Tag 1333: Wie funktioniert der Muskelreflexionstest?

von Heiko Gärtner
24.01.2018 19:15 Uhr

Fortsetzung von Tag 1332:

Den Muskeln vertrauen

Unser Schlafplatz war heute wieder etwas ganz besonderes und auch wenn es uns wieder einmal rund zwei Stunden Zeit kostete, ihn aufzutreiben, war die Art und Weise, wie ich ihn entdeckt hatte ebenfalls ein Schlüsselerlebnis für mich. Wir kamen in der Mitte des Ortes, genau zwischen zwei Kirchen an und befragten den Muskeltest, welche der beiden Kirchen wir aufsuchen sollten. Rechts lag die irische Kirche, bei der ich uns wenig Erfolg ausrechnete, links lag die katholische. Zu meiner Verwunderung wies uns der Muskeltest an, nach rechts zu gehen. Warum er das tat verstand ich nicht im geringsten, denn die Kirche war wie erwartet verschlossen und es gab auch keinen Pfarrer in der Nähe. Also gingen wir zurück den Berg hinauf und versuchten unser Glück bei der katholischen.

Bewachsene Felsspalte

Bewachsene Felsspalte

Doch auch wenn diese normalerweise in Betrieb war, konnten wir niemanden antreffen, der uns helfen konnte. Eine Weile zog ich etwas planlos durch den Ort, bis mich eine Frau darauf aufmerksam machte, dass es nur wenige hundert Meter hinter der irischen Kirche eine Akademie für Landwirtschaft und Landschaftspflege gab, die auch Übernachtungsmöglichkeiten hatte. Und tatsächlich traf ich hier im Sekretariat eine Frau an, die uns ein Zimmer zur Verfügung stellte. Das Besondere für mich war dabei nicht das Zimmer, sondern die Tatsache, dass der Muskeltest vollkommen Recht gehabt hatte, mit der Richtungsangabe, auch wenn ich ihn vollkommen falsch verstanden hatte. Es zeigte mir jedoch noch einmal deutlich, dass ich darauf vertrauen konnte und das nicht nur in spirituellen und entwicklungstechnischen, sondern auch in ganz praktischen Fragen. Auch wenn ich das von der Theorie her wusste, habe ich doch immer einen Zweifel daran gehabt, der nun wieder um einiges kleiner geworden ist.

Verwunschener Wald in Irland

Akademie für Landwirtschaft und Landschaftspflege

Die Akademie selbst war das reinste Drecksloch, und das ist nicht abwertend gemeint. Das Zimmer, das wir bekamen, bestand aus zwei nackten Stahlbetten, einer Tür ohne Türklinke, einigen Schimmelflecken an der Wand, zwei kaputten Schränken mit Brandspuren von ausgedrückten Zigarettenkippen und einem fleckigen, dreckigen Teppich der seit mindestens einem Jahr nicht mehr gesaugt worden war. Damit lag unser Zimmer im oberen Durchschnitt von dem, was einem hier geboten wurde. Für uns war es kein Thema. Wir waren mehr als nur dankbar einen Platz im Trockenen zu haben, an dem wir Ruhe hatten und für uns sein konnten. Aber wenn wir uns vorstellten, dass hier normalerweise junge Erwachsene lebten, deren Eltern eine Menge Geld ausgaben, damit sie zur nächsten Generation an Landwirten ausgebildet wurden, dann machte das schon bedenken. Hier wurden die Menschen untergebracht, die uns in Zukunft mit Nahrung versorgen sollen, die also dafür zuständig sind, dass unsere Gesellschaft alles bekommt, was sie für ein gesundes, kraftvolles und nährstoffreiches Leben benötigt! Wunderte es da noch, dass die Dinge liefen, wie sie liefen? Wenn man bedachte, das im letzten Monat eine Schülergruppe aus Spanien hier zu Gast war, verstand man plötzlich auch wieder, warum man in diesen Ländern nur so grauenhaft schlechtes Obst bekam.

Spruch des Tages: Vertraue deinem Instinkt

Höhenmeter. 60m

Tagesetappe: 15 km

Gesamtstrecke: 25.195,27 km

Wetter: bewölkt, teilweise Regen

Etappenziel: Gemeindesaal, Saint-Brice-en-Coglès, Frankreich

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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