Tag 1373: Weg mit dem Miesepeter! - Wandlung ins Positive

von Heiko Gärtner
09.03.2018 06:45 Uhr

In den letzten Tagen kam in mir immer wieder die Frage auf, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, oder ob ich mich vor allem mit dem Blog in etwas verrannt hatte, das mich nun nicht mehr weiter brachte.

Der Beginn einer Reise ohne Geld und zu Fuß um die ganze Welt

Der Beginn einer Reise ohne Geld und zu Fuß um die ganze Welt

Als wir vor knapp vier Jahren zu unserer Reise aufgebrochen sind, ging es uns vor allem um eines: Wir wollten weg! Uns war klar, dass das Leben zuhause nichts mehr für uns war. Es war nicht nur einfach nicht mehr das Gelbe vom Ei, es brachte uns Buchstäblich um. Jahre zuvor hatten wir eine Wildnisschule gegründet mit dem Plan, dadurch unser Darma leben zu können. Wir wollten als Mentoren andere auf ihrem eigenen Lebensweg begleiten und ihnen den Mut, die Anstöße und die Impulse geben, die sie brauchten, um ihr volles Potential entwickeln zu können. Wir wollten Menschen dabei helfen, herauszufinden wer sie wirklich waren und dieses Selbst dann auch in vollem Maße zu leben und zu lieben. Und wir wollten die Verbindung zwischen Mensch und Natur wieder herstellen, wollten das alte, native Wissen über Heilung neu beleben und wollten erreichen, dass es eine Generation an Kindern gibt, die die Natur wieder liebt und als ihre Mutter betrachtet. Was man liebt kann man nicht zerstören und so hatten wir die Hoffnung, das Thema Naturschutz, ein für alle Mal vom Tisch zu bekommen. Stellt euch einmal vor wie es wäre, wenn allein alle Kinder unter 12 Jahren einen engen und intensiven Naturbezug hätten, der von Abenteuerlust, Verbundenheit, Tierliebe, Fürsorge und Rücksicht geprägt ist, so das sie ganz natürlich und ohne Zwang oder Überwindung dafür sorgen, dass unsere Natur und unsere Umgebung erhalten und gepflegt werden!

Eine Reise verändert einen. Heiko und Tobiss nach einem Monat Weltreise

Eine Reise verändert einen. Heiko und Tobiss nach einem Monat Weltreise

Irgendwann hatten wir jedoch feststellen müssen, dass wir mit dieser Idee gegen Windmühlen kämpften. Von der Generation an Kindern, die es zu wandeln galt bekamen wir gerade einmal einen winzigen Bruchteil zu greifen und selbst bei ihnen blieb unsere Arbeit ein Tropfen auf den heißen Stein. So jedenfalls fühlte sich bei uns an. Das bedeutet nicht, dass es nicht eine wichtige Arbeit war, doch wir merkten, dass es längst nicht mehr unsere Arbeit war. Man kann nur das wirklich gut tun, woran einem das Herz hing. Und unsers trieb uns hinaus in die weite Welt.

Die Weltreisenden sind nun ein halbes Jahr unterwegs.

Die Weltreisenden sind nun ein halbes Jahr unterwegs.

