Wie arbeitet der Verwirrer?

von Heiko Gärtner
20.05.2017 03:34 Uhr

Fortsetzung von Tag 1185:

Hier folgt nun einer der genialsten Tricks des Verwirrers. Wir haben uns gefragt, ob wir in der Phase, in der wir in der Matrix sind, nun eigene Entscheidungen treffen oder nicht. Shania ist aufgefallen, dass sie stets die Dinge bekommen hat, die sie auf irgendeiner Ebene ihres Seins auch gewollt hat. Wenn ein Teil in ihr Angst vor etwas hatte, dann zog sie es in ihr leben. Wenn in ihr eine Anerkennungssucht laut wurde, dann zog sie Situationen an, die ihr diese Sucht befriedigten, auch wenn dies in anderen Bereichen dann eine Menge Leid verursachte. Je mehr sie sich damit beschäftigte, desto stärker wurde das Gefühl, dass sie tatsächlich alles, was jemals in ihrem Leben passiert war, selbst angezogen oder erschaffen hatte. Ein Gefühl, dass wir ebenfalls gut kannten. Die Schlussfolgerung, die sie daraus zog, war die gleiche, auf die wir auch gekommen waren. Alles in unserem Leben wird durch unsere Absichten, Wünsche, Ängste etc. erschaffen. Und in gewisser Weise stimmt das auch. Wir sind die Erschaffer unseres eigenen Lebens und unserer eigenen Welt. Aber eben des echten Lebens und der echten Welt. Auch hier ist es wieder ähnlich, wie bei unserem Kaufhausbeispiel. Wenn ich im realen Leben bin ist es etwa so, als würde ich meinen eigenen Garten anlegen. Hier habe ich nun tatsächlich die volle Erschaffungskraft. Alles was ich ernten will, kann ich durch das einpflanzen der Samen oder Setzlinge selbst erschaffen. Habe ich jedoch keinen eigenen Garten sondern gehe in den Supermarkt, kann ich nur noch aus dem bereits vorhandenen Angebot auswählen. Ich erschaffe also nicht mehr, sondern greife auf extern erschaffenes zurück. Um zu verschleiern, dass wir uns nun rein fremdgesteuert ernähren, bekommen wir eine Auswahl vorgegaukelt, hinter der sich am Ende jedoch immer wieder das gleiche Produkt verbirgt. Viel wichtiger ist jedoch, dass wir dabei gleichzeitig auch neue Wünsche eingepflanzt bekommen, so dass wir am Ende das Gefühl haben, wir hätten das gekauft, was wir kaufen wollten.

Wir landen also wieder bei der Situation mit dem Fahrlehrer. Ohne dass wir es bemerkt haben, hat er unsere Hände am Lenkrad festgeklebt und er hat uns erklärt, wo sich Gas und Bremse befinden. Dann fahren wir los, und das Auto wird komplett vom Fahrlehrer gesteuert. Oder besser: Der Fahrsimulator wird vom Fahrlehrer gesteuert, da wir uns ja nicht einmal in einem echten Auto befinden. Der Teil von uns, der noch immer mit unserem göttlichen Selbst verbunden ist, weiß, dass wir durch unsere Phantasie und unsere Überzeugungen die äußere Welt erschaffen. Damit wir also nicht stutzig werden, wird das innere Erleben mit dem äußeren gleichzeitig manipuliert und auf einander abgestimmt. In dem Moment, wenn das Auto in der Simulation schneller wird, senkt sich auch unser Fuß auf dem Gaspedal. In dem Moment in dem wir nach rechts abbiegen, drehen sich unsere Hände mitsamt des Lenkrades nach rechts. Dadurch haben wir das Gefühl, dass wir tatsächlich an der Steuerung des Autos beteiligt sind. Es geht aber noch einen Schritt weiter. Wenn vor uns nun eine Landstraße auftaucht, dann sorgt der Verwirrer dafür, dass wir in irgendeiner Form einen Bezug dazu haben. Entweder er verknüpft sie mit einer Angst, einem Wunsch, einem Glaubensmuster oder einer Sehnsucht. Wenn wir die Straße dann erreichen, glauben wir sofort, dass wir sie erreicht hatten, weil wir sie erreichen wollten, oder weil wir uns vor dem Erreichen fürchteten. Tatsächlich ist aber nicht das eine die Folge des anderen, sondern beides die Folge der Suggestionen des Verwirrers. Und während wir nun glauben, Stück für Stück genau dorthin zu fahren, wohin wir fahren wollen, sitzen wir in Wirklichkeit noch immer im Inneren des LKWs fest und werde kontinuierlich weiter von dem Weggebracht, was eigentlich unser Ziel wäre. Je länger wir also auf die Verwirrung hereinfallen, desto weiter wird im Anschluss unser Darma-Weg. Eigentlich hätten wir nur von Postbauer-Heng nach Neumarkt laufen müssen, doch nun finden wir uns plötzlich in Russland wieder und haben keine Ahnung, wie wir hier hingekommen sind, oder wie wir jemals wieder wegkommen sollen.

