Tag 1351: Lebensstil-Kontrolle durch Lebensmittelpreise

von Heiko Gärtner
31.01.2018 20:09 Uhr

Im Supermarkt wären uns fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als wir die Preise sahen. Mit einem Schlag verstanden wir auch, warum es so schwer war, in diesem Land Nahrungsspenden von den Privatpersonen zu bekommen. Sie mochten hier vielleicht Geld haben, aber Nahrung kaufen konnten sie damit nicht. Wenn wir an einem Haus gefragt haben und darauf lediglich ein oder zwei Bananen bekommen haben, dann war uns dies im Vergleich zu anderen Ländern geizig vorgekommen. Rein vom finanziellen Aufwand her hatten uns die Menschen hier mit ihren Bananen aber oft mehr oder zumindest genauso viel gegeben, wie die Menschen in Frankreich mit einem halben Gericht.

Der Blick über die Küste

Der Blick über die Küste

Es war auch nicht so, dass es hier kein anständiges Brot gab, es war nur einfach vollkommen unerschwinglich. Für rund 2€ bekam man eines der ekehaften Toastbrote. Ein Baguette mit halbem Gewicht lag beim gleichen Preis. Für ein echtes Brot zahlte man hingegen locker 4-5€, ohne dabei in die gehobene Preisklasse vorgedrungen zu sein. Obst und Gemüse war sogar noch teurer und außerdem meist in einem erbärmlichen Zustand. Die meisten Möhren hatten jetzt schon Schimmelflecken und wurden noch regulär verkauft. Erschwinglich waren vom Preis wie von der Haltbarkeit an sich nur die Fertig- und Dosenprodukte, was wiederum erklärte, warum man sich hier ausschließlich davon ernährte.

Dabei fiel uns eine Beobachtung wieder ein, die wir bereits mehrere Male gemacht hatten. Das Toastbrot, das man hier kaufen konnte wurde grundsätzlich genau einen Tag nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum schimmlig. Nicht einen Tag zuvor und nicht zwei Tage danach, sondern genau einen. Wie funktionierte das? Wir hatten stets unterschiedliches Brot dabei und es herrschten immer wieder neue Bedingungen. Manchmal bewahrten wir es fest verschlossen in mehreren Tüten auf, manchmal lag es einfach oben auf dem Wagen. Manchmal regnete es fast durchgängig, manchmal war es trocken, manchmal warm und manchmal kalt.

Ein kleiner Spatz auf der Straße

Ein kleiner Spatz auf der Straße

Und trotzdem sah dieses Kunstbrot bis zur letzten Sekunde stets genau gleich aus. Es war egal, ob man es frisch gekauft oder schon ein paar Tage mit sich herumgetragen hatte. Es wurde nicht trocken oder hart sondern blieb immer genau gleich. So lange, bis das Verfallsdatum ablief. Am Vortag war es noch zu 100% in Ordnung und dann zeigten sich plötzlich überall grüne Schimmelflecken, ganz so, als hätte man es vorprogrammiert. Man konnte seine Uhr danach stellen. Mit rechten Dingen ging das sicher nicht zu. Wenn ihr mich fragt, dann wurde hier ganz gezielt nachgeholfen, genau wie bei technischen Geräten mit der künstlichen Obsoleszenz. Denn anders als bei unserem Brot, das nach ein paar Tagen ungenießbar wird, könnte man dieses hier sonst ewig weiterverwenden und das soll natürlich nicht sein.

Spruch des Tages: Der Preis macht die Musik...

Höhenmeter 765 m

Tagesetappe: 11km

Gesamtstrecke: 25.499,27 km

Wetter: erst Regen, dann sonnig warm

Etappenziel: Pilgerherberge, L´ille-Bouchard, Frankreich

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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