Doch zunächst war dieser Aufbruch ins Unbekannte natürlich vor allem ein Weglaufen von dem Alten. Wie hätte es auch anders sein sollen, denn wir kannten ja noch nichts neues, auf das wir hätten zugehen können. So wurden die ersten Jahre der Reise vor allem Jahre des Loslassens. Loslassen meiner Eltern, meiner Familie, Loslassen alter Bekannte, alter Gewohnheiten, Hobbies und Vorlieben aber auch alter Muster und Blockaden. Ganz langsam und schleichend sind wir dabei jedoch nun an einen Punkt gekommen, an dem dieses Weglaufen und Loslassen abgelöst wurde, durch das hinzuströmen auf etwas Neues. Die Präsenz liegt nun nicht mehr auf dem Sesshaftigkeits-Alltag hinter uns, dem wir entkommen wollen, sondern auf dem Nomadenleben vor uns, in das wir immer tiefer eintauchen und das wir stets weiter ausbauen und noch angenehmer, schöner, produktiver und Lebenswerter gestalten wollen. Der Fokus liegt nun darauf, das Leben als Herde zu Dritt mit Shania vorzubereiten, einen Weg zu finden durch die USA zu reisen, ein Begleitfahrzeug zu erschaffen, das uns vollkommene Unabhängigkeit. Und unter diesem neuen Fokus betrachtet, ist vieles von dem was ich bisher auf der Reise getan habe so nicht mehr stimmig. Darunter auch der Blog. Er war stets ein Weg um zu reflektieren, was in mir los ist und welche Entwicklungsschritte gerade anstehen. Er war stets meine Form, mein neues Leben als Wandermönch zu reflektieren und mich selbst so etwas besser zu verstehen. Er war in gewisser Weise meine beste Freundin, der ich mein Herz ausschütten konnte und das habe ich auch in vollen Zügen genutzt. Dabei habe ich jedoch außer acht gelassen, was eine solche Freundschaft ausmacht. Natürlich geht es auch darum, immer wieder einmal das Herz auszuschütten, doch es darf nicht dazu verkommen, dass der andere ein Seelischer Mülleimer wird. Die Präsenz muss stets auf der Frage liegen, was die Freundschaft benötigt, um für beide bereichernd und wertvoll zu sein. Daher war es nun an der Zeit, mir einige harte Fragen zu stellen und diese ehrlich zu beantworten:

Die Lebensabenteurer nach dem ersten Jahr Weltreise

Die Lebensabenteurer nach dem ersten Jahr Weltreise

Trägst du mit deinen Artikeln wirklich zur Inspiration der Leser bei? Oder sorgst du teilweise vielleicht sogar für Abschreckung, in dem du dich immer wieder auf die Hürden und Schwierigkeiten des Lebens konzentrierst? Wie viel Humor, Leichtigkeit, Begeisterung und Lebensfreude bringst du rüber? Wie hilfreich bist du wirklich? Schreibst du Artikel aus denen andere etwas lernen können, so dass sie es auf ihrem Weg leichter haben?

Ich muss mir wohl eingestehen, dass all diese Aspekte vor allem in der letzten Zeit deutlich zu kurz kamen. All zu Oft liegt mein Fokus nicht auf den 90% des Lebens, die absolut hervorragend und großartig sind, sondern auf den 10% in denen es noch Verbesserungsbedarf gibt. Und davon in den meisten Fällen auch noch auf das 1% bei dem ich keine Lösung habe und das mir deshalb übermächtig vor kommt.

Eineinhalb Jahre sind wir nun schon zu Fußunterwegs.

Eineinhalb Jahre sind wir nun schon zu Fußunterwegs.

Ein Mann, den wir vor kurzem trafen hat dieses Phänomen sehr schön und anschaulich beschrieben. Er sagte: „Was passiert, wenn du einem Menschen ein weißes Blatt mit einem winzigen schwarzen Punkt darauf gibst und fragst: `Was siehst du?`- Richtig! Er wird dir antworten: `Einen schwarzen Punkt!` Das strahlend weiße Papier, das er in den Händen hält, hingegen hat für ihn keine Bedeutung“.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber als ich diese Geschichte hörte, fühlte ich mich sofort ertappt. Selbst bei der Erzählung war mein erster Gedanke „schwarzer Punkt“ gewesen. Wie oft durchschreiten wir wunderschöne Landschaften, besuchen großartige Plätze, bekommen hervorragendes Essen und dürfen den ganzen Reichtum von Mutter Erde erfahren, während ich mich in Gedanken an irgendeiner Kleinigkeit aufhänge und deshalb nichts davon wahrnehmen kann?