Tatsächlich ist unser freier Wille für die Zeit, die wir in der Matrix verbringen eine Illusion. Wir haben lediglich das Gefühl, eine Wahl treffen zu können. Dies ändert sich erst ab dem Moment, in dem wir erkennen, dass alles eine Illusion ist. Von nun an können wir damit beginnen, ganz bewusst unsere Visionskraft, also unsere Phantasie einzusetzen um damit die Matrix selbst zu zeichnen. Alle entscheidungen, die wir in Aktion treffen sind also aufdiktiert worden. Wirklich entscheiden tun wir uns nur durch das bewusste Erschaffen der „Zukunftsrealität“ durch unsere Visionskraft. Gelingt es uns, die Illusionen der Matrix zu erkennen und zu entlarven, landen wir nun zunächst in einer Übergangsphase, die in den meisten Fällen die zweitlängste Phase des Lebensprozesses ist. Wir wechseln hier stets hin und her, erreichen also den 0-Punkt, schnuppern einen kurzen Moment ins Realleben hinein, lassen uns ängstigen oder verwirren und treten zurück in die Matrix.Für einen Moment lang haben wir die Illusion erkannt und durch eine Visionierung einen Teil unseres Erlebens selbst erschaffen. Dann greift der Verwirrer an einer anderen Stelle wieder ein uns bringt uns wieder zurück in den Matrixbereich, wo wir wieder vollkommen innerhalb der Illusionen leben.

Zu diesem Punkt fällt mit eine alte Folge von Star-Trecks „Raumschiff Voyager“ ein, die ich als Jugendlicher gesehen habe. Die Crew des Raumschiffs ist durch eine dumme Panne in einer unbekannten Galaxie am anderen Ende des Universums gelandet und wünscht sich nun nichts sehnlicher, als wieder zurück zur Erde zu kommen. Und dann, eines schönen Tages sind sie plötzlich da. Alle sind überglücklich und feiern den Erfolg, bis ihnen immer mehr Dinge auffallen, die nicht zusammenpassen. Irgendwann bemerken sie, dass sie nicht auf der Erde sind, sondern in einer seltsamen, lebendigen Raumanomalie, die jedem Wesen, das in ihre Nähe kommt, genau das zeigt, was es sich wünscht. Im folgenden gelingt es den Helden immer wieder fast, aus der Anomalie zu entkommen, doch jedes Mal, wenn sie glauben, es geschafft zu haben oder auch nur schaffen zu können, bekamen sie Illusionsbilder ihres Erfolges und saßen wieder in der Mitte fest. Zu verstehen, dass es die Illusionen gibt und sie einmal in einem Bereich erkannt zu haben, reicht also nicht aus. Man muss lernen, zwischen den Illusionen und der Realität zu unterscheiden und jede neue Illusion erkennen um so über die Null-Linie ins reale Leben zu gelangen und dort dann auch bleiben zu können.

Wie arbeitet aber nun der Verwirrer, um uns in der Illusion festzuhalten?

Ein Tier wird im Normalfall mit einem natürlichen Instinkt geboren, der ihm sagt, wohin es in seinem Leben gehen soll, wie es seine Talente und Fähigkeiten entwickelt und welche Aufgabe es hat. Auch wir haben eigentlich so einen inneren Wegweiser, der uns anzieht und leitet. Man kann ihn sich ein bisschen wie ein großes grünes Leuchtschild mit der Aufschrift „Ausgang“ über unserer Darma-Tür vorstellen. Dadurch richten wir automatisch all unsere Handlungen und all unsere Erschaffungskraft darauf aus, den möglichst direkten Weg zur Tür einzuschlagen. Solange wir diesen Fokus haben, ist es schwer, uns dazu zu bringen, irgendetwas zu tun, zu lassen oder zu erschaffen, dass uns in eine andere Richtung führt. Deswegen arbeitet der Verwirrer hier mit einem ebenso einfachen wie genialen Trick. Sobald wir einmal zu ihm ins Auto gestiegen sind, versteckt er die Tür hinter einer Art Tarnkappe aus Illusionen und löscht jede Erinnerung daran aus unserem Bewusstsein. Wir wissen nun nicht mehr, dass es eine Tür gibt, nach der wir suchen wollen und haben nun das Gefühl, ziellos zu sein und eine externe Orientierung zu brauchen, an die wir uns halten können. Es gibt nun keinen Hunger und keine Sehnsucht nach der Tür des Erwachens mehr, da wir ja keine Ahnung haben, dass es so etwas überhaupt gibt. Wer nie in seinem Leben eine Ananas gegessen hat, wird kaum jemals Appetit darauf bekommen. Dies geht erst dann, wenn man sie kennt und bereits einmal probiert hat.

