast zu einer Art Urlaub in Ostfriesland. Wir übernachteten in einem Jugendzentrum, in dem man uns einfach die Tür offen ließ, weil zu unserer Ankunftszeit kein Schlüsselwärter auftreibbar war. Dann in einem Kirchenzentrum, in dem man sich nicht bewegen durfte, weil überall Bewegungsmeldern angebracht waren, die alles sofort taghell werden ließen. Anschließend folgten einige Gemeindehäuser ohne besondere Skurrilität sowie einige Pfarrhäuser, ein kirchliches Gästehaus und ein Jugendzentrum mit Gästezimmern, die man hier eingerichtet hatte, damit auch die Jugendlichen der Ostfriesischen Inseln zu Abendveranstaltungen kommen konnten, obwohl es nachts keine Fähren mehr gab.
Wander-Urlaub in Ostfriesland
Zum Wandern folgen wir überwiegend dem Ostfriesland-Rad- und -Wanderweg, der uns bis hoch an die Küste führte. Leider war er in einem eher erbärmlichen Zustand und größtenteils bereits zerstört oder von Unkraut überwuchert. Er führte noch immer geschickt an den meisten Straßen vorbei und lohnte sich als Verbindungsstrecke daher trotzdem, aber es war schade zu sehen, wie wenig Wert ihm beigemessen wurde, obwohl er eigentlich ein schöner Weg war. Ansonsten waren wir vom ostfriesischen Hinterland eher etwas enttäuscht. Wir hatten uns schöne Häuser mit Reetdächern und Strandkörben im Garten vorgestellt, doch die gab es hier genauso wenig wie Kokospalmen und Bananenstauden.
Die Dörfer und Städte waren viel eher von Backsteinhäusern und Plattenbauten geprägt, die vor allem jetzt im Winter eher düster und deprimierend als einladend wirkten. Erst als wir die Küste erreichten und dort zu den ersten Hafenstädtchen kamen, in denen die Segelschiffe vor Anker lagen und an denen man bunte Fachwerkhäuser gebaut hatte, kam etwas von der Stimmung auf, die wir uns hier vorgestellt hatten. Reetdächer waren aber noch immer Mangelware und auch ruhige Wanderwege wurden nun wieder selten. Warum Ostfriesland eine der Touristen reichsten Regionen Deutschlands ist, konnten wir daher nicht so ganz nachvollziehen. Unseren Urlaub in Ostfriesland hatten wir uns etwas anders vorgestellt.
Reif für die Insel
Nachdem uns die ostfriesische Nordseeküste nicht ganz so begeistert hatte, wie wir es gehofft hatten, sahen wir eine neue Chance auf einen erfüllten Urlaub in Ostfriedland, als wir vom Deich aus ein großes Gebäude entdeckten, das sich als Terminal für die Überfahrten nach Borkum entpuppte. Klar, die Insel lag nicht gerade auf unserem Weg, aber wie oft kam man auf einer solchen Weltreise ohne Geld schon nach Ostfriesland und in die Verlegenheit, auf einer der Inseln Urlaub zu machen?
Kurzerhand beschlossen wir, unsere aktuellen Reisepläne um einen Tag zu verschieben und wählten stattdessen die virtuellen Tasten unseres Smartphones wund. Eine gute halbe Stunde später war es vollbracht: Wir bekamen eine Fährfahrt und einen Schlafplatz von der katholischen Kirche Borkum spendiert und konnten den bereits ausgemachten Übernachtungsplatz am Festland auf den Folgetag legen. Dadurch hatten wir nun doch einen ganzen Nachmittag voller Urlaub in Ostfriesland gewonnen und konnten uns die schöne Insel Borkum ganz in Ruhe anschauen. Wir schlenderten am Strand entlang, spazierten durch die Dünen, schauten uns den einen oder anderen Leuchtturm an und durften sogar ein paar äußerst niedliche Kegelrobben beobachten. Dafür hat sich der Ausflug nach Borkum wirklich gelohnt!
Speisen in Ostfriesland
Kulinarisch sah es hingegen schon wieder besser aus. Neben deftigem Grünkohl mit Bregenwürstchen bekamen wir unter anderem reichlich Pizza, Currywurst und verschiedene Hausmannskost. Lediglich, was die berühmten Fisch- und Krabbenbrötchen anbelangte, sah es etwas mau aus. In der gesamten Woche, die wir in Ostfriesland verbrachten, bekamen wir jeder gerade zwei Fischbrötchen. Die waren dafür aber umso besser.