Kurz nach dem 2. Weihnachtsfest in Italien.

Kurz nach dem 2. Weihnachtsfest in Italien.

Doch mir wurde noch mehr bewusst. Man sagt nicht umsonst: „Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Wirklichkeit!“ Bereits unsere Gedanken haben eine immense Schöpfungskraft, die natürlich noch bedeutend verstärkt wird, wenn man sie mit Überzeugung ausspricht. In meinem Fall hatte ich sie aber sogar niedergeschrieben und damit für alle Ewigkeit manifestiert. Negativität und der Fokus auf Jammern, Meckern und Fluchen zieht noch mehr Negativität und somit noch mehr Gründe zum Jammern, Meckern und Fluchen an. Wie oft hatte ich also auf Unüberlegtheit in mein Reisetagebuch geschrieben: „Liebes Universum, bitte mache mein Leben schwer und hart, nimm mir so viel Freude und Leichtigkeit wie du nur kannst und lass mich immer wieder an mir und meinem Weg zweifeln!“

War das wirklich sinnvoll?

Wohl kaum!

War das wirklich hilfreich?

Nein, ganz bestimmt nicht!

 
Heiko und Franz kurz nach dem Wandlungsritual

Heiko und Franz kurz nach dem Wandlungsritual

Es war wichtig gewesen, um mich selbst darin zu erkennen und um überhaupt erst einmal wahrzunehmen, dass ich nicht der Optimist bin, für den ich mich immer gehalten habe. Nun aber ist es an der Zeit den Fokus noch einmal zu wandeln und mich wieder auf das Licht, anstatt auf den Schatten zu konzentrieren. So wie in unseren ersten Texten für die Wildnisschule und unsere Bücher lege ich meinen Fokus nun wieder darauf, inspirierend und hilfreich zu sein und den Geist vorn Freiheit und Lebensfreude nach außen zu tragen. Dies wird auch bedeuten, dass ich zukünftig nicht mehr täglich einen Bericht schreibe, sondern mich auf die wirklich wichtigen und interessanten Punkte konzentriere. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, durch irgendetwas dazu verpflichtet zu sein, jeden Tag möglichst alles aufzuschreiben, was passiert war, auch wenn es dahinter keine echte Geschichte gab. Doch ein Tagebuch zu schreiben nur um Seiten zu füllen hilft niemandem sondern produziert nur Stress und sorgt dafür, dass ich das Gefühl habe, hinten und vorne mit den Dingen, die ich erledigen will, nicht zurecht zu kommen. Es wird also in Zukunft weniger Tagesberichte geben, die dafür aber gezielter gewählt sind und die Kernessenzen dessen um was es geht stärker einfangen. Gleichzeitig gibt es nun auch mehr themenbezogene Artikel, die euch bei gezielten Fragen weiterhelfen können. Und dann liegt natürlich ein Großteil des Fokusses im Moment auch auf dem neuen Geschenke-Portal, das zukünftig die Basis unseres Nomadenlebens darstellen wird.

Pilgern um die Welt

Pilgern um die Welt -Heute sind es nun schon 4 Jahre

Vor vier Jahren sind wir als Gesellschaftsflüchtlinge aufgebrochen und haben euch berichtet, was passiert wenn man die alten Wege verlässt. Nun machen wir und gemeinsam daran, neue Wege zu erschließen und uns eine Existenz als Webnomaden und Wanderheiler aufzubauen, die mit jedem neuen Schritt einen Funken mehr Licht in die Welt bringen.

Spruch des Tages: Es ist wichtig, immer wieder zu prüfen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist.

Höhenmeter 180 m

Tagesetappe: 14 km

Gesamtstrecke: 25.861,27km

Wetter: sonnig und warm

Etappenziel: Veranstaltungssaal der Gemeinde, Nolay, Frankreich

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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