Wir haben nun also keinen Grund mehr, dem Erwachen entgegenzustreben, da wir davon ausgehen, dass es dies gar nicht gibt. Damit werden wir zum Spielball des Verwirrers, denn ohne einen eigenen, zentralen Fokus sind wir nicht nur offen für jede Form der Verführung und Ablenkung, wir freuen uns sogar darüber, weil wir glauben, dass dies vielleicht sogar der Sinn unseres Lebens sein könnte. Hätten wir dieses Bewusstsein, während wir im Fahrsimulator des Verwirrers durch die Matrix irren, dann würde sich diese Irrfahrt für uns wie eine Entführung anfühlen. Wir wüssten, dass wir hier oder da links abbiegen müssten, um ans Ziel zu kommen und würden sofort merken, dass wir es nicht können. Dadurch würden wir stutzig werden und die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf unsere Hände schauen und das Klebeband bemerkten würde steigen. Gleichzeitig kann uns der Verwirrer aber auch nicht suggerieren, dass wir uns auf unser Darma zubewegen, ohne glaubwürdig rüber zu bringen, dass wir dort niemals ankommen. Der beste Weg, uns in der Matrix zu halten, ist es uns daran zu hindern, sie jemals als solche zu erkennen und dies gelingt am Besten, wenn es nichts gibt, das uns dazu veranlassen könnte. Und dazu wiederum braucht man nichts weiter zu tun, als unseren Urinstinkt zu löschen, der uns zur Suche nach der Tür ins Erwachen antreibt. Diese Verwirrungsstrategie reicht zu 99,9% aus um uns vom Erwachen abzuhalten. Doch es besteht eine kleine aber nicht unbedeutende Restgefahr, die der Verwirrer ebenfalls nicht dem Zufall überlassen will. Es könnte ja sein, dass wir eines Tages zufällig oder mit einer ganz anderen Absicht durch die Tür stolpern, auch wenn wir nicht wissen, dass sie existiert. Es ist wie ein vergrabener Schatz in unserem Garten. Wir würden niemals auf die Idee kommen, danach zu suchen, wenn wir nicht wissen, dass es ihn geben könnte. Aber wir kommen vielleicht auf die Idee, einen Brunnen ausheben zu wollen und stoßen dabei zufällig auf die Schatztruhe. Denn auch wenn der Verwirrer die Tür aus unserem Bewusstsein löschen kann, kann er sie doch nicht wirklich löschen. Uns fehlt die Erinnerung daran, oder jede Form der Vorstellung, aber die Tür selbst existiert weiterhin.

Um zu verhindern, dass wir aus Versehen oder zufällig darüber stolpern, wendet der Verwirrer einen weiteren simplen und effektiven Trick an. Er löscht die Stelle mit der Tür nicht einfach nur aus unserem Geist, er überschreibt sie auch mit einer anderen Information, die als Abschreckung dient. Es ist etwa so, als würde man uns mitteilen, dass sich unter unserem Garten eine alte Giftmülldeponie befindet, von der zwar im Moment keine Gefahr ausgeht, die man aber auf keinen Fall freilegen darf, wenn man keine Umweltkatastrophe auslösen will. Diese Information führt nun dazu, dass wir nicht nur niemals auf die Idee kommen würden, hier nach einem Schatz zu suchen, sondern dass es uns nicht einmal mehr im Traum einfallen würde, hier überhaupt nach irgendetwas zu graben.