Gastfreundschaft in Ostfriesland
Spannend war jedoch noch einmal zu sehen, wie groß trotz allem der Unterschied zwischen der Gastfreundschaft der Deutschen und der unserer türkischen Mitbewohner war. Nicht, dass wir nicht gastfreundlich wären, ganz im Gegenteil, im internationalen Bereich sind wir auf jeden Fall unter den Top Ten. Aber verglichen mit den Betreibern von Dönerbuden und türkischen Restaurants sehen wir dennoch recht blass aus. Teilweise bekamen wir hier sogar noch eine Geldspende für unsere Projekte, nachdem wir bereits ein volles Menü mit Getränken verdrücken durften.
Kurz bevor wir dann mit dem Schiff über die Weser nach Bremerhaven übersetzten, um unseren Urlaub in Ostfriesland wieder zu beenden, erreichten wir Wilhelmshaven, wodurch wir noch einmal den Unterschied zwischen der Gastfreundschaft auf dem Land und der in der Stadt spüren durften. Zuvor hatte stets ein kurzer Anruf gereicht um irgendwo einen Schlafplatz von der Kirche oder der Gemeinde zu bekommen. Hier in der Stadt führte ich sage und schreibe 33 Telefonate und am Ende hatten wir noch immer nichts erreicht. Nur durch Zufall, weil wir aufgrund einer gesperrten Straße von unserem Weg abgelenkt wurden, platzten wir gewissermaßen in eine kirchliche Besprechungsrunde und gelangten so an einen Schlafplatz etwas außerhalb der Stadt. Dieser Kontakt erst ermöglichte uns dann die Übernachtung am Folgetag in einem Kirchenzentrum in der Innenstadt.
Hier trafen wir dann jedoch wieder auf einen Pfarrer, der ganz erstaunliche Arbeit leistete, sowohl für die Jugendlichen, als auch für den Rest der Stadt. Zu den außergewöhnlichen Aktionen, die er ins Leben gerufen hatte, zählte unter anderem die Tradition, einmal im Monat den Gottesdienst von der Kirche an einen Ort mit einer besonders düsteren Geschichte zu verlegen und ihn auf diese Weise zu segnen und zu heilen. Dabei wurden beispielsweise Unfallorte, Orte mit Überfällen, Bränden oder Gewalttaten aber auch historisch bedeutsame Plätze und aktuelle soziale Brennpunkte gewählt.
Probleme für die Bauern
Dass der Herbst mit seinem vielen Regen nicht ganz ohne war, hatten wir ja bereits am eigenen Leib erfahren dürfen. Doch wie heftig es wirklich war, bekamen wir erst im Gespräch mit einigen Bauern mit. Diese hatten nämlich das Problem, dass sie teilweise ihre Ernte nicht mehr einfahren konnten, da die Felder durch das Regenwasser so sehr aufgeweicht waren, dass die Traktoren einfach darin stecken blieben. Wie heftig es war, könnt ihr euch hier auf dem YouTube-Video ansehen:
https://www.youtube.com/watch?t=20&v=HkV2_51C6b4&feature=youtu.beDas Fazit unseres Urlaubs in Ostfriesland
Alles in allem muss man leider sagen, dass wir uns von unserer Zeit in Ostfriesland deutlich mehr erwartet hatten. So ein richtiger Ostfrieslandurlaub war es nicht, denn dazu fehlte es irgendwie an Gemütlichkeit. Es gibt definitiv ein paar schöne Flecken, die auch unbedingt sehenswert sind, doch im Großen und Ganzen gibt es auch hier etwas zu viel Beton, Asphalt und Verkehr und etwas zu wenig Ursprünglichkeit und Urigkeit um seinem Ruf gerecht zu werden. Um so richtig in Urlaubsstimmung zu kommen und sich wie ein waschechter Ostfriese zu fühlen, muss man wahrscheinlich auch zur Wasserratte werden und mindestens ins Wattenmeer oder auf die Nordsee hinaus und die Inseln besuchen. Wenn ihr euch auf euren Urlaub in Ostfriesland etwas besser vorbereiten wollt, helfen euch vielleicht die folgenden Karten und Reiseführer:
Spruch des Tages: Was macht ein Ostfriese, wenn er zu viel heißes Wasser hat? Einfrieren – Heißes Wasser kann man schließlich immer mal gebrauchen.
Höhenmeter 120m / 320m / 90m / 1110m
Tagesetappe: 34km / 32km / 14km / 64km
Gesamtstrecke: 29.026,27km
Wetter: Überwiegend sonnig und warm
Etappenziel Tag 1596: Ferienhäuschen vom Pilgrimshotel, Gädede, Schweden
Etappenziel Tag 1597: Ferienhütte im Angelcamp, Jormvattnet, Schweden
Etappenziel Tag 1598: Aufenthaltshaus für Freiwilligenhelfer, Stora Blåsjön , Schweden
Etappenziel Tag 1599: Aufenthaltshaus im Skilift, Klimpfjäll, Schweden
