Tag 1339: Warum wird Torf abgebaut?

von Heiko Gärtner
27.01.2018 04:12 Uhr

09.08.2017

Zunächst sah es aus, als wäre unsere Glückssträhne in Sachen Schlafplatzorganisation erst einmal wieder abgebrochen Pater Guinan versuchte zwar den zuständigen Kollegen in unserem Zielort zu erreichen, hatte damit aber keinen Erfolg. Es blieb also nichts als zu vertrauen, dass es auch so irgendwie klappen würde.

Wo einst ein Moor war ist nun nur noch Agrarwüste

Wo einst ein Moor war ist nun nur noch Agrarwüste

Auch heute hatten wir wieder herrliches Wanderwetter und kamen dabei sogar ganz ohne Schauer aus. Das Kommentar eines Mannes, der uns auf halber Strecke mit Essen versorgte lautete: „So viel Sonne auf einmal ist äußerst abnormal für unsere Gegend hier!“

Ist es wirklich übertrieben zu sagen, die inustrielle Landwirtschaft habe unsere Umwelt verändert?

Ist es wirklich übertrieben zu sagen, die inustrielle Landwirtschaft habe unsere Umwelt verändert?

Bereits in den letzten Tagen waren wir immer wieder an kleineren und größeren Torfabbaugebieten vorbei gekommen und die Frau von der Gemeindehalle hatte uns gestern einiges darüber erzählt. Einen professionellen, großindustriellen Abbau gab es ihrer Ansicht nach nicht. Es ging viel mehr um die Privatversorgung der Einheimischen, die ausschließlich oder zu großen Teilen mit Torf heizten. Dazu konnte man bestimmte Flächen im Moor für ein Jahr kaufen, die dann als Trocknungsbereiche dienten. Hier her bekam man seinen Torf geliefert, den man dann in die handlichen Würste presste und zum Trocknen auslegte.

Der Grund für die Verwüstung: Torf zum Heizen

Der Grund für die Verwüstung: Torf zum Heizen

„Glaubt es oder nicht!“ hatte die Frau gesagt, „Aber aus irgendeinem Grund trocknet der Torf dabei obwohl er im Freien liegt und obwohl es hier ständig regnet.“

Zum Trocknen wird der Torf zu kleinen Hügeln aufgeschichtet.

Zum Trocknen wird der Torf zu kleinen Hügeln aufgeschichtet.

Sorgen darüber, dass der Torf eines Tages abgebaut sein könnte, so dass nichts als totes Land übrig blieb, machte sie sich nicht. „Es gibt unendlich viel Moor hier, das kann man gar nicht aufbrauchen!“ meinte sie.

Das bleibt nach dem Torfabbau...

Das bleibt nach dem Torfabbau...

Heute auf unserer Wanderung bekamen wir dazu jedoch einen anderen Eindruck. Das Moor mochte unvorstellbare Ausmaße haben, aber dass es hier keinen industriellen Großabbau gab, konnte man leider nicht behaupten. Vor uns lag eine Verwüstung, die fast bis zum Horizont reichte und in der man das hübsche Heidemoor in eine trostlose Marslandschaft verwandelt hatte. Dass sich das Material als Brennstoff eignete zeigte sich dabei unter anderem auch an den vielen Warnhinweisen für Feuergefahr, den Verkehrsüberwachungskameras und den strickten Verboten, irgendeine Form von offenem Feuer zu verursachen. Die Traktoren, die auf der Abbaufläche patrouillierten hatten sogar Feuerlöscher an der Vorderseite montiert, mit denen man einen evtl. auftauchenden Schwelbrand sofort löschen konnte.

Spruch des Tages: Wenn es um die Zerstörung unseres Planeten geht, lernt der Mensch wohl nie.

Höhenmeter. 20 m

Tagesetappe: 12 km

Gesamtstrecke: 25.279,27 km

Wetter: Windig aber sonnig

Etappenziel: Pfarrhaus, Changé, Pays de la Loire Mayenne, Frankreich

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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