Auf diese Weise hat jeder seine ganz persönliche Giftmülldeponie, die seine Tür des Erwachens überlagert. Der Schritt über die Nulllinie und später auch der Schritt zur Darmaerfüllung ist also stets hinter etwas verborgen, das in uns große Angst, Abneigung und Ablehnung auslöst. Wichtig dabei ist jedoch, dass es sich um eine passive Abneigung handelt. Es ist also nichts, über das ich mich bewusst aufrege und ereifere, denn in diesem Fall würde ich bereits wieder meinen Fokus darauf legen und mich damit beschäftigen. Dadurch steigt die Gefahr, dass ich zu genau hinschaue, vielleicht doch eines Tages hinter die Kulissen blicke und die Ursache meiner Ablehnung erkenne, so dass ich doch wieder zur Tür geführt werde. Nein, es ist etwas, das man auf eine so „natürliche“ Art und Weise verabscheut, dass man es nicht einmal merkt. Es ist etwas, an das man im Normalfall keinen Gedanken verschwendet, weil einem vollkommen bewusst ist, dass man niemals im Leben etwas damit zu tun haben will. Nur wenn man direkt darauf gestoßen wird und einer Konfrontation nicht entgehen kann, flammt die Ablehnung, die Angst und das innere Unbehagen auf, so dass man sich sofort sicher ist: „Das? Nein, niemals!“

Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Situation immer so inszeniert ist, dass einen das ganze Umfeld in der Angst unterstützt. Man steht mit seiner Ablehnung also nicht alleine da, wodurch man auf die Frage kommen könnte, ob man hier vielleicht komisch ist und seine Meinung noch einmal überdenken sollte. Nein, die Ablehnung oder Abscheu ist im eigenen Umfeld meist Konsenz. Es ist etwas, das man einfach nicht macht. Und wenn man Menschen kennt, die etwas in dieser Richtung machen oder gut heißen, dann sind es in der Regel Menschen, die man nicht mag, die man ebenfalls ablehnt oder abstoßend findet oder die den Ruf haben, ein komischer Kauz zu sein, den man ja eh nicht für voll nehmen kann. Hier ist unsere Reise ein sehr anschauliches Beispiel. Sämtliche Bedenken, die wir selbst hatten und die uns so viele Jahre lang am Start gehindert haben, waren stets in unserem Umfeld Konsenz und teilweise bekommen wir sie noch heute zu hören: „Das geht nicht, auf diese Weise kann man nicht leben! Was ist denn, wenn einmal nicht alles klappt? Ohne Geld? Ihr lebt dann ja als Schmarotzer und Obdachlose! Das kann man doch nicht machen! Ihr müsst ja auch an die Familie denken! Sind euch eure Eltern denn vollkommen egal? Und eure Freunde und Geschwister? Wie ist das im Alter? Was passiert, wenn ihr mal krank werdet? Oder wenn ihr euch nicht mehr versteht? Wird das ganze nicht irgendwann langweilig und anstrengend?“

Um überhaupt ins reale Leben übergehen zu können, müssen wir den 0-Punkt überschreiten. Ab diesem Punkt sind wir selbst der bewusste Erschaffer unserer Realität, so dass unser Leben real wird. Hier gibt es nun keinen Verwirrer mehr, der uns vom Erreichen unseres Darmas abhält. Wir sind jedoch von nun an selbst verantwortlich dafür, dass wir dieses ziel erreichen und je nachdem, wie gut wir im Erschaffen sind, also wie stark unser Fokus ist, können wir hier relativ schnell und geradlinig vorankommen, oder wieder in Schleifen und Kreisen laufen. Die Art, der Verwirrung ist auch hier noch immer die gleiche, wie im Irrealen Teil, nur dass wir nun selbst dafür verantwortlich sind.

Natürlich wollten wir nun auch wissen, wo wir uns auf dem Zeitstrahl der Lebens-Phasen befinden. Wie ich bereits vermutet hatte, lag ich noch im ersten drittel der Matrix-Phase und hatte den Nullpunkt seit meienr Geburt noch kein einziges Mal in die richtige Richtung überschritten. Allerdings musste man dazu auch sagen, dass 99% des Fortschrittes, den ich in diesem Bereich gemacht habe, im letzten Jahr stattgefunden hatten. Alles, was mit meinem Wandel zu Franz zu tun hatte, hatte einen großen Beitrag dazu geleistet. Heiko befand sich hingegen relativ weit in der Übergangsphase und hatte schon 1800 Momente in der Realwelt erlebt. Bei Shania war es ein permanentes Wechselspiel zwischen Matrix und Realität. Sie hatte bereits 50 Realmomente erlebt, sich aber immer wieder zurück in die Matrix treiben lassen.

Spruch des Tages: Jeder von uns ist frei, wie müssen es nur erkennen

Höhenmeter: 180 m

Tagesetappe: 18 km

Gesamtstrecke: 21.756,27 km

Wetter: Sonnig und relativ warm

Etappenziel: Altes Rathaus, 76270 Lucy, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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